Toden. holiſcher ſadenburger u eban⸗ Nut. Adam ff feſl. U A 7 zwar; a Allgemeiner Anzeiger für Ladenßurg und Amgegend. 10 Ml. Eeſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend 5 1 5 0 preis . 125 0 10 Unterhaltungs⸗ 5 I f 10 915 5 5 950 9 0 7 b 1 0 1.40 frei ins Haus ee f f . e Corpuszeile. Neclamen 20 Pfg. 18905 iar die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Ladenburg N f 2 1 Druck und Perlag von Karl Molitor, Ladenburg. er Ax. 101. Mittwoch den 20. Dezember 189 . Folitiſches. Berlin, 18. Dez. Die Entſcheidung über den rumäniſchen Handelsvertrag iſt im Reichstag gefollen. Mit 189 gegen 165 wurde derſelbe an⸗ genommen. Eine ſchwer zu beſchreibende Stimmung tenz wechſelnder Erregung lagerte über dem Hauſ während — der 5 Stunden, die dieſe denkwürdige Sitzung dauerte. Wohin ſich die Waage neigen ſollte, niemand wußte mit Zuverläſſigkeit zu ſagen. Berechnungen, die 5 auf perſönlicher Befragung von vielen Dutzenden f don Abgeordneten beruhten und deren gegenſeitiger 8 Austauſch alsdann eine gewiſſe Grundlage bergeben tenz onnte, ſchloſſen ſtets damit, daß die Entſcheidung N dunkel bleibe. Die Mehrheit, die ſchließlich für den Vertrag ſich ergab, iſt größer geworden als Manche inge zu b ffen wagten, Dies iſt in erſter Linie wohl den ausführlichen, fachlichen und reich mit amtlichen Age Zahlen unterſtützten Darlegungen zuzuschreiben, welche der Staatsſekretär des auswärtigen Amtes, Freiherr 1 v. Marſchall, unermüdlich ſowohl im Hauſe als in den Kommiſſionsfitzungen gemacht hat, um einerſeits die Angriffe der Gegner der Handelspolitik zu wider⸗ legen, anderſeits die Bedenken der Freunde zu zer⸗ treuen. Dieſe Darlegungen, die mit voller Be⸗ herrſchung aller vorliegenden Sachverhältniſſe und mit ſehr geſchickter Schlagfertigkeit gegenüber den Begnern vorgebracht wurden, haben namentlich in zegen den rumäniſchen Handelsvertrag eingenommen inem Theile des Zentrums, der anfänglich ſehr ſtiegen iſt, ſo daß die deutſche Ausfuhr nicht nur liche Stille, Jedermann war begierſg anf das ſchließliche Ergebnis, Auch der Reichskanzler hatte ſich erhoben und mit Spannung die Fortſchritte der Zählung verfolgt. Allgemeine Heiterkeit rregte der Abg. Eugen Richter, dem das Neinſagen ſo ſehr zur zweiten Gewohnheit geworden iſt, daß er zum Entſetzen ſeiner Parteigänger auch j zt „nein“ ſagte, wo er „ja“ ſagen wollte, ſo daß er ſeine Abſtimmung nachträglich berichtigen mußte. Was die Bedeutung der heutigen Abſtimmung ausmacht, das iſt, daß fie nur der Form nach allein dem rumäniſchen Handels⸗ vertrage galt, und daß in Wahrheit gleichzeitig über den tuſſiſchen Handelsvertrag die Würfel gefallen find. Dem d utſchen Gewerbe iſt durch die Annahme des Vertrags mit Rumänien ein Abſatzgebiet von großer Bedeutung erhalten geblieben, dus einen Ex⸗ port von 160 Millionen Franken reprä entiert und durch Ermäßigung wie Bindung zahlreicher Zollſätze die Gewähr ſtetiger Entwicklung in ſich birgt. Be⸗ theiligt daran find eine große Anzahl von Induſtrien, ſo die chemiſche, verſchiedene Holzinduſtrien, die Eiſen⸗ und Maſchinenbranche, die Textil-, Leder⸗, Papier-, Gummi⸗, Glas⸗ und Spielwaaren⸗Induflrie, aber auch