die alle und jede Abhſtſe auf dem Gebiete agrariſcher Noth⸗ und Uebelſtände von dem intervenirenden Eintreten einer repreſſid und präventiv wirkenden Geſetzgebung, in letzter Linſe von einem weitgehen⸗ den Bevormundungsſyſtem erhofft, mag daher aus⸗ drücklichſt betont ſein, daß wie die bäuerliche Frage der Gegenwart überhaupt, ſo auch die Wucherfrage im beſonderen weſentlich auch eine Erziehungsfrage bedeute und daß es daher nicht in letzter Imie auch die Verbreitung beſſerer, tüchtiger fachlicher Kennt⸗ niſſe, richtigerer Einficht in die Haushalts⸗ und Wirthſchaftsführung, mit anderen Worten, die Hebung des geiſtigen Niveaus der bäuerlichen Bevölkerung iſt, worauf bei den Hinwirken auf die Löſung der Wucherfrage ein entſcheidendes Gewicht ebenfalls gelegt werden muß. Verſchiedenes. — Schwetzingen, 16. Juli. Der Cen⸗ tralausſchuß für den am 28 /30. Juli dahier ſtatt⸗ findenden bad. Feuerwehrtag iſt mit ſeinen Vorarbeiten zu dieſem Feſte in vollſter Thätigkeit. Bis h ute find bereits 2400 Feuerwehrleute zum F ſte ange⸗ meldet und wird ſich dieſe Zahl borausſichtlich derdopp⸗ln. In der letzten Stzung des Centralaus⸗ ſchuſſes wurde der Beſchluß gefaßt, dahin zu wirken, daß den Wehren und den übrigen Beſuchern des Feſtes, die von der Richtung Mosbach⸗Heidelberg ⸗ Langenbrücken, Karlsruhe u. Mannheim kommen, beſſere Fahrverbindung durch Extrazüge des Vor⸗ mittags und des Abends geboten werden. Die Ge⸗ nehmigung dieſer Zugseinſchaltungen iſt ſeitens der Großh. Bahnbetriebsſnip etion anſtandslos zu er⸗ warten. Eine Veröffentlichung über Curszeit dieſer Extrazüge wird rechtzeitig erfolgen. Beantragt find auf Sonntag den 29. er. Sonderzüge hierher mit folgenden Abgangszeiten: In Heidelberg zwiſchen 8 und 9 Uhr und in Karlstuhe etwa um ½8 Uhr Morgens, von bier nach Mannheim und nach Karlsruhe um 11 Uhr Abends. Die Ausſt lung von Löſchgeräthen u. Mannſchaftsaustüſtungen wird nach deu eingelaufenen Anmeldungen ſehr reichhaltig werden. Nahezu 1000 Gegenſtände der verſchie⸗ denſten Art werden vertreten ſein. Die Schloßgar⸗ tenbeleuchtung am Sonntag, 29. Juli, verſpricht nach dem aufgeſtellten Plan großartiger zu werden, als vor zwei Jahren am 25jährigen Jubiläum der Freiw. Feuerwehr. — Vom Neckar, 12. Juli. Das deutſche Bauernhaus.] Der Verband deutſcher Architekten⸗ und Ingenieur⸗Berelne hat ſich die ſchͤne Aufgaße geſteltt, die Entwicklungsgeſchichte des Deutſchen Bauern⸗ hauſes durch Aufnahme ſeiner thpiſchen Formen zur Darſtellung zu bringen. Für Baden hat die Mitarbeit an dieſem kulturgeſchichtlich wichtigen Werke der badiſche Architekten und Ingenieur⸗Verein über⸗ nommen. Zunächſt hat er ſich die Aufgabe geſtellt, eine moͤglichſt erſchöpfende U berſicht Über das im Lande vorhandene Material und deſſen Standort zu gewinnen. Dann erſt kann zur Prüfung, Sicht⸗ ung, Aufnahme und Planlegung geſchritten werden. Da