— Ladenburg, 8. Jull. Das turnfeſt des Rhein⸗Nockar⸗Gaues, welchts vom herr⸗ lichſten Wetter begünffigt war, nahm einen recht guten Verlauf. Am Samstag Abend herrſchte ſchon ein reges Leben in unſerer Stadt, da der Gauturn⸗ rat, die Preisrichter und über 100 Turner eintrafen. Um halb 9 Uhr fand eine Kampfrichterfitzung im Gaſtbaus zum Hirſch ſtatt, welche bis nahezu 11 Uhr dauerte. Um 9 Uhr b'gann das zu Ehren der Feſtgäſte veranſtaltete Bankett welches durch die gefällige Mitwirkung der „Vereinigte Mufikfreunde Ladenburg“, des „Geſangvereins“ und der „Sänger⸗ einheit“ zu einem Glanzpunkte des F ſtes wurde. Die Feſtgaͤſte waren äußerſt überraſcht über die muftkaliſch en Leiſtungen der „Vereinigten Muſifr⸗ unde Ladenburg“ und über die Vorträge der Geſang⸗ vereine, was der ſtürmiſche Applaus bezeutzte, der den Aufführungen gezollt wurde und noch mehr die Außerungen der Feſtgäſte, daß ſie nicht erwartet hätten, hier einen ſo genußreichen Abend zu derl⸗ ben, Herr Bürgermeiſter Hartmann begrüßte die Feſtgäſte Namens der Stadt Ladenburg mit dem Wunſch, daß es Ihnen in der alten Römerſtadt gut gefallen möge, welcher Wunſch auch in Erfüllung ging. Der Vorſtand des Vereins begrüßte die Feſtteilnehmer Namens des Feſtausſchuſſes und erteilte Herrn Profeſſor Metzger das Wort zur F ſtrede. In kernigen Morten erläuterte der Redner die Geſchichte der Turnerei und den Zweck derſelben und endete ſeine mit großem Beifall aufgenommenen Aus⸗ führungen mit einem kräftigen „Gut Heil! auf die deutſche Turnerſchaft“. Herr Lehrer Schmitthelm jun erläuterte in ſchönen Worten den potriotiſchen Zwack der Turnvereine und brachte ein „Gut Heil“ auf Se. Maßeſtät den deutſchen Kaiſer und Se. Kgl. Hoheit unſeren allperehrten Großberzog aus. Reicher Beifall wurde dem jugendlichen Redner gezollt. Der Gauvorſtand, Herr Profeſſor Schuhmacher⸗Mannheim dankte Namens der Feſtgäſt⸗, für den unerwarteten genußreichen Abend und den herzlichen Empfang der den Turnern hier zu Teil wurde und endete mit einem „ut Heil“ auf die Stadt Ladenburg. — In aller Frühe brachte dann am Feſttage eine Tag⸗ wacht die Einwohnerſchaft auf die Beine, die mit den Zügen angekommenen Vereine wurden empfangen und in ihre Stammlokale verbracht, worauf bereits um 7 Uhr das Vereins- und Einzelwetturnen begann, das fich mit einigen Zwiſchenpauſen bis Abends gegen den Fenſtern der Mühle herein, und drei Menſchen das Rathhaus feinen Platz gefunden. Gleich hinter reichten tiefbewegt einander die Hände. Aus den praſſelnden Feuersgluhten jener Schreckensnacht war ein milder Friedensſtrahl geworden, der in ihre Her⸗ zen hinein leuchtete in harmoniſcher Schönhei — Ende. — Gottes Finge Erzählung von C. von Falkenberg (Nachdruck verboten.) Von der Hohe der Waldberge zog fich die beſonders gut gehaltene Landſtraße allmäblich in die Tiefe hinab, bis der Wanderer eine Steinbrücke Überſchritt, deren Geländer weitſcheinend in die Lan⸗ desfarben prangte. Dieſes Bauwerk überbrückte die Lauter, ein klares Bächlein, welches ebenfalls von der Höhe kommend ſich durch eine Thal rinne im Bogen abwärts zog und nun durch das mit Wieſen und Ackerland geſegnete Lauterthal ruhig dahinfloß. Ihm zur Seite war dos ſchmucke Ackerſtädtchen glei⸗ chen Namens aufgebaut, deſſen Reinlichkeit und rei⸗ zende Lage ſogleich ins Auge fiel. Schon bei der Brücke begann die Hauptſtraße, an deren Ende ſich ſodann die Chauſſee mit Poppeln links und rechts fortſetzt. Die Häuſereihen waren in der Mitte dieſer Straßen durchbrochen. Hier ſtand an der einen Seite die ſchmuck⸗ Pfarrkirche auf einem freien Platze, umgeben von den mit weißſchimmernden Kreuzen und dunklen Trauerweiden geſchmückten Kirchhofe, während an der entgegengeſetzten Seite 1 1. 