daß Ade, die an einer ſo g udvollen Kronkheit lelden, von dieſer erfolgreichen Anſtalt Keuntniß erhalten. Karlsruhe (Baden), 17. Juli 1894. M. Gröſchel aus Zwickau i. S. —Ludwigsbaſen, 18. Julf. In Schiffer ſtadt hat die Polizei eine aus zehn Mitgliedern be⸗ ſtehende Bande feſtgenommen, welche die Milddieberei in großem Maßſtab betrieb. Dieſelben haben ſogar am Sonntag eine regelrechte Treibjagd veranſtaltet. — Von der Wutach, 18. Juli. Die kühmlichſt bekannte Findigkeit unferer Poſtangeſtellten wurde diesmal wieder auf eine harte Probe geſtellt. Der Rechner in dem Dörſchen H. ſollte eine Zahlung nach B. leiſten. Zu dieſem Zweck warf er einfach das Geld ohne Angabe der Adreſſe in den Briefkaſten des betr. Ortes. Der den Briefkasten off nende Belef⸗ träger war aber einer von den findigen und fand den Eigenthümer des Ge des richtig deraus. Dieſer erklärte ihm: „J, ha gmont, Du ſöl'ſch's (pollſt) an wißa, daß i a Zahlig (Zahlung) “ mach ha uff Bonndrf (Bonndorf) in Krankenperſicherung.“ — Berlin, 19. Juli, Eine geſtern Abend aus Rußland angekommene hier wohnende Frau, iſt in letzter Nacht unter choleraverdächtigen Symp⸗ tomen erkrankt. Die Frau wurde ins Krankenhaus überfübrt. Die Wohnung ift ſofort desinftziett worden. — Braunſchweig, 17. Juli. Ein in⸗ tereſſanter Fall beschäftigt gegenwärtig diele Aerzte und Pädagogen. Es handelt ſich hier um ein hier lebendes echtes Wunderkind, das kaum zwe jährige Söhnchen der hiefigen Schlächtermeiſterz P. Das Rind lieſt jedes Wott ob geſchrieben oder gedruckt, ob in deutſcher oder lateinischer Schrift, wie gauch zu ⸗ ſammengeſetzte Ziffern. Schnell und ſicher. Am 1. Juni wurde der Kleine drei hieftgen Aerzten vorge⸗ führt. Das erſte, was das Kind in der Wohnung des Sanitätsrats Dr. Berhan that, war, daß es unbefangen Bücher, die auf dem Tiſche lagen, nahm und daraus einzelne Worte richtig vorzuleſen begann. Die Unterſuchung ergab daß der Knabe im Alter von 1⅛ñ Jahren öfters von der Großmuttter ſpa⸗ und ſich dabel mit lebhofteſem Intereſſe nach der Inſchrift von Firmenſchildern u, ſ, w. erkundigte. U ber alles mußte ihm Auskunft ertheilt werden. Aehnlich ging es auch im elterlichen Hauſe mit Büchern und Zeitungen, und ſo lernt das Rind die Buchſtaben und Wo rtbilder wie auch zuſammengeſſtzt⸗ Z ffern ſpielend, ohne daß ſeine Er⸗ zuher die Abſicht gehabt hätten, ihm dergleichen Kenntniſſe beizubringen Der Knabe zeigt, abgeſeh 'n don ſeiner wunderbaren Leſekunſt, völlig die gleiche kö peiliche und geiſtige Entwick lung wie andere Kinder ſeines Alters. Nur fällt in ſeinem Ben / hmen oͤfters eine auffällige, nervöſe Hoſt und auch ein wenig Totz auf, — München, 17. Juli. Der Wirbelſturm, welcher am Samstag die Gegend von Schwabrn derwüßt te hat auch in anderen Landesteilen bedeu⸗ tenden Schaden angerichtet, ſo wurden bei Trudering, Salmdorf, Feldkirchen und Münchsdorf ſowie im Bilsthlal und Donauthal die Feldftüchte durch Hagel⸗ ſchlag vernichtet. — Reichenau, 18. Juli. Montag Abend zwiſchen 4 und 5 Uhr ertranken im Unterſee am nördlichen Ende der Inſel beim Bürgli zwei Sch ffer bon Ermatingen, Konrad Seger, Sohn des Kronen⸗ wirths daſelbſt und diſſen Gehilfe Jakob Ott. Die ſelben beabfichtigten, wie der „Konſt. Ztg.