der Verein, dem ſchon durch den zweiten Theil der Arbeit große Koſten erwachſen, nicht über die Mittel veifügt, die Durchforſchung des Landes durch eine eigene Commiſſton von Sachperfländigen vor⸗ nehmen zu laſſen. ſo richtet er an die einfichts vollen Mäaner oller Berufskreiſe, den gemeinnbtzigen Be⸗ ſtrebungen Sinn und Verßändneß entgegenzudringen, insbeſondere an die Fochg noſſen die herzlichſte Bitte, das natlonale und kulturgeſchichtlich inter ſſante Unternehmen durch Einſendung von mit Handriß des Glundplans begleit ten ſchriftlichen Mitthe lungen Über charakteriſtiſche Bauernhäuser ihres Baobacht⸗ Ungskteiſes oder über Häuſer kleinſtädtiſcher Acker⸗ bürger in demſelben nach Kräften zu unterftützen und die Ergebniſſe dieſer Einzelerhebungen bis Ende October d. J. an den Porſtand dis Vereins (Vor⸗ ſitzender: Herr Großh. Baurath A. W lliard in Karlsruhe) einzuſenden. In Heldelberg gehört dem Voiſtand Herr Baurath Behaghel an. Im Allge⸗ meinen ſollen nur Gebäude in Betracht kommen, deren Errichtung vor 1800 fällt. Ausnahmen find zuläſfig, wenn ein Neubau unſeres Jahrhunderts auf alten Fundamenten oder in althergebrachter Weiſe errichtet iſt. Bei dem Handriß foll beſonders auf Lage, Aufeinanderfolge, Beſtimmung und unge⸗ fähres Größenverhältniß der Räume, Stellung des Herdes, Anordnung fämmtlicher Thüren miu beſon⸗ derer Angabe derer, welche etwa nicht mehr im Gebrauch find, ſowie auf die Bezeichnung der Himmelsrichtung Rückficht genommen werden. Wlr wünſchen dem verdienſtvollen Unternehmen den beſten Erfolg und hoffen, daß ſich in unſerem Kreiſe recht viele freiwillige Mitarbeiter an demſelben betheiligen werden. — Mos bach, 11. Juli. Die Idi otenanſtalt feierte heute nachmittag ihr XIV. Jahresfeſt im Anſtaltsgarten unter men wohl über 300 Perſonen. Nach Begrüßung Teilnahme der Eltern der Pflegebefohlenen, der Freunde und Goͤnner, zuſam⸗ durch Perrn Dekan Nüßle, bielt Her Pfaerz Schaller, früher Inſpektor in Stetten, unter Zu grundlegung von 1. Moſ. 28, 29, Jakobs Traum von der Himmelsleiter die ſehr gediegene Feſtrede Die Anſtaltskinder trugen hi“rauf ein zweiſt mmige Lied vor, auf welches der Jahresbericht des Inſpeh tots der Anſtalt, Herrn Pfarrer Geiger in krefflicher humoriſtiſcher Weiſe folgte. Aus demſelben ſei nu bemeikt, daß die Anſtalt duch den Anbau de Haudtgebäudes vor eine Schuldenlaſt von 94000 geſtellt iſt, daß zur Zeit 126 Kinder unterg brach find, wovon 10 durch den Stagt bezahlte Fr paß haben, daß die bildungsfähigen von den Herren Lehrern Enaler und Sigismund unterrichtet werde und zur Pflege und B.