blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. Nr. 28. jeden Dienstag und Freitag Abend. Preis viertelfährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungs⸗ sir die Redaktion derantwortlich: Karl Molitor, Ladenburg aitkwoch den 21. März Anzeigen: die 1⸗ſpaltige Geput-gele oder dere 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg Druck und Verlag von earl Molitor, Laden burg. Corpuszeile. Reclamen 20 Pfg. 1894. Zum deutſch⸗franzöſtſchen Colon lal⸗ vertrag. Der deutſch⸗franzöſtſche Vertrag über die Thellung und Abgrenzung des umfangreichen und wichtigen Hinterlandes von Kamerun, welcher vor Kurzem im amtlichen Colonſalblatt ſeinem Wortlaute nach ver⸗ öffentlicht wurde, befſtzt ohne jeden Zweifel neben einer materiellen kolonialpolitiſchen Bedeutung auch inen nicht zu unterſchätz nden ideellen und moraliſchen Werth. Ganz entſchieden darf man zunächſt dieſen Vertrag als einen ziemlich bedeutenden Erfolg der deutſchen Colonialpolitik bezeichnen, denn dieſes Ab⸗ ein neues Gebiet von ziemlich 500,000 Quadrat⸗ kllometer Flächengehalt, zweitens wird dadurch eine freie Verbindung zwiſchen dem Tſchadſee und unſerer Kamerunkolonie geſchoffen, drittens der ganze Ober⸗ lauf des Benue⸗Fluſſes bis nach Bifara in die deutſchen Intereſſen⸗Kreiſen gezogen und viertens wird durch den Gewinn eines großen Flußufergebietes in der Länge von 30 Kilometern am Laufe des Sanga die Wahrſcheinlichkeit gegeben, die Hinterländer Kameruns wie auch des Sudan durch die beiden großen Waſſerſtraßen des Benue⸗Niger und des Kongo für den Verkehr zu erſchließen. Ferner iſt durch Deutſchland und Frankreich auch wichtiges, grund⸗ ſͤtzliches Material für die Behandlung von Territorial⸗ ſtreſtigkeiten in Afrika geſchaffen worden, denn der deutſch⸗franzöſiſche Vertrag beſtätigt den Grundſatz, welcher von den intereſſirten Staaten im Jahre 1885 auf der afrikaniſchen Conferenz ausgeſprochen wurde, wonach die Vertheilung des afrikaniſchen Hinterlandes nach Maßgabe des jeweiligen Küſtenlandb ſitzes er⸗ Ln den Jeſſeln der Schuld. 5 Criminalnovelle von C. Sturm. ö des Gatten natürlich am erſten bald nach der Urſache deſſelben, und da wurde ihr die Antwort, daß der Hausherr geſchäftlichen Ver⸗ 0 855 gehabt habe und ſich auch nicht ganz wohl lhle. Sehr unruhig, ſehr aufgeregt war im Laufe der letzten Monate allerdigs oft der Direktor Pohl⸗ mann geweſen, und dieſe Aufregung konnte einen nachtheiligen Einfluß auf ſeine Nerben geltend ge⸗ macht haben. f „Gehe zu Deiner Echolung einige Wochen in die Schweiz oder an die Nordſee,“ ſagte dann Frau Pohlmann zu dem Gatten, „ich glaub deine Niven find überreizt.“ 5 „Da haſt Du allerdings Recht,“ erwiderte der Bankdirektor, „aber ich kann leider jitzt nicht fort, „denn ſo tüchtig auch mein neuer Mitarbeiter Di⸗ rektor Hill ſſen iſt, ſo fehlt ihm doch noch für eine Anzahl ſchwieriger Fälle die Erfahrung.