Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. Anzeigen: die 1⸗ſpaltige Corpus⸗Jeile oder deren Naum 1 Preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungs⸗ 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. helmzich blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. Corpuszeile. Neclamen 20 Pfg. e lär die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Ladenburg Druck und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg. hung 4 1 Mittwoch den 24. Januar 1894. N 0 2 3 1 Hut. 115 ländlichen Grundbefttzes erblickt der Molivenbericht von Landwirthſchaftskammern kommen, ſo könnte die Zucker, g Die Kandwirthſchaftskammern. zur und die 0 00 Urſache der heutigen Ausdehnung 1 1 Inſtitutionen auf das ge⸗ te. Mit dem nunmehr bekannt gewordenen Geſetz⸗] Nothlage der Landwirthſchaft und die Beſeitigung ſammte Reich kaum mehr einem Zweifel unterliegen, entwurfe über die Errichtung von Landwirthſchafts⸗ kammern hat die preußiſche Regierung eine weit⸗ greifende Aktion in die Wege geleitet, beſtimmt, die vielfach mißliche Lage der Landwirthſchaft zu heben und zu beſſern. Zu dieſem Behufe wird in dem Entwurfe eine geſetzlſche corporatibe Organſſation der Landwirthſchaft vorgeſchlagen, in Geſtalt einer Art provinzialer Parlamente, deren Mitglieder aus Wahlen aller ſelbfiftändigen Landwirthe, Eigenthümer wie Pächter, vorzugehen haben. Als Hauptaufgabe der Landwirthſchaftskammern bezeichnet die Vorlage die Förderung aller auf Hebung der Lage des länd⸗ lichen Grundbeſitzes abzielend⸗n Einrichtungen, ins⸗ beſondere die aktive Mitwirkung bei allen Maß⸗ algen. nahmen, welche die Organiſatſon des ländlichen eser Gtgen⸗ Kredits und ſonſtige g⸗meinſame Aufgaben betreffen. n derselbn Außerdem follen die Landwirthſchaftskammern mit wolle bs der Obliegenheit betraut werden, den techniſchen Faortfchritt der Landwirthſchaft durch zweckmäßige A Einrichtungen zu begünſtigen und ſchließlich iſt noch ſſchritt de eine eventuelle Mitwirkung der proj ctirten Inſtitute tuell unte bei der Verwaltung der Produktenbörſen in Ausſicht serer , genommen. f Der Thätigkeit der Landwirthſchaftskammern iſt 894. demnach ein weiter Spielraum eröffnet, wobei als Mittelpunkt der ihnen geſtellten Ziele eine grund⸗ legende Aenderung im Kreditweſen der Landwirth⸗ ſchaft, mit anderen Worten: Die Umwandlung der bisherigen Hypothekenſchulden in unkündbare Renten erſcheint. Es wird alſo eine neue Geſtaltung der Rechts verhältniſſe des ländlichen Befitzes erſtrebt, die ihn befähigen ſoll, auch ungünſtige Zeiten wieder zu überwinden. In der übermäßigen Verſchuldung des dieſes Uebelſtandes will die Regierung durch ein die bisherigen Formen der ländlichen Rechts⸗ und Kredit⸗ verhältniſſe an bedeutſamen Stellen geradezu ſprengen⸗ des umfangreiches Syſtem corperativer Geſtaltung erreichen. und in ihrer eigentlichen Tragweite noch durchaus nicht zu überſehende Agrarreform tritt mit dieſen es würden dies ſchon die vielfach eng mit einander verknüpften Intereſſen der Landwirthſchaft in Preußen und derjenigen im übrigen Deulſchland erfordern. Vorerſt freilich befindet ſich der ganze Plan noch in ſehr weitem Felde und ob er je Überhaupt Fleiſch Eine kiefeinſchneidende, in ihren