die mußte deshald Mögzfcgten nehmen und ſich mall Hesmal beſcheiden, ſollte nicht das ganze Merk in Stocken geraten. 5 Wirkliche Schläge begann der Olberalismus erſt zu erleiden, als durch die Schwächung der na⸗ tionalliberalen Partei der Einfluß Bennigſens gerin⸗ ger geworden war. Das war zum größeren Teil das Werk des „entſchiedenen“ und freihändleriſchen Fortſchritts, der auch in der nationolliberalen Partei Vertreter in Männern hatte, die, wie Lasker und Forckenbeck, die Erinnetungen und Gewohnheiten der preußiſchen Konflektzeit nicht los werden konnten. Elemente dieſer Art bereiteten in der Entſcheidungs⸗ reichen Zeit von 1879, da es ſich um die Reform 3 Steuerweſens und denk Schutz der national⸗ liberalen Arbeit handelte, Herr v. Bennigſen die größten Schwierigkeiten. Die Folgen dieſer Politik zeigten ſich in einer ntfremdung zwischen den Natlonalliberalen und dem Fürſten Bisma ck. Die Reichsmaſchine geriet ins »„Roſten“ und eine Weil ließen ſich die Dinge ſo trübe an, daß ſelbſt ein ſo ausdauernder und hir⸗ bungsooller Mann, wie Bennigſen, an der Mög⸗ lichkeit, Erſprießliches zu leiſten, verzweifelte und er (1888) ſich dom parlamentariſchen Leben zurückzog. . Als aber 1887 Bitzmarck von dem geradezu böswilligen 1884er Reichstag an das deutſche Volk appellierte, war der treue Führer wieder auf dem Plaze, um die brennende Frage der militäriſchen Sicherung Deutschlands zum guten Ende zu führen. Seitdem hat Bennigſen trotz vorgerückten Al⸗ ters, der Amtspflichten als Oberpräfident ſeiner Heimats provinz, wie auch manchen Veränderungen, die die öffentliche Thätigkeit zu einer unerfreulichen gemacht hatten, nicht aufgehört, dem Paterlande ſeine unerſetzlichen Dienſte zu widmen. Er iſt in leiner Weisheit und edlen Geſinnung der verehrte Patriarch geworden, deſſen Stimme oft die deutſche Volksvertretung aus häßlichem Gezänk in eine hö⸗ bere, reinere Sphäre emporhebt, ſein Wort hat Oeltung auch außerhalb des Kreiſes ſeiner Freunde, und wenn dereinſt die klarblickende Geſchichte den Sckleler von dem Wirrſal unſerer Tage hebt, ſo wird ſie neben dem Großen und Guten, was Ben⸗ nigſen gewirkt, manches Schlimme, was er verhütet hat, zu verzeichnen haben. Möge es dem deutſchen Volke noch lange vergönnt ſein, auf den verehrten Mann als auf eine Stütze und ein leuchtendes Muſter aller parriotiſchen Tugenden zu blicken! — . Juli. Vom 15. Juli l. J. hält der Zug 99 der Main Neckar⸗Bahn in We pbauſen und der Sonntagszug 69 in Großſachſen Außerdem gelangen von dieſem Zeitpunkt an zwe weitere Züge in der Richtung auf der Nebenbahn Eberſtadt⸗Pfungſtadt zur Einführung, wodurch der unmittelbare Anſchluß an die Main⸗Neckar⸗Züge 69, 60 und 62 d erſtellt werd. — Ladenburg, 9. Juli. in größerer Zahl Aufnahme finden. tragen. ihres ſeitherigen Lebensgangs und unter Beifügung des Jahreszeugniſſes über die zulſtzt beſuchte Schul⸗ kleſſe oder des erwöhnten Berechtigungsſcheines und des G burtsz⸗ugniſſes bei der Ger eealdirektion in Karlsruhe einzureichen. — Karlsruhe, 9. Juli. Der 56f]ährige Kontroleur Joſ. Strack, bei der Intendantür des 14. Armeekorps angeſtellt, ließ ſich geſtern von ienem Zuge überfahren. Der Unglückliche wurde buchſtäblich mitten entzwei geſchnitten. — Aus der Pfalz, 8. Juli. Zahlreiches falſches Geld zirkulitte in der litzten Zelt in der ganzen Pfalz, ſowie in den angrenzenden heſfiſchen und badiſchen Gebieten. Nunmehr iſt, wie die „Pf. Pr.“ meldet, in dem plälziſchen Orte Rodalben eine ganze Falſchmünzerwerkſtätte entd ckt worden Mehrere italieniſche Arbeiter, welche bedeutende Summen Geldes bei ſich trugen, wurden verhaftet. Eßlingen, 6. Juli. Der Unfug, nicht brennen wollendes Holz mit Petroleum zu begießen, auch mit ſich, daß Erdmann ſeinen Freund Ebert in der weitläufigen Reftdenz beharrlich verfehlte. Er mußte ſchließlich ſeine Reiſe nach dem Lande der Zitronen antreten ohne den Geſuchten geſprochen zu haben, tröſtete ſich aber mit den Gedanken, daß er ja an ihn ſchreiben lönne. 