“ 6 Auch das Zureden der Übrigen Anweſenden daß ſich der Hausherr eine Erholung durch einen ländlichen Aufenthalt in der Nähe der Stadt doch wenigſtens gönnen ſollte, nutzte nichts, der Direktor und fragte auch kommen mit Frankreich fichert Deutſchland erſtens den Colonialvertrag zwiſchen den beiden Großmächten folgen ſoll. Das deutſche Reich iſt bei e Frau Pohlmann bemerkte dieſe e dieſes von Frankreſch in entgegenkommender Weſſe anerkannten und ausgelegten Grundſotzes ſehr gut gefahren, denn auf eine Küſtenausdehnung unſerer Kamerunkolomſe von 420 Kilometer Länge wurde uns ein neues Hinterlandsgebiet don circa 500,000 OQuadratktlometern zugeſprochen. Das neue deutſch⸗ afrikaniſche Land heißt Adamaua. Wenn nun auch urſprünglich der Streit um dieſes Land zwiſchen Frankreich und Deutſchland lang und hartnäckig war, ſo muß doch betont werden, daß Frankreich, nachdem ihm Deutſchland einen territorialen Zugang zum Maya Kebbi gewährt, hatte, die deutſchen Forder⸗ ungen mit Entgegenkommen gewährte. Obwohl es nun etwas zu kühn erſcheinen dürfte, aus dieſen kolonialpolitiſchen Vorgängen in Afrika auf die politiſchen Vorgänge und Verhältniſſe in Europa zu ſchließen, ſo glauben wir doch aussprechen zu dürfen, daß in der Gegenwart das Bedürfniß nach moͤglichſt guter Ausgeſtaltung friedlicher Verkehrs⸗ und Handels⸗ politik ſo groß auch bei Frankreich iſt, daß, abge⸗ ſehen von der Schaumwein politik gewiſſer Hetzapoſtel, die wirklich maßgebenden Kreiſe Frankreichs doch den Frieden zu erhalten wünſchen, denn anders läßt fich das entgegenkommende Gebahren Frankreichs bei dem Abſchluſſe des Vertrages wohl nicht erklären. Die Machtgebote des Fried us im Inter⸗ſſe des Wohlſtandes aller Völker find eben ſo zwingend, daß auch der am kriegeriſchſten angelegte Staat dieſelben befolgen muß, und nur eine Polttik der Abenteuer und des Größenwahns könnte bei den Franzoſen die jetzige friedliche Situation ändern. Verſchiedenes. — Mannheim, 17. März. Bankier Naden⸗ heim wurde als Leiche bei Nordheim geländet. * 9 0 0 wurde der 8 4 Joſeph Förſter perhaftet unter Verdacht der Verübung des Mordes an dem Matroſen Peter Geiermann. — Stuttgart, 17. März. Ein⸗ bodenlos rohe That hat der Eſſigfabrikant Vollmer hier begangen. Derſelbe ſchlug dem „Schw. B.“ zufolge ſeiner Frau den Hirnſchädel ein und ſeinem einzigen Kind den Arm ab, Der Grund zu der rohen That ſoll darin liegen, daß ihm ſeine Frau weniger Ver⸗ mögen gebracht hat, als ſie berſprochen habe, Die Frau liegt im Spital und dürfte kaum mit dem Leben davonkommen. — Pforzheim, 17. März. Geſtern ereignete ſich hier ein entſetzlicher Unglücksfall. Die Gendarmen des Bezirks hatten im Speicher des Bezirksamtes eine Gewehrübung unter dem Kommando des Gen⸗ darmeriewachtmeiſters Schnepf. Auf den Befehl: „Legt an! Gebt Feuer“ krachte ein Schuß und der Gendarmeriewachtmeiſter ſtürzte ſchwer verwundetzuſam⸗ men. Es wurde ſofort feſtgeſtellt, daß das Gewehr des Gendarmen Langenberger geladen war. Derſelbe hat in der vorhergehenden Nacht Dienſt und vergaß vor bezeichneter Uebung ſein Gewehr zu entladen und ſo eniſtand beim Abdrücken desſelben das Unglück. Un. vorfichtig war es allerdings von dem Gendarmerie⸗ wachtmeiſter, daß er ſich vor die Gewehrläufe ſeiner Mannſchaft ſtellte. Der Schuß