Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. Preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungs⸗ 1 blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. für die Nedaktion verantwortlich: Karl Molitor, Ladenburg ʒ——Hp cue — — Anzeigen: die 1⸗ſpaltige Corpus⸗Zelle oder deren Raum 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Corpuszeile. Neclamen 20 Pfg. Druck und Verlag von Karl Molitor, Jadenburg Abonnements Linladung. Mit dem 1. Januar beginnt ein neues Quartol dieſes Blattes und ladet hiermit beßellung ganz ergebenſt ein. Die Expedition. Zum neuen Jahr. Glockenläuten, Gläſerklingen, Sei willkommen, neues Jahr! Müöͤgſt auch neues Heil du bringen, Unglück wenden und Gefahr! Scheuche, erſter Jahresmorgen, Aus dem Herzen Gram und Sorgen, Daß wir gläubig voll Vertrauen Deinem Flug entgegenſchauen! Wahre uns des Friedens Segen! Wehre dem, der ihn bedroht! . Relf bei Sonnenſchein und Regen Wieder unſer täglich Brod! Mehre Glauben, Liebe, Hoffen! Richte auf, die ſchwer getroffen! Stille der Verlaſſnen Klagen! Hilf uns unſre Bürden tragen! Jahre kommen, Jahre gehen, Naſtlos wechſeln Raum und Zeit Aber ewig wird beſtehen Gottes Wort und Herrlichkeit. Dir auch, froſterſtarrte Erde, Tönt alljährlich neu ſein „Werde!“ Und noch immer kehren wieder Lenzespracht und Lerchenlieder. Die Tochter de⸗ Meeres. Roman von A. Nicola. 62. Endlich war es vorbel. Die Gelübde waren ge⸗ ſprochen, und Netta war die Gemahlin des ein⸗ fachen Bremer Stemanns. Der eigenfinnige Wunſch des wunderlichen Einſiedlers war erſtllt. Der Nichte war in ihrem launiſchen Gebahren Einhalt gethan, und alle Pläne Frau Falkners vernichtet, „Netta, ich wünſche Dir Glück und Muth und Ausdauer, Dein Gelübde zu erfüllen und dem Gatten Deiner Wahl eine gute brave Frau zu ſein, ſprach der Graf, indem er den Brautſchleier lüftete, um ſeinem Mündel den Vaterkuß zu geben. Aber in demſelben Augenblicke, wo ſeine Finger das zarte G wede berührten, bemerkte er den eigen⸗ thümlichen Schmuck, der daſſelbe zuſammenhielt, und er ſchrack plotzlich zurück, noch bevor ſeine Lippen ihre Stirn berührt hatten. „Was iſt das? Woher haſt Du das?“ fließ er haſtig hervor. g „Rupert gab es mir. Es diente als Zeichen zwiſchen uns,“ entgegnete die Braut, während ſie ängſtlich zur Seite ihres Bläutigams trat. „Sie! Und fanden Sie den Pfeil? Wie konn⸗ ten Sie wagen, ihn zu behalten 2“ wandte er ſich erregt an den jungen Mann. a zur N'u⸗ Dezember 5 1893. Samstag den 30. Drum, woran dein H rz mag hangen, Sei es Weib, Kind, Voterland — Leg es ſonder Furcht und Bangen ö Heut in Gottes Vaterhand. Diünkt auch oft dir hart ſein Wllle, Frage nicht und halte ſtille! Einſt wird off nbar dir werden, Was dir dunkel blieb auf Erden. Nun, ſo rege deine Schwingen Neu zum Fluge, junges Jahr Möͤg' mit dir zum Lichte dringen Immer höher Deutſchlands Aan! 5 Mög' in Hütten, wie auf Thronen Segen, Glück und Frieden wohnen Doch rufſt, Gott, du uns von hinnen, — Laß den Himmel uns gewinnen! Folitiſches. Berlin, 26. Dez. Im Verkehr mit dem deutſchen Poſtamt in Konſtantinopel find vom 1. Januar 1894 ab Nachnahmen auf Einſchreibſendungen bis zum Meiflbetrag von 400 Mk. zugelaſſen. Der einzuziehende Betrag iſt in der deutſchen Mark⸗ währung anzugeben; die Umwandlung in die türkische Goldwährung erfolgt erſt in Konſtantinopel nach dem dort ſür Poſtanweiſungen nach Deulſchland eſtgeſetzten Umwandlungsverhältniß. — . anuar 1894 ab können nach Griechenland Zahl⸗ ngen bis zum Betrage von 500 Fr. im Wege er Poſtanweiſung durch die deutſche Poſtanſtalten vermittelt werden. Auf den Poſtanweiſungen, zu deren Ausſtellung Formulare der für den inter⸗ nationalen Poſtanweifungsverkehr vorgeſchriebenen tt zu berwenden find, iſt der dem Empfänger zu ſollte. kllzlich im öſterreichiſchen Abgeordnetenhauſe Mrwa ganz offen als Polizeiſp tzel bezeichnet, ſeitdem ſah Fanatiker ausgeſitzt. nachten wurde er in ſeiner Wohnung ermordet auf⸗ That als zahlende Betrag in Franken und Centimen anzu⸗ geben. Die Poſtanweiſungsgebühr betrügt 20 Pf. für je 20 M. oder einen Teil dieſer