blatt Ml. 1.40 frei ins Haus. udenburger Allgemeiner Anzeiger für Jadenburg und Amgegend. Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. . „ Preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungs⸗ 0 0 8 ür die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Ladenburg C „„ Samskag den 31. März Anzeigen: die 1⸗ſpaltige Corpus-⸗Zeile 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Druck und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg. * Corpuszeile. Neelamen 20 Pfg. 1894. bonnementseinladung. Mit dem 1. April beginnt das 2. Quartal dieſes Blattes und laden zu Be⸗ ellungen hiermit freundlichſt ein. Die Expedition. Volitiſches. Berlin, 28. März. Fürſt Bismarck tritt n dieſem Sonntag in ſein 80. Lebensjahr ein, und alle deutſchen Patrioten bringen hierzu dem greſſen Baumeiſter des neuen Reſches im Geiſte ihre innigſten Glückwünſche dar. Diesmal geſchiebt 0 dies in beſonders freudiger Weiſe und unter beſonders eihebenden Empfindungen, fällt doch auf die bevor⸗ ſtehende Feier von „Bismarcks Geburtstag“ der warme Strabl der ſtattgefundenen vollſtändigen Aus⸗ ſbonung zwiſchen dem Kaiſer und dem Altreichskanzler! 1 Je schmerzlicher von allen guten Deutſchen die un⸗ ſelige tiefe Verſtimmung zwiſchen dem erhabenen Träger der Kaiſerkrone und dem Manne, der ſie öfennig recht eigentlich geſchmiedet, empfunden wurde, um ſo 1 größer war dann bei ihnen die patriotiſche Genug⸗ thuung über die nun Dank der Hochberzigkeit des Stenz Kaiſers erfolgte Wiederverſöhnung der beiden Männer und vor Allem unter dem Eindrucke dieſes Ereig⸗ thohle niſſes feiert das deutſche Volk diesmal das Geburts⸗ kRohlg feſt ſeines größten Patrioten und Staa tsmannes. Möge es Fürſt Bismarck vergönnt ſein, ſich auch en fernerhin in geiſtiger Friſche und verbältnißmäßiger körperlicher Rüſtigk⸗it, geliebt und bewundert von ionen ſeines L⸗bensabends zu erfreuen! Abbazia, 28. März. Der Kaiſer und die Kafſerin ſtattten am Dienſtag Nachmittag mittels der Pacht „Cbriſtab'l“ der ungariſchen Hafenſtadt Fiume einen Beſuch ab. Nach dem Eintteffen in Fiume begab ſich der Raiſer in einem von ihm ſelbſt geſteuerten Boote nach Riva und holte daſelbſt den Erzberzog und die Erzherzogin Joſef nebſt Peinz ff in Tochter zu einer gemeinſchaftlichen Rundfahrt an Bord der „Chriſtabel“ in der Richtung nach Portore ab. Um 5 Uhr traf die Yacht wieder in Fiume ein und landete hier die erzherzoglichen Herrichaften, worauf das Kaiſerpaar nach Abbazia zurückfuhr. In das weitere Ausflug⸗Programm Kaiſer Wilhelms iſten ben Pola und Trieſt auch Rovigna, an der Weſtküſte Iſtriens, aufgenommen worden. Ueber den angekündigten Beſuch der deutſchen Majeſtäten in Venedig iſt noch gar nichts Sicheres bekannt. Verſchiedenes. — Schriesheim, 29. März. Der Landw. Bezirksverein Ladenburg wird Sonntag den 8. April nachmittags 2 Uhr im deutſchen Hof dahier eine Wein⸗ und Obſtausſtellung mit Prämiierung veranſtalten. Die Preiſe beſtehen aus Wein⸗ und Obſtſervicen, Krügen und Pokalen nebſt Diplomen. Beiträge zu den Prämien