7 5 . * 1 5 7 Neue, gewaltige Eindrücke beſtürmten die Stele des jungen Bildhauers in Italien. Die Alpen entzückten ihn, das Klima, die Kunſtſchätz: des ſchönen Florenz verſetzten ihn in Enthuſtas⸗ mus. Meiſter G uſeppe Bortruchl nahm den deutſchen, innigen und geſchickten Gehilfen mit Freuden auf, beſonders als er den warmen Empfehlungsbrief ſeines Landmannes Luchtſini geleſen. Er bereute es nicht und Erdmann fand hier Gelegenheit, fich merklich zu bilden. Der geſchickte Meiſter vertraute ihm ſchwierige Arbeiten an, die ſeine anderen Leute nicht ausführen konnten, und zeichnete den jungen Deutſchen beſonders aus. Ein Jahr verflog Erd⸗ mann wie im Traum und als er eines Tages die Kopie eines antigen Fechters in Marmor vollendet hatte, flel ihm der Italiener um den Hals und ſagte in ſeinem gebrochenen Deutſch: „Sie find ein guter Künſtler, lieber Nedde, Sie müſſen aber weſter reiſen nach Rom, um fich dort vollkommen auszubilden!“ Mit Empfehlungen ſeines Meiſters ging darauf Erdmann nach der Siebenhügelſtadt in das Atelier des berühmten Bildhauers Guido Strazzi ein. Die Briefe, welche er in dieſer ganzen Zeit von Rektor Wollin erhalten, waren nie geſchäftlich; dennoch erwachte nach und nach in ihm die Sehn⸗ ſucht nach der Heimalh. „Es iſt ein Land, das heißt Italia, Blüh' n Orangen und Zitronen; „Singe, finge!“ ſprach die Römerin, Und ich ſang zum Norden hin: Da that mein Herz verlangen!“ 3 war ſein Lieblingslied, welches er ſo im Atelier bei der Arbeit mit glockenheller Stimme ſang. Meiſter Guido Strazzi ſah und horte ihm dann mit Luſt zu und als er eines Tages eine Kopie von dem berühmten „ipringenden Hengſt: des Ca⸗ pitols“ in Lebensgiöße aus carrariſa em Marmor vollendet, da klopfte ihm der Herr auf die Schulter und ſagte: „Ihr werdet einmal von Euch reden machen, Signor!“ Erdmann war ein ſchöner Jüngling geworden und manche ſchöͤne Römerin ſah nach dem jungen, blonden Deutſchen mit den „Veilchenaugen“ glühen⸗ den Blickes aus, denn das Blut rinnt hier den Menſchen ſo heiß in den Adern, wie der Saft in den Trauben des Weinſtockes, aber der junge Künſt⸗ ler blieb unberührt, rein und fromm, denn in ſeinem Herzen hütete er einen Schatz, ein Palla⸗ dium und das war — das Bild Jutta's. O, er hätte fie malen können, wie er fie zuletzt geſehen mit dem langen dunkeln Zöpfchen und den tiefen, fragenden Augen! En Brief aus der Heimath gab ihm den Im⸗ puls zu einem raſchen Entſchluſſe. Der Brief war bert und lautete: Lauterthal, den 17 Juli 1863. Mein lieber, lieber Erdmann! Eine Krankheit meines Vaters, die aber Gott ſei Dank jetzt ö Bei der Ver⸗ waltung der Staatsbahnen können junge Leute von 16 bis 25 Jahren, welche die erſten ſechs Klaſſen eines Ehmnafiums, eines Realgymnaſtums, eines Prozymnafiums, einer Oberrealſchule oder einer Ralſchule mit Erfolg beſucht, oder den Berechtig⸗ ungsſchein für den einjährig⸗freiwilligen Militärdienſt erlangt haben und die erforderliche allgemein Vereſgen⸗ ſchaftung für den Eiſenbahndienſt beſitzen, alsbald Eiſenbahnge⸗ hilfen haben eine baare Dienſtkaution von 600 Mark zu hinterlegen und eine unentgeltliche Lehrzeit bon ungefähr 6 Monaten zu beſtehen; etwaigen Wünſchen über den Ort, wo die Lehre beſtanden werden will, wird ſoviel als möglich Rechnung ge⸗ Beim Beſt⸗hen der nach Umfluß der Lehr⸗ zeit abzulegenden Prüfung erhält der Eiſenbahnge⸗ hilfe, bis ihm die Beamtenſtelle als Exdeditionsge⸗ hilfe übertragen wird, ein Wartegeld von 700 Mark jährlich. Bewerber haben ihre bezüglichen, eig'n⸗ händig geſchriebeuen Geſuche unter kurzer Darſtellung diesbezügliche Meldung nicht eingetroffen. „Nur nach Deutſchland, nur