— Prag, 27. Dez. Die unter dem Ver⸗ dacht der Ermordung des Handſchubmachers Mrwa verhafteten Dolezal und Dworſchak legten geſtern abend ein volles Geſtändnis ab, indem ſie die Aus⸗ fübrung des Mordes umſtändlich ſchilderten. Dwor⸗ ſchak babe den Handſchuhmacher, welcher mit der Schmückung des Chriſtbaums beſchäftigt war, am Halſe gepackt, während Dolezol ihm das Meſſer in die Bruſt ſtieß. Um halb 11 Uhr nachts kamen die Mörder zu Kriz, mit welchem ſie Sonntag morgens verboftet wurden. Kriz leugnet die Mit⸗ ſchuld, wird jedoch als Anſtifter bezeichnet, Um das Motiv zur Mordthat befragt, erwiderten die Ange⸗ ſchuldigten, die Rede des Abgeordneten Berolz habe ihren Entſchluß gereift. Verſchiedenes. — Karlsruhe, 27. Dez. Heute ſtarb hier im Alter don 66 Jahren der Geh. Hofrat Profeſſor Dr. Adolph Knop, einer der tüchtigſten Lebrer auf dem Gebiete der Naturwiſſenſchaften an der Technischen Hochſchule. Knop wurde 1866 Profeſſor der Mine⸗ ralogie und Geologie. — Stuttgart, 28. Dez. Aus einem ver⸗ ſchloſſenen G⸗wölbe in dem Steinbruch bel Dottingen wurden 31 Pfund Dynamit geſtohlen. Die Polizei fahndet nach den Thätern. — Vor der Verlobung erſchoſſen hat ſich der 27 Jabre alte Vieefeldwebel Georg W., der im Garde- Schütz n- Bataillon zu Groß.⸗Lichterfelde als Bataillonsſchreiber ſtand. Am Sonntag vor⸗ mittag um 10 Uhr wurde aus ſeiner Kaſernenſtabe heraus ein Schuß gebört; es ergab ſich, daß W. ein Jagdgewehr mit Waffer geladen und fich den Schuß in den Mund abgefeuert hatte. Bei der furchtbaren Wirkung einer ſolchen Ladung trat der Dod ſofort ein. Der Feldwebel, der bei ſeinen Vor⸗ zeſetzten ein ſeltenes Vertrauen genoß und ſich ganz allgemeiner Beliebtheit erfreute, war mit einem in der Nähe der Kaſerne wohnenden Mädchen ver⸗ ſbrochen und wollte am zweiten Weſhnachtsfelertage das Feſt ſeiner Verlobung feiern. Die Veranloſſung zum Selbſtmord iſt auf einen eigenartig n Vorgang zurückzuführen. Wie es heißt, hakte W. die Zahlung einer Rechnung über 1,50 Mk. überſehen und den Betrag ſchließlich aus der eigenen Taſche gedeckt. Um Weiterungen aus dem Wege zu gehen und ſeinen Commandeur nicht zu beläſtigen, hatte er die Ungehörigkeit begangen, bei der Regelung dieſer An⸗ gelegenheit die Namensunterſchrift ſeines Vorgeſetzten leſſten. Wegen eins Formfehlers kam aber die 1 nochmaligen Vorlage, und der Feldwebel fürchtete jetzt Entdeckung und Beſtrafung. Obgleich ſeine Beſorgniß unbegründet war, ſo bielt er doch ſeine Ehre für verletzt und griff zur Waffe. — Plankſtadt 27. Dezember. Geſtern wurde die Ladenkaſſe eines hieſigen Metzgers mit ca. 50— 60 Mk. Jaholt ausgeraubt. Ein wegen verſchiedener Diebſtähle ausgeſchriebener Gauner von Altlußheim, der vor einiger Zeit aus dem Gefängniß entſprungen iſt der Thäter. Bis jizt ſſt es nicht gelungen, des⸗ ſelben habbaft zu werden. — Oldenburg, 28. Dez. Durch Kentern eines Bootes ertranken bei Blexen drei