ſtellen: Großh. Miniſterium d. J., der Landw. Bezirksverein Ladenburg und die Gemeinde Schriesheim. Zur Weinausſt⸗llung wird nur Schriesheimer Traubenwein und Obſtwein aus dem Bezirk des Landw. Vereins Ladenburg zuge⸗ laſſen. Hofrat Dr. Neßler geleitet, durch welchen gleichzeitig in einem öffentlichen Vortrag Belehrungen über Weinbehandlung erteilt werden. Die Obſtausſtellung ſoll diejenigen Obſtſorten, welche in der j tigen Zeit noch als Takelobſt zu gebrauchen find, feſiſtellen. Zu dieſem Zweck wird ſich ein Beamter der Großh. Die Weinprämiierung wird von Herrn Geh. Obſtbauſchul in Karlsrube an der Obſtprämlierung beteiligen. Zur Obſtausſtellung find alle Obſtbauern des Kreiſes Mannheim berechtigt. Vorausfichtlich wird auch feitens der Kreisverwaltung ein Beitrag zu den Obſtprämien geleiſt⸗t werden. — Mannbeim, 26. März. Der lang⸗ jäbrige beliebte Heldentenor des hieſigen Hoftheaters, Ludwig Götjes iſt am Samstag plötzlich aus dem hiefigen Hoftheaterverband ausgeſchieden, nachd m er ſeſtens der Intendanz eine Entſchädigung von 7000 Mark erhalten hatte. Sein Nachfolger wird wohl Herr Oberländer vom Karlsruher Hoftheater. — Aus der Pfalz, 27. März. Der Kaiſer hat, dem „Pfälz. Kur.“ zufolge, der dekorativen Perglaſung von drei Chorfenſtern der in Speyer zu errichtenden Gedächtniskirche der Prot'ſtation den Betrag von 10000 M. überſand und zugleich den Künftler namhaft gemacht, der die Glasmalereien übernehmen ſoll. — Heidenheim, 27. März. entſetzlichen Unglück endigten die Oſterfeierlage in dem nahen Mergelft⸗tten. Die blübende Tochter des Fabrikanten N“unhöffer vergnügte ſich geſtern abend ſpät noch mit Nachenfahren auf der Brenz, wobei der Nachen, aus welchem Grunde iſt noch nicht be⸗ kannt, umſchlug und das Mädchen in den Wellen ihren Tod fand. Ihre Leiche wurde erſt heute früh am Rechen der Mühle aufgefunden. — Saarbrücken, 24. März. Großes Auf⸗ ſehen erregt im benachbarten Völklingen die Ver⸗ haftung des dortigen katholiſchen Pfarrers, der ſich derſchiedene ſchwere Sittlichkeltsvergehen mit jungen Mädchen hat zu Schulden kommen laſſen. Die Entrüſtung iſt allgemein, um ſo mehr, als dieſer Seelforger fortwährend von der Kanzel herab gegen die Sittenverderbniß losdonnerte. Seine Frömmigkeit In den Jeſſeln der Schuld. Mark. Criminalnovelle von C. Sturm. 4. 6 8. perkaul ir f ze 60 f mile, „Ich danke Dir für dieſe Zuſage,“ flüſterte Carola leiſe und verließ am Arm' der inzwiſchen in das Krankenzimmer eingetretenen Mutter den 5 idenden Vater. 01 Dieſer fühlte fich in ſeinem kranken Gemüths⸗ leben durch die Erklärung der Tochter wie umge⸗ nd wandelt, denn eine Centnerlaſt von Sorge, von Angſt. Unruhe und Qual wälzte ſich dadurch von feiner Brust. Erlzichtert athm⸗te der Banksirektor guf und ſein Zuſtand beſſerte fich von Minute zu Minute. Er klingelte dem Diener und ließ ſich von mſelben ein Glas Wein bringen, welches er mit ehagen trank und fich dadurch noch weiter geſtärkt hlte. Dann kam der Arzt und fand den Zuſtand Herrn Bankdirektors weſentlich gebeſſert, und eſer