inladen, 1 1800 it; blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. ſterer Allgemeiner Anzeiger für Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. viertelfährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungs⸗ r die Redaktion verantwortlich: Karl Malitor, Ladenburg n 7 * Mittwoch den 11. Rpril Druck und Verlag von Rarl Molitor, Ladenburg. Br . die 1⸗ſpaltige Corpus ⸗Zel 0 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. e Corpuszeile. Reelamen 20 Pfg. 1894. Folitiſches. Karlsruhe, 7. April. Steuerreform. Die „Kammer des Landtags ſetzte heute die Beratung Budgets für das Finanzminiſterium fort. Finanz⸗ iniſter Buchenberger teilte mit, daß die Novelle m Einkommenſteuer⸗ und Kapitalſteuergeſetz bereits gearbeitet ſet und demnächſt vorgelegt werde. der Reform der Ertragsſteuer ſei er bereit. Bei * Einkommenſteuer dürfe über eine Grenze von 50 Mk. nicht erheblich hinausgegangen werden, dieſe Reform Störungen bedinge, könne er ſich * damit befreunden, wenn ſie von der Mehrheit ach der Stimmung glaub: er, zur partiellen Ver⸗ gensſteuer übergehen zu können. Fraglich ſei, ob me on dem nächſten Landtag eine Vorlage gemacht 0 den kann. Abg. Fieſer (natl.) erklärt, ſeine che bllet Fraktion ſei mit einer progreſfiven Erhöhung der erkel. Elnkommenſteuer einverſtanden, ebenſo mit einer ge⸗ geren Belaſtung von nicht fundierten Einkommen. g. Hug (Ztr.) erklärt, auch ſeine Partei ſei mit er Steuerreform einverſtanden. — Bezüglich der anzlage Badens wird öffizids mitgeteilt, daß in⸗ ge der Erhöhung der Mateikularbeiträge der Fehl⸗ dag im ordentlichen Etat ſich von urſprünglich 46 000 Mk. auf rund 3 050 000 Mk. erhöht Der in der 2. Kammer eingebrachte Nach⸗ gskredit fordert für den Ankauf der Heidelberg geter Bahn eine Million und für den Ausbau f 0 Held lberger Bahnhofs 352 000 M. — Die Elenbahnkommiſſflon derſelben Kammer empfi hlt die Annahme des Geſetzentwurfs betr. Erbauung der en ün von Bruchſal nach Odenheim und von Übſtadt ch Menzingen. mann Venedig, 7. April. Gegen 9 Uhr kam das ſerliche Schff „Moltke“ in Sicht. Am Hafen Volkes und des Hauſes befürwortet werde. gingen die Mitglieder der deutſchen Botschaft an Bord, um ſich beim Kaiſer zu melden. Um 10 Uhr kam der „Moltke“ in den Haſeneingang und fußr an Bord des „Voltura“, von den Matroſen mit in den Logunenkanal ein, vom Kanonenſalut des „Volturno“ begrüßt. An dem ganzen Ufer und auf unzähligen Gondeln harrten Tauſende von Einwoh⸗ nern und Fremden der Ankunft. Kurz nach 11 Uhr fuhr König Umberto von der Landungstreppe von Palaftgarten in einer Damp folle ab und begab fich an Bord des „Moltke“, der im Baſſino San Marco vor Anker ging, An Bord erfolgte nun unter Ka⸗ nonendonner und den Klängen der Mufik die erſte Begrüßung hierauf kehrten der König und der Herzog der Abruzzen an den Eingang des koͤnig⸗ lichen Gartens zurück. Wenige Minuten später folgte der Kaiſer in einem Ruderboot des „Moltke,“ das ſich kaum durch die Menge der Gondeln