blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. Nr. 19. für die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Ladenburg ä Mittwoch den 7. März er für Ladenburg und Amgegend. Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. 5 Preis vierteljahrlich Mark 1.—, mit iluftriertem Unterhaltungs- Anzeigen: die 1⸗ſpaltige Corpus⸗Zelle oder dere Naum 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Corpuszeile. Neelamen 20 Pfg. 8 Druck und Perlag von karl Molitor, Ladenburg. 1894. Politiſches. Berlin, 4. März, Der deutf teruſſiſch Handels⸗ vertrag iſt nunmehr aus den brandenden Wogen der erſt⸗ maligen Plenarb : rathung im Reichstage vorläufig in die uhigeren Gewäfſer der Kommiſſtonberathung einge⸗ aufen, ans Plenum wird der Vertrag kaum dor dem 12. oder 18. März zurückgelongen. Die Kommiſſſon ür den ruſſiſchen Vertrag beſteht aus 28 Mitgliedern, durch welche ſämmtlich⸗R'ichstagsfrack onen vertreten ind, von ibnen gebören 14 zu den Anhängern und 11 zu den Gegnern des Vertrages, während drei Romm ſſſonsmitglieder noch keine beſtimmte Stellung n der Frage gefaßt haben. Zum Vo ſitzenden iſt der natſonalliberale Abgeordn⸗te Hammacher gewählt votden. Für die Zeit der Komm ſſionsperhandlungen Über den ruffiſchen Vertrag wird dieſe Angelegenheit u der öffentlichen Diskuſſion wohl zurücktreten, es nd geſtritten worden! Als erwähnenswerth ver⸗ dient regiſteirt zu werden, daß ſich Graf Dönhoff, der konſervative Reichstagsabgeordnete für Königs⸗ berg⸗Land, in einer Verſammlung ſeiner Wähler fü 1 i hierüber wahrlich auch genug geſprochen, geſchrieben bei zum Miniſterpräfidenten ernannt worden ſein; Gladſtone ſelbſt hatte ihn der Königin als ſeinen Nachfolger empfohlen. Wahrſcheinlich treten noch einige andere V'ränderungen im engliſchen Cabinet ein. Die äußerliche Veranlaſſung der Demmiſſon Gladſtones bilden das ſchwere Augenleiden, von dem er befallen worden iſt, dann auch ſein hohes Alter; Gladſtone wird im kommenden Dezember 85 Jahre alt, und dieſe Laſt der Jahre beginnt der berühmte Staatsmann allmählich doch zu fühlen. Zweifellos boben ihn aber auch polltiſche Urſachen zu ſeinem Rücktrittsgeſuch bewogen, die vorwiegend im eng⸗ liſchen Parteileben wurzeln. Jedenfalls iſt der definitive Verzicht Gladſtones auf ſeine miniſterielle Thätigkeit ein bedeutſames Ereigniß, zunächſt natti⸗ lich ſür England, ſchlußlich wird es ſich in ſeinen Dietſche öffnete dieſelbe, trat ein und wurde von Wirkungen aber auch dem Auslande fühlbar machen. Für England dürfte die Demiſſton Gladſtone's vor Allem den Zerfall der bisherigen miniſteriellen Partei nach ſich ziehen, ſelbſt für den Fall, daß der ehe⸗ malige Premier ſeinen Unterhausſitz beibehält. Der Anſang dieſes Zerfalls zeigt ſich bereits in der ſrondirenden Haltung der Radikalen unter Labouchdre gegen die Uebernahme der politiſchen Erbſchaft Gladſtones durch Lord Roſebeiy, ſie wollen einen der Ihrigen, Harcourt, an die Sp tze der Staats⸗ geſchäfte berufen wiſſen. Im Uebrigen hat Glad⸗ ſtone als leitender Staatsmann Englands viel, ſehr viel auf dem Kerbholz ſtehen und die Folgen der vielen politiſchen Sünden, Schwächen und Fehler des „old great man“ wird das Land nach mehr als einer Richtung noch ſtark spüren. Verſchiedenes. s Ladenburg, 6. März. i Vergangenen untag fand hier im Lokale des Turnvereins eine eh den Handelsvertrag mit Rußland ausgeſprochen hat in Nin und daß ihn dann die Verſammlung feiner urſprüng⸗ lichen Zuſag⸗, gegen den Vertrag ſtimmen zu wollen, Mel ausdrücklich entband. In ſeiner Rede theilte Graf L Dönhoff u. A. mit, Fürſt Bismarck habe zu ihm 15 geäußert. eine Ablehnung des Vertrages würde Krieg San mit Rußland bedeuten. 