ſchoffung der leiblſchen Be dürfniſſe ein Perſonal von 26 Perſonen thätig i, Auf den Jahresbericht folgte eine ſehr inteteſſant Kaotecheſe des Herrn Lehrers Engler über Jalrus Töchterlein, dann ein Kindergeſang, Schlußgebet ung Segen, geſprochen von dem Feſtredner. — Hockenheim (A. Schwetzingen), 14. Jul Veim Abbrechen der Mauern des alten Pfarrhauſgg ſtürzte ein Theil derfelben, an dem Jakob e und Chriſtan Stohner arbeiteten, ein und gerd letzterem die Hirnſchale, ſo daß ſofortiger Tod eh trat, während erſterer mit dem Schrecken daheg kam. N Metz, 16. Juli. Bel dem franzöflſchen Dorfe Brubille unweit Mars⸗ſa⸗Tour auf den Schlachtfelde vom 16. Auguſt 1870 wurde heut das Denkmal der dort Gefallenen 850 franzs ſiſchen Offiziere und Soldaten duich Biſchof Turf nay aus Nanch eingeweiht. Das Volk war au weitem Umkreiſe zohlreſch zu dieſer Feier herbeſge — München, 16. Juli. Am Samſſah Nachmittag batte in der Nähe von Schwaben eit fürchterliches Unwetter geheriſcht, welches 800 Ban ernanweſen durch einen chklonartigen Wind zerſtörke Pioniere find nach der Unglücksſtätte abgegange Der Miniſter des Innern v. Feilitzſch und Regler ungspräfident Pfe ffer find zur Vertheilung dor Geldmitteln abgereiſt. Die Zahl der Opfer iſt nog nicht bekaunt. Der Prinzregent hat 3000 Mar telegraphiſch angewieſen. — Mainz, 16. Juli. Ein mächtiges Feu zerflörte heute Mittag die Militär⸗Heu und Stroh⸗ Magazine auf der Eisgrube, Der Schaden bettäg über 100 000 Mk. junge Mädchen ſtand wie verzaubert ſtill, bis Frau Nedde kam, ſie umfaßte und ins Vorderſtübchen zog. Hier flüſterten die Frauen lange Zeit, und Jutta ief zul tzt: „Mutter, Mutter! O wie klingt das ſüß!“ Ja, ja, Du ſchönes, liebes Kind! Der Haß ſoll vergeſſen ſein!“ flüſterte dagegen die alte Frau. „Hörſt Du, das ſoll ſein Weihnachtsgeſchenk ſein!“ Die Mutterliebe war ſtärker geweſen als der Haß, denn am Weihnachtsobend, als der Baum brannte und Erdmann ſeinem Mütterchen beſcheert hatt, da führte die alte Mutter — Jutta herein und ſagte: Weil Du ſie denn ſo ſehr liebſt, Erdmann, ſo will ich nichts gegen Eure Ehe haben; aber Jan von der Butt iſt von hartem Holz.“ „O Mutter,“ jubelte dagegen Erdmann, die eine Hälfte iſt beſtegt, ſollte die andere unerbitterlich ſein ? Nein, Gott wird uns helfen.“ Und jubelnd umarmte und küßte er Jutta, und Meiſterwerk bezeichn:t werden durfte, auf der Ko⸗ mode der Wohnſtube. So verging der Winter. Die Liebenden ſprachen ſich oft im Vorſtübchen bei Mutter Gertrud, und als nun der Frühling in Sicht war, konnte man ſich auch hier und dort treffen. Allerdings hatte es Erdmann ſehr verſtimmt, daß Juttas Vater ſeinen Beſuch ebenfalls nicht angenommen und jeden An⸗ näherungsverſuch vereitelte. Deſto öfter trafen ſich die Liebenden an der Eiche und manches Brieflein ging durch dieſen ſelt⸗ ſamen Poſtkaſten von hüben nach drüben, von drüben nach hüben. Aber der Verräther ſchlaft nicht und das lachte Bult. und bald prangte ihre Statue, die als ein wahres Auge der Ciferſucht blickt ſcharf! Der neue Rentmeiſter Amus Hähnel, ein noch junger aber total verlebter Mann, der ſich nicht im entfernteſten mit Erdmann meſſen konnte, hatte