war ein Schrotſchuß und traf Hals, Kinn und Schulter des Verunglückten. Langenberger wurde verhaftet und wird ſich, wenn Schnepf flirbt, wegen fahrläſſiger Tötung zu ver⸗ antworten haben. Derſelbe iſt ſeit einigen Wochen verheiratet, war als gewiſſenhafter Beamter geſchützt und wird allgemein bedauert. — Eine dunkle Mordaffaire beſchäftigt zur Zeit die Behörden der Stadt Tübingen. In der Nähe der genannten Stadt fand man im Herbſte 1891 auf der Landſtraße einen ermordeten Hand⸗ Pobimonn lehnte alle Vorſchlage ab, blieb aber ſonſt ganz wider ſeine ſonſtige Gewohnheit ſehr einfilbig Hund düſter, ſo daß die kleine Abendgeſellſchaft in Folged ſſen einen ſehr unerquicklichen Verlauf nahm. Alle wurden von dieſer Schwermuth des Haus⸗ herrn peinlich berührt, am peinlichſten aber wohl Profeſſor Galen, denn als dieſer in einem unbe⸗ wachten Augenblick theilnehmend und forſchend auf Pohlmanns Antlitz ſab und ſich deſſen Augen mit denjenigen Galens traffen, ſchrack der Bankdirektor ſo p ötzlich und ſo heftig zuſammen, daß es Allen, aber am meiſten natürlich dem Profeſſor Galen auff tel. „Du biſt ſicher nicht recht wohl und gehſt am biſten zur Ru e,“ ſagte dann der ſeltſamen Wahr⸗ nehmung Frau Pohlmann zu ihrem Gatten, und dieſer folgte auch fofort der Aufforderung, ver⸗ abſchiedete ſich kurz von Profiſſor Galen und ſeinen Kindern und veilſeß am Arme feiner Frau den Sp ſeſaal. „Liebſter Leonhard, 50 nur dieſem fatalen Abend,“ ſagte darnach Carola zu ihrem Bräutigam. „Aber Kind, ich ſehe doch, daß Dein Vater krank iſt, erwiderte Galen, „und da iſt doch eine ſolche Stöcung nicht zu ändern, ich will nur 1 daß er in keine ſchlimme Krankheit ver⸗ fällt.“ „Das glaube ich nicht,“ bemerkte Ernſt Pohl⸗ mann ſehr ruhig, „es iſt nur eine der eigenthüm⸗ lichen Gemüthsſtörungen, die Papa bekommt, wenn er in der Bank Aerger oder Verdruß hatte, „ich hoffe beſtimmt, daß die B'rſtimmung morgen wieder vor bei iſt.“ „Das hoffe ich auch,“ ſagte Galen dann noch, indem er ſich zu Gehen anſchſckte und von Carola und Ernſt bis an die Thüre begleitet wurde. Der gute und argloſe Profeſſor ahnte nicht, welche ſchändliche Intrigue bereits gegen ihn und ſeine reine und edle Liebe zu Carola bereits in Vor⸗ bereitung war, als er an dieſem Abende nach Hauſe ging, wenn ihm auch das piötzliche Zuſammen⸗ ſchrecken des Direktors Pohlmann vor ſeinem Blicke ſehr räthſelhaft vorkam. Der Bankdirektor ſpielte inzwiſchen die Rolle, welche er ſich durch die verhängnißvolle Zuſage an ſeinen Collegen Hilleſſen ſelbſt auferlegt hotte. Auf die wiederholten Fragen ſeiner Frau, ob er ich ernſtlich krank fühle und ob es nicht beſſer ſei, daß noch an dieſe Abende nach dem Arzte geſchickt werde erklärte Pohlmann, daß ihm kein Arzt helfen könnte, daß ſein Leiden vielmehr ein ſeeliches als ein körperliches ſei und daß er durch die Verhältniſſe in ein furchtbares Dilemma ge⸗ drängt worden ſei. Er könne eine Entſcheidung treffen wie er wolle, ſo würde es doch immer böſe Folgen haben. Dieſe ſeltſamen und Beſorgniß erregenden Mittheilungen des Gatten weckten natürlich im hohen