ſelbſt meinte, daß ein kleiner Spaziergang in n Garten ihm wohl am ſchnellſten zur vollſtän⸗ gen Geneſung verhelfen würde. Der Arzt hatte dieſem Wunſche nichts entgegen⸗ ſetzen, wenn der Pattent ſchon kräftig genug zu nem Gange ins Freie fühle. Da dies der Fall ar, ſo kleidete ſich Pohlmann mit Hülfe des Die⸗ kes raſch an, denn er lechzte nach friſcher Luft und vollſtändiger Geneſung und begob ſich in den Gar⸗ ten. Dort traf er eine halbe Stunde ſpäter auch nochmals den Arzt, der ihm erklärte, daß ihn Ca⸗ rolas Zuſtand allerdings auch eine bedeutende Beſ⸗ ſerung eingetreten ſei, daß aber das Fräulein noch einige Tage Schonung bedürfe und dann wegen ihrer ſehr reizbaren Nerven ihr ein Curaufenthalt i ſüdlichen, warmen Theil der Schweiz oder in Oberitalien anzurathen ſei. Pohlmann ſtimmte dieſem Vorſchlage des Arztes bei und meinte, daß Carola vielleicht ſchon in acht bis zehn Tagen mit der Mutter in die Schweiz oder nach Oberitalien reiſen könne. „Das gute Mädchen iſt auch baupkfächlich aus Aufregung über meine plötzliche Erkrankung ſelbſt krank g worden,“ fügte Poblmann heuchleriſch hinzu, um dem Arzte gegenüber die wahre Urſache von Carolas Erkronkung zu verdecken, di? nur ein See⸗ lenleiden in Folge der entſetzlichen Zumuthung, mit dem heiß und innig geliebten Profeſſor Galen zu brechen, war. ö N N Doch der Rath des Arztes ſtimmte ja ganz vortrefflich mit Pohlmanns Plane, Carola durch eine große Reiſe auf andere Gedanken zu bringen und das Bild des Profeſſor Galen in ihrem Herzen er⸗ blaſſen zu machen. Ebenſo paßte das Reiſcprojekt ganz ausgezeichnet zu Carolas dringendem Wunſche, erſt nach einem Jahre in eine Verheirathung mit Hilleſſen willigen zu wollen. So verzogen ſich denn wieder die finſteren Wolken, die ein ſchweres Unheil auf Pohlmanns Haupt zu entladen drohten, und er wurde in ſeinem Gemühte wieder ruh'ger. Als der Bankdirektor in's Haus zurückgekehrt war, und die Mittagsſtunde nahte, da ließ fich bei ihm auch ein ebenſo gefürchtete als geſchätzter Mit⸗ arbeiter, der Bankdiretor Hilleſſen melden, und der⸗ ſelbe wurde zu ſeiner größten Genugtbuung diesmal in das Zimmer des geſtern noch ſchwer erkrankten Collegen gelaſſen und fand denſelben zu ſeinem freidigen Erſtaunen ſo gut wie geſund. „Meinen herzlichen Glückwunſch zur Geneſung, lieber Herr Pohlmann,“ rief Hilleſſen vor Freude ſtralend aus, denn er ſah es bereits dem Bankdi⸗ rektor in den Augen an, daß ſeine Sache nicht ſchlecht ſtand. „Ich danke Ibnen mein Hill'ſſen,“ rief Pohl⸗ mann freudig und reſchte dem Collegen die Hand bin. „Es iſt ſehr nett von Ihnen, daß ſie ſich per⸗ ſönlich nach meinem Befinden erkundigten. Ich war wirklich geſtern von meinem alten Nervenleiden be⸗ fallen, doch während der Nacht trat bereits eine be⸗ deutende Beſſerung ein und jitzt fühle ich mich ſo ziehmlich hergeſtellt., „Dies höre ich beſonders gern, denn ich brauche ja Ihren erfahrenen Rath in der Leitung der Bank. geſchäfte. Glauben Sie, daß es für uns von Vor⸗ theil iſt, wenn wir uns an der Comiſſion der — Mit einem