. 3 . — Ladenburg, 21. Febr. Vorſtand und Au'fichtsrath des bieſt zen Vorſchuß⸗Vereins beſchloſſen in geſtriger S zung, der am 18. März d. Js. ſtattfindenden Generalverſammlung neben reicher Doticurg der Reſerven wieder eine Dividende von 6% uin Vorſchlag zu bringen. Der Umichlag der Bank beziffert ſich für 1893 auf Mk. 6.892 382; der Reingewinn btträgt Mk. 19062. Verluſte find keine zu berzeichnen. Der diesjährige Abſchluß be⸗ deutet zugleich das 25jährige Beſtehen des V'reins. Die Rechenſchaftsbericht: gelangen Anfong März zur Ausgabe. — Karlsruhe, 21. Febr. Der in einigen Tagen erſch⸗inende Jabresbericht der badiſchen Fabrik⸗ inſpektion (Vorſtand: Oberregierungsrat Dr. Wörls⸗ hoffet) hebt nach der „Bod. Corteſp.“ die große Bedeutung der Arbeiterverſich⸗rung hervor, die ihre Wirkung üben wird, auch wenn ſie beute von den Arheiterkreifen noch nicht voll erkannt oder anerkannt iſt. Dieſes Wort wird um ſo ſtärker wirken, als die badische Fabrikinſp ktion auch in Arbeiterkreiſen das Verttauen vollſter Unparteilichkeit genießt und ihr Beſtreben! nicht ſchönfärben, ſondern delfen zu wollen, anerkannt wird. Duich die Verſicherungs⸗ geſetze haben die Arbeiter im Ruhmen des Geſetzes ein indwidu⸗ ü begrenztes Eigentum, das ſich auch auf die bedeutende Anfammlung im Reſerveſonds ſtützt. Das iſt beute um ſo bedeutſamer, als unter den Arbeitern ſich eine Strömung g gen das Sparen eing⸗bürgert hut und von der Fübrerſchaft begünſtigt wird. Zu den unficheren Arbeits inkommen treten letzt feſte, den Wechſelfäluen des Lebens nicht unter⸗ worfene Einkommensteile hinzu. Dos iſt ein neues großes Prinz p. das in der Zukunft ſeine Wirkung nicht verfehlen wird. — Katlsruh“, 20. Febr. Nach Meldung des „Badischen Beobachters“ wurde Domkapftular Knecht zum Weihbiſchof in Freiburg ernannt. — Berlin, 21. Febr. Zu dem Attentat gegen den Kaufmann Friedländer, wodurch vor einiger Zeit der Sohn Friedländers und deſſen Er⸗ zieherm verleßt wurden, wund nunmehr berichtet, daß ein 17jähriger Lehrling Friedländers als mutmaßl cher Thäter verhaftet worden iſt. — Kiel, 20. Febr. Die Trauerfeier für die Verunglückten der „Brandenburg“ fand um 3 Uhr unter ungeheuerer Teilnahme ſtatt. Dem impofanten Zug mit den 30 Särgen folgten die Geiſtlichkeit mit den Angehörigen, Stationschef Knorr als Ver⸗ leeter des Rolfers, das Offtzterkorps ſowſe Abord⸗ nungen der Marine und der Truppent ile und Krie⸗ gerverelne, darunter vile auswärtige, Den Schluß bildete ein Zug des Secbatallons. Der Zig bewegte ſich vom Marinelozaret aus nach dem Garniſons⸗ kirchhof, wo der Marinepfarrer Langheld und Wieſe⸗ mann ergreifende R'den hielten. Den Verſtorb 'nen wurden militäriſche Ebrenb zeugungen erwieſen. An den Särgen wurden tauſende von Kränzen nieder⸗ gelegt. In dem Maſſengrob wurden 21 Leichen, in den Einz lgräbern 9 Leichen begraben. N — Ein ſeltenes Familiendrama bat ſich in Poſen abge pielt. Der Fleichermeiſter Dros⸗ driski wurde in einer der letzten Nächte duſch den Ruf „muß ich denn ſo ſterben“ aufg weckt; und ſah mit Entſtzen ſenen 18 Jahre alten Sohn, nut mit dem Hemde bekleit,t, vor ſeinem Bitte zufommenbtechen. Aus einer Wunde in der Nähe des Herzens ſtrömte Blut hervor. Der ſchwer Ver⸗ wundete wermocht⸗ noch anzugeben, daß er durch einen ſtechenden Schmerz in der Btuſt aufgewacht ſelz als et zur B finnung gekommen, hab!: er ge⸗ mekt, daß man ihm mit einem breiten Küchenmeſſer einen Stich beig bracht habe. Das M ſſer habe er ſich ſebſt aus der Wunde gezogen und ſich dann bis zum Beite seines Vaters geſchl ppt. Der Uaglücl che wurde in das Krankenhaus gebtacht, wo er bald darauf verſtarb. Der That dringend verdächtig, da Selbstmord vollſtändig ausgeſchloſſen erſcheint, iſt der Schwager des Wöiſtorbenen, mit welchem der junge Mann oft Streu