Wirkungen geſetzgeberiſchen Vorſchlägen der preußischen Regierung in die Erſcheinung. Inwieweit die Durchführung der geplanten Reform gelingen wird, das entzieht fich indeſſen zur Zit noch jeder Beurtheilung; find doch hierbei außerordentliche Schwierigkeiten zu über⸗ winden, die ſich von ſelbſt ergeben, wenn man die jetzt aufgeworfenen Fragen auch nur flüchtig prüft. Die Regierung ſelbſt iſt ſich der großen Tragweite ihres unternommenen Schrittes wohl bewußt, wie aus dem vom Landwirthſchaftsmimiſter v. Heyden im Abgeordnetenhauſe abgegebenen Erklärungen her⸗ vorgeht, und ſie ſelber erhofft auch von der Vorlage nicht die Beſeſtigung des augenblicklichen Nothſtandes der Landwirthſchaft, ſondern nur die Verſtopfung der Hauptquelle der Nothlage. Außerdem iſt bei dem Umfange der projectirten Reform gar nicht daran zu denken, daß ihre parlamentariſche Erledigung in der gegenwärtigen Seſſion des preußiſchen Land⸗ 2 9——— tages erfolgen könnte, hierzu werden vielmehr noch fernere Seſſionen nöthig ſein, während die praktiſche Verwirklichung des Geſetzes über die Landwirthſchafts⸗ kammern, die ſchließliche Zuſtimmung des Landtages hierzu natürlich vorausgeſetzt, ebenfalls noch einen längeren Zeitraum erfordern würdo. Sollte es aber dann doch einmal zur Errichtung und Blut gewinnen wird, das läßt ſich jetzt noch nicht im Entfernteſten vorherſagen. Jedenfalls iſt es aber von Wichtigkeit, wie man ſich vor Allem in den Kreiſen der Laadwirthe zu den projectirten Londwirthſchaftskammern und deren Aufgaben ſtellen wird, worüber hoffentlich ſchon die nächſte Zeit hin⸗ längliche Aufklärung bringen wird, f Pokitiſches. 5 Karlsruhe, 22. Jan, Die drei Steuervor⸗ lagen find nunmehr in erſter Leſung erledigt. Es ſteht nur noch das Finanzref ermgeſetz aus, das aber nach Lage der Sache kaum mehr eine eingehende ernſte Behandlung finden dürfte. Später kommt man vielleicht mit mehr Verfländuiß und gutem Willen darauf zurück und erkennt beſſer die Wohl⸗ thätigkeit, um nicht zu ſagen Nothwendigkeit, dieſes Planes. Es werden nun Wochenlange Kommiſſtons⸗ verhandlungen über die einzelnen Steuervorlagen forgen und der Reichstag wird vor Oſtern ſchwerlich in den Stand geſetzt werden, die Entscheidung zu treffen. Die Verweiſung der drei Vorlagen an eine einzige Kommiſſion muß den Abſchluß natürlich er⸗ heblich in die Länge ziehen. Ueber die Ausfichten läßt ſich heute nach Abſchluß der erſten Leſungen nur ſo viel ſagen, daß ſie trüb find. Das freilich kann als feſiſtehend betrachtet werden, daß der Plan im vollen Umfange in dieſem Jahr nicht zu Stande Die Tochter des Meeres. Roman von A. Nicola. 69. Lady Marſton lächelte ſpöttiſch. 10 „Beruhigen Sie ſich, Mhlord. Ich werde in keinen Streit mit der angeblichen Erbin gerathen, ſobald ich von dem Recht ihrer Erbin überzeugt bin, ſagte fie. „Aber allerdings bin ich auch nicht geſon⸗ nen, das Erbtheil meiner Vorfahren einer Betrügerin du überlaſſen, ſogar wenn dieſelbe ſich auf Lord Faros eigenthümliches Vermächtniß an ſeine Tochter fſlützen kann.“ 7 Graf Treville verneigte ſich und ſtand auf, Baden um ſich zu verabſchieden. 