werlsburſchen, deſſen Popiere auf den Klempner Julius Schmidt aus Spremberg lauteten. Die Leiche wurde auf dem Friedhofe zu Tettenhauſen bei Tübingen beſtattet und den in Spremberg leben⸗ den Eltern des Ermordeten der Todtenſchein mit einem Begleitſchreiben des Tettenhauſener Pfarrers Überſandt. Am 8. März dieſes Jahres, dem Ge⸗ durtstage der Mutter des Ermordeten Schmidt, ging der Erſteren plötzlich ein Brief ihres ſitzt in Angermünde arbeitenden Sohnes zu, worin der da⸗ mals Betrauerte ſeine Glückwünſche übermittelt. Die von der eigentbümlichen Affaire benachrichtigte Polizei hat nun inzwiſchen feſtgeſtellt, daß der in Anger⸗ münde lebende Klempner Julius Schmidt in der That mit dem angeblich in Tübingen ermordeten Schmidt identiſch iſt. Es fragt ſich nun: Wer war der Ermordete und wie kamen die Schmidt'ſchen Papiere in ſeinen Beſſtz 7 Sache der Behörde iſt es, feſtzuſtelen, ob Schmidt zur Zeit des Mordes in Tübingen war und mit dem Ermordeten verkehrt hat. Der Umſtand, daß die Schmidt'ſchen Popiere in der Nähe der Leiche vorgefunden wurden, geben der Vermuthung Raum, daß Schmidt bei der Blut⸗ that zugegen geweſen iſt und die Papiere dabei ver⸗ loren hat. Seltſam iſt es auch, daß der todtge⸗ glaubte Sohn ſeit beinahe drei Jahren nichts hat von ſich hören laſſen. Hoffentlich werden die Be⸗ hörden bald Aufklärung in dieſer dunkelen Angelegen⸗ beltſchoffen. — Görlitz, 18. März. Seit Jahrzenten iſt kein ſo anhaltender und von ſo nachtheiligen Folgen begleiteter Schneefall zu verzeichnen geweſen wie der gegenwärtige, denn nicht nur, daß die Schäden in Wald und Flur ſehr groß find, es find auch Störungen im Verkehr eingetreten, diren Wirk⸗ ungen vorläufig noch nicht abzuſehen fiad. Arg mitgeſpielt hat der Schneefall dem Theile der preußiſchen Oberlauftz, in dem Görlitz liegt. Der telephoniſche und telegraphiſche Verkehr war zumeiſt unterbrochen, da die Schneemaſſen die Leitungen zerriſſen hatten. Schwer geſchädigt wurde der Eiſenbahnverkehr. Schon Sonnabend Morgen mußte auf fämmtlichen hier ein⸗ mündenden Eſſenbahnlinien der Biterverkehr einge⸗ ſtellt werden, da die Züge mitten auf der Fahrt im Schnee ſtecken geblieben find. Auf der ſächfiſchen Staatsbahn lonnten infolge deſſen die nach Dresden von Görlitz aus verkehrenden Perſonenzüge erſt 2 bis 3 Stunden später abgelaſſen werden. Der Perſonenzug aus Lauban, der um halb 12 Uhr Nachmittags hier eintreffen ſoll, langte erſt in der — — — —— ünften Stunde ein; der Rieſengebirgsſtrecke ſtatt, und zwar werden die⸗ ſelben auf die Verwehung einer Strecke zwiſchen Nabishau und Greiffenberg zurläckgeführt. Der Zug Weißwaſſer — Görlitz blieb auf freiem Felde ſticken. Sͤmmtliche Züge, mit Ausnahme der Güt rzüge, welche Überhaupt nicht eing⸗troffen ſind, hatten vier⸗ bis fünfſtündige Verſpätung. Sehr erhebliche Ver⸗ kehrsſtötungen werden ferner don den in Zittau und Löbau einmündenden Strecken, die faſt ſämmtlich verweht find, ſowie aus Bautzen gemeldet. Aus Hirſchberg werden gleichfalls Elſenbahn⸗Verl'hrs⸗ fidrungen, Vernichtung der Telephon ⸗ und Telegraphen⸗ leitungen, Verwüſtungen in den Nad lwäldern des Hochgebirges ꝛc. berichtet. Aus Schreiberhau ver⸗ lautet, daß der Poſtperkehr eingeſtellt werden mußte, weil das Geſchirr auf halbem Wege bei Jakobsthal liegen blieb. Berichte über Schneeſchäden und Ver⸗ kehrsſtörungen kommen aus Löwenberg, Greiffenberg, Lauban und anderen Orten Niederſchleſtens, welches hauptſächlich von dem enormen Schneefall heimgeſucht worden iſt. — London, 19. März. Der deutſche Dampfer „Stockholm“, von Stettin kommend, und der engliſche Dampfer „Juno“ waren auf der Höhe von Millwall⸗Dock in Colliſton. „Stockholm“ ging infolge deſſen unter, während „Juno“ die Reiſe fort⸗ ſ tze; ihre Beſchädigungen find unbekannt. Ueber das Schickſal der Mannſchaften des gesunkenen Dampfers iſt bislang nichts gemeldet. — Neapel, 17. März. In San Gregoris iſt geſtern vor dem Gemeindehauſe eine Dy namit⸗ bombe explo irt. Der Bürgermeiſter Pauluce Elipdis wurde oo getödtet, der Gemeindeſecretair ſchwer und ein H ite, welcher gerade bei dem G emeinde⸗ hauſe vorbeiging, leicht derwundet. Das Haus iſt vollftändig demolirt. 15 Anarchiſten, welche verdäch⸗ tig find, an dem Attentat theilgenommen zu haben, find in vergangener Nacht verhaftet worden. — Was Kaltblütigkett bei der Bienenzucht vermag, z'igt ein in Rudolſtadt auf einer Imkar⸗ verſammlung erzähltes Beispiel. En etwa zehnjäh⸗ riger Knabe ſtand baarhäuptig nahe bei dem Bienen⸗ ſtande, das eben ein Schwarm auszog. Nach einigem Hinundherfliegen nahm die Königin ihren Sitz auf dem Kopfe des Knaben und raſch folgten Tauſende von Bienen. Der Vater, der die Sachlage ſofort erkannte, rief dem jungen der ſchon öfter beim Schwarmfaſſen zugeſehen hatte, nur in aller Eile zu: „Rühr' Dich nicht, Hansl! Mach' den Mund toße Stockungen fanden auf f * 22 und die Augen zu, ich werd den Schwarm gleſch taufen und einfaſſen.“ Der Knabe gehorchte, dez Vater goß Waſſer über den von Bienen eingehüllten Kopf des Knaben bog letzteren etwas nach vorn und ſtrich mit einem Federwich die ganze Geſellſchaft in einen untergehaltenen Strobkorb, Der Knabe halſ⸗ ali keinen einzigen Stich erhalten. 10 5 6 — Le Traducteur (der U-berſetzer), eine dem Jo Mulm, Studium der deutſchen und franzöfiſchen Sprache 10 denden beſtimmt⸗ Halbmonatsſchrift: erſcheint in La Chaux, de-Fonds den 1. und 15. jeden Monats, Abonnements 10 0 undi preis: Mk. 3.20 jährlich. 9 10 Dieſes Blatt, welches Artikel aus allen Gebleten der Literatur mit deren ſorgfältiger Ueberſetzung ver⸗ 1 0 ind öff ntlicht iſt, wie wir aus der uns vorkſegenden 1 Stunt Proß nummer erſeben, dazu beſchaffen, allen denen a die ſich mit dem Studium der einen oder anderen A obengenannter Sprachen beſchäftigen, ein angenehmez Judo Hülfsmittel zu bieten, durch welches ſte des ſo lang 4 Eb weiligen und zeitraubenden Nachſuchens in den Wöhrle n gen büchern enthoben werden. Außerdem jſt es infolg 1125 ſeines gediegenen Inhaltes dazu geeignet, Lehrerg und Lehrerinnen einen