ung, nt Mann jut In lie nburge 8 1 3 5 0 1 10 Pfg., Druck und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg. Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Corpuszeile. Neclamen 20 Pfg. 25 N N . Wiktwoch den 3. Olitober. 1894. — — ſerumtheraple ſetzt dieſe Zahl auf zehn Prozent der bisherigen Sterbefälle und bei rechtzeitiger An⸗ wendung in den erſten 48 Stunden ſogar auf fünf Prozent herab. Die Virſuche in fünf Berline⸗ Krankenhäusern ergaben, daß von 72 Diptheritis⸗ kranken, welche ohne Serum behandelt wurden, 25 ſtarben; von 78 in den erſten zwei Tagen der Krank- heit mit Serum Behandelten ſtarben nur zwei. Es ergiebt ſich daraus, daß feiſche Fälle, ſelbſt mit geringen Doſen behandelt, zur Heilung gelang ⸗n müſſen. In zwei anderen Spitälern ſtarben in 89 Fällen, die mit Serum behand lt wurden, nur 12 Patienten; von dieſen gebörten fieben zu den aller⸗ ſchweiſten, die überhaupt nicht behandlungsfählg waren. Viel hängt alſo davon ab, daß der Kranke frühzeitig mit Serum behandelt werde. Die An⸗ wendung des Serum bringt ſofort die Temperatur und den Puls zum Zurückgehen. Auch die Nachb⸗⸗ handlung iſt we ſentlich erleichtert und die Sterblich⸗ leit während der Nachbehandlung bedeutend geringer. Hoffen wir, daß die allerdings ganz erſtaun⸗ lichen Z fern ſich auch bei Verſuchen in größerem Maßſtade als zutreffend erweiſen. Intereſſant iſt es, daß faſt gleichzeitig auch der franzöſiſche Arzt Doktor Roux, ein Schüler Paſteurs, der die Behring 'ſche Entdeckung der Blutſerumtheropie ſelbſtändig weiter⸗ geführt hat, im Parſtzur'ſchin Inſtitut in Paris zu gleich günfligen Reſultaten gelangt iſt. Er hat bel 118 Diphtheritis⸗Erkrankungen, die er mit Serumin⸗ jiktionen behandelte, nur zwei Sterbefälle zu ver⸗ zeichnen gehabt. Nach den Mitteilungeng Behrings iſt die Gewiß⸗ helt wirklicher und großer Erfolge allerdings erſt bei Diphtherie und Tetanus konſtatirt; es iſt aber bloß eine Frage der Zeit, bis man dahin gelangt, die Pneumonie, Cholera, Typhus und vielleicht auch die Tuberkulose durch die Anwendung des Blutſerums zu heilen, Koch verſuchte die Bakterientödtung im leben⸗ den Organismus. Behring hatte ſeine Augenmerk mehr auf die Bekämpfung der von den Bakterien⸗ giften hervorgerufenen Erſcheinungen gerichtet. Im Jahre 1890 machte er Verſuche mit Meerſchweinchen, die zum Theile zwar keine praltiſche Bedeutung für die Behandlung der Diphtherie am Menſchen hatten, doch ſo viel ergaben, daß die Thiere immun wurden. Weitere Verſuche überzeugten ihn von der eminenten antitoxiſchen (giftwidrigen) Eigenſchaſt des Serums. Bei jedet Infektionskrankheit bilden fich im Blute ſchützende Köper, welche den Patienten für künftige Fälle immun machen. Dadurch iſt dem Arzt ein unermeßliches Forſchungsmaterial geboten. Für die praktiſche Verwendbarkeit der Blutſerumtherapie bleibt es jizt die Hauptſache, daß es gelingt, die wirkſame Subſtanz in ſolcher Menge und mit ſolchen Koſten herzuſtellen, daß das neue Heilverfahren auch Armen zugänglich werde. Bis fetzt iſt die Herſt lung dis Heiſnume, das hauptſüchlich von der Höchſter Farbwarenfabrik Meiſter, Luclus und Brüning geliefert wird, immerhin noch koſt pielig genug. Profe ſſor Behring gewinnt es von Schafen und Pferden, Doktor Roux in Paris ausſchließlich von letzteren. Es iſt nun die Frage, in weicher