teindellſt e ffn ihtbräch, 1894, a 1. e kräftig als hel blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. ——— v. 42 r die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Ladenburg Algemeiner Anzeiger für Ladenburg und Amgegend. 8 Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. Preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungs⸗ Anzeigen 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Druck und Perlag von Karl Molitor, Ladenbur : die 1⸗ſpaltige Corpus⸗Zelle oder d Corpuszeile. Neclamen 20 Pfg. 125 1894. Fami an dit annhein Volitiſches Karlsruhe, 21. Mal. Die zweite Kommer dadiſchen Landtags berieth heute den Geſetzent⸗ wurf betreffend die progreſſve Erhöhung der Ein⸗ b onmen- und Kapitalrentenſteuer. Der Geſetzentwurf i 7 ſtimmt: daß der Steuerfuß erhöht wird und bei er Steueranſchlägen von 25 000 bis zu 30000 Mi. iten olg um 5/5; von 30 000 bis 40 000 M. um 10% von 40 000 bis 50 000 Mk. um 15/5, von 0000 bis 75000 Mk. um 200%, von 75 000 s 100 000 Mt. um 25% von 100 000 bis das gang rbeitslöhng Gewiſſen ſchweren Bahn leſten und führen möge. Sie treten als Lehrer einer großen Anzahl unſerer heranwachſenden Generation gegenüber, zunächſt in obrigkeitlichen Verhültneſſen. Sie repräſentieren den . niſterium, Ihr ſpezielles Reſſort, ſondern auch zu⸗ gleich die Regierung ſelbſt, da Ihnen die Schulzucht zufällt. Sie repräſentleren in der Schule das Juſtiz⸗ miniſterium. Sie haben eine gewiſſe Rechtspflege. Vergeſſen Sie dabei nicht, daß ſelbſt das königliche Recht der Begnadigung auf Sie im Schulzimmer übergeht, und laſſen Sie dieſem immer eine ſtarke Vertretung gegenüber dem Bedürfniſſe der Gerechtig⸗ keit, und demjenigen, Strafe zu üben. Es iſt im Verkehr mit Kindern bei dieſer Beziehung leichter, gefühl über das, was er kann und weiß und geleiſtet als es ſpäter mit erwachſenen Kindern es zu ſein pflegt. Vergeſſen Sie nie, daß im Kinde eine ſcharfe Beobachtungsgabe liegt, die ſich allerdings nicht öffent⸗ lich dem Lehrer gegenüber ausſpricht, aber dann, wenn ſie allein unter ſich find oder in Gefellſchaft anderer. Wenn man da zuhört, ſo iſt man oft erſtaunt über den natürlichen Einblick in die menſchliche Natur, den die Kinder in der Beurtellung ihrer Eltern und Lehrer entwickeln. Ich will damit nur ſagen: Kom⸗ men Sie Ihren Zöglingen nicht mit dem vorherr⸗ ſchenden Gefühle der amtlichen Stellung und Würde, ſondern mit dem vorherrſchenden Gefühle der Liebe zu den Unmündigen entgegen. Ich bin gewiß, daß Sie damit Erwiederung finden werden bei den meiſten Kindern, und daß Sie ſich dadurch ihr Geſchäft weſentlich erleichtern werden, wenn Sie in den Kin⸗ dern dieſes Gefühl erwecken, daß die Liebe, und ich will ſagen! die Achtung eine gegenſeitige iſt zwiſchen Eltern, Lehrern und Schülern. Im Kinde ſteckt doch ein Menſch, ein Gottesgeſchöpf, das ſeinerſeits An⸗ ſpruch auf Achtung wegen feiner Schwachheit und Schülern gegenüber nicht nur das Unterrichtsmi⸗ Hilflofigkeit hat auch im Herzen im freundlichen Sinne behandelt werden ſollte; ich mochte ſagen, wie der Mann gegenüber der Frau rückfichtsvoller, höflicher