uch eine große Anzahl auswärtiger Schüler zu dieſem Feſte hierherkommen wird, konnte der Zutritt zur Schulſeier und zum Bankett nicht allgemein geſtattet werden. Wegen alles Näheten derweiſen wir auf as Inſerat in der heutigen Nummer. — Mannheim, 12. Nov. Die ſtädtiſche Sch fferſchule wird am 15. Dezember d. J. in ihren ritten Johrgang eintreten. Anmeldungen find an ir'ktor Kßler bon der Mannheimer Dampfſchlepp⸗ ch fffahrts⸗Geſellſchaft zu richten. — Plankſtadt, 12. Nob. Geſtern Abend and hierſelbſt eine Verſammlung von Taboksbauern att. Anweſend waren u. A. Graf Douglas, Kon⸗ ul Menzer und Domänendirektor Hofmann⸗Karlsruhe. tſterer referirte über die Tabakfabrikatſteuer. Die dann einſtimmig angenommene Refolution lautet: Die Tobakfabrikatſteuervorloge, wie ſte jetzt im Ent⸗ wurf dem Bundesrath vor ſegt, iſt zu bekämpfen, weil 1) eine Herabsetzung des Eingangszolles um den Betrag der Inlandsſt,uer gleichbedeutend mit dem Ruin des deutſchen Tabakbaues iſt; 2) der Rauchtabak gegenüber den Cigarren unverhältniß⸗ mäßig hoch belaſtet iſt; 3) die Kontrollvorſchriften für den Anbau im verschärften Maße beibehalten werden. 4) Sollte es den verbündeten Regierungen oder den Abgeordneten im Reichstag gelingen, eine entſprechende Aenderung dieſer drei Punkte zu be⸗ wirken, ſo iſt die Tabakfabrikalſteu'r als den Pro⸗ duzenten nützlich zu unterftützen. — Reutlingen, 12 November. In früher Morgenſtunde wurde beute die Einwobnerſchaft Reut⸗ lingens durch die Kunde von einem ſchweren Raub⸗ mord aufgeschreckt. Bäck'rmeiſter Bertſch und feine Frau wurden des Morgens in ihrem Blute ſchwim⸗ mend in ihren Betten aufgefunden. Der oder die Thüter hatten, offenbar ſehr lokalkundig, ihren Weg durch die Mehlkammer bis in das Schlafzimmer ge⸗ nommen, dort die Kommode, in welcher Bertſch ſein Geld aufzubewahren pflegte, erbrochen und durch Schläge mit einem ſchweren Beil die Eheleute nieder⸗ geſtreckt. Es fielen ihnen etwa 400 Mk. in die Hände. Mann und Frau find ſo ſchwer verletzt, daß ſie ſchwerlich wieder aufkommen dürften; die Schläge waren bei beiden auf den Hinterkopf ge⸗ fühit, es ſcheint, daß ſich der Mann den Einbrechern gegenüberſt Ute und fich dann ſchwer verletzt nach ſeinem Bette schleppte. Von den Thätern hat man bis jetzt keine Spur. rausfichtlich = FEnnen kragiſchen dem niederbayeriſchen Orte Neudorf. Dort verſteckten ſich bor ein gen Tagen die beiden acht⸗ und zehn⸗ jährigen Mädchen des Seſlers Heintz gegen 7 Uhr Abends um welche Zeit ſie die Eltern zurückerwar⸗ teten, auf Anftiften des älteren Mädchens in einer zum aufbewahren von Spänen dienenden Kiſt, um ſich aus Scherz vor den Eltern zu verſtecken. Un⸗ glücklicherweiſe fiel der Deckel zu, das Schloß ſchnappte ein und die Kleinen waren eingeſperrt. Niemand horte ihre Hilferufe, und als die ohnungsloſen El⸗ tern beim Feuermachen an die Spänekiſte kamen, entdeckten ſie das Schreckliche. Die Kinder hielten ſich regungslos feſt umklammert. Das ältere Mäd⸗ chen war bereits erſtickt, das jüngere konnte nur mit großen Anſtrengungen nach mehreren Stunden wieder ins Leben zurückgerufen werden. Vom bad. Schwarzwald, 9. Novbr. Der wirtſchaftliche Niedergang auf dem hohen Schwaz⸗ wald erhält eine recht vielſagende Illuſtration durch die Thatſach, daß das badiſche Domänenärar die ganze Gemeinde Faulenfürſt ankaufte, und we ver⸗ lautet, wegen des Ankaufs einer zweiten Gemeinde, Aenle, in Unterhandlungen ſtehen ſoll. Aeule am Feldberg, höͤchſt gelegenes Dorf in Baden, erfreute ſich einſt wegen ſeiner Glasfabrik und Glasſchleiferel eines gewiſſen Ruhmes; heute iſt es auf dem Punkte angelangt, daß die Landwirtſchaft die Ottseinwohner nicht mehr zu erhalten vermag, und dem Beiſplele der Gemeinde Faulenfürſt nachſtrebt. Letzterer Ort iſt jetzt badiſches Domänenärar⸗ Eigenthum. Noch vor nicht