macht. er 18 blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Ladenburg 80. Allgemeiner Anzeiger für Jadenburg und Erscheint jeden Dienstaz und Freitag Abend. 1 beertelfährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungs⸗ 10 Pfg., . b 5 Anzeigen: die 1⸗ſpaltige Corpus⸗Zelle oder dere Raum Druck und Verlag von Narl Molitor, Ladenburg Samstag den 6. Oätober. Amgegend. Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 5 Pf. Corpuszeile. Neclamen 20 Pfg. N — eee 1894. Volitiſges. Helin, 3. Oktober. Der Kaiſer gedenkt eien Freitag, nach Brendigung ſeines Jagd⸗ I boltes in Rominten, in Schloß Hubertusſtock een. Soweit bekannt, wird der Aufenthalt Ponarchen in Huberlusſtock eine Woche währen, af erfolgt die Rückkehr nach dem neuen Palais i Potzdam. Der Reichskanzler Graf Coprivi, welcher ier Rückkehr aus Kalsbad noch einen kurzen Mfobalt auf dem Lande genommen hatte, iODienſtag wieder in Berlin eingetroffen und die perſönliche Leſtung ſeiner Amtsgeſchäfte Meder übernommen. — Die bekannken Vorgänge in der Berliner Mfeuerwerker⸗Schule haben in ganz Deutſchland Poste Aufſehen erregt und ſpielen in der Ta⸗ eiſion noch fortgeſetzt eine hervorragende Rolle. erhaftung von beinahe zweihundert Uater⸗ ren, welche ein ſehr angeſehenes militairiſches eie tut beſuchten, wigen ſchwerer Diseſplinar geben iſt ein ganz unerhörter Vorgang in der die geſammten anderen Heere gilt. Was Wun⸗ daß da all rhand toll⸗ und aufregende Gerüchte e borgenommenen Verhaftungen geknüpft wur⸗ ud daß geſchwätzige Fama einen föemlichen — ung über den ganzen ſenſationellen Zwiſchen⸗ och ausſt⸗ht, ſo darf es wohl ſchon fetzt als ten erachtet werden, daß derſelbe keine politiſche jung beſitzt und daß er vielfach übertrieben felt worden iſt. Speziell ſcheinen jene Mit⸗ ugen, welche bereits von einem ſoziallſtiſche⸗ ien Armee, deren Diecſplin ja als ein Muſter Oberfeuerwerker⸗Schule erſtattet, worauf dann der kreis um jene an ſich gewiß ſo beklagenswer⸗ Vorgänge wob! Obwol aber eine authentiſche anarchiſtiſchen Complott in der Berliner Ober⸗ feuerwerker⸗Schule sprachen, der Begründung zu ent⸗ behren, es iſt da offen bor aus einer ganz vereinzel⸗ ten Erſcheinung ein verfehlter Schluß auf das Ganze gemacht worden. Soweit ſich hiute die Sache über⸗ ſehen und beurtheilen läßt, handelt es ſich um aller⸗ dings ſchwere Inſubordinationsvergehen, welche an⸗ ſcheinend durch eine elwas zu lockere Zügelhaltung unter dem früheren Direktor des Inſtituts einen Vorſchub erhalten hatten. Da es nicht gleich ge⸗ lang, die Rädelsführer bei der Emeute zu ermitteln, ſo iſt es eben einfach der geſammte betreffende Jahr⸗ gang der Oberfeuerwerker⸗Schule verhaftet und auf die Feſtung Magdeburg verbracht worden. Ver⸗ mutlich dürfte ſchon die Vorunterſuchung in der Affaire ergeben, wer die eigentlichen Schuldigen und wer die eigentlichen Verführten oder überhaupt Un⸗ ſchuldigen unter den Verhafteten find. Ob und in⸗ wiewelt es der maßgebenden militairiſchen Behördt belieben