fler ert. ſechs blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. Nr. 47. A Allgemeiner Aweiger für Ladenburg und Amgegend. Krſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. eis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungs⸗ ir die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Ladenburg 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 pfa. Druck und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg. 5 17 Corpuszeile. Neelamen 20 Pfg. 1894. Die neuen Streitfragen in Afriſia. Der zwiſchen England und dem Congoſtaate oͤbgeſchloſſene Vertrag droht zu einer Quelle ernſter internationaler Miß helligkeſten zu werden, da er des Au offenbar gewichtige Interreſſen Deutſchlands wie ) die dy Frankreichs in Afrika, ebenſo Egyptens und hiermit n 400 % auch der Türkel, als der Schutzmacht des Pharaonen⸗ ark in landes, verletzt. Sp ziell Deutſchland ſieht ſich durch zu beg die Beſtimmung des N rtrages, wonach England zur Zit, dom Congoſtaate einen 25 Kilometer breiten Land⸗ zem ß, teich „pachtet“, der vom Nordende des Tanganyika⸗ rübetgh Sees bis zum ſüdlichſten Punkte des Albert⸗Edward⸗ in die Sees läuft, empfindlich geſchädigt, denn wenn ſich irt wu die Engländer ſelbſt nur „pachtweiſe“ in dieſem Fallen Landſtreifen ſeſtſetzen, ſo wäre alsdann die directe ohn“ Verbindung Deutſch⸗ Oſtafrikas mit dem Congoſtaate achten. 8, mit einem Male völlig abgeschnitten. Was England des bein mit der Erwerbung des betreffenden Gebietes bezweckt, aut n! it klar genug, denn hiermit würde ein Verbin⸗ pelten E. dungsglied zwischen den Beſitzungen Englands im ſchzurnheh südlichen und im nördlichen Afrika hergeſtellt werden und die unter engliſcher Flagge ſtehenden Territorien im „ſchwarzen Continent“ alsdann ununterbrochen 1894, N f vom Nil bis zum Cap der Guten Hoffnung reichen. Jedoch auch Egypten und Frankreich ſtehen fich durch das getroffene Abkommen zwiſchen England und dem Congoſtaat benachtheiligt. Allerdings find die Rechte Egyptens in jenen centralafrikaniſchen Gebieten, nach ⸗ b elch e dem es die Atquatorialpropinz und was damit zu⸗ rin ſammenhing, längſt eingebüßt, kaum mehr als rg, Bu, nominieller Natur, dagegen erblicke Frankreich durch .— die erwähnten Abmachungen mit Fug einen Eingriff en ſeine Jatereſſenſphären am Congo, das engliſch⸗ emiſe ngoſtaatliche Abkommen mißachtet einfach beſtimmte 2 orbehalte Frankreichs in jenen centralafrikaniſchen . ebieten. Während nun ſeitens der Pforte und Egyptens noch keinerlei Kundgebungen in der entſtandenen Streitfrage vorliegen iſt dies ſeitens Deutſchlands und Frankreichs bereits in unzweideutiger Weiſe ge⸗ ſch hen. Wie bekannt hat Deutſchland bei der Congo⸗Regierung in Brüfſel gegen das Abkommen zwiſchen England und dem Congoſtaate proteſtirt, ſoweit es ſich wenigſtens auf den den Engländern zugeſprochenen Pachtſtreifen bezieht, und iſt das britiſche Auswärtige Amt vom deutſchen Botſchafter in London von dieſem Einſpruch amtlich in Kenntniß geſetzt worden. Frankreich ſeinerſeits hat gegen die feine Rechte verletzenden Beſtimmungen des Ver⸗ trages ebenſo energiſch in Brüſſel wie in London proteſtirt, und dieſes Vorgehen der franzö ſiſchen Regierung hat das einmüthige