langer Zit gehörte die Gemeinde zu den wohlhabenderen, hatte keine Ortsarmen und keiner der etwa 150 Einwohner war überſchuldet. Lange ſchneereiche Winter, naſſe Sommer und ungünſtige Bodenverhältnſſe führten jedoch eine ungü aſtige Wendung Herbei und jetzt gehört die 1100 m boch gelegene Markung Faulenfürſt zu denjenigen des Schwarzwaldes, welche von Jahr zu Jahr in ihren landwirtſchaftlichen Erträgen abnehmen, für welche es nur bei forſtwirtſchaftlichem Bl triebe eine Zukunft giebt. E Schneidemühl, 11. November. Nach⸗ dim ſchon geſtern nachmittag v rſchiedene Perſonen ein ſtarkes, aus dem Erdrinnen heraus hörbares Geräuſch vernommen hatten, welches auf den bal⸗ digen Erntritt einer Kataſtrophe ſchliß en ließ, ſank gegen 8 Uhr Abend der gemauerte Brunnenſchacht um einige Zoll, wobei ſich um den Brunnen herum Erdriſſe bildeten. toboden Arſfnb. en Brunnen durch 9 Riſſe. Vermuthlich hat ſich im unter das herausſtrömende Woſſer ein Keſſel gebildet, n 1 2 welchen nach und nach die darüber eine Decke bll⸗ 1% 1. denden Erdſchichten hinabſtürzten, 1 Heute Nachmittag gegen 2 Uhr verfank plötzlich n der ganze Brunnen, welcher nach dem Verſchwinden 0 90 des erſten Mauerſchachtes in einer Höhe bon zwei n Metern wieder aufg⸗baut war, in die Tiefe, Epe . 0 beute Abend verngeommene Meſſung ergob, daß der n 50 Senkbrunnen zehn Meter tief berſunken f. An 550 Stelle des Brunnens ſieht man jezt einen kleinen 15 Tümpel, geſüllt mit ſchmutzigem, ſchaumbedectem 1 Woſſer. In buntem Durcheinander liegen jezt dort 1 Gerüſtangen, Balken und Bretter. Verunglückt i . alle ee Weng de d men de e en der Kataſtrophe eingeſtellt worden waren; furz zu⸗ b vor aber befand ſich Herr Beher aus Berlin in un. . mittelbaret Nähe des Brunnens. Die benachbarten z Häuſer ſind durch die Brunnenſenkung glllckljcherweſe n aden nicht in Mitleldenſchaft gezogen worden. „ u . Herr Beher verneint auch jetzt noch das Vor⸗ t l 0 handenſein einer Gefahr. Der heute aufgeworfene n Oker Graben, welcher vom Senkbrunnen zur Küddoem aber! führt, iſt mit dickflüſſiger Maſſe, wie ſie bisher den rin Heger Bohrlöchern entquoll, angefüllt. Heute Abend findet unter Zuziehung des Her Biher eine Magiſtratsſitzung ſtatt, ebenſo halten heute noch die durch das Brunnenunglück geſchädig⸗ ten Hausb ſitzer eine Verſammlung ab, in welcher über die Abſendung eines erneuten Aufrufs an die Hausbeſitzervereine Beſchluß gefaßt werden ſoll. B einem der Hausbefitzer vereine Berlins iſt geſſe wiederum ein Geldbetrag eingegangen. Die Thei nahme für die ſchwergeprüfte Stadt Schneidemühl iſt ſehr groß. Täglich treffen von verſchiedenen Or⸗ en Deutſchlands, ſowie des Auslandes Gutachte von Geologen, Ingenieuren und anderen Sachde ſtändigen ein. — Vom Bodenſee, 10. Nov. Vor zwe Jahren kauſte ein norddeutſcher Herr in Longe narge eine hübſche Villa und lebte darin mit ſeiner Fri ſtill und behaglich. Neueſtens ſtellte fich heraus, da et als Angeſtellter einer Berliner Maſchinenfabr mit einer Geliebten und — 100,000 Mk. durch gebrannt war; er wurde deßhalb in ſeinem St mahachen leben übel geſſört, d. h. verhaftet. 50,000 N 5 ſollen noch vorhanden ſein. an baden. erwiederte fie, „und daß ich meinen Namen dem Ort verdanke, wo ich gefunden wurde?“ „Und der hieß ?“ fragte er eifrig. „Das Meer bei Santa⸗Crux. Ich war die einzige Ueberlebende bei einem Schiffbruch daſelbſt, und wurde von den dortigen Bewohnern als kleines Kind gefunden. Sie zogen mich auf bis ich acht Jahr alt war, dann wurde ich einem See⸗ manne übergeben, der Mitleid mit mir hatte, mich mit fortnahm und in ſeine Heimath zu ſeiner Mut⸗ ter brachte. Das iſt meine Lebensgeſchichte. Daraus erſehen Sie, daß ich ein Mädchen bin, das von der Barmherzigkeit Fremder abhängt.