unter Gewäßbrung der niedrigeren Kornzölle abſchlle⸗ zen ſoll. Es wird alſo gleich nach Beginn der Reichstagsfitzungen die im Lande berrſchende Erre⸗ gung zum parlamentariſchen Ausbruch kommen, und auf die fernere Entwicklung unſerer handelspolitiſchen Beziehungen zu Rußland wird bei dieſer Gelegenheit bereits eine helle Beleuchtung fallen. Verſchiedenes. — Ladenburg, 27. Oktober. Am Sonntag den 29. und Montag den 30. d. Mts. wird auf dem Fuchs' ſchen Holzplatze hier ein Dampf⸗Karuſſel aufgeſtellt. Dasſelbe iſt ſehr werthvoll und repräſen⸗ tirt einen Wert von ca 80,000 Mark. Die Auf⸗ ſtellung iſt mit ſehr großen Koſten verbunden und wünſchen daß der E gentümmer durch zahlreiche Be⸗ nützung des Caruſſels von ſeiten der Einwohnerſchaft einigermaßen ſeine Rechnung findet. — Karlsruhe, 26. Oktob. Der ledige 29 Jahre alte Maurer Johann Kern aus Grünwetters⸗ bach fiel beute Nachmittag aus noch nicht feſtgeſſell⸗ ter Urſache vom Gerüſt des 4. Stockwerks eines Neubaues in der Parallelſtraße herunter und blieb ſofort todt. — Karlsruhe, 24. Oktober. Der Dierektor der Aktienbrauerei⸗Geſellſchaft vormals Schrempp, K. Schrempp, ſtiftete 50 000 Mark für die Arbei⸗ ter der Geſellſchaft, die bei Krankheiten aus dem Fond Unterflützung erhalten ſollen. — Berlin, 26. Oktober. Wie die Nordd. Allgm. Ztg. hört, ſei im Fall der Einführung der Fabrikatſteuer zur Verhinderung einer ungemeſſenen Sp kulation eine Nachſteuer für Tabakfabrikate in Ausfſicht genommen. Die Höhe der Nachſteuer ſtehe noch nicht feſt. — Demſelben Blatt zufolge wurde die Konferenz der Finonzminiſter geſchloſſen. Es ſei einſtimmig die Auffaſſung herangetreten, daß die Finanzreſorm zur Regelung des Verhältn ſſes der Einzelſtaaten zum Reich im Intereſſe der Einzel⸗ ſtaaten unbedingt geboten ſei. Die Entwürfe der Tabakſteuer und der Reichsſſempelabgabe fand ein⸗ ſtimmig Billigung. Bezüglich der Weinſteuer ſoll er⸗ wogen werden, ob nicht auch bei Erleichterung der Kontrole der finanzielle Erfolg geſichert erſcheine. — London, 25. Oktober. Während des Gottesdienſtes in der römiſch⸗ katholifchen Kirche Wim⸗ blendon ſank der Pater Morris plötzlich bei der von dem traurigen Ereigniß tief ergriffen. Predig todt nieder. Die zahlreſche Gemeinde war — Aus Palermo wird gemeldet! Ein entſetzlicher Vatermord ereignete ſich in Campofel ce. Der 72jäbrige ſchwer erkrankte Kaufmann Venturela diktirte eben dem Notar ſein Teſtament, als einer ſeiner Söhne, der 34jährige Antonio, welcher fich durch die Teſtamentsbeſtimmungen für zurückgeſetzt und faſt enterbt erachttte, den Vater durch einen Flintenſchuß tötete. Der Mörder entfloh und es gelang bisher nicht, ihn dingfeſt zu machen. Poſen, 24. Oktbr. In den Waldungen der Herrſchaft Szelejewo, dem Prinzen Schönburg⸗Wal⸗ denburg gehörigt, wurde der 34 Jahre alt“ Förſter Denſch von Wildoieben erſchoſſen. Von den Thätern fehlt jede Spur. Denſch hinterläßt eine Frau und vier Kinder. — Trier, 26. Okt. Einen ſchrecklichen Tod fand geſtern Mittag die 17jährige Tochter des Anſtreichers Biher von hier. Das junge Mäochen arbeitete während des Vormittags im Weinberg und ging ſeiner Mutter, die ihm gewöhnlich das Mit⸗ tagstſſen zutrug, in der Mittagspauſe entgegen. Den Bahnübergang bei Kürenz fand es geſchloſſen, da ein Güterzug vorbeifuhr. Kaum war der Zug vorüber, ſo eilte das Mädchen, eigenmächtig die Schranke öffnend, über das Geleiſe ſeiner auf der andern Bahnſeite harrenden Mutter entgegen. Aber in demſelben Augenblick ſauſte auf dem zweiten Ge⸗ leiſe der Coblenzer Schnellzug heran und zermalmte das arme Mädchen vor den Augen der entſetzten Mutter. — Gewiegte Mathematiker haben einmal aus⸗ gerechnet, wie hoch der