bel un lür die Redaktian verantwortlich: Karl Molitor, Ladenburg fl Nan uch güne ten da nacht — Zune ten 00 ü — ge blatt Ml. 1.40 frei ins Haus. Allgemeiner Anzeiger Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. Preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltung 0 Pfg., für Sadenzurg und Amgegend. Anzeigen: die 1-ſpaltige TCorpus⸗Zeile oder deren Raum Lokale Corpuszeile. Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Neclamen 20 Pfg. a Nr. 15. Miktwoch den 21. Februar 1894 ausſtrömende Dampf hatte eine Temperatur von ſichert den Gebliebenen einen Ehrenplatz in Meinem Die Exploſton auf dem Tanzerſchiſf etwa 180 Grad und wird von dieſer bei ſeiner Aus-] Gedächtnis und in den Annalen der Marine fü „Brandenburg. breitung nicht viel verloren haben, ehe er ſeine un⸗ alle Z⸗iten! Wir ſtehen alle in Gottes Hand! J Unſere junge Marine iſt am verflofſenen Freitag glücklichen Opfer erreichte. Ueber die eigentliche feſten Vertrauen auf Ihn fügen wir uns in Er von einem ſchweren Unglücksfall betroffen worden, Urſache des Unglücks — nämlich den Grund des gebung Seinem unerforſchlichen Willen und ſehe zum zweitenmal im Verlauf weniger Monate. Wie om zweiten Auauſt v. Js. auf dem Ponzerſchiff „Baden“ ein rückwärts losgehender Schuß aus einem der am Bord dieſer Fabrzeuge befind ichen Rieſen. geſchütze eine größere Anzahl wackerer Matroſen und Oifiziere tödt⸗te, ſo fielen jetzt an Bord des erſt kürzlich vom Stapel gelaufenen und auf einer Probe⸗ fahrt befindlichen Panzers „Brandenburg“ nab'⸗zu ein halbes Hundert Menſchenl⸗ben der Exploſton eines Dampfrohrs zum Opker. Was und wer die Schuld an dem Unglücksfalle tragen mag, wird wohl die eingeleitete Unterſuchung ergeben. Wie der Reichs anzeiger beute ſchreibt, waren, als das Unglück auf der „Brandenburg“ ſich er⸗ eignete, zwölf Keſſel im Betrieb; die Moſchinen arbeiteten mit etwa 1000 Pferdekräften, alſo nicht mit Forcierung, denn bei ſolcher werden auf dieſen Schffen mehr als 10,000 entwickelt. Das Unglück enthand durch Losreißen der Befeſtigung des Dampf⸗ abiperrbentils der Steuerbordmaſchine; dadurch wurden die Dämpfe aus ſämmtlichen Keſſeln weg in den mit Menſchen angefüllten Maſchinenraum freigegeben. Er verbreſtete ſich in denſelben ſofort, alles bit⸗ brühend, was ſich an lebenden Weſen dort vorfand und drang durch die offene Berbindungsthür in den Backbordmaſchinenraum, durch die Nievergangsöff⸗ nungen in die darüber liegenden Räum- für elektriſche Maſchinen, Deſtillirapparate und Vorräthe, fein Ver⸗ nichtungswerk fortſetzend; faſt ſämmtliche in die ſen Räumen beſchäftigten Perſonen müſſen dem augen⸗ blickkichen Tode verfallen geweſen ſein, denn der Reſßens der erwähnten Befeſtigung — iſt noch nichts bekannt. Das Reichsmarineamt entſandte ſeinen Maſchinenkonſtrukteur ſofort nach Kiel zur Ermittelung derſelben. Solch: Unglücksfälle ereignen fich bei jeder Marine, wie derjenige weſß, welcher die Nach⸗ richten über ſolche Vorkommniſſe verfolgt. Seitdem mit ſo hohen Dompfſpannungen, hier zwölf Atmoſ⸗ phären, gefahren wird, iſt immer für das Maſchinen⸗ Heizerp⸗rſonal eine gewiſſe Gefahr vorhanden, be⸗ ſonders bel Probefahrten, bei denen feſtg⸗ ſtellt werden