iſt gerade weil er der Stärkere iſt. Dieſes Verhält⸗ niß der Uebe legenheit iſt zwiſchen Lihrer und Kind noch in größerem Maße vorhanden. Aber gerade in dieſer Ueberlegenheit liegt auch für ein edeldenkendes Herz das Intereſſe für den Schützling, der ihm an⸗ vertraut iſt. Alſo mochte ich Ihnen nur ans Herz legen: Fahren Sie ſäuberlich mit dem Knaben Ab⸗ ſalom und ſeien Sie freundlich und wohlwollend. Für Eltern iſt dies kein Verdienſt, denn bei ihnen iſt es Liebe für das eigene Fleiſch und Blut, auch ein Ausfluß des Egoismus. Für den Lehrer aber erfordert es einen gewiſſen Kampf mit dem Selbſt⸗ hat, um in die amtliche Stellung, die er bekleidet, zu kommen — eine Ueberwindung dieſes Selbſige⸗ fühls, um in dem kindlichen Elemente eine Pflanze zu erkennen, die beſſer gedeiht, wenn ſie ſanft be⸗ handelt wird. Alſo das Gebot der Liebe möge Sie leiten bei Ihrem Berufe Betlin, 22. Mal. In Frankreich laborirt man nach längerer Zeit wieder einmal an einer Miniſterceifis. Das ſeit dem November vorigen Jahres amtirende Cabinet Caſimir⸗Perier, das bis jetzt ein im Allgemeinen ganz vergnügliches Daſein führte und welches offenbar an alles andere, denn an ſein baldiges Ende dachte, iſt von der Deputirtenkammer am Dienſtag bei einem unbedeutenden Anlaß jählings geſtürzt worden. Die Mehrheit, welche die Regierung ſo unerwartet zu Falle brachte, ſetzte ſich aus den Radicalen den Sozialiſten und einem Theile der Monarchiſten zuſammen, es iſt alſo eine ſo wider ⸗ natürliche Mehrheit, daß mit ihr ſelbſt der genialſte Staatsanwalt unmoglich lange auskommen könnte, 00 50000 Mk. um 30% , ͤ von 150 000 bis eidelse 00 000 Mk. um 35%, von 200 000 und mehr beg am 40%. Der Steuerfuß beträgt per 100 Mk. 5 „50 Mk. Steuer. Die Abgg. Wittmer, Schuler, üller und Birkenmayer ſtellten den Antrag, daß 0 on bei Einkommen don 15000 bis 20 000 Mk. g ne Erhohung von 5% des Steuerfußes eintreten lle, ſo daß die Skala ſtatt mit 40, mit 450% Sten rhöhung ende. Die Regierungsvorlage wurde an⸗ — nommen. Nis Karlsruhe, 24. Mal, (Fürſt! Bismarck r die Erziehung durch die Schule. Der Alt⸗ tare! ichskanzler hat in dieſen Tagen die Zöglinge des L. Sten Lehrerſeminars in Lünneburg empfangen, welche ihm Holle in Begleitung ihrer Lehrer in Friedrichsruh einen Beſuch abſtatteten. Es find wahrhaft goldene Worte, e der Lebenserfahrene Mann bei dieſer Gelegenheit ö die Lehrer richtete, Worte, die um ſo wohl⸗ ac tuender auf weite Kreiſe wirken werden, als ihnen de polemiſche Schärfe, fernblieb. Fürſt Bismarck Stenz ſagte nach einem Berichte. der dem „Hann. Courier“ 5 Meine Herren! Ich danke Ihnen und wünſche, hürſten aß Gottes Segen Sie auf Ihrer vor dem eigenen lie Stenz Im Strome des Lebens. Roman von Jenny Piorkowska. Wie ſchwül und unheimlich ſtill war der Abend! Ich lehnte meine heiße Stirn zur Külhung an die enſterſcheiben, ich ballte die Hände, um die innere Ingeduld und Unruhe, die mich beſeelt⸗, zu ſtillen. + Endlich legte ich mich nieder und ſchloß die g ugen — vor der Außenwelt, aber nicht vor mei⸗ m Innern: vor der Erinnerung an Vergangenes, 8e or der Reue und den Gewiſſensbiſſen, die mich mann ſeelten, vermochte ich fie nicht zu ſchließen. 