Berlin, 22. Oft. Aus Deutſch⸗Oſtafelka iſt ein erfreulicher Culturfostſchritt zu verzeichnen. Es hat daſelbſt am 16. d. M. die feierliche Ein⸗ weihung und Eröffgung des erſten Schienenweges, der Theilſtrecke Tanga⸗Tangebe, ſtattgefunden. Hoffent⸗ lich gehen die Erwartungen welche man pp ciell in Bezug auf den wirthſchaftlichen Aufſchwung der oſtafrikaniſchen Colonie Deutſchlands auf dieſes Er⸗ eigniß ſetzen darf, in Erfüllung, — Seit Tagen ſchwebt der Zar auf ſeinem herr⸗ lichen Landſitze Liwadia in der Krim zwiſchen Leben und Sterben, aber alle Meldungen über den Zuſtand des todt⸗ kranken Herrſchers lauten hoff aungslos, ſo daß zu jeder Friſt der Eintritt der verhängmßvollen Kata⸗ ſtrophe zu g wärtigen iſt. Ein om Freitag Abend 10 Uhr ausgegebenes Bulletin über das Befinden des Zaren lautete: „Die Nacht zum 19. d. M. verlief faſt ſchlaflos. Sr. Maſ'ſiät tand am Morgen wie gewöhnlich auf: Die allgemeine Schwäche, ſowie bie Thätigkeit des Herzens find unverändert. Das Oedem der Füße, welches fiüher eingetreten war, hat zugenommen. Der allgemeine Znſtand iſt un⸗ verändert Leiyden, Sacharjin, Hirſch, Popow, Wel⸗ jahninow.“ Alle Großfürſten und ſonßtigen Mit⸗ glieder des Kaiſerhauſes, ſoweit ſie nicht ſchon in Uivadia weilten, find telegraphiſch dorthin berufen worden. Die Prinzeſfin Alix von Heſſen, die Braut des Zarewitſch, iſt am Sonntag in Libadla einge⸗ troffen. Es heißt, Kaiſer Alexander habe den Wunſch, ausgesprochen, die Vermählung des Thronfolgers und der Prinzeſfin Alix noch vollzogen zu ſehen, weshalb dieſelbe mit aller Beſchl⸗unigung erfolgen ſoll. Die erfolgte Berufung des berühmten Nerven⸗ arztes Merſchej:waki nach Livadia wird damit er⸗ klärt, daß die Kaiſerin infolge der Aufregung und . der lezten Zeit ärztlicher Behandlung be⸗ Arſe. . Verſchiedenes. — Ladenburg, 22. Okt. Die Freiw. Feuerwehr hier hielt am verfloſſenen Samstag Abend un dim Gebäude der Landw. Kreiswinterſchute die Haupt⸗ und Schlußprobe ab. Nach Beendigung erſelben fand im Würzburger Hof eine geſellige Ul tetheltang ſtatt, weiche einen guten Verlauf nahm. Derr Bü germeiſter Hartmann drückte in ſeiner Aus⸗ pruche eine voll? Zuftiedenheit über die Leiſtungen des Corps aus und überreichte den Feuerwehrleuten Jacob Ernſt, Joſeph Colombara, Mathias Köhler, Fritz Kohler und Bruno Ucban Diplome für 12 jährige Dienſtzeit. „ Ladenburg, 19. OSttober. Die heftige Landw. Winterſchule beginnt ihren Unterricht am 5. November d. J. Es dürfte wohl auch am Plotze ſein in dieſem Blotte die Landwirte auf dieſe Anſtalt aufmerkſam zu machen, welche bereits ſchon ſeit 23 Jahren die beſten Erfolge aufzuweiſſen hat. Der Unterricht der Landw. Winterſchule will nicht nur das, was in der Polksſchule im Leſen, Schreſben und Rechnen gelernt wird, ergänzen und befeſtiger, ſondern auch durch erweiterten Unterricht ein Ver⸗ ſtändnis des Geleſenen, im Fertigen von Geſchäfts⸗ aufſätzen allet Art, im praktiſchen Rechnen, Feld⸗ meſſen und