Floh hüpfen könne, wenn er ſo groß wäre, wie ein Elephaut — das Him⸗ melsgewölbe wäre für ihn zu niedrig. Ein gutes Theil dieſer Flohkraft ſcheint John Darby, der be⸗ rühmteſte Springer der Welt, abbekommen zu haben, der ſich gewürdigt in Paris zeugt. Mit der ruhig⸗ ſten Miene, in ungezwungenſter Weiſe und ohne Anſtrengung macht er Sprünge von ſechs Metern Hohe, ſpringt er von einem vor ihm kiegenden Ziegel über ſechs einander geſtellte Stühle hinweg. In zwei Sätzen über zwei Stühle hinweg nimmt er zwölf Meter Entfernung, in drei Sätzen über drei Stühle hinweg fünfzehn Meter. Dann macht er eine doppelte Reihe von je diei Sprügen und mit dem letzten ſetzt er über einen Tiſch, auf wel⸗ chem ein Mann auf einem Stuhl fitzt, und eine Barriere von 1% Metern hinweg. Daß man mit einer ſolchen Sprungkraft im Leben große Sprünge machen kann, iſt erklärlich. Dar oy macht nächſtens 92 einen kleinen Seſtenſprung nach Armerſko; en Im. preſario zahlt ihm nebſt flejem Lebensunterhalt und Reiſeſpeſen 7000 Franken für die Woche, In Ar merika wird Darby ein Wettſpringen mit dem neuen amerikaniſchen Champion W. E. Johnſon um den Preis von 100 000 Franken unternehmen, Darbys Kötperbau iſt ganz benmüßig, bloß die Schenkel mußkeln find von ungeheurer Stärke. Seine Nohr ungsweſſe iſt die in England gebräuchliche, mi ſtarker Bevorzugung von Rindsbraken. Er krinkt Bier, Porter und Seriy aber niemals ſtarke Gelränke, Er unternimmi gern Spozſerritte, will ober nicht vom Radfahren weſſen, das den Körper schwäche. 1 up CTitterariſches — „Deutſches Dichterheim“, herau i Gehl gegeben von Max Geißler in Wachwitz⸗Dresde uten bil In der vorliegenden Nummer dieſes angeſehendſſen i Lend Oltteroturblattes finden fich Orlginalbelträge bon esel Wilhelm Jenſen, Julius Groſſe, Fr. Spielhagen Julius Sturm, P. K. Roſegger, Anna Heinze, Anna i un Oborn, Paul Heinze Hermine v. Preuſchen, Konra * Nun Telmann, Klaus Groth, Rudolf von Wotiſchollt . a. m. Hieran ſchließen ſich die Rubriken „Büch ſchau“, „Litteratur und Kunſt“ ꝛc. Die Prosa i durch einen vorzüglichen Aufſatz aus der Feder Ern Eckſteins „Ueber den Werth des Komiſchen“ ver treten. Das gedeihliche Aufblühen des „Deulſche Dichterheim“ finden alſo ſeine vollgiltige Erkläru in der Gediegenheit ſein s Inhaltes. Mit der eben ausgegebenen Nummer beginnt der 14. Joht⸗ gang, Probenummern find gratis durch die obenge⸗ nannte Expedition zu beziehen. Nohſeidene Paſtkleider Mk. 16.80 per Stoff zur kompleten Robe und beſſere Qua täten — ſowie ſchwarze, weiſe und farbige Seſde ftoffe von 75 Pf. bis Mk. 18.65 per Meter glatt, geſtreift, karrirt, gemuſtert, Damaſte e (ca 240 verſch. Qual. und 2000 verſch. Farbe Deſſins etc.), Porto⸗ u. zollfrei. Muſter umgehend Seidenfabrik G. Henneberg f. u. f. fl), Zürieh N Baden, Frankfurt a, altrenommirte Firm empfiehlt vorzügl. Theemischungen à M. 2.80 u. M. 3.50 pr, Pfd. Prob vackete 80 Pf. u. M. 1- feo. Doppelbriet) sehr beliebt u. verbreite 2 Zu haben bei J. C. Stenz — „Ja!“ antwortete er, „aber Fräulein die Zeit iſt jetzt zu kurz dazu, um auf die ſchmerzlichen Ein⸗ zelheiten der Vergangenheit einzugehen. Ich bitte Sie jetzt nur um das Verſprechen Ihres Vertrauens und Ihrer Freundſchaft, und daß Sie mir nicht die Gelegenheit abschneiden wollen, Sie wiederzusehen. Wollen Sie mir nur das verſprechen? Erleichtern Sie mir mein Herz damit, und ich befreie Sie von meiner Gegen war!.“ Cora zoͤgerte, den ſie fürchtete ſich durch dieſe Zuſage in den Augen ihrer jetzigen Wohlthäter zu compromittiren. 