die Landwirtſchaft, da weſentliche Mengen von Satzmehl und deutſchem Zucker in den Verbrauch Rumäniens übergehen. Bezieht Rumänien doch die Hälfte ſeines Bedarfs an Raffinade aus Deutſchland. Es iſt bekannt, daß die deutſche Ausfuhr nach Rumänien ſeit 1888 etwa um das Doppelte ge⸗ im Verhältniß ſtärker wuchs, als die engliſche, ſondern dieſe auch abſolut übertrifft. Wenn dieſer Auf⸗ ſchwung auch zum Theil eine Folge des rumäniſch⸗ öſterreichiſchen Zollkrieges iſt und dieſer in nächſter Zeit ſein Ende finden dürfte, ſo hat Deutſchland inzwiſchen doch eine feſte Stellung auf dem rumä⸗ niſchen Markt errungen, die ohne Zwelfel ſchwer er⸗ ſchüttert worden wäre, wenn der Reichstag eine Entſcheidung im Sinne der Gegner des Vertrags getroffen hätte. Leipzig, 16. Dezember. Der Landesverrats⸗ prozeß begann heute vormittag um 9 Uhr unter Leitung des Senatspräftdenten Wolf. Ober⸗Reichs⸗ anwalt Teſſendorf und Reichsanwalt Treplin ver⸗ treten die Anklage. Die Angeklagten geben an, daß ſie Jean Baptiſte Ropert Matthieu Degony und Jocgues Marie Joſephe Delqu -h ⸗Mal⸗vas heißen und räumen ein, unter dem Namen Raoul Dubois und Maurice Jean Daguet gereiſt zu ſein. Degon iſt 41 Jahre alt und der erſten Sektion des Ge⸗ neralſtabes der franzöſ. Marine atkachiert, Ritter der Ehrenlegion, Li utenant zur See I. Kl. Der Ange⸗ legte Delquiy iſt Li ute iant zur See II. Kl., 31 Jahre alt und dem Generalſtab der franzöſ. Marine beigegeben. Aus dem Eröffnungsbeſchluß iſt hervor⸗ zuheben, daß die Angeklagten im Auguſt 1893 im Inlande insbeſondere in Helgoland, an der deutſchen Küſte von Borkum bis Toenning, auch auf dem Feſtlande bis zum Kieler Hafen in gemeinſchaftlicher Ausführung unter dem Namen Dubois und Daguet unternommen haben, ſich in den Befſtz von ſchrift⸗ lichen Bemerkungen, Zeichnungen und photographi⸗ ſchen Aufnahmen zu ſetzen, ſowie ſich Kenntniß von Gegenfländen zu verſchaffen, deren Geheimhaltung im Interiſſe der deutſchen Landesvetteidigung ge⸗ boten erſcheint. Den Angeklagten wird vorgeworfen, ſich dieſe Kenntniſſe und Schriften verſchafft zu haben in der Abfſicht, davon in einer die Sicherheit des deutſchen Reiches gefährdenden Weiſe durch Mit⸗ teilung an die franzöſ. Regierung Gebrauch zu ma⸗ chen. Beide Angeklagten erklären, da inſolge der großen Entwicklung der deufſchen Marine in den usbernt war, überzeugend und umſtimmend gewirkt. Auch g augen. die beredten Worte des Herrn v. Bennigſen und nicht Feigen, minder die eindringliche Mahnung des Reichskanzlers Syruy, gegen Schluß der Berathung machten unverkennbar zuckt den nachhaltigſten Eindruck. Bei der Abſtimmung ö 15 während des Namensaufrufs herrſchte außergewöhn⸗ 1 5 „ Sten 2 Die Tochter des Meeres. nig Roman von A. Nicolo. 0 60. ei, „Und das bringen Sie hier zur Sprache, Ibren Sohn böher zu ſtellen, den Sie durch eine up Heirath mit meiner Tochter zu verbinden hofften?“ kef der Graf mit erſtickter Stimme. Sten „Die meiſten Eltern ſind bemüht, das möͤglichſt Beſte für ihre Kinder zu thun,“ lautete die gelaſſene Antwort der Frau. i n „Auf Koſten der Wahrheit und Gerechtigkeit“ ble I Das jetzt vorüber, wenn Sie es wirklich ehrlich damit meinen, daß Sie mir dieſes junge Mädchen wichen als vie Tochter meiner unglücklichen Bianca bringen.