Arbeiter. Einer derſelben hinterläßt neun Kinder. — Paris, 27. Dez. Ungeheures Aufſehen erregt die Verhaftung ſämtlicher Organſſatoren der Suppenanſtalten, welche geduldet, daß die Anar⸗ chiſten Brotloſe zu Mord und Brandſtiftung auf⸗ hetzten. — Poſen, 28. Dez. W'gen Mordverſuchs wurde der Maurer Walicski hierſelbſt verhaſtet. Derſelbe hatte ſeine vier Kinder, im Alter von zwei bis zehn Jahren, dadurch zu tödten verſucht, daß er ihnen mit Gewalt Brennſpiritus einflößte, wo⸗ durch die Kinder ſchwere Verletzungen davontrugen. — Ein bedeutender Münzfund wurde laut „K. V. 3.“ dieſer Tage in dem ſpanniſchen Dorſe Bot bei Gaudeſa gemacht. Ein Armer Taglöbner Namens Chut war damit beschäftigt, in einem O⸗l⸗ berge die Wurzeln eines ausgeſtorbenen Oliver bau⸗ mes auszuſcharren, als er im aufgewühlten Boden ein künſtlich gearbeitetes Elfendein⸗Kiſichen entdeckte. Er ſchloß das Kiſtchen auf und erblickte zu ſeiner unausſprechlichen Freude in demſelben einen ganzen Haufen großer Goldſtück ', Die Münzen waren ſog. Onzas (von je 80 Peſetas) und zwar in der Zahl von 375. Der Fund bat alſo einen Wert von 30 000 Peſetas (24000 M.) ein wahres Vermögen. Der Taglöhner lieferte den Schaß dem Eigentümer des Oelberges ab, und dieſer belohnte di Ehrlichkeit des Monnnes, indem er ihm 500 Duros (2000 M) einhändigte; und weitere 500 Duron beſtimmte er den Familien der nach Melilla abmarſchirten Reſer⸗ viſten des Dorfes. Sämtliche aufgefundene Münzen tragen das Bruſtbild Karls IV., und wahrſcheinlich wurden fie zur Zeit des Napoleon'ſchen Einfalls verſcharrt. — Bareclona, 25. Dez. Einen guten Fund hat die hieſ. Polizei gemachl. Sie entdeckte in dem * Pore Cuevas ein von Anarchiſten voin gerichtetes Laboratorium, in welchem f g. Dynamtt, zahlreſche mit Nitroglyzen Flaſchen und gegen 40 Bomben bean Laboratorium lag in einem Bergabbang Vor⸗ geräumigen Höhle. Auch eine anarchſſtiſch bißliotbek wurde vorgefunden und nach 892. eſchafft. 8 Als wirklich zuverläſſigter Führer das große Gebiet des Zeitungs-, insbeſondere Annoncenweſens erweſſt ſich der prompt zum Jahrg, wechſel erſchienene 1894er Inſertionskalender i Zeltungskatalog der Annoncen- Expedition Rude N Moſſe. Es ſteht feſt, daß dieſer Katalog, nachdem a er im Laufe der Jahre gar manigfache Veränder⸗ ungen und Verbeſſerungen erfahren hat, nunmehr dem Inſerenten, der ihn zu Rathe ziehl kaum eine Antwort ſchuldig bleibt. Da finden wir neben dem Titel einer jeden Zeitung den Preis einer Annonsen⸗ und Reclamezeſle, die Spaltenbreite und die Aufloge der Blätter die Einwohnerzahlen der Erſcheinungsorle verzeichnet. Durch einen beſonderen, im Katalog be⸗ findlichen Normal⸗Zellenmeſſer wird dem Inſerenten eine Handhabe zur ſicheren Berechung der Inſertſons⸗ koſten geboten. Dieſen ſchon im letzten Katalog ent haltenen Angaben find in dieſem Jahre zwel neue wichtige Rupriken hinzugefügt. Es ißt haufig fir den Inſerenten, welcher