“ geſchrie⸗ ben wird, in einem mit Backſteinen beladenen Sch ffe bon Hoinſtaad nach Ermatingen zu fahten, da fle aber dei bewigter See G. fahr ahnt n, ſteuerten fie der Jaſel zu. Ehe ſie das rettende Uter erreichten, überfluteten die Wellen das Schiff ſo, daß es ſofort verſank. Die zur Rettung eilenden Fiſcher erreichten die Unglücksflätte leider zu ſpät. Da das Schiff kaum 80 Meter vom Ufer entferat in einer Tiefe don nur 3 Metern verſank, konnten die Leichen noch am gleichen Abend gehoben und nach der Heimath der Verunglückten gebracht werden. Die Nachricht von dem Unglück erfüllte die Bewohner der Inſel mit Schrecken, Tief ergriffen, bezeugen die Inſelbewohner den Hinterbliebenen der Verun⸗ dieren geſkhrt wurde welche der Orkan umgeworfen, in Sicherheit bringen, da erſcholl ein ungeheuerts Krachen, begleitet von einem Doppelgeſchrei: der Sturm hatte die Wodans⸗ eiche umgeworfen und dieſe hatte das Brunnenhaus, den damaligen Zankapfel zwiſchen den Neodes und Bults, zerſchmettert. ö Da ſtürzte jammernd der alte Bult herb'i. „Jutta,“ ſchrie er wie wahnfinnig. „Jutta, mein Kind!“ Erdmann böte den Ruf und war ſchon an ſeiner Seite: . „Wo iſt Jutta, Herr Bult?“ frug Erdmaan. Da drinnen!“ jammerte der Alte ganz gebrochen. „Wenn ſie noch lebt!“ 5 „Barmherziger Gott!“ rief er und ſtlü zte zu⸗ „Reimers, Rammer, Lüders“ — es waren drei riefige Steinmetzen, die im Hofe hantirten — „ruft alle Mann herbei und bringt Brechſtangen mit! Schnell, ſchnell! Sie waren in einer Minute am Platze, Jan van der Bult aber lag halb ohnmächtig auf dem oben hervorſprießenden Raßen. „Nuu hört.“ ſchrie Erdmann ſeinen Steinmitzen zu, „wenn Ihr ſie rettet, bekommt Ihr hundert Thaler!“ „Wer iſt denn da drjnnen “ Männer. „Wer? Jutta van der Bult, meine Braut, Eure zukünftige Meiſterin!“ „Ei, da arbeiten wir ſchon umſonſt,“ ent⸗ gegneten die kräftigen Männer. „Aufgepaßt, eins, zan, drei!“ Damit ſetzten zehn Mann ihre Brech⸗ ſtangen ein und der Werkmeſſter lommandirte. Nach einer Viertelſtunde war der Baum noch keinen Zoll. getückt. Da hieß Erdmann zwölf Pferde dolen Sie wurden an Ketten geſpannt und angetrieben; die Steinmetzen halfen nach und der Baum war beſeitigt. Indeß hatte ſich das halbe Städtchen an der Unglücksſtätte verſammelt; der alte Paſtor Geſenius ſtand neben Jan und ſprach ihm Troſt eiu, Mutter Gertrud aber ſagte zu ihm: fragten die — glückten die innige Theilnahme. — ——— — „ Ihttich, 19. Jul, Geſtern früt la in dem nahegelenen Hermalle ein Ty zamſtaltent ſtatt. Die Bombe war por dem Haus des Alirge meiſters Frar cotte niedergelegt; ſie zerſtörte d Balkon und zertrümmerte die Hausthüre und a Finſter. Fran cotte iſt als Profiſſor der Umiverſtſ Lüttich bekannt. Er befand ſich allein im Haus, während Frau und Kind ſich auf einer Villg be fanden. Der Grund des Attentats iſt unbekannt, Die Polizei ſoll dim Attentäter auf der Spur ſeſg — Uebungskurſus ſür Schuhm ach Um eim em von verſchiedenen Seiten geäußert Wunſche zu ent prechen, beabſichtigt das groß Miniſterium des Innern, in der zweiten Hälfte de Monats September bei der Landes gewerbehalle eine Unterrichtskurs für Schubmachermeiſter abhalten laſſen. Derſelbe wird 8— 10 Tage dauern u Vorftäge über die Anatomie des Fuß s und, Verbindung mit den nöhigen praktiſchen Uebung; die Unterwelſung im Maßnehmen und Uebertragun des Maßes auf den Leſſten, im Mufßterzeichnen un Muſterſchneiden, im Abformen von Füßen in Gyp und Verwendung der Gypsſorm für die Herſt lun der Fuß bekleidung, ſowie über Beſchuhung für ano male Füße umfoſſen. Anmeldungen zur Betheiligun find durch Vermittelung der Gewerbevereine ſpäteſten bis zum 28. d. M. einzureichen, Weniger bemittelte Meiſtern kann nach Beibringung von Z ugniſſen übe ihre Vermögensverhältniſſe zur Beſtrettung der Rei und Aufenthaltskoſten Beihilfe aus der Staatskaf gewährt werden, — Ladenburg, 19. Jill. Auf der inter nationolen Ausſt lung zu Venedig unter dem Ehren präfidium des Herzog di Salve, des Kammerpri ſidenten und der Miniſter Barc lli u. Saroceo et rang die Weingroßhandlung Auguſt Drucker Co Nachfolger zu Erbach Rheingau (Inhabe Joh. Nicolaus Güßbacher) für ihre ausgeſlellter Rheingauer u. Cabineiwein die goldene Medaill mit Ehrendſplom u. im engeren Loukurtenzkamp den Fremo Premio d'onore nebſt italieniſche Ehrenkreuz. 