Allgemeiner Anzeiger für Sadenpurg und Amgegend. Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. — Anzeigen: die 1⸗ſpaltige Corpus⸗Zelle oder deren Raum Pfg. 1894. et. 05 rſtand. Preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungs 0 „ Lok ts i 6 a5 e e e haltungs⸗ 10 Pfg., Lokale Geſchäfts und Privatanzeigen 6 1 aus. Corpuszeile. Neclamen 20 Pfg. ſer * die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Ladenburg Druck und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg. 1 Nr. 62. Samstag den 4. Ruguſt. en. ſchreiten Rußlands, um Japan Schrecken einzufagen. Intereſſe der Selbſtvertheldigung Gegenmaßregeln Zum Kriege von Korea. Die Haltung der japaniſchen Regierung in der gen Keifis von Korea wird dem Agenten des tuter'ſchen Bureaus aus erſter Quelle, wie folgt, beschrieben; „Die Haltung der jopaniſchen Regierung 4 gründet ſich auf den Vertrag vom 8. April 1885. Dieſer Vertrag beſagt, daß Jopan und China ge⸗ dmeinſam den König von Korea peranlaſſen ſollten, eine L. Sten bewoffgete Mannſchaft zu halten im Intereſſe der Pffentlichen Sicherheit. Dieſe Mannſchaft ſoll von Juſttuktoren eingeübt werden, welche eine dritte und Macht liefern wird. Zugleich beſtimmte der Vertrag, ohlen Jopan Truppen nach Korea ſenden dürfe, wenn pfehl nöthig ſei. Der letzte Artikel lautet; Nat. „Im Falle von ernſteren Ruheſtörungen auf — keg, die es nöthig machen, daß Japan und China n E eine dieſer Mächte Truppen nach Korea ſendet, en ſie ihre Abſichten fich vorher gegenſeitig ſchriftlich 10 Wfa enkindigen. Sind die Unruhen vorüber, ſo ſollen 20 % ie ihre Truppen ſofort zurückziehen und ſie nicht 80 „ . auf Kdrea laſſen.“ Muffen Die japanefiſche Regierung hat niemals den anko. Verlrag überſchritten. Nachdem China Truppen ſandte zur Unterdrückung des Aufſtandes, hat Japan das Gleiche gethan, nachdem es der chin fiſchen Re⸗ gerung davon zuvor Meldung erſtattet und ihr Mitgetheilt hatte, daß es mit ihr zur Herſtellung der Ordnung und Einführung von Reformen zu⸗ Regierung nichts wiſſen, ſondern nicht anerkennen, do Vertragsmäßig ein japaniſches Kontingent auf brea ſein dürſte, bis die Ordnung wieder hergeſtellt Are, Daß es nicht der Fall war, weiß Jeder,. hing b müßte ſich erſt vergeblich um das Ein⸗ ſeommenwirken wolle. Nicht nur wollte die chineſiſche Dann rüſteten in ller Eile zum Kriege und ſandte weitere Truppen nach Korea, um eine Berufung an die Waffen einzulegen. Dennoch ging die japaniſche Regierung nicht von ihrer friedlichen Haltung ab. Ange fichts der Weigerung der chin ſiichen Regierung aber, mit Japan zuſammen zu wirken, hielt die japaniſche Regierung an ihrem Richte feſt, direlt mit dem König zu verhandeln. Der König konnte es thun als autonomer Souperän, der ja auch als ſolcher mit auswärtigen Mächten Verträge abg⸗⸗ ſchloſſen hatte. Der König versprach endlich dem japaniſchen Geſandten in Soul, R formen einzu⸗ führen, und bevollmächtigte zu dieſem Zwecke den früheren Regenten Tal ⸗in⸗Nun. Etwa am 23. v. Mt, kamen die Dinge zur Krifis. Die chinefiſche Regierung lehnte nicht nur die in Peking geſtellten japaniſchen Forderungen ab, ſondern ſandte weitere 12000 Mann Truppen ab, um die Japaner aus Korea zu vertreiben. Die Vorſchläge Japans waren: auf Einführung von Reformen zur Sicherheit und Integrität Koreas beipflichten und das ſchon mit dem König getroffene Abkommen anerkennen. 