wünſcht, daß ſeine Anzeige 11 auf eine ganz beſtimmte Kloſſe des zeſtungsleſenden Puplikums wirken ſoll, werthvoll, die polſtiſche Haltung eines Blattes zu kennen. Dieſem thakſäch⸗ lichen Bedürfnis wurde dadurch Rechnung getragen, daß bei jeder Zeitung Deutschlands, Oeſflereſchs und 0 der Schwelz jetzt auch die polſtiſche Parteſrichlung angegeben ift. Eine weitere neue Rubrik, welche angiebt, wieviel Inſeratenlpolten eine Annoncen ſeite jeder Zeitung enthält, wird vielen Inſerenten er⸗ wünſcht ſein. In ſeinem Vorwort zeigt der Rakaſog ferner in mehr als 50 neuen und orſgin⸗llen Ent⸗ würfen für wirkungsvolle Clich⸗⸗Anzeigen, wie ſehr die Annoncen⸗Exp'dition Rudolf Moſſe beſtrebt it, dem practiſchen Bedarf der Inserenten zu entſprechen. Der Katalog präſentirt ſich auch in ſeiner Auß ⸗ ren Erſcheinung in einen neuen ſchmucken Gewande. Ein ebenſo effeltvoller wie gediegener Einband ſchmückte das Buch, deſſen ganze typogrophſſche Ausſtattung ein ſchönes Zeugniß für die Leiſtungen der Buch⸗ druckerei von Rudolf Moſſe abgiebt. ö * f ö a6 * — willigen wollen das Sle mir versprachen, wenn Adele ſich als ihre Tochter ausweiſen ſollte, will ich Sie über die Wahrheit zufrieden ſtellen,“ ſagte Frau Falkner nach einer kleinen Weile. „Und mit Beweiſen? Mit Beweisen? Nicht nur mit mündlichen Verſicherungen?“ fragte der Graf erregt. Frau Falkner neigte bejahend den Kopf. „Sonſt nützt es wenig,“ entgegnete ſie kalt. Ich habe die Ungewißheit und die Undankbarkeit Derer ſatt, für die ich gearbeitet, gelitten und ge⸗ wartet habe. Wenn Sie mir alſo als Ehrenmann Ihr heiliges Wort datauf geben, daß Sie meinen Bedingungen in vollem Maße nachkommen wollen, ſoll die Sache ein für alle Mal zum Abſchluß kommen.“ „Ja, ja, ich verſpreche es,“ erwiederte der Graf leidenſchaftlich, während ſein bleiches Geficht glühte und ſeine Lippen vor Erregung zitterten. i „So will ich Ihnen eine ſehr kurze und ein⸗ fache Geſchichte erzäblen,“ fuhr die Frau ruhig fort. „Als Sie die ſchöne Spanierin, die Sie erſt beimlich geheirathet und dann verſtoßen hatten, meiner Obhut anvertrauten, nahm Sie mir das Verſprechen ab, daß das Kind, dem ſie bald das Leben zu geben boffte, weder Ihnen überlaſſen, noch Ihnen des Kindes Geſchlecht verrathen werden ſollte, bis ich volle, feierliche Beweiſe ihrer Reue und die feſte eberzeugung erlangt hätte, daß Sie für das un⸗ lückliche Kind in väterliſcher Weiſe ſorgen würden. Damals hatte ich ſelbſt noch kein Kind, aber drei Jahre ſpäter wurde mir eine Tochter geboren, und um dieſelbe Zeit verlor ich den Vater dieſes Kindes. Da waren meine Pläne gefaßt, als Adele noch in der Wiege lag. Ich beſchloß, ſie als das Kind einer . — verſtorbenen Schweſter auszugeben, während Rupert für mein Sohn gelten ſollte, und daß die Heirath zwiſchen ihnen ermöglicht werden ſollte, bevor ich das Geheimniß von Rup'rts Geburt offenbarte. Das war leicht zu bewerkſtelligen, da