blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. . — Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. Preis viertelfährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungs * dle Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Jadenburg 10 Pfg., 83. Aiktwoch den 17. Oltober. Anzeigen: die 1⸗ſpaltige Corpus⸗Zelle oder dere Naum Druck und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg. Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Corpuszeile. Neclamen 20 Pfg. 1 Politiſches Derlin, 15. Oltb. Der Kalſer hat ſich Beendigung ſeines Aufenthaltes in Hubertusſtock der Berlin nach Schloß Friedrichshof im Taunus⸗ heben, um daſelbſt ſeiner erlauchten Mutter, der Nallerin Friedrich, einen Beſuch abzuſtatten. Von Ialedeichshof gedachte der Monarch im Laufe des Montag nach Darmſtadt weiter zu reiſen, um dem Meosherzog den angekündigten Gegenbeſuch zu machen. Don Darmſtadt aus unternimmt der Kaiſer am Dlenſtag einen Abſt⸗cher nach Wiesbaden, welcher e Theillnahme ai der Einweihung des Kaiſer Mihelms⸗Denkmales und der Eröffnung des neuen Holtheaters gilt. Noch am Dienſtag Abend tritt Jenn der Kafſer die Rückreiſe nach Berlin an, Pofeloß ſeine Anweſenheit für die nächſtfolgenden Tage anläßlich des bevorſtehenden Eintreffens des onigs von Serbien am kaiſerlichen Hofe, ſowie Hinblick auf die militairiſchen Feierlichkeiten des und 18. Oktober erforderlich iſt. ſchaaren, wie an jenem unvergeßlichen Junitage, da ſie vor den verſammelten Reichsboten ſich um den jugendlichen Kalſer gruppfrten, und aufs Neue wird darum Deutſchland, wird die ganze Welt eine hochbedeutſame Demonſtratſon für des Reſches Macht und Einheit durch die angekündigte glänzende Fürſten⸗ berſammlung in der erſten Reſidenz des Kaiſers erleben. Die Oertlichkei' wie das Datum der Fahnen⸗ weihe verleihen der ganzen Feſtlichkeit noch ein beſonderes Rellef. Dieſelbe wird ſich am Denkmale Friedrichs des Großen ab'plelen, desjenigen Herrſchers, der recht eigentlich den Grund zu der heutſgen Größe Preußens und Deutſchlands gelegt, und ſie wird an dem bedeutſamen Doppelgedenktage des 18. Okto⸗ ber, des entſcheidenden Tages der Völkerſchlacht bei Leipzig wie des Geburtstages welland Kaiſer Fried⸗ richs III. des ruhmgekrönten Helden, in Se / ne gehen. Ein großes Galadiner, das om Donnerſtag Abend im Berliner Refidenzſchloſſe ſtattfindet, ſchließt die geſammte Feſtlichkeit ab. — Der mit der Erkrankung des Czaren zu⸗ ſtodt vor ſich gehend ⸗a Weihe der den neuen en Batafllonen verliehenen Fahnen boerſpricht Ralſer von der Mehrzahl der regierenden Bun⸗ besfüſten, ſowie von einer Anzahl ſonſtiger Fürſt⸗ ten umgeben ſein, während der Fahrenweihe ſtungs⸗ außerdem noch die sämmtlichen commandiren⸗ Generäle der deutſchen Armee, die mandeure der in Betracht kommen⸗ Regimenter und Bataillone, viele milltairiſche mationen u. ſ. w. beiwohnen werden. Aufs e werden ſich alſo jetzt die deutſchen Fürſten das Oberhaupt des Reiches und der Nation — Die am nöͤchſten Donnerſtag in der Reichs⸗ zu einem