le ſtellt un . arqus üble. jerein WMitkkwoch den 15. N e Anzeigen: die 1⸗fpaltige Corpus-Zelle oder dere: 0 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg Druck und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg. Naum Corpuszeile. Reclamen 20 Pfg. 1894. cht. Len Preis piertelfährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungs⸗ blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. egtor die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Ladenburg — ſſer ntwein 8 F inrtiben ie kuſſiſchen Greuel in Sibirien und ſtwein Poken, e 10h Unter den zahlreichen Kongreſſen, welche an⸗ Aplach der galtziſchen Landesausſtellung nach Lem⸗ Pihl eig einberufen wurd n, befindet ſich einer von ganz —.— Vonderer Art, wie er wohl nur in Polen möglich Es iſt dies der für den 18. September an⸗ en Aändigte Kongreß der Deportirten, das iſt oller 8 Polen, die ſeinerzeit nach Sibirien verbannt geweſen Merkel. Auf die erſte in den Zeitungen veröffentlichte —— dung meldeten ſich ſofort über hundert Theil⸗ on gehmer aus allen Gegenden des Landes ſowie viele 11. zus dem Auslande. Welche Bedeutuag dieſer Ron⸗ ges beſitzt, erhellt ſchon daraus, daß viele von den 5 demalig Deportirten jetzt politiſch mitten im Leben Merkel. Palizlens ſtehen, Abgeordnetenmandate inne haben ind hohe Beamtenpoſten bekleiden. Viele, und wohrlich nicht die geringſten Mitglieder des Polen⸗ 8 und des galiziſchen Landtages, haben viele Jahre der als Sträflinge in den fibiriſchen Bergwerken harte Arbeit geleiſtet. kenigen einladen, welche ſeinerzeit als politiſche Ver⸗ brecher in Oeſterreich und Preußen verurtheilt waren, e würde man wohl ſo manche Excellenz und ſo Monchen hochgeſtellten Herrn in dieſer Verſammlung gu ſehen bekommen. Der frühere Miniſter Ziemial⸗ lowski und Dr. Franz Smolka waren zum Tode Eckes, sen BVerbannte in Sibirien geſchmachtet oder Würde man dazu noch die⸗ Perſonen, die erſt in der allerletzten Zeit aus den Esfeldern Sibiriens zurückgekehrt find. Die „Sibirier“, wie man die aus Sibirien heimgekehrten Polen in Oeſterreichiſch⸗Polen nennt, dieſe „Sybiraki“, werden ſchauerliche Dinge berichten über die furchtbaren Greuel, welche die Raſſen in Sibirien verlben. Gewiſſermaßen als Vorbereitung zu dieſem Kongreß iſt ein Werk „Menſchen und Ereigniſſe der Jahre 1861 bis 1865“ (Gubiynowiez und Schmidt, Lemberg) erſchlenen, in welchem Oberſt Strus, meiſt nach ruffiſchen Quellen, die Leiden der nach Sibirien geſchleppten Polen ſchildert. Wir heben aus den Angaben des „N. W. Tagbl.“ das Folgende h rvor; 10 Die ruſſtſche Regierung hatte zur Aafhetzung des ruſſiſchen Volkes ihre Zuflucht genommen. Die armen Verurtheilten trafen auf ihrem Wege Überall Haufen von Bauern, die von balbtrunkenen Dorf⸗ ſchreibern zum Kreuzzuge gegen Polen aufgefordert wurden. Die herannahenden Parthien von Ge⸗ fangenen wurden angeſpukt und ausge pfiffen. Man begoß ſie mit Abwaſchwaſſer und Koth, verwundete ſie durch Steinwürfe; man verſperrte die Thüren, damit ſie nicht einmal für Geld Brod bekommen oder mit ihren fieberverbrannten Oippen Waſſer trinken konnten — und doch befanden ſich unter ihnen