durchwin⸗ den konnte; vom Lande und Waſſer ertönten unend⸗ liche Jubelrufe, die Kaiſerbymne wurde geſplelt, und wenige Minuten nach 12 Uhr ſtieg der Kaiſer an der Landungstreppe aus, wo der König ihn empfing. Der Kaiſer trug die kleine Generalsunſform und begrüßte mit großer Lebendigkeit die Herren, welche der Konig ihm vorſtellte; unter ihnen auch den deutſchen Konſul. Hierauf ſchritten die Monarchen die Ehrenkompagnien ab, geſtellt von der Maſchini⸗ ſtenſchule und dem 25. Infanterie⸗Regiment, und betraten durch den Garten das Schloß. Auf dem Markusplatz herrſchte inzwiſchen ein gewaltiges Men⸗ ſchengewühl. Stundenlang wogte die Menge. Um 12 Uhr traten die Monarchen auf den Balkon und wurden von endloſem Jubel begrüßt. Die Stimmung der Venezianer iſt ungemein herzlich, das Wetter ausgezeichnet. Nachmittags war Hoftafel, an welcher der deutſche Kaiſer, Konig Umberto, dann der Herzog der Abruzzen, ſowie das beiderſeitige Gefolge teil⸗ nahmen. Um 3 ½ Uhr befichtigte der Kaiſer die Markuskirche, ſpäter begaben fich Kaiſer und König Hurrahrufen begrüßt, während die Schiffskopell⸗ die deutſche Hymne ſpielte. Dann beſichtigten die Mo⸗ narchen das Arſenal und beſonders eingehend das Panzerſch eff „Sſellia“. Bei der Rückfahrt wurde der Weg durch die keinen Kanäle gewählt. Gegen abend beſuchten die Monarchen das Kanonenboot „Volturno“ und das Zeughaus. Sie wurden überall ftürmiſch begrüßt. Später war Familientafel, Der Kaiſer reiſt Sonntag abend nach Wien ab. Verſchiedenes — Ladenburg, 8. Apeil. Der Rechnungs⸗ abſchluß des hiefigen Frauenvereins zeigt auch für das letztvergangene Jahr einen günſtigen Stand. Im Jahre 1893 betrugen die Einnahmen Saldo in der Kaſſf e. Mk. 72 55 Mitgliederbeiträ ge Kapitalzins vom Vorſchußverein ammlung für die Chriſtbeſcheerung 25 ) Zuſammen Mk. 591.61 Dementgegen ſtehen an Ausgaben: Für Krankenunterftützung Mek. 223.7 Jupuſtrleſchurrte „ 228 Kinderſchule, inel. Weihnachtsbeſcheerung „ 189 8 Hntafe nass Zuſammen Mk. 441 5738 92.6 Im Vorſchußberein wurde angelegt. Mk. Als Kaſſenreſt verblieben „ Es ergab ſich beim Kaſſenabſchluß am 31. Dezember 1893 ein Vermoͤgens⸗ tand von M im Vorjahre, alſo eine Zunahme von „ „ 2062.7 128 77.4 In den Jeſſeln der Schuld. Criminalnovelle von C. Sturm. 5 Der Referendar eilte davon und begab ſich zu⸗ iel ſt auf das Telegraphen⸗Amt, um nach Humburg ark. Prof'ſſor Galens Onkel, den einzigen noch leben⸗ . Verwandten deſſelben zu depeſchiren. rlauſt Nach ungefähr einer Stunde kam von Galens peilet, kel die Antwort, um welche Ernſt Pohlmann 0 ken hatte, in überraſchender Weiſe zurück, denn — ſelbe lautete: 11 „Mein Neffe, Profeſſor Galen, liegt ſchwer — kkank in der Fiſcherherberge des Dorfes Neutraſt. ) P en, 2c komme ſelbſt noch heute oder ſpäteſtens morgen O0 „ mittag dorthin, um meinen Neffen beſſere Pflage 0 „ 4 berſchaffen. Erich Galen.“ zuſtern Der Referendar ſtaunte über dieſe ſeltſame lo. ſltheilung und freute ſich aber zugleich, daß der Linden. Pfofeſſor berhaupt noch lebte. 