5 ene 10 1 „Ich habe eine ſchmerzliche Pflicht damit erfüllt Aüller U. daß ich Sie gewarnt habe, Lady Mirſton,“ ſprach b. — er, „und es ware ebenſo betrüdend für mich, wenn f en ich gezwungen ſein ſollte, meines Beuders ernſter 1 Bitte nachzukommen und zu finden, daß die erhobenen iner 1 N. Anſprüche unzweifelhafte Berechtigung haben. Wenig ⸗ haus bein, ſtens werden Sie mir die G rechtigkeit widerfahren n. laſſen, mir das zu glauben Lady Marſton?“ Lederle Ich muß Ihnen glauben, Mylord,“ erwi derte or ſie, „aber ich kann nicht verſprechen, Ihre Mein ung 10 zu teilen, ſo befriedigende Gründe Sie auch dafüe zu haben meinen.“ r Stenz. LXVII. „Wirklich, Mama, Du haſt ſehr unklug ge⸗ handelt,“ ſagte Triſſa Digby eines Morgens, indem ſie die Zeitung auf den Tiſch warf. Lies hier dieſe Anzeige, worin eine hohe Belohnung verſprochen und Cora dringend gebeten wird, ſich bei ihren Freunden zu melden, da ſehr wichtge und erfreuliche Mittbeil⸗ ungen ihrer harrten. Denke nur, wenn Monſteur Beauclere Recht hätte und fie ſich als eine reiche Erbin entpuppte.“ „Du biſt ein phantaftiſches Kind, Triſſa,“ er⸗ wlederte Frau Digby. „Es iſt ſehr wahrſcheinlich, daß dieſe Aufforderung eine Art Falle iſt, um dieſe Cora einzufangen. Doch Trotzdem müſſen wir der Sache einigen Glauben ſchenken. Wie, wenn wir die Bekanntmachung ſowohl Deinen Onkel und dem Herzog von Dunbar als auch Lord Belfort zuſchick⸗ ten, da das Gehemaiß j itzt ja allgemein bekannt zu ſein ſcheint und ſie zweifellos mit des Grafen Flucht nach dem Duell zu thun hatte .. ich er⸗ innere mich genau, davon in den Zeitungen geleſen zu haben, und Außerdem habe ich auch einige Be⸗ weiſe, von denen Niemand etwas ahnt ich befitze eine kleine Kette, die fie zurückgelaſſen hat.“ Sie nahm ein kleines Käſtchen aus ihrer Taſche, In dieſem Augenblick wurde heſtig an der Hausklingel gezogen und gleich darauf der Herzog von Dunkbar gemeldet. „Ah, Durchlauſcht, Sie find uns ſehr will⸗ kommen!“ begrüßte Frau Digby ihn erregt. „So⸗ eben beklagte ich meine Hilflofigkeit, nicht ſo wie ich wollte in Bezug auf das Mädchen handeln zu kön⸗ nen, daß Jeden, der es kennen lernte, ſo ungemein intereſfirte.“ „Sie ſprechen vermuthlich von Miß Cora, an die im heutigen Morgenblatte eine Aufforderung erging, die mich zu Ihnen führt,“ erwiederte der Herzog ſehr kühl. „Durch Sie, Frau Digby, moͤchte ich mich verfichern, wo ſie moͤglicherweiſe zu finden 0 ö ö ö 1 iſt. Wenn ich mich nicht irre, waren Sie die letzte, unter deren Obhut ſie lebte; da werden Sie jeden⸗ falls auch wiſſen, wohin ſte ſich dann gewendet hat?“ Sie werden mich endſchuldigen, wenn ich nicht weiter auf Einzelheiten eingehe,“ entgegnete Frau Digby, aber ich hatte ſehr triftige Gründe, weshalb jch nicht länger die Aufficht, von der Sie ſprechen, Übernehmen konnte. Deshalb jedoch hat ſich mein Intereſſ an dem lieben Mädchen nicht verringert und ich dachte ſoeben daran, daß ich dieſe Kleinig⸗ keit, an die in der Aufforderung angegebene Adreſſe ſchicken und damit zugleich die Mittheilung verbinden das eine goldene Gliederkette enthielt, auf welcher könnte, daß meinem beſten Wiſſen nach Miß Cora zwei Buchſtaben eingraviit waren, die man aber mit ſich von hier aus nach Deutſchland begeben, und dort jedenfalls das Haus ihrer Kindheit aufgeſuch dem bloßen Auge nicht entziffern konnte.