“ 0 die man vielleicht erwartet hätte. Er war einige Augenblicke nachdenklich und zerſtreut; dann wandte er ſich mit einem halb um Entſchuldigung bittenden Lächeln wieder Cora zu. „Sie haben doch nichts dagegen, mir Ihr Alter zu nennen, ſoweit daſſelbe Ihnen ſelbſt bekannt was mich zu meiner Frage veranlaßt.“ „Ich balte mich für ungefähr achtzehn Jahre,“ ſagte ſie. „Wenigſtens ſind ſeit dem Sch ffbruche ſechtzehn Jahre vergangen, und damals muß ich ungefähr zwei Jahre alt geweſen ſein.“ „Es iſt ſonderbar, ſehr ſonderbar!“ Herr Beaucler⸗. „Wenn dem ſo iſt, kann das frag⸗ liche Schiff kein anderes als der „Zephyr“ geweſen ſein. Ich ſelbſt war damals kurz vor jenem Unglück in Santa⸗Crux, und ich erinnere mich noch genau daß die Eingebornen von einem Schiffbruch prachen, und auch daß ein Dampfer dieſes Namens zu derſelben Zeit verſchwunden war. Haben Sie wirl⸗ lich Ahnung davon, wer Ihre Eltern waren?“ 1 Herr Beauclere machte nicht die Einwendung, iſt?“ fragte er. „Ich werde Ihnen gleich erklären, ſagte a ſagte ſie ruhig. „Nicht die geringſte,“ entgegnete ſie traurig. Es muß ſich doch ein Aufſchluß dafür finden laſſen,“ bemerkte er. „Warum ſollte es nicht mog⸗ lich ſein, ſelbſt jetzt noch eine Liſte der Paſſagiere zu erlangen? Wenn Sie mir erlauben, werde ich ſelbſt mit Sir Fulke darüber reden.“ 8 „Sie find ſehr freundlich,“ ſagte ſie. — 5 5 XLVIII. 950 Lady Marian Biddulph hatte den Beſchluß gefaßt, Netta Faro aufzuſuchen. Sie zog den Shawl leſter um ihre Schul ern und eilte ihrem Ziele zu. Aber als ſie den Engang der Villa erreicht hatte, blieb ſi⸗ ſtehen, theils um wieder zu Athem zu kommen, theils um zu überlegen, was ſie zunächſt thun ſollte. Sie war zu ſtolz, um die Beſitzung des Grafen Treville heimlich zu betreten oder feine Nichte, die unter ſeinem Schutze ſtand, ohne ſein Wiſſen zu beſuchen. i Sie zog mit feſter Hand an der Thorklingel. „Iſt Lady Emily zu Hause?“ fragte ſie den Diener. „Lady Emily iſt ausgefahren, aber der Herr Graf iſt zu Hauſe. Wollen Sie ihn ſprechen, Miß?“ Die Angeredete ſchwieg einen Augenblick. Sie war Graf Treville vollig fremd. Sle hatte viel von ſeinem wunderlichen Wefen gehört, und nun pollte ſie fich ihm ungebeten und unerlaubt nähern. Aber eine unbeſtimmte Neugier, wenn nicht tieferes, edleres Gefühl, trieb fte, dieſe peinliche Un⸗ terredung zu wagen. „Nun denn, 1 „Wen darf ich melden, Miß“ „Lady Marian Biddulph.“ Nach wenigen Minuten wurde die Erbin bo Biddulhph in das Bibliothekzimmer geführt. i Da waren Bücher, Bilder und Büſten, die ſolchen Räumen ſelten fehlen, aber als Mari einen Blick auf den Tiſch warf, der mit den de ſchiedenſten Studiengegenſtänden des Grafen dedeck war, bemerkte fie ein kleines Album, das halb ber borgen unter anderen Büchern lag. Ein vielleicht tadelswerther Trieb veranlaßte ff es zu oͤffnen. f Es enthielt höchſtens ein Dutzend kleiner Bil der, kleine Landſchaften und Perſonen, die ſie ſelt ſam feſſelten. Dem Strauchwerk und den Baumer nach waren es Gegenden aus einem fremden Lande und die Geſichter hatten durchaus keinen engliche Typus. Und doch ſchienen ſie Lady Marian an ir. Ruch gend etwas ihr Bekanntes zu erinnern, und bol 10 ſhie Eifer betrachtete ſie dieſelben, um fich womöglich in“ 0 gb Gedächtniß zurückzurufen, wo ſie dieſelben ſchon el bg Mal geſehen hatte. ö Es war eine weibliche Gestalt, die zwiſchem üppigem Buſchwerk ſaß . aber Lady Marſan konnte fich keine Dame ihrer Bekanntſchaft entfinnen die ſo ſchög wie dieſe geweſen wäre, nur Cora war ebenſo brünett. Die andere Geſtalt war ein junger, eigen⸗ thümlich aussehender Mann. Er war vielleicht nicht ganz ſo hübſch wie Lord Faro, aber doch erinnerte ſo will ich Graf Teebille ſprechen,“ 850 0 5 ſie ein gewiſſes Etwas an Netta's verflorbenen Vater; und ſie war feſt überzeugt, daß das Bild den Gra⸗ fen Treville in einen jungen Jahren vorſtellle. (Fortſetzung folgt.)