1 Sofort ſchrieb Eruſt Pohlmann einige Zeilen Kohle ſeine Eltern, in welchen er denſelben mittheilte, er in Folge dringender Freundſchaftspflichten einen Tag ſofort verreiſen müßte. Dann begab 1 ch in Galens Wohnung, um deſſen treuen Sorte ener die Mittheilung über den Aufenthaltsort Herrn zu machen, und eine Stunde ſpäter lat einem Wagen am Ufer des großen ſchiffbaren Fluſſes entlang, dem ungefähr zwei Meilen von der Refidenz entfernt liegenden Dorſe Meutraſt zu. Dort wurden ſie denn in der Fiſcherberberge durch⸗ aus nicht gleich zu dem kranken Profeſſor gelaſſen, und auf vorſichtiges Umfragen erfuhr Ernſt Pohl⸗ mann, daß Profeſſor Galen ganz durchnäßt und wie fodt von einigen Fiſchern vorige Nacht am Flußufer aufgefunden und in deren Kahn, wo man ſofort Wiederbelebungsverſuche bei dem Verunglückten angeſtellt habe, hierher nach Neutraſt in die Fiſcher⸗ herberge gebracht worden ſei. Geſtern ſei der Pro⸗ feſſor in ein ſehr ſchweres Fieber gefallen, ſo daß der behandelte Arzt nach Angabe des Kranken an deſſen Onkel nach Hamburg eine Depeſche geſandt habe. Heute gehe es dem Patieaten ſchon boſſer, aber es ſei ihm jede Aufregung verboten, und da er jetzt gerade ſchlafe, ſo dürfe er nicht geſtört werden. Der R ferendar und der Diener warteten nun geduldig auf den Arzt, der heute gegen Abend, wie ihnen geſagt wurde nochmais kommen würde, um den Zuſtand des Patienten zu p uüfen. Als der Arzt kam, ſtellte ſich ihm Einſt Pohl⸗ mann ſofort als Fraund des verunglückten Profeſſors Galen vor, und dieſer Umſtand bewirkte es, daß eine halbe Stunde ſpäter der Referendar in das Zemmer des kranken Freundes gelaſſen wurde. T eingefallenen Wangen, aber doch mit einem freundlichen Lächeln auf de Iippen empfing Galen den Freund. „Gott ſei Dank, daß Du gerettet wurdeſt, rief Ernſt Pohlmann, mit warmen Drucke Galen Hand umfaſſend, „Dir iſt gewiß ein großes Unglü paſſitt.“ 5 Galen nickte traurig und ſagte „Es kam viel Unglück auf einmal über mich aber ich bin nicht in Folge eines Unfalles und au nicht aus eigenem Antriebe in den Fluß geſtürzt was man in Folge meiner aufgehobenen Verlobun vielleicht denken könnte, ſondern es iſt an dem Abend als ich in höchſter Aufregung und Betrübniß Eue Haus verließ, ein Verbrechen an mir begangen worden. Es iſt mir ein Mann auf Schritt un Tritt nach geſchlichen, und in der Dunkelheit ha er mich plotzlich in den Fluß geſchleudert. Vo Schreck ſprachlos und halb ohnmächtig bin ich von den Wellen weiter getrieben worden. Da ich aber von Jugend auf ein tüchtiger Schwimmer war, ſo habe ich ſchließlich doch mit Erfolg gegen das V finken angekämpt, bis meine Kräfte nachließen un ich am Ufer niederſank, wo mich die Fiſcher fand und retteten.“ „Ein entſetzliches Ereigniß und doch auch wiede eine wunderbare Rettung aus großer Gefahr!“ Ernſt Pohlmann dem Freunde immer wieder di Hand drückend. „Ich wage daran die Hoffaung zu knüpfen, daß Dir auch die ſchlimmſten Schickſals