5 5 „Jan van der Bult, der Haß führt? Gott ſelbſt giebt Ihnen heute ein Zeichen: der Baum, bei dem Sie geſchworen, iſt nicht mehr! Er erſchlug Euch faſt Euer Kind, denn ich will um Erdmauns willen, Euretwillen und auch zuleßt um meinetw ellen wünſchen, daß es ſehen Sie nun, wohin noch lebt! Wollen Sie nun endlich verzeihen, wie ich längſt verziehen habe?“ Da brach endlich die Angſt um Jutta die Eigtinde dieſes ſtarren Herzens und Jan van der Bult reichte weinend Mutter Gerttud die Hand. „Unſere Kinder,“ wandte ſich dieſe erklärend an den Poſtor, „lieben ſich ſchon lange, gerade wie wir uns haßten?“ „So wird Gott das liebe Mädchen auch be⸗ wahrt haben!“ antwortete der Geiſtliche und drängte näher an den Schauplatz, denn itzt waren die Tümmer des Brunnenhauſes fortgeräumt. Erd⸗ mann war der Erſte, welcher ſich dem Vrunnen näherte und — da hing Jutta, zwar ganz durch⸗ näßt und vor Froſt kloppernd im Baffin, einer Ohnmacht nahe, aber onſt uUnberlitzt. In das Baſſin geschleudert, war ſie der ſchmitternden Wucht der Balken glücklich entgangen. Erdmann nahm ſie in ſeine Arme und trug ſie in der Mutter nahes Haus. Hier ſpülte ſich nun auch die litzte rührende Scene des ganzen Familienſtrelt⸗Dramas ab, denn der alte zitternde Bult küßte zuerſt ſein Kind, dann Erdmann und legte die Hände ber beiden ineinander, indem er ſagte: „Laß mich Du zu Dir ſagen, wie in der Jugend, Du braver Erdmann. — Werdet glücklich, meine Kinder! — Und nun, Mutter Gertrud, nun, Herr Paſtor, ſind Sie zufrieden?“ Den braven Arbeitern und Kaechten. die die Pferde ſo laſch gebracht, ſchenkte Bult 100 blanke Thaler, gerade ſo, wie Erdmann Wort hielt. Und was that um dieſe Zeit der Herr Rent⸗ meiſter Hähnel? Bel der Nachricht von der Verlobung, welche blitzſchnell die Stadt durcheilte, hatte ſich der arg⸗ liſtige Menſch noch zur rechten Zeit aus dem Staube —— — gemacht, denn ſpater ſtellte ſich ein großes Diffl in der ihm anvertrauten Kaſſe heraus. „Ach, da habe ich mir eine ſchöne Supp⸗ eingeprockt,“ rie bei dieſer Nachricht Vater Jan, „ich habe für den Schuft für tauſend Thaler bi der Rentenkaſſe der Hauptſtadt gutgeſagt!“ „Macht 'nen Strich durch, Vater!“ lächelte Erdmann, „Beſſer tauſend Thaler verlieren, als ſolchen — Schwiegerſohn g⸗winnen!“ „Haſt Reat!“ lachte der Alte. — Und Jutta Es iſt wohl unnütz, zu verſichern, daß ihr Glück nun vollſtändig war, beſonders als ihr Ver⸗ lobter am Tage darauf in der Austellung den Ehrenpreis, beſt hend in der großen goldnen Meda lle, erhielt und Vater Jan erklärt, daß er ſtolz auf einen ſolchen Schwiegerſohn ſei. So berſchmerzte er die tauſend Thaler auch leichter. Als die Hochzeit des jungen Paares in Lauter⸗ thal gefeiert ward, nahm die ganze Stadt faſt Theil daran; es war mehr ein Bollsfeſt als eine Fami⸗ lienfeier. Am Tage nach der Hochzeit kamen dann Werk⸗ leute und riſſen die Maurr im Garten ein; beide Gärten wurden vereinigt und Jan van der Bult verſchrieb ſein Eigenthum ſeinem Schwiegerſohn. Dieſer ließ den Lauterbrunnen wieder frei legen, und nachdem der Eichenſtumpf uusgetodet war, eine andere Eiche pflanzen, die herrlich an der Stelle ge⸗ deiht, wo früher Nr große Baum ſtand. dae Vater Bult und Mutter Nedde baben längſt das Z nliche geſegnet; der Lohhof iſt ! tzt Albeits⸗ Patz bes Bildhauers und Steinm tzmeiſteis Erdmann Nedde, der zugleich Ratbsmann und Obmann der Rathsmannſchaft ift. Julta iſt eine vorzü liche Hausfrau und Mutter geworden und Ebert Wollin iſt jetzt Reklor an ſeines Vaters Statt. Wenn die beiden alten Freunde zuſammen pazieren gehen und ihnen kommt der Brunnen zu G ſicht, ſo lächelte Erdmann und ſagt: „Der hat das Unglück und das Glück der Familie zugleich vernrſacht!“ Ende. —