ich in Bremen, wo ich ſpäter meinen Wohnort aufſchlug, nur We⸗ nigen, ſehr Wenigen bekannt war, und mehrere Jahre lang hatte ich nicht die geringſte Beſorgniß, daß mein Plan fehlſchlagen könnte. Aber die uner⸗ wartete Ankunft dieſes Eindringlings dort,“ fuhr ſie mit einem feindlichen Blick auf Cora fort, „zer flörte Alles, und erſt nach langer Zeit, nachdem ich nichts unberſucht geleſſen hatte, Rupert zur Ver⸗ nunft zu bringen, beſchlo ich, ihn mit dem Verluſt ſeines Geburtsrechtes zu ſtrafen. Wie die Dinge jitt ſtehen, hat ſich ja Alles geändert.“ „Aber was giebt mir die Gewißbeit, daß Sie nicht einem zweſten Betrug ausüben?“ ſagte der Graf, indem er fich bemühte, ſeine bange Freude über die Hoffnungen, die fich ihm eröffneten, zu verbergen. „Auf ſehr leichte Weiſe,“ antworkete Frau Falkner in kaltem Ton. „In der engliſchen Kirche zu Bremen befindet ſich ein Taufregifter, in welchem die Geburt dieſes Knaben in demſelben Jahre ver⸗ zeichnet iſt, in welchem Ihre verſtoßene Frau vor Kummer ſtarb. Und für mein Kind, meine Adele,“ fuhr ſie mit einem innigen Blick auf das junge Mädchen fort, „trug ich reichlich Sorge, daß Niemand verächtlich, als ſei ſie von zweifelhafter Herkunft auf ſte blicken kann. Die Wärterin, die mir bei ihrer Geburt beiſtand, und der Geiſtliche, der ſte taufte, ſind Beſde noch am Leben, und können, wenn Sie es wünſchen, meine Ausſage beſtätigen. Es iſt ein ſeltener Teiuuph, Mylord: Die Entdeckung, daß — Sie einen natürlichen Sohn befitzen und ihm die Erbin Ihres Bruders zur Frau gegeben haben.“ „Still, Frau! Still!“ ſagte Frau Trebille ernſt. „Glauben Sie, ch würde mich bemüht haben einen unglücklichen aus der Dunkelheit zu ziehen 1 Nein, erſt als ein glücklicher Zufall mir die Thal ſache offenbarte, daß meine Sünden weniger kraur Folgen gehabt hatten als ich glaubte, erſt da wünſchte ich die Wahrheit zu erfahren. Die heimliche Trauung, durch welche ich beabfichtigt hatte, e nicht ſtandesgemäße Verbindung geheim zu halten, wurde durch ein günſtiges Geſchick, eine wirkliche, ges ſetzliche. „Rupert mein Sohn,“ fügte er mit einem balb traurigem, doch innigliebevollen Blick zu de jungen Mann gewendet fort, „kannſt Du d Deiner Mutter und Dir ſelbſt angethane Unrecht mir verzeihen?“ 5 Der junge Mann war durch den ſchnellen Wechſel ſeiner Verhältniſſe auf's Höchſte verwirrt. Allerdings eröffnete ſich ihm ols den Sohn und an- erkannten Erben des reichen Grafen Treville eine glänzende Zukunft, aber doch hatte er das bittere Gefühl, daß er in der Verurtheilung ſeiner einſtigen Liebe grauſam gefehlt und dadurch den ſchöuſten Edelſtein ſeiner Adelskrone verloren hatte. Fra Falkners Geſtändniß hatte ihn über Vieles, das * für einen verrätheriſchen Undank von Seiten Cora gehalten hatte, aufgeklärt. Faßt war es klar, daß Cora und er die unſchuldigen Opfer einer ſchünd⸗ lichen Intrigue geweſen waren. a (Fordſetzung folgt.) —