1 beruhigen, ich wollte das Geheimniß meines 1 zrzens für immer begraben, wollte von nun an 10 N. t leben, ihm zu dienen ihn glücklich zu machen, 20 „ wollte ihm eine treue brave Frau ſein. — Treue 30 7 „ erllang da eine Stimme in meinem Innern, und N öhnend verbarg ich mein glühendes Geſicht in den zanko. Der Wagen war fortgefahren. Während Victor ſich verabſchiedete, ſtand ich alt und regungslos etwas zurück von den Anderen, ie an den Boden gewurzelt. Ich ſcheute mich, zt vor der Welt anzuerkennen, was ſch geſtern rſprochen hatte, ich war im Stonde ohne ein ein⸗ Ich ſuchte mich ſelbſt zu tröſten, mein Inneres ziges Wort von ihm zu ſcheiden, nun ich ihn viel⸗ leicht niemals wiederſehen würde. Mit einem kurzen glückliche Reiſe hatte ich ihm die Hand gereicht, und ſchon hatte er die Thür erreicht, als er den Kopf noch einmal wandte und unſere Augen ihm begegneten. „Victor!“ rief ich ſchnell anf ihn zueilend, „ſie mogen es jetzt wiſſen — was kümmert es mich?“ — und maine Hand zärtlich in die ſeine legend, gingen wir mehrmals auf dem Corridore auf und ab. Wie weh ich ihm mit meiner vorhergehenden Kälte gethan hatte, das ward mir erſt jetzt klar, als Ausdruck annahmen. „Itzt aber mußt Du gehen,“ flüßterte ich ihm mehrere Minuten zu. Einen Moment blieb er, meine Hand ſeſt in der ſeinen haltend, unſchlüffig ſtehen; dann beugte er fich zu mir nieder, drückte einen Kuß auf meine Oppen und war verſchwunden. Gewaltſ am die Schwäche bekämpfend, die mich bei der Berührung ſeiner Lippen überkommen hatte, Ehrte ich zu den in der Tühre des Wohnzimmers zurück. „Daß es ſchon ſo weit gekommen, iſt uns ja gn, ganz neu,“ hub Joſephine in halb ſpöttiſchem Tone a wo die Leiche lag, zeigte deutlich, daß der arm⸗ — — „Ja, Tante,“ wandte ich mich zu dieſer, „ich habe geſtern Abend Victor mein Jawort gegeben.“ Gelaſſen nahm ich die Glückwünſche aller hin, äußerlich völlig ruhig, daß wohl Niemand ahnte, was in meinem Innern vorging, wie tief ich jetzt den unüberlegten Schritt bereute, wie unbeſchreiblich un⸗ glücklich ich war. As ich am zweiten Tage nach jenem Abende in das Frühſtückszimmer trat, waren ſie alle ſo ver⸗ tieft in irgend einen aufregenden Zeitungsartikel, daß außer Rodegg, der mit finſter zuſammengezogener Stirn über den Tiſch lehnte, Niemand mein Ein⸗ a treten zu bemerken ſchien. ich ſah, wie ſich bei meinen Worten ſein Geſicht aufhellte und ſeine Augen einen unſagbar beglückten „Ein ſchrecklicher Fall! Der Verbrecher wird aber, Dank dem Telegraphen und der Polizei, nicht weit kommen,“ bemerkte Vetter Hugo. „Der ganze Ort ſoll in höchſter Aufregung ſein! Der arme Doctor Feudler iſt ſo allg ⸗mein beliebt und geachtet geweſen, daß man auch nicht den geringſten Anhalt haben kann,“ „Wovon iſt denn hier die Rede?“ fragte ich in hoͤchſter Angſt. „Denke nur,“ erklärte Coufine Martha eifrig, „geſtern Abend hat man, ungefähr eine Stunde von hier, Doctor Feudlers Leiche mit drei, vier Dolch⸗ ſtichen gefunden. Am nächſten Baum waren ſein Wagen und Pferd, angebunden, und die Stelle,