Vertrauensvotum, welches die franzöfiſche Deputirtenkammer dem Miniſterium Dupuy in der neuen Congo⸗ Affaire ausdrückte, eine kräftige Unterſtützung erfahren. Zugleich beweißt die vom Miniſter des Auswärtigen, Hanoteaux, der franzoͤſtſchen Volks⸗ vertretung mitgetheilte Abſendung von Truppen zur Wahrung der Rechte Frankreichs am Congo, daß Frankreich ſich nicht mit papierenen Proteſten be⸗ gnügen, ſondern der eingeleiteten diplomatiſchen Action gegen England und den Congoſtaat eine energiſche militalriſche Action nachfolgen laſſen will. Es iſt ohne Weiteres klar, daß der ſchwache Congoſtaat gegen eine energiſche Verfolgung der er⸗ hobenen Einſprüche Deutſchlands und Frankreichs nicht das Mindeſte zi thun vermochte, es kommt daher alles auf die weitere Stellungnahme Englands an. Vorerſt führt man jenſeits des Canals allerdings noch eine ſtolze Sprache in der entſtandenen aftika⸗ niſchen Conflectsſache, aber wenn die Engländer ſehen werden, daß es Deutſchland und Frankreich um halb 9 Uhr verſammeln ſich die Kampfrichter mit Beiziehung der wirklich großer Ernſt mit den aufgeſtellten Proteſten iſt, ſo dürfte die engliſche Regierung ſchließlich doch mit ſich reden laſſen. Bereits wollen Londoner Mel⸗ dungen davon wiſſen, daß der Vertrag zwiſchen England und dem Congoſtaate einer internationalen Conferenz unterbreitet werden ſolle, an welcher Eng⸗ land, Belgien Frankreich, Deutſchland und die Türkei, letztere als Vertreter Egyptens, theilnehmen würden. Der Gedanke, dieſe neuen afrikaniſchen Schwierig ⸗ keiten ebenfalls auf dem Congreßwege zum Austrage zu bringen, verdient gewiß Anerkennung, ſollte er aber noch zur Ausführung kommen, ſo dürfen wie Deutſche wohl hoffen, daß die Reichsregierung die Rechte Deutſchlands alsdann kräftigſt wahrnehmen — wird, trotz aller äußerlichen Freundſchaft zwiſchen Deutſchland und England, Verſchiedenes. — Ladenburg, 17. Juni. Vor einigen Tagen gelang die Feſtordnung für das XI. Gau⸗ turnfeſt des Rhein⸗Neckar⸗Gaues, welches bekanntlich hier abgehalten wird, zur Verſendung. Derſelben iſt zu entnehmen: Am Samstag, den 30. Juni findet Empfang der ankommenden Feſtgäſte ſtatt; Riegenführer im Gaſthaus „zum Hirſch“ zu einer Sitzung und um 9 Uhr iſt Bankett im Gaſthaus „zum Schiff“, wozu ſämmiliche hieſige weltl. Vereine Einladung erhalten werden. Am Sonntag, den 1. Juli morgens 6 Uhr wird das Feſt durch mufikaliſche Tag ewache eingeleitet und die ankommenden Vereine empfangen. Um 7 Uhr morgens beginnt ſchon das Vereins ⸗ und Einzelwetturnen auf dem Feſtplatze und dauert bis 12 Uhr mittags mit einer Stunde (9— 10 Übr) Unterbrechung während des Gottesdienſtes. Um 9 f 1 ö ö Im Strome des Lebens. Roman von Jenny Piorkowska. „Gott ſchütze Dich, und wenn Du kannſt, jeh mir.“ Victor. „ „Ich — ich veiſtehe nicht — was meint er? ohin iſt er?“ fragte ich erregt, die Hand vor die eiße Stirn preſſend; „ich bin ſo verwirrt, daß ich einen Gedonken zu ſaſſen vermag. O, ſchauen Sie icht ſo furchtbar drein — es muß ein Irttum ſein es muß. . . Sie glauben doch nicht, das aß . . . barmherziger Gott ſtehe mir bei!