15 „ die Entscheidung in der Gladſtone⸗Krifts a iſt gefallen, am Freitag hat die Königin Wetoria das Entlafſungsgeſuch des alten Gladſtone ange elle nommen. Am nächſten Tage wurde Lord Roſebeih, der Miniſter des Auswärtigen, von der Koͤnigin f G Victoria in Windſor empfangen und dürfte er hier So alle. 1 — . In den Jeſſeln der Schuld. felt Criminalnovelle von C. Sturm 11 ) Pfeuns Ein feines Haus und einen bübſchen Garten igt! dazu könnte ich mir allerdings jenen Tag kaufen, aber das iſt noch lange kein glückliches Heim,“ ſagte . Sten Hill ſſen, „dies kann nur eine Frau und zwar nur — dne geliebte Frau schaffen, und eine ſolche werde „ich ſchwerlich finden.“ ottellt Erſtaunt über dieſes offene und ſchwermüthige 75 Geſtändniß blickte Frau Pohlmann auf H. lleſſens a9 mit bloſſ's Geficht. „Warum ſollten Sie keine geliebte 3 Cob, Frau finden?“ bemerkte Frau Poblmann mit halb⸗ Pferden l lauter Stimme. Wer Liebe ernſtlich und aufrichtig run ſucht, der wird auch Liebe finden.“ ril 189, „Ich will das nicht bestreiten, aber ich muß ind zu , offen gestehen, daß ich, bisher nur den Geſchäften lebend, noch nicht dazu gekommen bin, nach Liebe eruweilt zu ſuchen, und da iſt die denn ſelbſt wie der Dieb ug. — in der Nicht über mich gekommen, u plötzlich, mächtig und unwiderſtehlich, aber auch zugleich gaͤnz⸗ ktteſt lich hoff nungslos.“ 5 denn! „Dies iſt ſehr, ſehr zu beklagen, erwiederte dir's 1% Frau Pohlmann, „aber trotz der bitterſten Ent⸗ täuſchung würde ich an Ihrer Stelle doch nicht alle Hoffaung aufgeben, Herr Hill⸗ſſen, denn es wird uns im Leben, wenn auch oft nach langem Warken doch oft noch ein heißer Wunſch erfüllt.“ a „Dieſe Ihre Worte find ſür mich allerdings ein unendlicher Troſt,“ ſprach jetzt Hilleſſen mit eigenthümlicher Betonung und während ſeine Augen ſtärkeren Glanz erhielten, „und ich wage es auszu⸗ ſprechen, was mich quält und was mein Herz mit Wonne und Weh erfüllt, gnädige Frau. Ich liebe unendlich Ihre Tochter, Fräulein Carola, und wäre glücklich, wenn ich fie befitzen köante.“ Erſchreckt üb er diefes neu', plötzliche Geſtändniß H lliſſens erhob ſich Frau Pohlmann von ihrem Stuhle und den Gaſt erſtaunt anbläckend, ſagte ſte, ihre Erregung beherrſchend: „Herr Hilleſſen, Ihr Antrag iſt eine Ehre für uns, muß aber mit Bedauern abgelehnt werden, denn unſere Tochter gilt bereits als heimlich mit Prof ſſor Galen verlobt. Entſchuldigen Sie mich gütigſt jitzt einige Augenblicke, ich will dem Diener ſagen, daß er den Kaffte bringt.