gewählten Stoff zu Aufgaben für ihre Schüler zu liefern. Da ſein Abonnementspreis äußerſt niedeſg e, empfehlen wir allen unſern Leſern, welche ſich int Sprachſtudium b'ſchäftigen, eine Probenummer zu verlangen, welch von der Exp dition des „Tradueten in La Chaux-de-Fonds (Schweiz) gratis un franko verſendet wird. Verfälschte schwarze Seide Man verbrenne ein Müſterchen des Sto von dem man kaufen will, und die etwaige dez fälſchung tritt ſofort zu Tage: Aechte, rein geführt Seide kräuſelt fofort zuſammen, verlöſcht bald aa hinterläßt wenig Aſche von ganz hellöraunlichs Farbe. Verfälſchte Seide (die leicht ſpeckig boird bricht) brennt langſam fort, namentlich glimmen dis „Schlußfäden“ weiter wenn ſehr mit Farbſtofße erſchwert) und hinterläßt eine dunkelbraune Ache die ſich im Gegenſatz zur ächten Seide nicht kräuſen ſondern rümmt. Zerdrückt man die Aſche der chte, Seide, ſo zerſtäubt ſie, die der verfälſchten nicht Der Seidenfabrikant G. Henneberg K. Hoflief.) Zürich verſendet gern Mues, von ihren ächten Seidenſtoffen an Jedermann g. liefert einzelne Roben und ganze Stücke porto⸗ un zollfrei in's Haus. Mia iu 50 n l. inpfieh Grade Frau Pohlmann's Theilnahme und Wißbegier Galen heirathe. Auch müſſe er unbedingt ſeinen und ſie begehrte Aufſchluß über den Zwieſpalt und 05 Sorge, die ſich ihres Mannes Gemüth bemächtigt alte. g Eine Zeit lang ſtarrte der auf dem Sopha f ſeines Schlafzimmers fitzende Bankdirektor vor fich hin und brachte kein Wort über die Lippen, es ſchien, als ob es ihm Mühe koſte, ein Geſtändniß zu machen, und einen Entſchluß zu faſſen, dann 15 er ſich aber feufzend auf und ſagte zu ſeiner tau: „Da Du mir von allen Menſchen am nächſten auf dieſer Welt ſtehſt, liebe Mina, ſo muß ich Dir auch zuerſt ſagen, welche ſchwere Sorge mich bedrückt, und welches Unheil uns droht. Die Cenkral⸗ Commerzbank befindet ſich in Folge großer Verluſte, die wir vor längerer Zit erlitten, in einer ſchweren Krifis. Verſchärft wurde die Kriſis noch durch den Tod Ruſtans und ſehr ſchwer war es, einen geeig⸗ neten Erſatzmann für Ruſtan unter dieſen Umſtän⸗ den zu finden, denn es galt vor allen Dingen, die Verluſte der Bank verdecken, das Anſehen und den großen Credit derſelben zu wahren, und einen tüch⸗ tigen Fmanzmann zu gewinnen, der mit mir ener⸗ giſchen Verſuche zu machen bereit war, um die Bank zu retten. In dieſer Hinſicht iſt mir nun viel gelungen, ich habe, nicht ohne Mühe und Wagniß, in Herrn Hilleſſen einen äußerſt tüchtigen und ge⸗ wandten Mitarbeiter gefunden und die Verhältniſſe der Bank haben ſich bereits weſentlich gebeſſert. Aber denke Dir das Unglück, welches mir bevorſteht. Hl⸗ liſſen hat mir heute erkläct, daß ſeine Llebe zu unſerer Tochter Carola ſo mächtig in ihm ſei, daß ſie ihm die Seelentuhe raube, und daß er unbedingt nicht ertragen könne, daß Carola den Profeſſor Poſten als zweiter Direktor der Central⸗Commerz⸗ bank niederlegen, wenn ſeine Werbung um Carola kein Gehör finde, denn in dieſem Zuſtande ſei er ganz unfähig von früh