Weiſe bei uns die Mittel deſchefft wer⸗ den ſollen, um die Fabrikation des neuen Heilm t⸗ tels in großem Maßſtabe zu ermöglichen. In Paris hat man nicht gewartet, bis der Staat das entſchei⸗ dende Wort sprechen würde. Der „Figaro“ eröff⸗ nete kurzer Hand eine Sammlung und binnen zwei Tagen waren 36,000 Franken zur Stelle, mehr als genug, um die von Doktor Roux als erforder⸗ lich bezeichnete Summe zu decken. So lobenswerth ein ſolches Vorgehen iſt, würden wir es in Deutſch⸗ — Tab. S. f A 7 7 mae Allgemeiner Anzeiger latten, seh i 5 5 11 ö Lſcheint jeden Dienztaz und Freitag Abend. erden, 90 Preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungs⸗ der Nagl blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. 1 Tü i die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Ladenbur ſuchbarma a N 1 wogen. 80 „„ 1 lan 1 eſen zu fh 88 wen Nr. 79. ukommt dale Der Würgeengel der Kinder. Viwendmg Auf der Suche nach einem Allheilmittel gegen Haufe zu hn klons⸗Keankheiten hot die mediziniſche Wü ſſen⸗ gel vor ih ſchaſt einen mächtigen Schritt vorwärts gethan. In bekreld em dull der in We tagenden Verſammlung deutſcher Aerzte zur Tabalfab und Naturforſcher hat Profeſſor Behring über die nachen. don ihm entdeckte Serum⸗Therapie und über die An⸗ werden gen wendung eines Heilſerums ſp ziell gegen die Diphtherie 8 40 A5 Mutellungen gemacht, die geradezu Senſation erregt 5. Juli 187 oben. Die furchtbare, verheerende Krankheit, die Mil⸗ lionen unſerer Lieblinge dahinrafft, hat ihren Gegner piember 1884 gefunden, der ſte, wenn nicht alle Anzeichen trügen, amt. don ihrem über Leichen errichteten Throne herabſtürzen n. und ſie hoffentlich für immer unſchädlich machen — wird, Es iſt wahr, der leidenden Menſchheit find getade mit ſolchen vielgeprieſenen Heilmitteln ſchon die bitterſten Enttäuſchungen bereitet worden, und wer ſich der vorschnellen Begeiſterung erinnert, mit der vor vier Jahren die Entdeckung des Tuberkulins degtüßt wurde, wird ſich auch gegenüber dem neuen Tadeunhnig alherum gegen die Diphtherie einer gewiſſen Skepfis Abendt nicht entſchlagen können. Trotzdem muß anerkannt hr weiden, daß die Heilreſultate, die von Peofiſſor e Behring und ſeinen Mitarbeitern bisher erzielt wur⸗ 1 den, Überraschende günſtige find. Zahlen ſprechen in 5 diesem Falle am beredteſlen. Von 10 000 Kindern Vorstand fiaarben bisher 240 an Diyphtheritis und Bering ver⸗ ſcher chert, daß bei durchgreifender Anwendung ſeiner pro⸗ * G pehlaktiſchen Impfung mit Blutſerum dieſe Sterbe⸗ — fer mindeſten auf ein Drittel ihrer j zigen Höhe ernen boi! finten würde. Ja Deuiſchland und Oeſterreich zu⸗ Joachim, ſommen müßten bei einer Bevölkerung von hundert Jodenburg. Millonen Menſchen in den nächſten zehn Jahren — von drei bis vier Millionen Diphtheritiskranker etwa 2 el Millionen elend zu Grunde gehen. Die Blut⸗ Linſen ft . Herzenswege. L. Sten! Novelle von F. Stöckert. g zuvor. Wein o Ditet Flaſcht 1 Sbampaitz Tanzchen, nach dem verſtimmten Klavier, ſo hact C. Sten gestraft werden! Was konnte er ſchließlich dafür, —— daß die etwas überſpannte Sidonie ihn zum Helden ert hies Tagebuchs gemacht; und die paar unbedachten Patronen einer Fauſtrolle br elwas mehr Ausdruck geben zu müſſen, .. alten ſo viel Unbeil gestiftet, Sidonie das Herz 1 tbrochen haben? Unſian! Wie ein Lächeln flog es