ſoll, ob alle Maſchmentheile, Kſſel, Zubehör u. ſ. w. allen Anprüchen genügen, Von gußen kann man den einzelnen Theilen nicht immer anſeh'en, ob fie genügende Haltborkeit bofitz'n. Sie müſſen deshalb probiert werden. Alle irgendwie zutreffenden Vor⸗ ſichtsmaßreg ln wurden angewandt; ein folch's Un⸗ glück, wie das hier geſchehene, iſt aber voraus ichtlich nicht abzuwenden geweſen. Es iſt erfreulich, trotz alles Unglücks feſtzuſtellen, daß der Admiral, welcher das Panzergeſchwader kommandiert, melden konnte daß das Betragen des Maſchinenperſonals bei der Kataſtrophe auf der „Brandenburg“ als muſterhaft bezeichnet werden mußte. Seine Majeſtät der Kaiſer baben hieraus Veranloſſung genommen, folgendes Telegramm an den Kommandanten des Schiffes, Kapitän zur See Bendemann, zu erlaſſen. „Tieferſchüttert von der furchtbaren Kataſtrophe, drängt es Mich, Ihnen und der ganzen Befatzung Meine aus dem Grunde des Herzens kommende Allerwärmſte Königliche Theilnahme auszudrücken. Der in treuer Pflichterfüllung erlittene Heldentod der Zukunft zuberſichtlich und getroſt entgegen. 3 werde den Gefall⸗nen zur Erinnerung eine Gedächtniß tafel in die Gorniſonskirche zu Kiel ſliften. Und i übrigen „Volldampf voraus.“ Wilhelm I. R Ferner ſandte der Kaiser einen großen Kran für die Verunglückten nach Kiel. Von den Schwerberwundeten find inzwiſche noch dtei geſtorben. Die meiſten der Gelödtete nahmen im Unglücksraume eine liegende Stellung ein, di? Arme vor dem Geſicht; mehrere Tode find unverletzt durch Verbrennung der Lunge und am Lungenſchlag verſchieden. Die „Brandenburg“ ge⸗ bort zu den größten Panzerſchiff n unſerer Marine. Mit übren Schweſterſchiffen „Kurfürſt Friedrich Wilhelm“, „Weißenburg“ und „Wörth“, don denen die beiden erſteren noch im Bau begriffen find, bildet ſie die erſte Klaſſe der Panzerſchiffe, mit einer Waoſſerverdrängung von 10,033 Tonnen; ihre Maſchinen indizieren 9000 Pferdekräfte; die Be⸗ ſotzung beträgt 552 Mann. Sie gehört zum Mandbergeſchwader. Nach der letzten Marine⸗Rang⸗ liſte, die om 30. Nobember 1893 abgeſchloſſen worden iſt, wird fie kommandiert vom Kapitän zur See Bendemann. Wie amtlich feſtgeſtellt worden, ſand die Exploſion bei 7000 Pferdekräften ſtatt, während auf der Probefahrt am 15. Februar forciert 10,100 erzielt wurden. Bei der Explofiion auf dem „Brandenburg“ find getödtet: Maſchinen⸗Ingenjeur Merks. Reſerve⸗ unteringenieur Schulz. Obermaſchinſſt Kirſch, Oder⸗ maſchinenmaat Bank, Kiſtenfeger Linderhaus, „„ Dann erſchienen in mehreren Börfenblättern Artikel über das Thema „praktiſche Finanzmänner“, und wurde darin ausgeführt, daß es nothwendig ſel, daß an die Spitze großer Bankinſtitute nicht nut tüchtige Verwalter und Rechenmeiſter, ſondern auch in der Praxis der Börſengeſchäfte, zumal der Sp culanten bewährte Männer gewäblt werden müßten, denn bei der Anlage vieler Capitalien durch Bankinſtitute handelt es ſich bekanntlich nicht nue um unbedingte ſichere Geſchäfte, ſondern guch oft — — der Aktionäre der Central⸗Commerzbank beſaß, den Finanzmann Karl Hilleſſen ſelbſt für den Poſten empfahl. Auch konnte man doch nicht gut zum zweiten Direktor der Bank einen Mann wählen, der dem erſten Direktor