Zeichnen für das ſpätere Geſchäſtsleben ſachgemäße Anleitung geben. Auf Geund an⸗ ſchaulicher Verſuche unter Vorzeigung von Gegen⸗ ſtänden in Wirklichkeit, im Modell und in Abblidungen erhalten die jungen Landwirte Winke, Belehrungen und Rat ſchläge zum richtigen und lohnenden Betrieb der Landwirtſchaft. Eine praktiſche Boden und Düngetlehre ſucht die Schüler mit den Grundſätzen richtiger Bodenbearbeitung und Düngerbehandlung vertraut zu machen. An ſachgemäße Belehrung ber den Bau und das Wachstum der Pflanzen reicht fich praktiſche Unterweiſung über den Anbau, die Pflege, Aufbewahrung und Verwertung der landw. Gewüchſe (Getreide Handelsgewächſe, Futter⸗Wieſene, Obſt⸗ und Weinbau. Der Unterricht im Bau und Leben der Tiere befaßt fich gleichzeitig mit der richtigen und noturgemäßen Züchtung, Fütterung Pflege und Benutzung der Tere, ſowſe mit der Be⸗ handlung kranker Tiere. Von den zum Betriebe des Landw. Gewerbes und im häuslichen Leben richtigen und zweckmäßigſten Geräten und Maſchinen erholten die Schüler eingehende Kenntnis. — Grund⸗ ſätze, Regeln und Berechnung über die richtige Führung des Hausweſens und des Landw. Betriebs, über Kanf und Verkauf, ſowie Mitteilungen über die rechtlichen Geſetzbe⸗ wichtigſten bürgerlichen und ſtimmungen geben dem jungen Manne eine gute Vorbereitung auf ſeinen ſpäteren Beruf als Land⸗ wirt, Geſchäftsmann und Staatsbürger. — Mannheim, 21. Okt. Der Hochver⸗ rathsprozeß gegen Teufel, Dreesbach und Fentz von der „Volksſtimme“ wurde geſtern vor dem Schwur⸗ gericht verhandelt. Die Anklage lautete auf Hoch⸗ verrath und Aufreizung zum Klaſſenhaß. Die Geſchworenen verneinten bezüglich des Hochverraths bei ſämmtlichen drei Angeklagten die Schuldfrage; bezüglich der Aufreizung zum Klaſſenhaß wurde die Schuldfrage bei den Angeklagten Teufel uud Drees⸗ Schlafen: bach 5, ſaßt, bel dem Angeklaglen Fentz vetneln!, Der Mertreter der großh. Staatsanwaltſchaft bean⸗ tragte die Verhängung einer angemeſſenen Freiheſſe, ſtrafe gegen Teufel und Dreesbach, Freisprechung gegen Fenz. Der Gerichtshof erließ folgendes Urthelz Die Angeklagten Teufel und Drecsbach erhalten eing Geldſtrafe von je 50 Mk., Fertz wird freigeſprochen, In der Uctheilsbegründung heißt es, daß der Fall beſonders milde gelegen ſei und doß bei Dreisbach ſeine völlige Uabeſcholtenheit in Rückficht gezogen urde. d 1 — St. Leon (A. Wiesloch), 21. Okt, Ein ſchwerer Unglücksfall ereignete ſich am geſtrigen Nachmittag dahier in der Zigarrenfabrik der Herren Gebrüder Ritzhaupt. Der aus Reilingen geböhrlige Fuhrknecht Heinrich Fillinger wollle eben mit eine beladenen, bon zwei fungen muthigen Pferden be ſpannten Fuhrwerke, davon er eines am Zaum führte, aus dem Hofe der Fabrik fahren, ols daz andere Pferd ſcheute, in Folge diſſen Fillinger 950 einen Thorpfoſten derart gedrückt wurd“, daß ihm das Schliſſſelbein und drei Rippen brachen und ihm außerdem ein Arm aus dem G lente ger ſſen und eine Ohrmucchel abgeſchl zt