“ Verblüſſt und verlegen ſaß Hilleſſen jetzt allein in dem Pavillon. Er ſchlug ſich mit den Händen vor die Stirn und ſeu ſzte: f „Ich werde hier wegen dieſem Mädchen völlig zum Narren. Solch ein Unglück, daß mir der Pro⸗ feſſor zuvorgekommen iſt und daß ich mir deshalb lauter Abwetſungen mit meiner Werbung hole, iſt ganz unerhört. Und dies muß gerade mir paffiren! konnte, den ſchmalen Pfad der Selbſtb⸗herrſchung Gauporſtandsfitzung gemeinſam mit dem Turnrat des hiefigen Vereins flatt, in welchem beſchloſſen wurde, das Gauturnfeſt auf den 1. Juli abzuhalten. Als Feſtplotz wurde, der uns von Herrn Fabrikant J. Schmitt in freundlichſter Weiſe zur Verfügung geſtellte Holzplatz bei deſſen Anweſen bestimmt. — Ladenburg, 6. März. Am Sonntag Abend gegen 10 Uhr wurde der Aufſeher Dietſche im Amtsgefängnis zu Mannheim bei dem Rund⸗ gange im neuen Gebäude von dem Straßenräuber Adam Re ckert von Sternenfels, welcher erſt am letzten Freitag von der Strafkammer zu Mannheim wegen ſchweren Diebftahls zu 3 Jahren Zuchthaus verurteilt worden war, mit dem Vorgeben in die Zolle des Rickert gerufen, ſeine Bettſtelle wäre noch nicht herabg⸗laſſen, was aber ſchon der Fall war. Rickert Überfallen und lebensgefährlich verletzt. Der Mörder hatte von ſeiner eiſernen Bettſtelle einen Fuß losgeriſſen, mit welchem er auf Dietſche los⸗ ſchlug, der nicht weniger als 21 Wunden erhielt. Rockert ſetzte ſich nun in Beſitz der Schlüſſel und war ſchon am Thore angelangt, als zufällig zwei Aufſeher dazu komen was den Ausreißer veran⸗ laßte, wieder in das Gebäude zu flüchten. Hier verſt dte er ſich in einen Schrank wo feine Feſtnahme erfolgte. Rickert hat ſich auch bei der rächſten Schwurgerichtsfitzung wegen Ueberfalls des Fuhr⸗ 5 manns Ries von Mingolshelm zu verantworten. — Schriesheim, 2. März. ſowie der Erläuterungsbericht und Koſtenvoranſchlag zur Waſſerverſorgung der hüſigen Gemeinde iſt vom Amte eingetroffen und iſt daraus zu entnehmen: Die Plaue Die tech. Staatsbehörde mußte bei der Ausarbeit⸗ ung des Proj'ktes von der alleinigen Faſſung der bisher benützten Quellen im Oelberg und der Gei⸗ Was nutzt mir nun der glänzende Direktorpoſten und was hilft mir mein vieles Geld!“ Zum erſten Male in ſeinem Leben ſah Hilleſſen 1 ein, daß Geld und Ehrenſſellen das Glück der Men⸗ ſchen nicht allein zu begründen vermögen, ſondern daß es noch ganz ander- Mächte im Herzen und Gemüht giebt, welche die Erdenſöhne glücklich oder unglücklich machen können. Das Schickſal hatte den verwegenen Streber und Glücksritter durch die Er⸗ fahrungen des heutigen Tages gewiſſermaßen vor 1 einen Scheideweg geſtellt, wo er ſeinen bisherigen Irrweg einſehen und den rechten Pfad wählen und der Entſagung, wenn uns Güter dieles Lebens verſagt find, aber Hilleſſen konnte auch berw⸗gen auf der Bahn des Eyrgeizes und der Leidenſchaften weiterſchreiten und ſein verlockendes Ziel mit allen Mitteln der Liſt und Verſchlagenheit zu erreichen ſuchen. Wendepunkt, an dem er nun wieder in ſeinem Leben gekommen war, aber es fehlte ihm die fittliche Kraft der Entſagung, und da er in seinem Streben ſo viel Erfolg gehabt hatte, war auch die Leidenſchaft in ihm ſo mächtig, daß er ſie nicht bändigen konnte, 55 5 ſondern vielmehr immer und immer wieder darüber 3 nachdachte, wie er den heißeſten Wunſch ſeines Her⸗ zens verwirklichen konnte. Die Gedanken mußte Hilleſſen allerdings jezt Mit ſeinem klaren Geiſte überſah er nicht den