Pohlmann nicht angenehm war. So geſchah es, daß in einer ſehr geheim ge⸗ haltenen Sitzung des Auffichtsraths beſchloſſen wurde um gewagte Sp kulationen, die aber nothwendig ſelen, um neu: Unternehmen zu unt'rſtützen und die Geſchäftswelt zu beleben. Schließlich beſproch ſich Pohlmann auch noch mit einigen Auffichtsräthen und mehreren Aktionären der Bank über die Frage der Beſ⸗tzung des zweiten Direktorpoſtens und lenkte das Ge p äch auf Hill ſſen, der trotz mancher Be⸗ denken ſehr für bieſen Poſten geeignet erschiene. Es gab da freilich manches Schütteln des Kopfes und dedenkuche Mienen, ober zw. Umffänd⸗ kamen Hl. es Ke nd dater ü d . kto poſten lehr zu ſtotten, eſtens deß er fiir leich und ehr geſchäfts⸗ klug galt und zweitens doß der Direktor Pohlmann der das größte Vertrauen des Auffichtsrathes und Herr Karl Hlleſſen den Direktorpoſten anzutragen, doch hatte Pohlmann, der dieſer Setzung beigewohnt, noch die Bedingungen an den Antrag geknüpft, daß er ſelbſt erſt noch einmal mit Hilleſſen über dieſe wichtige Frage ſprechen und im gegebenen Falle, demſelben auch ſeine in unmittelbarer Ausſicht ſtehende Ernennung zum zweiten Direktor der Cen⸗ tral- Commerzbank mitteilen dürſe. Dieſe Forderung wurde natürlich dem Direktor Pohlmann g wäh'et, und bereſts am anderen Tage eihielt Karl Hillſſen in ſeiner eleganten Privat⸗ wohnung den ihm vorher angemeldeten Beſuch des eiſten langjährigen Direktors der Central⸗Com⸗ merzbank. Ditſer Auffällige Beſuch kom dem ſchlauen Börſenmann auf den erſten Augenblick zwar etwas übetrachend und ſeltiom vor, abet eitle ſcharfe Ur⸗ theilskraft und raſche Combinationsgabe lieſen ihn doch bald den wopten Grund abnen, weshalb er mi einm Beſuche des Herten Bankdircktors beehrt werden ſollte. Da Hilleſſen von Natur außerordeytlich ehr⸗ gelzig war, ſo fühlten natürlich bald die ſtolzeſten Hoffnungen ſeine Bruſt, und als dann der Direktor Pohlmann in Hill'ſſens Wohnung trat, empfing dieſer jenen nicht wie Jemand dem eine große Ehre widerfährt, mehr wie einem Miniſter, der eine Gunſt zu vergeben hat. „Unberſchämter Parven,“ dachte daher Pobl⸗ mann ärgerlich, als er vor Hileſſen ſtand und de ſſen herabloſſende Haltung zu b⸗obachten Gelegenheit batte, aber Pohlmann verbiß ſeinen Aerger und redete Hilleſſen in folgender Weiſe an: „Im Auftrage des Auffichtsrathes und der Aktionäre der C'ntral⸗Commerzbank babe ich Ihnen, verehrter Herr Hill' ſſen, ein ehrenvolles Anerbieten zu machen. Es iſt Ibnen bekannt. daß unſere Bank durch einen beklagenswerthen Unglücksfall ihren zweiten Direktor Herrn Ruſtan, verloren bat und daß wir für dieſen tüchtigen Finanzmann Erſatz ſuchen müſſen. Denſelben glauben wir nun in Ihnen, bochg ehrter Herr Hilleſſen, ſinden zu können, denn ihr guter Ruf in der Börſenwelt und Ihre anerkannte Tüch⸗ tigkeit in allen Finanzgeſchäften flößt ſowohl unſerem Auſſichtsrothe wie auch unſeren Aktionäten und, wie ich gern hervorhebe, auch mir das größte Ver⸗ trauen zu Ihnen ein. Im Namen des Auffichts⸗ rathes trage ich Ihnen desbalb den Poſten des zweiten Direktors der Central⸗Commerzbank an und ſtelle an Sie die Anftage, ob Sie die Anfrage, oh Sie geneig find, dieſen Poſten anzunehmen.“