2) China ſollte zugeben, doß Japan auf Korea dieſelbe Rechte haben ſolle wie China, außer in der Frage der chineſiſchen Suzeränetät. Dieſe ſolle nicht berührt werden, ſondern ihren alten zeremoniellen Charalter beibehalten. 8) Eine Konferenz beider Mächte ſoll: ſtatt⸗ finden zur Ordnung zur Zurückziehung der Truppen, die Ausländer zu vertreiben. Der Aufſtand wurde ſobald die Ruhe wieder hergeſtellt wä ke. 4) Schließlich erklärte Japan, daß es die Ab⸗ ſendung von weiteren chineſiſchen Truppen als feind⸗ ſelige Drohung anfehen werde, wogegen es im Korea zurück. 355 haben, u. A. Folgendes mitgethellt: Das Volk lebt 1) China ſollte der japaniſchen Forderung von der Hand in den Mund. Es beſteht aus zwel und b drückt wieder die Bauern. Die Die Menge macht die Ausländer für die vorhan⸗ treffen müſſe. Die „North China Daily Niws“, welche in Shanghai erſcheint, veröffentlicht am 6. Juli ein Pekinger Telegramm. Am 2. Juli trat der Tfungli Yamen zufammen, um über die Koreafrage zu be⸗ tathen. Die Verhandlungen nahmen einen leiden⸗ ſchaftlichen Charakter an. Nur Prinz Ching war für Frieden. Alle übrigen Mitglieder des Rathes ergingen ſich in maßloſer Weiſe Über die Treulofig⸗ keit Japans. Hätte Jopan mit China unterhandelt, ehe es ſeine Truppen nach Korea ſchickte, ſo bätte die ganze Sache beigelegt werden können. Daraufhin berief der Kalſer den chineſſſchen Geſandten von 8 * 5 5 Ueber die heilloſen Zuſtände, die auf Kores herrſchen, wird einem Vertreter des Rauterſchen Büceaus von Engländern, die auf Korea gelebt Klaſſen, der Ariſtokralie und den Bauern. Die Ari⸗ ſtoktalle thut gar nichts. Würde ſie arbeiten ſo würde ſte ihre Kaſte verlieren. Sie wird bedrückt Gouverneure der Provinzen müfſen ihr Amt kaufen, verſtehen natürlich aber ſich durch Erpreſſungen ſchadlos zu halten. Daher die tiefe Unzufriedenheit des Volks. denen Mißſtände verantwortlich. Im vorigen Jahre zogen 80,000 Koreaner bis dicht von Seoul, um unterdrückt, aber die Gährung bleibt. Der König von Korea iſt ein perſönlich liebenswürdiger Mann von etwa 40 Jahren. Macht hat er nicht, und er Atleh 1 Watt 0 oher ſie kommen?“ lin „Gewiß.“ verſetzte er; „ich lebte bis vor drei 5 ongten in Valparaiſo in Südamerika.“ Bel Nennung dieſes Namens erſchrack ich zu⸗ in Juſche“ omen, . Thur⸗ i „Thu werde Ihnen ſogleich den Grund zu meinen Fragen er, ur] mtthellen. Leblen Sie allein in Valparaiſo? — Wanze ch meine in Bezug auf Verwandte?“ f e, Amel „Elf Jahre, bis zur Zeit, wo ich Amerika kal ver 5 erließ, lebte ich allein.“ „Und vorher?“ läſer „Vorher lebte ich bei meiner verheirateten . und] Schweſter. Mein Schwager war ein ein engliſcher hurmtin] Geſſtlicher und ſtammte ous ſehr vornehmer Familie. Gum, Sie ließen ſich in England trauen, und ich — da⸗ u 35 N. nach der Hochzeit in das fremde Land. burg be wihngen] an einer anſteckenden Krankheit. Tochterchen, hinterließen ſie meiner Fürſorge.