gehabt hatte, verhaft⸗t worden. Aufruf zum Turnen! Eu Volk dos fich ſeiner Kulturaufgaben be⸗ wußt iſt, trutt wohl vorb'reitet und daher mit Freu⸗ den in den Kampf des Lebens ein. Die heutigen Kulturaufgaben ſt ellen ſowohl in geiſtiger als auch in lö perlicher Beziehung große An⸗ forderungen an den Menſchen, ſie bedingen nicht all in das „Wollen“, ſondern auch ein hinreichendes „Können“, ein ſeinen Aufgaben treu ergebenes und ſchaff afreudig⸗s Vok Es haben fich daher zu j der Zeit, wo ein Volk auf der Höhe ſeiner kulturellen Aufgaben ſtand, nicht allein die Bildungsſtätten des Geiſtes, ſondern auch di: Pfl⸗geſtätten der Leibes⸗ übungen einer beſonderen Berückfichtigung erfreut. Wir Deutſche haben in dem Turnen zur Er⸗ ziehung eines ſchoffensfreudigen Volkes ein wahres Heilmittel für den Menſchen gefunden. Das Turnen faßt alle Leibesübungen in einem ſyſtematiſchen Aus⸗ dau zufammen, dle Anwendung derſelden it planmäßige und vollzieht ſich nach ſanitären Grund ätzen, und zwar derart, daß der Einfluß derfelbe für den Körper von wohlthätiger Wukung ff. Fi die Charokterbildung des Menichen it es gber 99 ganz beſonderem Werte, daß ſich derſelbe durch de Turnen in all ſeinen Bewegungen beherrſchen lein daß er eine volle Sicherheit Über ſein körper „Walten“ ſich an⸗ignet, welche ihn zu Mut, 6 ſchlofſ nheit und Seibſtvettrauen in all ſeinen Hong lungen erzieht; und da ſich dieſe zweckdienlſch U bungen in Gemein ſchaft vieler vollziehen, ſo g als weitere Folge daraus hervor, daß ſich ein ji im Gehorſam üben und den Geſetzen der Maffe terordnen lernt, daß ſich ſomit ein gewiſſer eme geiſt in ihm einlebt, der ibm im Zuſommenlel mi ſ inn Mitmenſchen auf das vorteilhafſt⸗ zuftaſe kommt. Ein ſolch den Köper kräftigendes, den c. erfriſch endes, das G müt und Herz erhebendes, wah Lebensfreudigkeit erz'ugendes, den Charakter bie des und ſittlich veredelndes Beginnen iſt heilſam f den Jüngling und gerade am empfeblenswerſeſ zu jener Ziit eintritt, um fich einem beſtemmten G werbszweig zu widmen aber in einem Alter ſteh in welchem er noch nicht die fittliche Kraft deff alle Abwege, die fich ihm eröffnen zu meſden. währen wir ihm deshalb in ſeiner freier Ze ſeinem ferneren Wohle nützliche Beschäftigung, ihn zu feſt'm Willen und fittlichen Streben erheb und ihm d Kraft verleihen ſoll, allen Gefahren! Lebens trotzbi⸗ten zu können. a Es ſel daher an alle Eltern, Lehr⸗ und obe herren die freundliche Bitte gerichtet, ihre King Lebrlinge und Pfl⸗gbefohlenen dem Turndere zuführen zu wollen. Die geringe Zeit die das Ti nen an den Abenden erfordert, wird durch die Fe und Freudigkeit ſowie durch die erhöhte Sponnteg welche die planmäßige Pflege der Leibesübungen Folge haben muß, bei der Ausübung der beruf mäßigen Arbeiten reiche Früchte kragen. Wenn all denen die heranreifende Jugend anvertraut wan bewußt iſt, daß es ihre heilige Pflicht ſei, e ſchaffensfrrudiges, charakterfeſtes, ſich feiner A gaben ſtets bewußtes Volk erzieben zu helfen, wird es gewiß nur j'dem eine Freude ſein, ſeln Pflegbefohlenen des Turnens teilhaftig werden laſſen. 0 Mit dem Wunſche, daß unſere Bite allerort ſich einer wohlwollenden Aufnahme erfreut und e erfüllt werden begrüßen wir mit herzlichen „Gul He will da lieber auf den mir angetragenen Direktor⸗ poſten gleich heute noch verzichten.“ „Das dürfen Sie nicht, das konnen Sie j tzt auch nicht mehr!“ entgegnete Pohlmann jtzt mit merkwürdiger Feftigleit. „Warum ſoll ich das nicht mehr können, nicht 50 dürfen?“ fuhr jitzt Hilleſſen beinahe zornig auf. „Nun Sie haben doch das Engagement ange⸗ nommen, lieber Herr,“ fuhr Pohlmann ruhig fort, „und können doch daſſelbe nicht im handherumdrehen wieder aufheben wollen. Sie find auch der rechte Mann für uns, und kennen auch bereits ſo viel von den Vethältniſſen der Bank, daß Sie ſchon 5 8 aus Ehrgefühl nicht zurücktreten rfen.