nirte izt über ſein heißes erregtes Giſicht. Was war es „ Aer, als die Schwärmerei von ein paar jungen N 1 üdchenköpfen, die ich an dem Strand der Nord⸗ te zuſammengefunden und ſich waheſcheinlich beim M llenrauſchen förmlich eingeſponnen hatten in dieſen Herr mal! herzbrechnden Roman! Das Tagebuch der axaltirten tt Sidonie hatte das ſeinige dazu gethan, und daß er el. Kl nun ſchließlich der Held dieſes Tagebuchs, das mußte Kitten zerbil a Emmy für den erſten Augenblick ganz außer pe Ge, l Foſſung bringen. „ . w. mußte fie 11 zur Befinnung kommen und ſich ſalbſt u 30 1.500 jagen, daß ihr Benehmen ihm gegenüber doch ein 9 zecht unnberlegtes kindiſches geweſen. Sie wißtd Sollte er um dieſer harmlofen Sachen willen, Nieſer kindl chen Geſellſchafts pele und impropifteten orte an jenem Maskenball, wo er geglaubt hatte, dieſem intet ſſanten Gretchen 9 2 bereuen, und aus dieſem erſten kleinen Sturm würde ihre lebe ſtrahlender emporblühen denn An ſein Glück glaubend und an die Mach! ſeiner Träumen aber erſchien ihm nicht Emmy, ſondern Sidonie Welten; blaß, nervös und interreſſant, und flüſterte ihm leiſe ins Ohr: wie ſo ſüß die Rache ſei! Der nächſte Tag war ein Sonntag. Emmy hatte eine ſchlafloſe Nacht gehabt, und lag müde und abgespannt in ihrem Schaukelſtuhl. Wie war die Welt doch verwandelt ſeit geſtern! Wohl ſchien die Sonne eben noch ſo frühlingswarm, und dr Himmel blaute ſo verheißungsvoll, ihre ſonnige Frühlingswelt aber, in der ſie gelebt und geliebt, die ſchien verſunken mit ihrem Glück, ihrer Jugend und ihrer Liebe. „Biſt Du zu sprechen, Emmy?“ ertönte jetzt die Stimme ihr 8JSchwagers vor ihrer Stubenthür, auf ihre bejahende Antwort trat er derein und ſtand nun vor ihr, auf demſelben Flock, wo am ver⸗ gangenen Abend Schmitt geſtanden. Mit zorniger Stimme redete der Proſeſtor auf das junge Mäd⸗ chen ein, ihr ihren Uaverſtand, ihr kindiſches Be⸗ Mn ſie nachdachte über olles, nehmen Schmit gegenüber mit harten Wolten vor⸗ haltend. Emmy hörte ihn ziemlich gelaſſen an. Er war entſchleden der letzte, der Einfluß auf ſie gehabt Liebe, begab er ſich endlich zur Ruhe. In ſeinen hätte. Was verſtand er von der Liebe eines Mädchenherzens, wie das ihre! Wie kalt, wie nüchtern, wie berechnend klang ſeine Stimme in das heiße Fühlen ihres jungen Herzens hinein! „Bemühe Dich, bitte, nicht länger, Du wirſt meinen Entſchluß doch in keiner Weiſe beeinfluſſen,“ ſagte ſie jetzt endlich, und hoffte die Unterredung damit zu beenden. Sie irrte ſich aber. „Ich habe Dir noch eine wichtige Eröffnung zu machen, die hoffentlich Deinem thörichten Beharren ein Ende machen dürfte,“ begann ihr Schwager jetzt, indem er ſich ſchwerfälleg auf einen Stuhl niederließ. „Ich dachte wirklich, Deine Gründe wären nun erſchöpſt.“ ſagte Emmy mit einem leiſen Seufzer. „Leider noch nicht,“ erwiderte der Plofeſſor, indem eine etwas verlegene Röthe in ſein hübſches Geficht ſtieg. „Nun, dann bitte.“ Reſignirt lehnte ſich das junge Mädchen wieder in ihren Faut⸗uil zurück. Es war ja doch alles umſonſt; das blaſſe Giſicht Stdonie Welten's würde doch ſtets zw chen ihr und ihrem Geliebten ſtehn. f Trocken und geſchäſtsmäßig begann der Pro- feſſor jetzt ihr auseinanderzuſetzen, daß ihr und ihrer Schweſter Vermögen durch unglückliche Sprculationen, die er auf den Rath ſeines Bar qulex unternommen,