bis Abend für die Bank ſo zu arbeiten, zu ſorgen und zu wetten und zu wagen, wie es nötig ſei. Auch fühle er gar keine Verpflich⸗ tung in ſich, unter dieſen Verhältniſſen ſeine Arbeit, ſeine Copitalien und ſeinen großen Ruf als Finanz⸗ mann für die Rettung der Bank einzuſctzen, und Luſt und Neigung habe er erſt recht nicht mehr dazu. Dies würde ſich aber mit einem Schlage ändern, wenn er unſer Schwiegerſohn werden und Carola zur Frau bekommen könnte. Dann wäre ſein Herz und Gemüth befriedigt, dann athmete er glücklich auf und unſer und fein Intereſſe wäre daſſelbe. was meinſt Du nun zu dieſer ſchweren Frag, Minna? Das Bleiben Hill ſſens als Direktor der Bank iſt für mich und für die Central⸗Commerz⸗ bank ſoviel wie eine Lebenfrage, aber die Aufhebung der Verlobung Carolas mit dem Prof ſſor Galen droht ein Familienunglück zu werden.“ Statt eine Antwort hörte Pohlmann ſeine Frau nur heftig ſchluchzen, denn vor einen ſolchen Conflekt geſtellt, wußte Frau Pohlmann that ächlich nicht, welcher Weg einzuſchlagen ſel. Auch galt ihr das Glück der geliebten Tochter an der Seite dts Profeſſors Galen für viel zu wichtig, als daß ſte den Gedanken hätte aussprechen mögen, daß Carolus Verlobung aufgehoben werden ſollte. „Bitte, antworte, rathe mir doch!“ begann aber Pohlman bald von Neuem. „Ich muß eine Entſcheidung treffen und will Deine Anſficht in dieſer ſchwieriegen Frage hören.“ „Ich kann Di ſobald nicht wieder weit zu machen find, über mein Mutterherz bringe,“ erklärte nun Fra Pohlmann unter Thränen „zu Carola zu ſageg Du darfſt den Profiſſor Galen, den Du bon ganzer Seele liebſt und der berelts Dein Bräut gam if nicht heirathen, ſondern Du mußt verzichten, wel es noͤthig iſt, daß Du auf den Wunſch Deines Vaters den Bankdirektor Hilleſſen heiratheſt.“ „Ich bitte Dich dringend, in dieſer Frag nicht nur mit Carolas Glück zu rechnen, ſondern daran zu denken, daß unſer Wohl und unsere Ehre i höchſten Grade dabei auf dem Spiele ſteht, Ich wh Dich nicht in Einzelheiten einweihen, liebe Froh, aber das muß ich Dir rund weg erklären, daß, Jol Carola nicht bereit iſt, ihr Herzensglück zu opfern, ich, ihr Vater und Dein Mann, mit Schimpf und Schonde untergehen werden.“ . „Iſt es ſo weit mit Dir gekommen und Du ſo pöͤtzlich ins Verderben gegangen, Bernhard!“ frug die g q älte Frau mit jammervollex Seien und richtete ihre mit Entſetzen erfücgten Augen a e den bisher ſo hoch geehrten Gatten. — Pohlmann vermochte den vorwurfsvollen, eur genden Blick ſeiner Frau nicht auszuhalten und ſenkte ſeine Augen zu Boden. Dann begann er lee wie mit heiſerer Stimme: „Das Verhäagniß iſt über mein geſchäftliche Bemühen hereingebrochen, als ich mit Naſtan schon vor Jahr und Tag anfing, durch Börſenſplel ind 2 khh Ce K h hace n 6 a 0 A ng ch Fall si gewagte Spekulationen die Einnahmen der Central⸗ N Commerzbank zu heben. Nach manchem vos ilhreed hren ſchen Gewinne im Anfang erlitten wir bald uh fon ſetzliche Verluſte, die mit normalen Bonkge schaften i gige (lc dortſetzung folgt.)