05 1 99 „ 60 Ubr fortſehte. Ueber die muſterhafte Eintheſſung des Turnens ſeſtens des Gauturnwarts Herrn Ferdr. Filfinger gab es nur eine Stimme des Lobes und kann der Gau ſtolz ſein, einen ſo tüchtigen Mann als turneriſchen Leiter an der Spitze ſeiner Vereine zu haben. Geturnt wurde bro und wacker. Nach eingenommenem Mittagstiſch in den verſchiedenen Gaftbäuſern ſtellie ſich der impoſannte Feſtzug auf und bewegte ſich alsbald durch alle Straßen der Stadt noch dem Feſplotz'. Die Einwohneiſchoft, welche ihre Häuſer reich geschmückt batte, geizten auch nicht mit Blumenſpenden und überſchütteten die Feftzugstheil⸗ nehmer mi Sträußen und Krägzen. Auf dem ß ſt⸗ platz ongekommen, b⸗grüßte der Bil germeiſter der Stadt Lodenburg, Herr Hartmann, die Turner Namens der Stadt und brachte ein dreifoches „Gut Feſtaus chuſſes Herr Profiſſor Metzger das Wort und erläuterte in kernigen Worten den Zweck des Turnens, in allen feinen Teilen. Sein dreifaches „Gut Heil“ galt der deutſchen Turnſache. Der Gauvertreter, Her Proftſſor Schuhmacher⸗Mannheim dankte der Stadt bezw. der Einwohnerſchoft für den außerordentlich liebenswürdigen Empfang und brachte ein Zſaches „Gut Heil“ auf die Stadt Ladenburg und den Turnverein aus, in welches eben⸗ falls lebhaft eingeſtimmt wurde, Hierauf wurden die allgemeinen Stabübungen vorgenommen, welche wiederum den Glanzpunkt des Feſtes bildeten. Wohl üder 800 Turner mogen ſich daran beteiligt haben. Die Uebungen, welche det Gauturnwart, Herr Filfinger, leitete, wurden in drei berſchiedenen Arten ausge⸗ führt, und zwar nach Befehl, nach Takt und mit Mufik. Das Gelingen der Vorführung der Stab⸗ Nach Erledigung des noch folgenden Turnens trat das Kampfgericht zuſammen und alsbald verkündete der Gauvorfitz nde das Ergebniß des Kampfes. Am Einzelwetturnen beteiligten ſich ca. 260 Turner und erhlelt den erſten Preis in der oberen Stufe Turner Weiß 1. von Frankenthal, den 2. Schuff⸗Frankenthal, den 3. Kaufmann ⸗Spey r u. ſ. w. In der unteren Stufe ethielt Turner Meber⸗Neckarau den erſten Preis. Im Vereinswetturnen erhielten nur der „Turnverein Ladenburg“, Turnerbund Heidelberg und Turnverein Heidelberg erſte Preiſe in der oberen Stufe. Ein Feſtball im Gaſthaus zum Schiff und Gaſthaus zur Roſe beſchloß den Feſttag. Geſtern fand noch auf dem Feſtplatze Volksfeſt ſtatt, wobei Heil“ auf dieſelben aus. Hierauf ergriff N mens des übungen kann wohl mit „gut“ bezeichnet werden. ein Zöglingswetlurnen veranſtalt'! wurd. Din 1. Preis erhielt Franz Keßler, den 9. Peter Horn berger und den 8. Chriſſtan O hm, Abends fand die Pteis perteilung im Lokal ſtatt. Der Abend nahm einen ſehr ſchönen Verlauf. — Ladenburg, 3. Juli 1894, Geſterm mittag gegen 3 Uhr ertrank beim Baden im Naa das 10 Jahre alt Söhnchen des Herrn Bahnaofff⸗ ſtenten Mi r. Die Leiche wurde bis jezt nog nicht aufgefunden, — Ladenburg, 3. Juli. Heute Naß wurde ein Schreinerlehreing verhaftet, welcher bit dächtig iſt, einem hi figen Bäcker den Betrag oh 95 Mark geſtohlen zu haben. — Ladenburg, 3. Juli. Am 13. Aug ds. Js. wird ein Sonder⸗Perſonenzug von Bae über Heidelberg ⸗Darmſtadt und Frankfurt naß Berlin abgeleſſen, zu welchem auf den nachbezeſch; karten mit 45 tägiger Gü tigk⸗isdauer zu bedeuten ermäßigten Fahrpreiſen ausgegeben werden. Für den Verkehr ab Stetionen der Maly Neckar⸗ Bahn kommen folgende Abfahrtszeiten bez, Fahrpreiſe in Betracht Fahr pteiſſe für Hin⸗ und Rückfahrt I. Cl. II. Cl. III. 6. Meinhem M. N. Bhf. Mk. Mk. Mk. ab 557 Nachm. 