wurde. Der raſch zut Sbelle gerufene Arzt konſtatitte zudem auch schwert jnnere Verletzungen, die die Ueberführung des Bes dauernswerthen in's alademiſche Krankenhaus in Heidelberg nötbig erſcheinen ließen. Der Verunglücktt iſt Familienvater don 5, theilweiſe ſchon erwachſenen ndern. — Ueber den Nutzen des Apfeleſſenz ſpricht ſich Dr. phil. Stößer in Bützow wie folg, aus; Der Ap ſilgenuß, deſonders unmittelbar vor dem Schlafengehen iſt ein bewährtes Mittel zur Förderung der Geſundbeit. Der Apfel liefert nicht nut eint vorzügliche Nahrung, er iſt zugleſch eines der herdor ragendſten deätetiſchen Mittel. Derſelbe enthäl mehr Phosphorfäure in leicht verdaulſcher Verbindung als irgend ein anderes pflanzliches Eczeugniß des Erde. 1) wirkt vorteilhaft auf das Gehirn, 2) regt die Leber an, vor dem Schlafengehen genoſſen, einen ruhen Schlaf, 4) desinfisziert die Gerüche der Mund höhle, 5) bindet bie überſchäſfigen Säuren des Magens, 6) paralyſiert hämorthoidale Störungen, 7) befördert die ſekretierende Thätigkeit der Nieren, 8) hindert ſomit die Stein bildung, 9) schützt fernt gegen Verdauungsbeſchwerden und 10) gegen Halz⸗ krankheiten. i — dieſes glänzende elegante Leben — alles das wirkte ſo wohlthuend auf Karl Werner's Gefühle, daß er Befabr lief, dos Leben in ſeiner Wirklichkeit zu vergeſſen und ſich in einem falſchen Paradieſe zu verwirren. Er war viel mit Maria Saxonbury zuſammen, viel mehr als ihm gut war. An ihr lag die Schuld. Eine große Verehrerin der Schönheit und des Genies, wie ihr Vater, erregten Werner⸗Remy's edle Züge ihre Bewunderung, während ſein Eifer und ſeine Liebe zu den ſchönen Künſten in ihr eine verwandte Seite anſchlug. Seine Geſellſchaft hatte hald einen außerordentlichen Reiz für ſie, und ſich rückhaltlos der Freude des Augenblicks hingebend, widmete ſie ihm bald ihre ganze Zeit. In Wahrheit war Maria Saxonbuih wohl die letzte, die in ihrem Standesſtolze ernſtlich an Jemand, der unter ihr ſtand, dachte. So lümmerte ſie ſich nicht um die Zukunft und lebte nur der Gegenwart. Sie war oft um Karl Werner, wenn er in der Galerie ar⸗ beitete, ſie war bei ſeinen Spaziergängen durch die Gärten häufig an ſeiner Seite, kurz es ſchien, als ob des Malers Geſellſchaft für den Augenblick wenigſtens Marien ein Bedürfniß wäre. Selbſt heute, wo ihr Vater und Schweſter zu einem Diner geladen waren, hatte ſie ſich entſchuldigt; ſie wollte daheim bei der Muttee bleiben, ſagte fte; aber Lady Soxonbury war in ihrem Zimmer und Maria blieb bei Herrn Werner⸗Remy. „Gefällt Ihnen dieſe Arbeit?“ fragte ſte plötz⸗ lich und hob eine grünſeidene Börſe mit goldenen Perlen und Quaſten in die Höhe. Karl ſtand auf, griff darnach und wandte ſie in ſeinen weißen zarten Händen hin und her. Erinnerung davon. „O, es iſt ein wahres Kleinod,“ gab er zur Antwort. „Sie ſollen ſie haben,“ fuhr Fräulein Soxon⸗ buty fort, „ſtatt des häßlichen Portemonaies von braunem Leder, das ich neulich bei Ihnen ſah. Ich hatte die Börſe für jemand anderen beſtimmt, der⸗ ſelbe ſcheint aber keine große Eile zu haben, ſie in Empfang zu nehmen; da will ich ſie Ihnen geben.