nach Deutſchland, hat blies ein Menſchenleben gekoſtet? Ein Pente „ mzdchen wollte Feuer anmachen, es ging ihr gbe nicht raſch genug, da wurde die Erdölflaſche zu Hilfe genommen. Das Erdöl fing Feuer, die Flasch explodierte und im Nu ſtanden die Kleider de Mädchens in Flammen. Ihre Dienſtfrau wol helfen, doch die Magd flüchtete ſich in den Garter und mußte von dort, jämmerlich zugerichtet, in Krankenhaus verbracht werden. Heute fenih iſt die ſelbe ihren Perl tzungen erlegen. — Steinsfurth, (A. Sinsheim), 8. Jul Geſtern Abend gegen 10 Uhr entlud ſich über un ſerer Gemarkung ein G witter mit wolkenbruchartigen Regen. Die Ehrſtädterſtraße glich einem reißenden Strome. Viele Höfe, Scheunen, Kellet und Stall wurden mit Weſſer und Schlamm gefüllt. Auz mehreren Ställen mußte das Pieh entfernt werden, Bei dieſer Arbeit wäre beinahe ein Mann, wen ihm nicht Hilfe g kommen wäre, ſammt ſeſner Ruh ertrunken. Die Hände müſſen ſich flelßig regen den angerichtet. 5 Kirchheim, 9. Juli Das 7jährige Toch terchen des zwiſchen der hieſigen und der Leimener Station ſtationirten Bahnwarts Melchior Windiſch wollte am Samſtag Morgen ſeine Mutter von dem um 6 Uhr 50 Minuten von Heidelberg kommenden Lokalzug auf der Halteſtelle Leimen abholen. Da das Kind die Mutter nicht gleich ſah, ging es in der Meinung, die Mutter ſei ſchon auf dem Heim weg, der ſich auf der anderen Seite der Buhnſtreie befindet, um den Lokalzug herum, wurde aber do dem von Wiesloch herankommenden Güterzug erfaßt und zu Boden geworfen. Der ganze Zug fuhr he 8 at I wan aufm er nid bis der Schutt und Schlamm wieder weggeſchaf 5 90 find. Auch im Felde ſind viele Fruchtäcker wie hn 0 h fl weggewälzt, an vielen Stellen hat das Waſſer Scha 41 l 1 das Kind weg, dem der linke Fuß oberhalb des Knöchels abgefahren wurde. Ein Bahnbedienſteige legte Nolverband an, worauf das arme Kind mit dem Güterzug nach Heidelberg verbracht wurde. Im ukademiſchen Krankenhauſe wurde der Fuß wegen Zer⸗ ſplitterung eines Knochens oberhalb des Kues ab⸗ genommen. — Wien, 10. Juli. Auch hierher wird aus Rom gemeldet, der Papſt ſei gefährlich erkrankt, Sͤmmtliche in Rom weilenden Kardinäle ſeien in Vatikan verſommelt und die übrigen Kard inäle an⸗ gewieſen worden, ſich zur Reiſe nach Rom berelt zu halten. In der hiefigen Nuntiater iſt bisher eine nen letzten Studien. Ich werde in den nächte Tagen mein Examen machen und als Lehres on irgend eine Schule Anſtellung nehmen. In der Heimath fand ich zum Glück Deine Adreſſe unter des Vaters Papieren und mache mich nun ſoogleich daran, Dir einige Zeilen zu ſenden. — Seit Deinem litzten Auftrage ſind vele Mona vergangen. Ich ſah Jutta van der Bult ſchon bor zwei Jahren wieder und hatte erſt gestern noch das Vergnügen, mit ihr zu reden. Sie it ein hübſches Fräulein geworden, ſüe mich armen zulünftigen Schullehrer eine unerreichbare Blume. Uebrigens hat ſie auch einen Schulfreund in ihr Herz geſchloſſen, einen gewiſſen Erdmoun Nedde, der jetzt den edlen Römerinnen ſchön thun ſoll! Indeß trug ſie mir doch Grüße auf, als ich die Abficht bekundete, an den Londſſreſcher ſchreiben zu wollen. Du meißelſt wohl j tt ein Liebesgöttchen mit Pfeil und Bogen? Nimm Dich vor dem Schelm in Acht und b halte lieb Deinen alten Freund Ebert Wollin. Da ſtand Erdmann's Entſchlutz ſeſt: „Auf, nach Deutſchland!“ rief es in ſeinem Herzen und ſchnell war alles geordnet. Meiſter Strozzi wollte freilich den geſchickten Gehilfen nicht ziehen laſſen, aber Erdmann wor nicht zu halten. Zunächſt eilte unſer Erdmann von dort nach Neapel, den Veſuv, den Golf Ischia mußte er ſehen, und donn gings zu Fuß nach nach Marſeille und nun per Bahn nach Oeulſchland. e (Fortſetzung folgt.) 2 4 Hud Heils bortatbig in der Mbidbitlon bfiefes Bates. E 2 e N 8 galt gute fer ſuße Po ſattun. ſagthroffen b