4820 35,80 2400 Berlin Potsd. Bhf. an 10% Morgens am 14. Auguſt, Näheres iſt aus der Kundmachung, weich demnächſt auf den Stationen der Maly: 1 Bahn zum Anſchlog gebracht wird, zu i chen. 3 — Livorno, 2 Juli. Als Redakteur Band von der „Cazetta livornese“ geſtern im Bege war, ſich von der Redaktion nach Hauſe zu begebe und eben den Wagen beſtiegen hatte, näherle ch * ihm ein Individuum und verſetzte ihm einen Dolch 1 N ſtich. Die Aerzte die bald zur Stelle waren, nahmen eine Operation vor. Nach drei Stunden indes fiarh“ Bandi. Man vermuthet, daß der Thät /r einer de ſteben anarchiſtiſchen Beſchwörer ſei, die der franz ſiſche Soldat in Lyon der Behörde nahmhaft gema hat. Man ulmmt an, daß der Mörder an Bon wegen eines Artikels über die Ermordung Co hat Rache nehmen wollen. Bandi hat an de rühmte Garibaldi⸗Zug der Tauſend von Ma theilgenommen. der Kirche lagen zwei große, ſchoͤne, faſt neue Häuſer neben einander, an deren einen ein Schild die In⸗ ſchrift enthielt: „Lederfabrik von Jean van der Bult“, während an der andern zu leſen war: „Gerhard Nedde, Tuchfabrikant“, Gegenüber lag das größte Gaſthaus der Stadt, der „Hof zur Sonne“. Wer es wiſſen wollte, konnte es von dem beleſbten Gaſtwirt erfahren, daß die Vorfahren der beiden Nachbarn drüben Nieder⸗ länder geweſen, die einſt nach Deutſchland einge wan⸗ dert ſeien, wo ſie durch den bekannten holländiſchen Fleiß etwas vor ſich gebracht, ſo daß ihre Enkel hätten vor zehn Jahren die beiden ſchönen Häuſer bauen können. An beide Befitzungen lehnten fich nach hinten hinaus große Nebengebäude und an dieſe Gärten. Hinter dem Bult'ſchen Grundſtücke befand ſich noch ein ſo genanter Lohhof, der bis an den Höhenzug reichte, welcher hier jäh zum Lanter⸗ thal abft⸗I; hinter dem Neddeſchen Garten aber Fuß der Höhe reichte, auf welcher oben eine Eſche, die Wodanseſche genannt, über das Thal hinweg⸗ ſchauend ſtand. Stufen, die eine geſchickte Hand einſt in den Sandſtein gemeißelt, führten hinauf; ein großer Granjtblock lag als Ruhefitz darunter gewälzt neben dem Stamme; die Sage ging, es ſei ein Opferſtein, auf dem man einſt Wodan ge⸗ ople t habe, Neben den Stufen, nahe dem Bult'⸗ ſchen Lohhofe, war der Sandſtein tief ausgehöhlt und hier entſprang als wunderbares Spiel der Na⸗ tur eine reine Quelle, der Lauterbruanen, welcher in eine Baſfin gefaßt, ſein Waſſer in den Graben abgab, der durch den Lohhof führte, von welchem er hinter dem Kirchhof herumgeleitet ſich in den 1 5 i uad Jutta wuchſen mitſamen auf und waren breitete ſich eine kleine Wieſe aus, die bis an den —— — Lauterbach ergoß. Dieſer Brunnen wurde denklichen Zeiten von den beiden Familien Bult un Nedde gemeinſchaftlich. benutzt und hatte nie eine oder die andere beſondere Rechte auf nothwendigſte Sperde der Nalur, auf das T waſſer, geltend gemacht! Der Lederfabrikant Jan van der Bult ein ſtarker, rüſtiger, ſehr beleſener Mann, der ſeiner Wöehlhabenheit und ſpilichwörtlichen Redl allgemein geachtet ward. Seine Gaktin, Frau war ihm ebenbürtig, und beider größtes und ei Glück war Jutta, ihre dreiz hrjährige To Gerhard Nedde dagegen war ein ſchwacher, oſt ker Mann, der immer hüftelte. Er war der Freund des Nachbars und in mancher Bezie weitſehender, wenn auch weniger beredt, f Gertrud, ſein Weib, war die klügſte Frau der S ſein einziger Sohn Etdmann berechtigte in Schule zu den ſchönſten Hoffnungen. Erdn zertrennlich; der dritte im Bunde war gewoh Ebert Wollin, der Sohn des Rektors, ein d Junge, der oft ſcherzend meinte: „Noa, Du, Juta, und Du, Erdmonn, werdet gewiß ſpäter mal ein Paar!“ Da eri Jutta und Erdmann fagte: „Wllſt Du wohl ſchweigen? Wer kan etwas denken 2 Wir find ja noch Kinder!“ Aber auch die beiden Eltern dachten ſo, wie hätte 's ouch anders kommen ſollen 2 Die be Familien waren ja ſo innig beſfeundet, daß Vereinigung durch eine Verheinathung dir Ke hr nahe lag. (Fortſetzung folgt. FFTa CEL Hb r Ie Fe Hnd fleies bortalba in der np bitlon bieſes Watts. 2 neten Statſon der Mair⸗ Neck Bahn Rückfahrt Fire cer LI T 777