“ „Sie ſagten mir,“ ſprach ich weiter, „Sie Aren eiſt ſeit Kurzem nach Deutſchland zurückge⸗ hrt. Darf ich frag n, ohne unbeſcheiden zu erſcheinen, ö „Nochmols muß ich um Verzeihung bitten; ich als noch ein halbes Kind — begleitete ſie bald Mehrere Jahre darauf flarben Beide binnen wenigen Tagen Ihr Kind, ein „Lebt dieſes Kind noch?“ fragte ich athem⸗ los. Tiefe Trauer klang durch ſeine Stimme, als er antwortete: „Die Arme iſt auf einer Reiſe nach Europa ertrunken. Wenn ich an dieſes Kind denke, wird mich ein Gefühl der Reue nie verlaſſen. Sie war erſt zwei Jahre alt, als ſie mir als elternloſe Walſe in die Arme gelegt wurde. Ich zählte da⸗ mals kaum zwanzig Jahre und wußte Anfangs nicht recht, was ich mit der Kleinen anf angen ſollte. Aber eine Mulattin, eine alte, treue Perſon, die immer bei meiner Schweſter geweſen war, nahm ſich des Kindes an. Meine liebe kleine Klarriſa! Wie bald gewaan ſie mich lieb! Da umſchlang ſie mich mit ihren kleinen Aeimchen und ſchmiegte ſich ſo zärtlich und vertrauensvoll an mich. Bald konnte ſie auch meinen Namen ſtammeln, und ich lehrte ſie, ſich ſelbſt Th'odors Liebling nennen — aber Verzeihupg, daß ich Sie mit dieſen Einzelheiten langweile.“ „Im Gegentheil, fie intereſfiren mich lebhaft,“ etwiederte ich erregt, „bitte fahren Sie fort.“ „Zwei Jahre noch dem Tode von Klariſſas Eltein brach das Fieber in der Gegend aus,“ er⸗ zählte er traurig weiter: „ſchon fühlte ich die Krankheit in meinen Adern brennen und ihr lang⸗ ſames Feuer mein Blut verzehren, da ſtieß ich noch den Befehl hervor, die Mulattin ſolle mit dem Kinde fliehen. daß das Sch ff, auf dem die Wärterin mit dem Dadurch hoffte ich dem Kinde das Leben zu erhalten. Das Fieber bannte mich lange auf's Lager, viele Wochen long lag ich hilflos, mehr dem Tode als dem Leben nahe; endlich aber ſiegte meine kräftige Konſtitution — ich kehrte zum Leben zurück.“ „Meine erſten Fragen waren nach meinem Liebling; da ward mir die traurige Mittheilung, Kinde ſich befunden, Schiffsbruch gelitten hatte, und das Leben einer Mulattin und eines weißen Kindes dabei zu beklagen ſei. 5 „Ich ſandte die Trauerlunde an Lady Pon⸗ ſonby, der Schwiegermutter meiner Schweſter, zu welcher die Wärterin mit dem Kinde hatte gehen ſollen. Seitdem mache ich mir bittere Vorwürfe, daß ich die Kleine überhaupt von mir gelaſſen habe.“ Walter ſchwieg und wandte ſich taſch nach dem Fenſter; ich ſah wie ein Schleier ſich über ſeige klaren grauen Augen ſenkte. Auch meine Augen wurden feucht und ich er⸗ widerte mit unſicherer Stimm:: „Vielleicht vermag ich Sie zu tröͤſten. Nicht aus müziger Neugier ſtellte ich dieſe Fragen über ihre Vergangenheit; wie würde ich gewagt haben, eine ſo zarte Seite Ihres Herzens zu berühren! — Herr Rektor, ich kenne Throdor's Liebling, ich kann Ihnen denſelben wiedergeben.“ »̃dtäulein!“ rief er gus und wandte fich mir