Summe. Der Abſchnitt kann zu ſchiiftlichen Mittheilungen jeder Art benutzt werden. An dem Verkehr nehmen in Griechenland zunächſt nur die Poſtanftalten in Athen, Piräus, Syra, Volo, Patras und Cotſu Til. — In Oeſterreich erregt die Ermordung des Handſchuhmachers Mrwa in Prag großes Auf⸗ ſehen, weil das Verbrechen aus politiſchen Beweg⸗ gründen begangen worden iſt. Mrwa galt in jung⸗ czechiſchen Kreiſen als agent provocateur und ge⸗ hörte er dem jungczechiſchen Geheimbunde „Omladina“ an, deſſen Treiben er der Polizei verrathen haben Der Jungezechenführer Dr. Herold hatte ſich Mrwa zahlreichen Anfeindungen ſeitens czechiſcher Am Sonnabend vor Weih⸗ gefunden und ſofert bezeichnete der Volksmund die einen Racheakt Die Polizei leitete ſchleunigſt die Unterſuchung ein und alsbald wurden die Handarbeiter Dolezal und Dragoun, der Schloſſer Dvorak und ein gewiſſer Kriz als der Ermordung Nrwas verdächtig verhaftet. Wirklich iſt inzwiſchen von Dolezal und Dragoun auch das Geſtändniß ab⸗ gelegt worden, daß ſie Mrwa ermordet hätten, und zwar auf Anſtiften des Keiz. Als Beweggrund der That gaben die Mörder an, daß die erwähnte Rede des Abgeordneten Dr. Herold den Emiſchluß zur Beſeitigung Mrwas bei ihnen habe reifen laſſen. Dolezal, Dragoun und Kriz find bereits dem Straf⸗ gerichte eingeliefert worden, während Dvorak, der die Rolle des Auſpaſſers geſpielt zu haben ſcheint, noch in Polizeihaft gehalten wird. »Ich befitze ihn ſeit meiner früheſten Kindheit. Meine Mutter gab ihn mir zum Andenken an mei⸗ nen Vater,“ erwiederte Rupert etwas verwundert. „Sie ſagte, es müſſe mir ein Andenken ſein von dem ich mich nur trennen dürfte, um es meiner Frau zu geben. Der Graf wandte fich mit ſtrenger Miene jtzt an die Frau Falkner, die während der ganzen Scene mit ſpöttiſchem Gefichtsausdruck dageſtanden. „Iſt das wahr? Oder haben Sie eine Lüge, eine ſchändliſche Lüge ausgeſprochen, als Sie vor⸗ gaben, die ſes Mädchen, vor dem jede Fieber in mir zurückweicht, ſei meine Tochter? Hören Sie mich an bevor Sie antworten,“ fuhr er in feſtem Tone fort. Ich bewillige Ihnen hundert Pfund jährlich für dieſes junge Mädchen, und werde ihr als Heiraths⸗ gut zweitaufend Pfund bewillfgen, wenn Sie jene aber iſt, für die ſie von Jenen erklärt wird wenn ſie nicht mein Kind, wenn Sie mir beweiſen können, daß dieſer junge Mann der Sohn meiner Blanca iſt — wofür mein Gefühl ſpricht — dann will ich Ihnen freigebigſter Weſſe meine Freude über ein ſoſches Geſtändniß zeigen. Nennen Sie ſelbſt ihre Bedingungen, und Sie werden kaum auf Widerſtand bei mir ſtoßen, wenn Sie mir genügende Beweise der Wahrheit geben können.“ Frau Falkner war unſchlüſſig; ihr Blick war zu Boden geſenkt, und offenbar erwog ſie reiflich, was ſie thun ſollte, bevor fie anwortete e „Ich mochte wohl wiſſen, welchen Werth Sie auf einen Erben legen würden, Mylord,“ antwortete ſie kühl, „und wäre es nur, um zu wiſſen, wie ſehr ich Sie durch meine Antwort ſtrafen oder erfreuen könnte. Ich beeinfluſſe Sie auch mit keinem Worte bei Ihrer Entſcheidung, ob Adele oder Rupert in Wahth it das Kind ihrer vernachläſſigten Bianca iſt.“ „Eigentlich iſt ein ſolches Glück kaum mit Geld zu bezahlen.“ ſagte Graf Treville lebhaft, „aber wenn Sie ſich mit einer Belohnung von zehntauſend Pfund befriedigen laſſen, ſo ſollen Sie dieſelben be⸗ halten, wenn Sie genügende Beweiſe Ihrer Ver⸗ ficherungen geben können, und Ihren Betrug, daß dieſes Mädchen meine Tochter ſei, eingeſtehen.“ „Was meinſt Du, Adele,“ wandte die Frau ſich zu derſelben, „ſollen wir den ſtolzen Grafen in ſeinen Phantafien unteiſtützen und ihm eigen Sohn geben?“ „Mir iſt er ſowohl wie ſeine Phantafien gleich giltig,“ erwi derte die Angeredete mütriſch. „Ich weiß nur ſo viel, daß ich unabhängig ſein mochte, und daß ich nicht als ehrlos angeſehen werden will, denn das könnte ſch nicht ertragen. Am liebſten, Tante, liefe ich davon, und leße nie wieder etwas von wir hören.“ Und des Mädchens heftiges Schluchzen beſtä⸗ tigte ihre Worte. „Wenn Sie dieſem jungen Mädchen dle ge⸗ nannte Summa gehen und mir das Einkommen he