“ Ein leichtes Roth färbte ſein Geſicht und ihre Augen ſenkten ſich unter ſeinem beredten Blick. „Wie ſoll ich Ihnen danken?“ war Alles, was er ſagte. „Es ſoll mir ein ewiges Andenken ſein.“ „Es iſt die Revanche für die hübſche Sklzze, die fie mir geſtern ſchenkten,“ fuhr ſie fort, „die Sie in Rom aufnahmen und aus dem Gedächtniß aus⸗ führten.“ „Verzelhung, Fräulein Saxonbuiy, ich ſagte Ihnen, ich hätte ſie nach der Beſchreibung gezeichnet; ich bin nie in Rom geweſen, dieſe Freude ſteht mir noch bevor.“ „Wie mir,“ bemerkte Maria. „Ich war ein⸗ mal als Kind dort, habe aber nur noch ſehr wenig Litztes und vorletztes Jahr, als wir unſere Zeit in Paris und deutſchen Bädern vergeudeten, die Mama mehr ſchadeten als nützten, drängte ich die Eltern. nach Rom zu gehen, aber ſie wollten nichts davon hören. Ich glaube, ich werde enttäuſcht ſein, wenn ich jemals hin lomme, wie das immer der Fall iſt, wenn wir ſo viel er⸗ warten.“ „Immer, immer“, murmelte der Maler. „Ich möchte einige von den Plätzen und Ge⸗ bäuden in Rom ſehen, die mir durch Gemälde he⸗ kannt find,“ ſagte Fräulein Saxonburh. „De Sein Genuß, beſonders unmittelbar vor dem 8) bewirkt, wenn regelmäßſg n 10 eden . 50 N. 0 . dee batnob! fag) l Prob hs erf 5 et 5 abe Cacao ſehlahe file Nl. . Viaſara. ſtriß ti f u Mllgen t Fanſte fn. Scntin öihtahm . Bult Ueberreſte von Cäſars Palaſt, den großen St. Peter, die ſchönen albaniſchen Hügel und alle anderen Sehenswürdigkeiten Roms. Manchmal werde ungeduldig und ſage Papa, es wird gar nichts fehr mich zu ſehen übrig bleiben, Salluſt's Garten wird ein Gewirr von Dornen und Unkraut ſein und Gi cilia Metella's Grob ein Trümmerhaufen.“ Und ſo plauderten fie, bis es dunkel wurde und der Diener hereinkam, um die Leuchter anz zünden. Da erinnerte Fräulein Soxonburh ſich ihrer Mutter und ſtand auf zu gehen und zu ſehen, warum dleſelbe nicht heruntergekommen war. Als ſie zurückkam, war das Zimmer leer, und ſie trat in die Fenſterniſche und blickte hing Man pflegte in Soxonburh an ſchönen Abenden die Gardinen in dieſem Zimmer nicht zuzuzi hen, da di Landschaft bei Mondſchein in der That einen heise lichen Anblick bot. Karl Wener⸗Remy ſchritt auf der Terraſſe auf und ab, mit feſten, ſelbſtbewußten Schritten und erhobenem Kopf; nur im Beiſein Anderer wer Werner⸗Remy ſchüchtern und befangen. Er bemerkte Maria und näherte ſich dem Fenſter. 1 „Ich habe die ganze Zeit über die „Phantoffe ſtudirt,“ ſagte er; „ſo ſtelle ich mir die in Wümme liegenden roͤmſſchen Tempel vor, wenn des Mondes Licht und Schatten auf ſie fällt.“ „Meinen Sie?“ erwiderte ſie lachend. „0 ö gehen nd es mir anſehen.“ 8.09 i d aal fur berbeſſe 9 4. burger olferie Nut 0 Rlaungen, den mt 2 W 5500 wie pe M f * 1 80 . 0 . e 13 1 0 80 8 dhe bonne f 115 a 155 du m ba Mit 250 dan iz 95 L U Nul N delle Stern