“ fel i Tiefe, athemloſe Stille folgte dieſen Worten. — Hier wenigſtens bewährte ſich die Lehre von der ö Stümme der Blutsverwandſchaft ficherlich nicht. Es eau is heerrſchte keine Sympathie zwischen Vater und Kind, J obgleich Adele's Auge mit ernſtem Blick auf dem N Alſſtokraten ruhte. Aber der Graf konnte keine brlen Aehnlichteit in ihren ſchönen Zügen mit dem Gegen⸗ 10 ern. tand ſeiner Jugendliebe und ſeines großen Kum⸗ 11 mers entdecken. Und Cora blickte ſte mit einer ge⸗ aucle Wiſſen neugierigen Ueberraschung an, über welche ſie für den Augenblick ihren eigenen Kummer vergaß. Stau Falkner war die Erſte, die wieder ſprach. enigegnete Graf Treville bitter. „Doch glücklicherweiſe ö in der gewohnlichen geſetzlichen Weiſe abgefaßt. könnte. Sie können inzwiſchen mit dieſem jungen „Sie ſind doch wohl bereit, Ihre Tochter in Empfang zu nehmen, Mylord?“ fragte fie. „Ich? .. . Ja. . . Sobald ich befriedigt und überzeugt bin,“ erwiederte der Graf langſam. „Das kann ſofort geſchehen, Mhlord,“ ſprach Frau Falkner. „Hier iſt der Geburtsſchein meines Sohnes, und wegen Adele's Geburtszeugniß müſſen Sie ſich damit begnügen, daß man bei ihr aus ſehr begreiflichen Gründen ſolche Vorſicht nicht brauchte. g Mit dieſen Worten reichte ſie dem Grafen ein Papier. Das Zeugniß, daß Al'xander Falkner von ſeiner Frau Margarethe ein Sohn geboren ſei, war Rupert mußte unbedingt ihr Sohn ſein, und Graf von Tredville mußte ſeine Hoffnung auf einen Erben ſeines Hauſes und ſeiner Beſitzungen aufge⸗ ben; ſtatt deſſen war ihm nur eine ſchöne aber un⸗ bekannte und ungeliebte Tochter geblieben. „Frau Falkner das muß genau unterſucht werden,“ ſpiach ſie ruhig. „Sie haben die Sache zu lange in zu unverzeilicher Weiſe geheim gehalten, als daß ich Ihrer Ausſage ſofort Glauben ſchenken Mädchen, das Sie mir als meine Tochter zuführen, in meinem Hauſe bleiben.“ „Ich kann warten, Mylord,“ antwottete Frau Falkner ruhig. „Was ſoll inzwiſchen mit dieſem jungen Mädchen geſchehen? Soll fie auch Ihr Gaſt bleiben?“ „Sie werden Beide Platz in meinem Hauſe finden,“ entgegnete Graf Treville. Mit entſchloſſener Miene zog er bei dieſen Worten an der Klingel und Ponsford erſchien. „Ponsford, halten Sie in dem neuen Flügel ⸗ zimmer für Frau Falkner und ihre Tochter bereit,“ befahl der Graf und dann flüſterte er leiſe: Möge der Himmel mir Klugheit und Scharffinn geben, die Wohrheit von der Lüge, das Gute vom Böſen zu unterſcheiden. ö Wieder war Cora mit dem Grafen allein, und raſch wandte er ſich dem ſchweigſamen Mäd⸗ chen zu. „Glauben Sie die Geſchichte?“ age er. „Glauben Sie, daß Frau Falkner die Wahrheit peicht?“ „Ich maße mir nicht an, die Wahrheit von Lüge zu unterſch'iden, Mylord,“ erwiederte Cora bitter lächelnd. „Nur ſoviel weiß und fühl ich, daß ich keine verwandſchaftlichen Anrechte an Sie habe. Ich bin überzeugt, daß jeder Vorfall, jeder Zug meines Lebens dagegen spricht, aber, Graf Treville, ich beſchwöre Sie, j den Beweis mit größter Sorg⸗ falt zu erwägen, bevor Sie Anſprüche ſowohl von Seiten Adeles wie Rupert Falkner's zurückweiſen oder anerkennen.“