es verſtanden, ſich Bull's Gunſt zu gewinnen. So kam ein Ränkeſchmied in daß Buli'ſche Haus und bald war der Rentmeiſter Bult's erwöhn⸗ ter Günſtling, der bald eine Partie Tricktrack, bald Schafskopf mit ihm ſpielte. Der Rentmeiſter ver⸗ ſtand es meiſterhaft, das heiße Eiſen zu ſchmieden. Er benutzte eine gute Stunde und fing bei dem alten Herrn an, behutſam zu ſondiren, und fand ihn auch nicht abgeneigt, in eine Heirath mit Jutta zu willigen. „Heirathen muß das Mädel ja doch einmal!“ meinte der Vater lächelnd. „Allerdings, und ich werde ſie auf den Händen tragen!“ verficherte der Rentmeiſter. „So machen Sie ſich das Madel geneigt!“ „Ein gewandter Mann verſteht das!“ Von dieſem Tage an erwies Hähnel Jutta alle möglichen Aufmerkſamkeiten, aber das junge Mädchen blieb kalt wie Eis. Nun ſchöpfte der Arge Verdacht und ſchlich ihr auf Schritt und Tritt nach, wobei es ihm gelang, nicht nur ihre Rendez⸗ vous mit Erdmann an der Wodanseiche und bei Mutter Gertrud im Stübchen zu entdecken, ſondern auch den Platz auszuſplrrn, wo ſie ihre Briefe an Erdmann verbarg. Ein ſolches Briefchen zeigte er dann Jan van der Bult eines Tages vor. Dieſer gerieth in eine gewaltige Aufregung, als der Arg⸗ 11 ihm das alles z igte und heuchleriſch hinzu⸗ etzte: „So hoch ich die Ehre ſchätze, lieber Freund, die Sie mir in einer Verbindung zwiſchen Jutta noch alles im Frieden ſchlichten! A und mir erweiſen, ſo leiſte ich doch gern Verzich wenn Sie anderweitig gebunden ſind!“ „O nein,“ ſchrie da Bult zornig, „ſo ſſt e nicht! Aber den Schleicher, den Erdmann, den ſoll der Teufel holen! Nein, ich halte mein Wor und wenn ich Jutta an den Haaren zum Ali ziehen ſoll!“ „Nun, nua,“ begütigte ihn der Rentmeiſtek, „das verhüte der Himmel! Ich denke, es läßt ſich Binnen kurzen bin ich Rentamtmann und dieſer Titel, dieſes An ſehen, wird Fräul in Jutta wohl mit ihrem Sch g ſal verföhnen!“ Dabei verſprach er dem zornigen Mann, zu begleiten, wenn er Jutta und Erdmann, die sich an der Eiche träfen, überraſchen würde. — Es war ein wundervoller Apell⸗Abend, al Jutta mit Erdmann unter der Eiche zufammeg traf. „Weißt Du, Jutta,“ ſagte Erdmann, nachden ſie auf einem Steine Platz genommen, „daß ich große Hoffnungen auf die Kuaſt⸗Ausſtellung in dez Hauptſtadt ſetzt 2 Ich habe zwei K min⸗Frieſe ſchwarzem Marmor und eine Staluette der Pomong in carrariſchem Marmor ausgeſtellt; werden meine Werke pteisgekeönt ſo verſuche ich es noch einmal e vor Deinen Vater hin und halte um Dic an!“ „Da brauchen Sie ſich keine Mühe zu geben, klang hier die Stimme Bufts verbiſſen binter de Eiche heraus, „Sie find ein Nedd⸗ und bekommen Juttus Hand nie, hören Sie, nie! So wahr Go der Allmächtige lebt, ich halte Wort, es ſei denn daß dieſe Eiche nicht mehr ſtände und vom Wind forte geweht wäre!“ . flgt.) I Kerrer Mlulige! Nund fets bondlthig in der Grp bition dieſes Bates.