1 5 5 XLIV. uch, Miß Netta, ich wünſchte, Sie gäben dieſe herumſtreifereien auf,“ ſagte die Jungfer in ernſtem Ton, während ſie Miß Faro die Hutbänder unter den gläzenden Flechten band. „Was ſoll ich aufgeben? Meine Herumſtreife⸗ rejen? Sie find wahrhaftig ebenſo thöricht wie mein gutes Tantchen,“ entgegnete das junge Mädchen. Die Jungfer ſchüttelte bedenklich den Kopf. „Nein, nein, Miß! Sie können ein Mädchen, das auch ein Herz in der Bruſt hat, nicht täuſchen,“ ſagte die Jungfer, „und bier ſehe ich nicht, was Sie hoffen können, wenn Sie nicht feft entſchloſſen find, ihn um jeden Preis zu g⸗ winnen.“ Netta ſchaute ſie betroffen an. „Kind woher wiſſen Sie, daß ich ihn treffe, oder daß es ſich überhaupt N handelt?“ 5 5 ö Die Jungfer lachte. i 1 „Nun Miß Netta, ſoweit habe ich meine Au⸗ gen doch offen,“ ſagte ſie. „Ich bin ſelbſt ein Mal — jung geweſen, und ich habe auch früher ſchon bei jungen Damen gedient, und kenne ihre Gewohnheiten zu gut, um mich leicht täuſchen zu laſſen. Sowohl um Ihrer ſelbſt als um des jungen Herrn willen wäre es viel beſſer, wenn Sie mir Verttauen ſchenk⸗ ten, Miß Netta.“ „Und wenn Sie nun recht hätten könnten Sie für mich thun?“ fragte Netta. „Nun, Miß, es heißt: wahre Liebe führt zur Ehe, und würde viel lieber einer jungen Frau auf⸗ warten als einem unverheiratheten Mädchen, das von Lady Cmily und dem alten Grafen abhängig iſt, der ein recht grämlicher Herr iſt.“ „Aller Sie vergeſſen, daß ich noch zu jung bin. Ich bin ja erſt ſiebzehn Jahre alt.“ „Mein Gott, Miß Netta, wie können Sie ſo reden! Sie haben gewiß ſchon manch' Mal von jungen Damen gehört, die fich mit ſiebzehn Jahren verheirathet haben und erſt als junge Frauen in der Geſellſchaft glänzten. Netta lachte munter. Solche Anſichten paßten ſo recht zu ihren Phantafien. was „Aber wenn ich nun gar nicht heirathen will?“ „Wenn Sie überzeugt find, vaß der junge Mann gar nicht für Sie paßt, ſo iſt das überhaupt etwas ganz Anderes,“ etgegnete die Junfer zögernd. „Dann könnte ich es vor meinem Gewiſſen nicht verantworten, die Sache zu unterſtützen. Aber Das iſt ja nicht möglich. Sie können nicht für Jemand Interreſſe hegen, gleichſteht.“ „Davon können Sie überzeugt ſein, Suſy“ erwiederte Netta von Stolz, „daß mich nur ein fein⸗ gebildeter und ein junger Mann zu ſolchen kleinen der Ihnen on Bildung ncht ſen möchte, und dafür ſorgen, daß ich einen gut Lohn für meine Mittheilungen bekomme, und went ich mich nicht ſehr irre, wird er auch einen gute Promenaden verleiten, könnte, wenn das — wie f vermuthen — der Fall wäre.“ „Ich vermuthe nicht nur, ſondern ich weiß es, entgegnete die Jungfer ruhig. „So? Und woher?“ fragte Nekta erröthend. „Das thut ja nichts zur Sache. Ich verſiche Ihnen nur, daß ich keine Lüge ſoge. Ich wi Ihnen ja auch nur beweiſen, daß Sie mir vertraue können.“ Netta nahm ſchweigend ihre Handſchuhe vo der Jungfer in Empfang, und mit freundlſcher Kopfnicken, das vielleicht mehr ausdrückte als Wort verließ fie das Zimmer. Die Jungfer blickte ihr ſpoͤttiſch lächelnd nach „Sie weiß auch nicht ein Viertel von de Wahrheit,“ murmelte ſie. „Sie hat keine Ahnun davon, daß ich ſagen konnte, was zu wiſſen ſie m der Hälfte ihres Vermögens bezahlen würde. So ich es ſo fortgehen loſſen? Warum auch nicht Soll ich mich immer nur um Andere ſorgen un nicht auch ein Mal an meine eigene Zukunft den ken? Ich bin nun ſechsunddreißig Jahre alt un noch nicht verheirathet. Wenn ſch Überhaupt h Arahte will, da wäre es nun wohl an der Zeit . om Das iſt Ponsford, der mich immer dewunderk, un Alles thut, um mir Interreſſe für ſich einzufloͤßen Freilich iſt er bedeutend älter als ich, und Grunde auch nicht ſo ganz meinen Geschmack. Un doch iſt er eine gute Partie, und es hängt nur nos von mir ab. Er wird mir Alles ſagen was ich wif Ehemann geben.“ (Fortſetzung folgt.) 7