wird, eine amtliche Darſtellung des geſamm⸗ ten Vorfalles zu veröffentlichen, das bleibt zunächſt Wie es heißt, hätte General v. Hahnke, abzuwarten. Chef des Militaircabinets, dem Kaiſer in Rominten persönlich Bericht über die Begebenheiten in der Monarch das Weitere verfügt haben ſoll. Anderſeſts wird jedoch behauptet, der Befehl zur Verhaftung der 183 Unteroffiziere und ihter Ueberführung nach Magdeburg ſei vom Kriegsminiſter ausgegangen. — zwiſchen Frankreich und Madagascar iſt das letzte Wort noch nicht geſprochen. Die franzöfiſche Re⸗ gietung will ihre entgiltigen Entſchließungen bezüglich Madagascars erſt foſſen, wem ſie von dem Ergeb⸗ niſſe der Schritte ihres Sp zlalabgeſandten Le Myre de Vilers bei der Howas⸗Regierung unterrichtet iſt. Paris, 3. Oktober. In der Streitfrage Die Annahme, daß zwoiſchen der bevorſtehenden Ein berufung des franzöſiſchen Parlam ats und de⸗ Madagascarfrage ein Zufammenhang beſtehe, wird, von unterrichteter Parſſer Seite als unbegründet bez ichnet. Natürlich wird aber das Miniſterlum Dupuy die günſtige Gelegenheit des Zuſammentrittes der Kammern benutzen, um ſich von denſelben auf alle Fälle einen „onſtändigen“ Credit für den even⸗ tuellen Feldzuges auf Madagascar geben zu laſfen. — Die Jopaner haben nunmehr den Kiieg gegen China in das eigene Land des Feindes ge⸗ tragen. Im Norden hat die japaniſche Armee die ö Grenze der Mandſchurrei überſchritten und nähert ſich in ſtarken Märſchen der Prob inzialhauptſtadt Mukden und im Süden ſoll ein zweites japaniſches Corps in Stütke von 35 000 Mann in der Käſten Provinz Schantung gelandet ſein. Die eigentliche Entſcheidung in dem japaniſch⸗chine fischen Krieg ſch int demnach wirklich unter den Mauern Pekings zu fallen. Augenſcheinlich infolge der immer ungünſtigeren Wendung des Krieges für die chineſtſchen W eff nimmt in China und peziell in der Haupdſta t Peking der Fremdenbaß täglich zu. Die faiſerlich en Behörden haben wachſende Mühe, Aus ſchle tungen des Pekinger Höbels gegen die Fremden zu d hindern. Anderſeits befürchtet man in Pla leitenden Kreiſen, daß die chinefiichn Soldaten d. einem Angriffe der Japaner auf Peking metern würden. Verſchiedenes. — Ladenburg, den 4. Oktob. Die Vo beretungen zur Pfalzgauausſiellung find ſoweit ge⸗ diehen, daß alle Feſtlichkeiten programmgemäß vor ſich gehen können. — — Herzenswege. 75 Novelle von F. Stöckert. — 5 g Er ſtimmte das wunderſam traurige Lied von mann an: f fende einen Gruß, wie Duft der Roſen, ch ſend' ihn an ein Roſenangeſicht. ſende einen Giuß von Frühlingskoſen, f h ſend' ihn an — ein Aug' voll Ftühlingslicht. ius der is Schmerzensſtürmen, die mein Herz durchtoſen, obrenfet end' ich den Hauch, Dich unſauft rühr' er nicht! Nun Du gedenkeſt an den Freudeloſen, r & Co % So wird der Himmel meiner Nächte licht. essen. Jder Ton dieſes herzbewegenden Liedes drang zmmy herüber und trieb ihr die heißen Thränen el „ Augen. Tief, tief ſang er ſich in ihr Herz a u und ließ ſie alles, alles