ganz beſonders feierlichen und erheb⸗ u Aete zu geſtalten. Vorausſichtlich wird hierbei wartet. Die Vermählung des Großfürſten⸗Thron⸗ folgers mit der Prinzeſſin Alix von Heſſen ſoll der artig beſchleunigt werden, daß ſie vielleicht ſchon Anfang November ſtattfinden kann; als Ort der Vermählung gilt nach wie vor Petersburg. Verſchiedenes. — Mannheim, 15. Okt. Geſtern vor⸗ mittag 11 Uhr fand die feierliche Einweihung des auf dem großen Schloßplatze aufgeſtellten Kaiſer Wilhelm⸗Denkmals ſtatt. Schon Samſtag nachmittag waren der Großherzog, die Großherzogin, ſowie der Erbgroßherzog und die Erbgroßherzogin mit Gefolge unter dem Jubel der Bevölkerung hier eingetroffen und boben im Schloſſe Abſteigequartier genommen. Im Laufe des Abends, ſowie heute morgen fanden ſich die Prinzen Karl und Mox von Baden, der Kronprinz von Schweden mit Gemahlin, der Ver⸗ treter des Kalſers, kommandierender General v. Albedyll, ſümmtliche Minſſter, der Vizebräfident des deutſchen Reichstages, ſowſe viele andere boh⸗ Staats⸗ ſammenbängende Plan einer Regentſchoft in Ruß⸗ land nimmi jitzt eine greifbare Geſtalt on. Nach neueren P-tersburger Meldungen wird für die Dauer der Abweſenheit des Czaren von Rußland ein Regent⸗ ſchaftsrat gebildet werden, der aber nur vollziebende Gewalt erhalten ſoll. Er wird aus dem Groß⸗ fürſten⸗Thronfolger Neolaus, dem Großfürſten Michael und dem Großfürſten Wladimir beſtehen, der Regentſchaft ſoll Großſürſt Michael präftdiren, man ſcheint demnach den Czarewitſch doch noch zu und Mllitärbeamte, im ganzen ca. 70 Perſonen, hier ein. Auch die Nachbarſtädte waren durch Ab⸗ ordnungen vertreten. Nach beendetem Feſtgottesdienſte nahmen die bohen Herrſchaften und die ſonſtigen geladenen Gäſte, ſowie wie ein zahlreiches Publikum auf den auf dem Feßplotze erſtellten prachtvollen Tribünen Aufſtellung, worauf der aus ca. 12 000 Perſonen beſtehende Feſtzug von dem Marktplatze aus auf den Feſplatz zog. Dieſer Feſtzua, an welchem ſich die Schulen und ſämmtliche Vereine jung und zu unerfahren befunden zu haben, um ihm das verantwortungsreiche Amt eines Präfidenten der Regentschaft zu übertragen. Das die Bildung und Einſetzung einer Regentſchaft ausſprechende Manffeſt des Czaren wird in nächſter Zeit er⸗ und Korporationen beteiligten, machte einen imbo⸗ fſanten Eindruck. Die Hochrufe auf den Landesfürſten und die Mitglieder des großh. Hauſes, welche beim Vorbeimarſche ausgebracht wurden, wollten kein Ende nehmen. Nach beendigter Aufſt⸗lung nahm der Af der Irrfahrt des Lebens. mon nach dem Engliſchen von Jenny Piorkowska. 7 Erſtes Kapitel. aarel. Nur zu bold war der Rauſch vaflogen und ſuh ein, daß ſie einen Edelſtein hatte fallen Fach ein ſeſſen, um nach einem Schatten zu greifen. Herr — war ſeines neuen Splelwerks bald müde Reln d bernochläffigte ſeine junge Frau. Er führte wildes Leben und vergeudete auch ihr Vermögen, innet dem er ſchon das ſeine verſchwendet halte. org. zwiſchen war der verſchmähte Arthur Marr durch 1e unerwarteten Tod eines Verwandten zu Reich⸗ beilet m, Anſehen und Stellung gekommen. Ver⸗ 95 hlich hatte er Marje Remmy roſch vergiſſen, — n ihrer Vermählung folgte bald die ſeine; leſcht wollte damit er der Welt zeigen, daß ihr berzeihliches Betragen ihm nicht zu nahe gegangen r. 1 Frau Remmy hatte manches Jahr hindurch en Kummer ſchweſgend getragen und mit ihrer il. tue gekämpft; endlich aber verließen ſte ihre Kräfte, fing an zu kränkeln; wenige Monate ſtellen iten. udens — und ſie war dem Grabe nahe.“ Sie ar ſich deſſen bewußt, heute mehr denn jemals war bald her, Ihr erſtes Kind, ein Mädchen, wieder geſtorben, mebrere Jahre darnach ward ihr ein Sohn geboren. Mie ſie jetzt ſo dalag und voll Kummer an denſelben dachte, trat ihr Gatte ein. Er war nur nach Hauſe gekommen, um für ein Feſt Toilette zu machen. i hin, als er die ungewöhnliche Röthe auf ihren Wangen bemerkte. „Ich wortete ſte mühſom athmend. mit Dir zu reden.“ „So beeile Dich,“ ſagte er und ſah unge⸗ duldig nach der Uhr, „ich habe keine Zeit zu ver⸗ ſchwenden.“ „Zeit verſchwenden! An Deiner ſterbenden Gemah ein? Heute müſſen andere Vipflichtungen vor mir zurückſtehen, es wird ja zum litzten Male ſein,“ erklärte ſte. „Thorheit, Marie. Du biſt nervös., gieb Dich nicht derartigen Gedanken hin. Was haſt Du mir zu ſagen?“ frug Werner ungeduldig. „Es ſind nur noch wenige Tage, böchſtens eine Woche beſchieden; Alfred, würdeſt Du je einen Eid brechen können?“ „Einen Eid brechen!“ wiederholte er über⸗ raſcht. . „Du vergißt ein Versprechen oft ſo raſch wie Du es giebſt, aber ein Eid legt feierliche Verpflichi⸗ ungen auf; willſt Du mir einen ſolchen leiſten?“ habe Mancherlei auf dem Herzen,“ ant⸗ „Alfred, ich habe „Wie erhitzt Du ausſflehſt,“ bemerkte er leicht⸗ 1 „Daß ich nicht wieder beirathen will?“ ent⸗ gegnete er im Tone unterdrückten Spottes; „be⸗ ruhige Dich, habe durchaus keine Abſicht dazu.“ 5 „Nicht doch,“ erwiderte ſie kraurig, „das wäre ein Zwang, den Dir aufzuleg'n ich kein Recht habe; mein Tod giebt Dich frel. Ich fle nur, daß Du . unſerm Kinde ein guter Vater ſeiſt.“ „Und dazu wilt Du mich verpflichten!“ rief Herr Remy aus. „Das iſt wobl kaum röthig. Gewiß werde ich gut gegen Karl ſein. Was fällt Dir ein, Marie 7 Meinſt Du, ich werde ihn ſchlagen oder aus dem Haufe jogen! Ich werde den Knaben nach Eton und von da auf die Univerfität ſchicken. Ich verſpreche Dir, daß ich ſtts ſein Beſtes im Auge haben werde. 8 Und nun ruhe ein w'nig, Marie, daß ich Dich beſſer finde, wenn ich wieder heimkehre.“ i f 10 Nach dieſen Worten wandte er ſich eilig um und verließ das Zimmer, ohne daß ſie ihn zurück gerufen hätte. Kurz darauf guckte ihr Sohn Karl zur Thü herein, ein Kind von ſieben Jahren, das ſeine Mutter Schönheit geerbt hatte, aber für ſein Alter zu klug, zu empfindſam, zu nachdenklich war. Auf den Zehen ſchlich er zu ſeiner Mutter hera und blickte ſie mit ſeinen großen glänzenden braunen Augen mit trgurigem Ausdruck zärtlich fragend an. Dann ſenkten ſich ſeine angen dunkeln Augenwimper und legte ſeine Arme licbevoll um ihren Hals.