auch Waiſen, Kinder, deren Eltern auf dem Die Bauern verließen Häuſer und Arbeit, beſtiegen ihre Pferde, mühevollen Marſche geſtorben waren. und begleiteten die Gefangenen bis zu den nächſten Etappen, auf dem ganzen Wege an ihnen ihre Wuth auslaſſend. So zogen die Partieen durch ganz Rußland bis zum Lande der Kaſanſchen Tar⸗ taren, wo das ruhigere und arbeitſame Volk keine ruſſiichen Zeitungen lieſt. Bald war das ganze Volk blutgierig geworden, die rechtſchoffenen Ruſſen mußten ſchweigen. Das Volk, beſonders auf der südlichen und mittleren Etappenſtraße eilte herbei, die polniſchen Gefangenen zu betrachten wie wilde Thiere, mit V'rwünſchungen, Verhöhnungen und Geſchrei. In Sibirien ſelbſt waren unter den Polen die zur „Katorga“, d. b. zu ſchweren Arbeiten Verurtheilten die Glücklichſten. Sie hatten wenigſtens ein ſchützendes Dach und die meiſten Leiter der Ar⸗ beitshäufer waren bis zu einem gewiſſen Grade eiviliftrte, milde Menſchen, welche diej nigen zu ehren wußten, die für eine Idee litten. Viele der zur „Katorga“ Verurtheilten haben durch wiſſenſchaftliche Arbeiten ſich einen Namen gemacht, ſo Dybowski (er iſt jetzt Profeſſor der Zoologie der Lemberger Univerfität), Czekanowski, Parwe. Die Polen legten in Sibirien Fabriken an pflegten Mufik und Geſang. Die amtlichen Statiſtiker geben die Zahl der aus Polen und Lithanen von 1861 bis 1865 nach Si⸗ birlen deportirten Perſonen mit 500 an. Gewifſen⸗ hafte ruſſiſche Hiſtoriker ſagen, daß es aus Lithauen allein 120 000 waren. f Det ruſſiſche Schriftſteller Berg hatte ein Buch über die ruſſiſche Gewaltherrſchaſt, namentlich über Murawjews Tyrannei, geſchrieben, welches faſt ganz unterdrückt wurde. Oberſt Strus theilt aus dem Buche mit: Mit Murawjew kamen die von ihm ausge⸗ wählten Beamten, welche einer unſerer Satiriker „Beamte zu beſonderen Verbrechen“ genannt hat. Dmitrifew, einer von ihnen, führte ſtets einen Arzt mit ſich, zur „Pfl⸗ge“ der Patienten, falls einer, derſelben unter den Koſakenknuten „einduſeln“ ſollte. Der Dokter befühlte den Puls und ſagte dann, ob der Mann lebe oder nicht. Einmal war der Patient verſtummt; der Arzi erklärte, daß er „wahrſcheinlich geſtorben“. „Das kann nicht ſein,“ rief Dim triew, —— — 3 le berurtheilk, der gegenwärtige Miniſter Joworski war lunge Zeit flüchtig, das Herrenhausmitglied Fürſt geiltr am Sap eha iſt zu zehn Jahren Kerker veru'stheilt geweſen u. f. w. Der Kongreß der Verbannten rt. wird übrigens neben den „bemooſten Häuptern“ auch Keffe anche jüngeren Theilnehmer zählen, darunter n 10 % Verſchlungene Pfade. 30 2 1 5 Roman von A. Nicol franfo. Hatte ich mich, ſeit wir einander zum letzten u Minden, Male geſehen, äußerlich ſehr verändert? — Er war eis ein Verehrer großer Schönheit geweſen. fer 10 Ich betrachtete mich genau. Meine Haut war o zart und weich, wie vor neun Johren, nur die hen Wangen waren ein wenig blaſſer; meine Augen Waren noch ſo blau, mein Haar ſo golden wie einſt. Herman Je ich halte mich nicht merklich verändert; ich fühlte, „ daß es nur der nöthigen Toilette bedurfte, um ſo wein hübſch auszuſehen wie früher. — Hen Der nächſte Morgen brachte mir