vergeſſen, nur das 9 nicht, daß ſie ihn liebte. b Sollte fi⸗ hinüber nach dem Salon, ihm danken 5 sein Lied, ihm ſagen, daß dasſelbe ihr Herz 1.90 bungene Schon hatte fie ſich erhoben, da firl ihr 52 auf das Bild Sidoniens. Auch die hatte einſt 1 V beſtrickenden Stimme gelauſcht. Zögernd blieb E: tz . Ungen, ſie ſtand nicht mehr im Banne feiner me, und die Vergeſſenheit aller Dinge, die über gekommen während ſeines Geſanges, wich all⸗ Handlungen beſtimmt? Oder find wir es ſelbſt die unſer Schickſal beſtimmen ? Ein einziges Wort hätte genügt, die Zukunft in der Thür ſtehen und nun war der letzte Ton ſte sprach es nicht aus und nahm gelaſſen ein Schickſal auf ſich, das ſie mit dem traurigſt All tagsgeſicht des Lebens höhniſch anſchaute. 5 . ** 5 f Heiß lag die Juniſonne über der Refidenz, ihr glühenden Strahlen brannten ſich ein in die Mauern der Häuſer, in die Bürgerſteige, alles, jeder Pflaſter⸗ ſtein ſchien Gluthen auszuſtrömen. Wer irgend flüchten konnte aus dieſer beäng⸗ ſtigenden Schwüle, der vertraute ſich dem Dampf⸗ ktoß an, das ihn mit Windeseile davon krug in lühlere Regionen, wo Wälder erquickend rauſchten, oder Meereswogen ihn grüßten, mit ihren urewigen herzerfriſchenden Geſängen. Zu dieſen glückli⸗ chen bevorzugten Menſchenkindern zählte der Doctor Schmit. ohne Feſſeln, wie er war, durfte er hinauseilen aus dem Hauſermeer, hinaus in die weite, ſchöne Gotles⸗ W welt, mühlich von ihr. Wohl begann ihr Herz heftig zu klopfen, als ſie jetzt hörte, wie er das Haus verließ, aber ſie ließ ihn gehen, ſie rief ihn nicht zurück. Iſt es die Macht des Schickſals, die uns zu ſolchen Emmy's g ücklich und ſorgenfrei zu geſtalten, aber Di: Ferſen hatten begonnen und ohne Pflichten, a Sein Relſeziel ging nicht allzu ſehr ins weite; nur in den Thüringer Wald hinein, und von dort aus wollte er nach einer kleinen entlegenen Stadt, in welcher ſein Freund, der Profeſſor, ſeit Anſong Juli am Gymnafium angeſtellt war. Dort hoffte er auch ſicher Emmy wiederzuſehen und ihr Trotz⸗ Alöpſchen endlich zu bestiegen. Schließlich mußte fie ja doch, trotz aller idealen Anfichten, einſehen, daß die Liebe hier Siegerin bleiben mußte. So beſtieg er denn voll Sehnen und Hoffen die Droſchke, die ihn nach dem Bohnhof bringen ſollte. Vorüber ging es an Häuſern, an oͤffenlichen Platzen, an hunderten von Menſchen, die da blaß und müde in der Mittagsgluth durch die Straßen eilten. Unter dieſen wenig Beneidenswerthen befand ſich auch Emmy. Sie hatte den neuen Wohnort ihres Schwagers ſehr bald wieder verlaſſen. Das troſtloſe einerlei der kleinen Stadt, das unthätige ereignißloſe Leben, dazu die gereizte üble Laune ihres Schwagers, die Verſtimmung ihrer Schweſter; alles das war ihr unerträglich vorge⸗ kommen. Ihre geſunde energiſche Natur bedurfte der Bewegung, des Handelns, des Schwimmens im vollen Lebensſtrom. So erklärte ſie denn eines Tages, daß ſie den Ihrigen nicht länger wollte zur Laſt fallen Hund nach der Reſidenz zurückzukehren gedenke, wi