“ Rodegg regte ſich nicht, dergebens ſuchte ich ach Troſt in ſeinen geiſterbleichen Zügen. Von einem ploͤtzlichen Inſtinkt erfaßt, griff ich ach dem Licht, warf einen haſtigen Blick ringsum, rat an das Bett und ſchob die Gardine zurück. Kein Laut drang über meine Lippen, wie zu tein verwandelt ſtand ich da und ſtarrte mit gläſer⸗ en Augen und erſtarrtem Blute auf die Geſtalt vor ir. Da lag ich mit der unverkennbaren Blaſſe es Todes auf dem Geſicht; ein ſchmaler Blutſtreifen, er von ſeiner Bruſt aus langſam herabrieſelte, gab en kraurigen Beweis, daß er für immer aus dieſem Leben geſchieden wa. Rodegg war neben dem Bett auf die Knie geſunten; ich hörte die abgebrochenen Worte, die ſich ihm wie im Traume entrangen; mir aber kam ein 4. Molitdt Sten Schmerzenslaut über die Lippen, keine Thräne trübte meinen ſtarren Blick. Da, bei einem leichten Aufflackein des Lichtes, a ſah ich etwas am Halſe des Unglücklichen glänzen. Ich beugte mich über ihn und erkannte einen kleinen Ring von mir und ein Glied des zerbrochenen Arm⸗ bandes, das er an einer kleinen Kette auf dem Herzen getrogen hatte und das itzt mit ſeinem Herzblut beflodt war. . Da endlich kamen mir die Thränen zu Hilfe, wie heiß, wie leidenſchaftlich mußte er mich geliebt haben! Von Schmerz und Reue ergriffen über meine Kälte gegen ihn, warf ich mich über ihn und bedeckte ſeine ſtarre Hand mit Thränen und Küſſen; ich ſchmiegte mich an ſein Gificht und beſchwor ihn, mir zu vergeben. — lietz einen Gruß mit einem Boden brannte mir unter den Füßen, — wollte ck fliehen und mich für immer vor all' Denen verbergen, die mich je gekannt hatten. Ich wartete bis es im Hauſe ganz ſtill war, dann machte ich mich liſe und haſtig an die gerin⸗ gen Vorbereitungen zu meiner Flucht. Ich packte die nothwendigſten Sachen zuſammen, kleinen Andenken und einem Goldgeſchenk an meine treue iſette zurück und ſpäter doch verlaſſen hätte. Wie lange Zeit verging — ich weiß es nicht. Ißhrige, daß meinen Verwandten mein Zufluchtsort Endlich ließ ich mich vor Aufregung und Wei⸗ nen erſchöpft, widerſtandslos abführen in meſn eigenes ee Dort ließ Rodegg mich auf mein Bitten allein. Auf die Knle finkend, flehte ich Gott leiden⸗ ſchaftlich um Erbarmen für den armen Welor, um Barmherzigkeit ſür mich ſelbſt an. Ich betete lange ſo innig und leidenſchaftlich, wie wohl noch nie zuvor in meinem Leben; und als ich mich wieder aufrichtete, war mein Entſchluß gefaßt. So bald ich konnte, — ich vermochte die Anderen nicht wiederzuſehen, der ſchrieb dann an Rodegg: 5 „Meine Flucht wird Sie nicht überraſchen. Nicht im Stande, meine Gefühle ſo zu beherrſchen, daß ich mein Geheimniß nicht verriethe, iſt es wohl om beſten ſo. Mein Leben bei Tante Aurclie iſt ſchon lange ſo unerträglich, daß ich ſie früher oder Wenn Sie mir jemals freundlich gefinn waren, ſo bitte thun Sie das übrig bleibt. Ich verſpreche Ihnen, nichts unüber⸗ legt, keinen haftigen Schritt zu thun, den Sie nicht billigen würden. Sie haben wenig Grund, mir zu vertrauen, aber glauben Sie mir, ich bin eine Andere geworden, ich täuſche Sie nicht wieder. Sobald ich weiß, doß Sie den heimatlichen Boden verloſſen haben, ſchreibe ich Ihnen, wo ich mich befinde. „Auch Sie find nicht glücklich, Sie aber haben nur Kummer zu tragen, während mich Reue und Gewiſſensbiſſe quälen. Möge Gott Ihnen den gol⸗