eine gedruckte läſer Einladung und einen herzlichen Brief von Edith. ten Sie ſchrieb mir ſie würden erſt am Abend vor dem T. Slun Fol auf dem Bergſchloß eintreffen, da wäre es bei der Unruhe im Hauſe wohl biſſer, wir ſähen uns eiſt am nächſten Tage. Der Wagen würde mir i Aber ſehr zeitig geſchckt werden, b vor die Übrigen 11 Gate kamen. — om An demſelben Tage fuhr ich zur Stadt, um eſuch. enden j. S rens wen Ae in e dhe unberührt in ihren Sammeteuis gelegen hatten, % Weine Einkäufe für die bevorſtehende Geſellſchaft zu h 6 Dieſes eine Mal wollte ich verſchwenderiſch lein. Der Schmuck und die Edelſteine, die viele ſollten wieder bei hellem Kerzenſch in blitzen und funkeln. 5 Mein kleines Haus ſollte mich gar nicht wieder erkennen, wohl aber ein Anderer! Er mit der hohen Stirn, den ſtolz blickenden Augen und dem unbe⸗ ſtändigen Herzen, er, mein Guido! Ich konnte die Zeit kaum erwarten, nirgends fand ich Ruhe, bis ich endlich den ebenſo gefürchteten wie erſehnten Tag begrüßen konnte! Das weiße Atlaskleid mit langer Schleppe und einer duftigen Wolke von Tüll und Spitzen lag bereit. Um ſieben Uhr ſollte der Wagen da ſein. Es war Zeit Toi⸗ lette zu machen. Eine zarte Roſe im Haar und an der Bruſt vollendeten den Anzug. Guidos Verlobungsring ſtreifte ich an dem Abend zum erſten Male ab. eilte ich die Trepp: hinab in das Wohnzimmer. Als ich eintrat mochte Hanna, meine alte Dienerin große Augen und ſchlug verwundert die Hände zuſammen. „Aber Fräulein!“ rief ſie ganz entzückt, „wer hätte gedacht daß ein weißes Kleid einen Menſchen ſo verändern lönnte! Wahrhaftig Sie ſehen ſo ſchön aus, wie ich noch nie einen Menſchen geſehen abe 1 7 Ich lachte vergnügt, denn ich wollte ja an dieſem wichtigen Abende auch noch in anderen als der alten Hanna Augen ſchön ſein. — Da holte ich den Wagen herbeirollen und ſchnell nach Fächer und Handſchuh greifend, Wie langfam kam der Wagen dorwärts im Vergleich mit meiner Ungeduld! Es erſchien mir eine halbe Ewigkeit, ehe ich die hellen Fenſter des Schloſſes erblickte. Die Flügelthüren wurden dienſt⸗ eifrig geöffnet, ich ſchritt zwiſchen einer Anzahl Diener in ſteffer Lipré: durch und ließ mich in Fräulein Ponſonby's Boudoir führen. Mit vor Aufregung hochgerdthetem G' ſicht trat ich ein. Miiten in einem kleinen elegant ausgeſtatteten Zimmer ſtand ein junges Mädchen in Balltollette, eben damit beſchäftigt, ein koſtbares Armband um den ſchönen runden Arm zu ſchließen. Ihr braunes Haar war aus der Stirn zurückgeſtrichen und fiel in ſchweren Locken auf einen blendend weißen Nacken herab. N ben ihr, auf einer kleinen Konſole, lag ein herrlich 's Bouquet von köſtlichen Treibhausblumen. Es war Edith. Bei meinem Eintreten hob ſie den Kopf und ſah mich einen Moment erſtaunt an. In der nächſten Minute lag ſie in meinen Armen und küßte mich herzlich. „Du biſt's Madeleine! Meine theure, me ine geliebte Schweſter!“ rief ſie. „Ich ahnte gar nicht, daß es ſchon ſo ſpät ſei. Wie geht es, Madelein -? 8 Wie gefalle ich Dir? Findeſt Du mich ge⸗ wachſen?“ „Biel größer biſt Du nicht geworden, aber zehn 0 Mal hübſcher!“ Edith ſchien ſich über mein Kompliment zu