“ „Reden Sie mir in dieſer Lage, in welch: Sie mich gebracht haben, Here Direktor, ſo viele von Ehrgefübl wie Sie wollen, ich muß dabei doch auch meine Vernunft gebrauchen und bin Ihnen keinen a „Wer verlangt von Ihnen blinden Gehorſam, lieber Hillſſſen!“ rief Pohlmann erſtaunt. „Nun, verehrter Herr Dirtktor der Central⸗ Commerzbank unter glänzenden Bedingungen engagirt. Zehn Minuten ſpäter erfahre ich aber, daß die Bank ſich gar nicht in den guten Perhältniſſen befindet, wie man annehmen konnte. Und da ſoll ich mich nun fügen, als wäre es mein Verhä gniß, meine Perſon, meine Arbeit, meine Ehre und mein Ver⸗ mögen für die Bank zu opfern, denn wer bürgt für das Gelingen unſerer Sp culationen, und wie ſoll das Wagniß endigen, wenn zu den vorhandenen Verluſten neue große Verluſte hinzukommen? Und chließlich ſoll nicht einmal mir, dem man erſt das Vertrauen ſchenkt, daß er glücklich zu ſp culiren ver⸗ ſtände, gehörige Vollmacht gegeben werden. Wollen oder können Sie mir nicht auch verſichern, Herr Direktor, daß die Einleitung und Durchführung allet Sp culationsgeſchäfte einſchlie lich der Bethei⸗ ligung an der Gründung neuer Aktien⸗Geſellſchaften meine alleinige Sache in der Leſtung dir Bank ſein ſoll, ſo muß ich unter allen Umſtänden auf die An⸗ nahme des Dirckto poſtens verzichten.“ „Sie dürfen, ſie werden nicht zurücktreten!“ ſagte jezt nochmals mit ſeltſamer Betonung der Direktor Pohlmann. „Wollen Sie mir die verlangte Freiheit in meinen Dispofitionen als Ihr M toirektor zufichern, nun gut, dann werde ich den Poſten annehmen, ſonſt abet nicht,“ erklärte Hilleſſen. „Dieſe Zuficherung bedauere ich Ihnen als ver⸗ antwortlicher erſter Direktor der Bank nicht geben zu können, aber trotzdem bitte ich, nicht auf Ibren Rücktritt zu beſtehen, denn Sie dürfen, nachdem Sie gew ſſermaßen ſchan in das wichtiaſte Geheimneß unſerer Bank eingeweiht wurden, nicht mehr zurück⸗ treten.“ „Ohne Ihre Zuſich rung, daß ich als Direktor freie Hand belomme, lehne ich den Poſten den⸗ noch ab.“ a Pohlmann wurde jetzt einen Augenblick roth vor Zorn und dann nahm ſein Geſicht einen häß⸗ lichen, böſen Blick an, während er drohend ſagte: „Wiſſen Sie, Herr Hill ſſen, daß ich ein Mittel habe, Sie zu zwingen, mir nicht zu trotzen und Sie zu nöihigen, den Direktorpoſten auch ohne dieſe übertriebene Bedingung anzunehmen?“ Etſtaunt, ja erschrocken beobachtete Hilleſſen die drohende Geberde Pohlmanns und ſagte d ſcharf: „Wollen Sie etwa in meinem Haufe Het mittel gegen min anwenden, Herr Direktor ) „Fällt mir nicht im Traume ein,“ kief mann häßlich lachend, „aber ich will Ionen klaren Wein einſchenken. Sie kennen Hen e merzienrath Polenz, der Mitglied des Auffichz zan der Land'sbank iſt. Herr Polenz ſchötzt nuß finanziellen ſehr boch, Herr H lleff n, er ch Ihnen ſogar die größte Begabung zu, was dc Urthein, raſche Eutſchlüſſe und schnelles W anb'tufft, aber er warnte mich trotzdem dor Ihre Wohl zum zweiten Direktor unſerer Ban N dem Grunde der Warnung befragt, derweſgerte Commerzienrath Polenz zunächſt jede nähere 1 kunft, als ich aber dorgeſtern im Inter ſſe Wohles unſerer Bank in ihn drang und ihn beſchn mir ſein Bedenken offen zu ſagen, da öfftete Polenz ein geheimes Schubfach ſeines feuer Geldſchrankes und Übergab mir dieſen kleinen Scheit Während Pohlmann den Schein Herrn H. vor die Augen bielt, zuckt derſelde wie don Dolſchſtoß in's Herz getroffen zufammen und fe zitternd da wie ein Verbrecher, der unerwartet Todesurtheil empfangen hat. „Ich habe mich nicht ſo gutgläubig auf, Such“ nach einem zweiten Direktor ſe Unſer tral⸗Comm'ezbank gemacht, mein lieber Hert Uſſen,“ ſagte nun ſeinerſeits Pohlmann mit küh Ueberlegenheit. 5 5 (Foitſetzung folgt.