blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. Nr. 80. Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. Preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungs⸗ ir die Redaktion derantwortlich: Karl Molitor, Ladenburg. 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg Druck und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg. Corpuszeile. Neclamen 20 Pfg. 22 5 Der Entwurf der neuen Tabalſteuer. Nach langwierigen Beratungen der Tabakſteuer⸗ Commiſſon wird jetzt der Entwurf der geplanten neuen Beſteuerung eine Fabrikatſteuer ſein und ver⸗ folgt ſie vor allen Dingen den Zweck, von der Be⸗ ſeuerung des Tabaks künftig weſentlich höhere Ein⸗ nahmen zu erzielen als von der bisherigen, denn der Tabakkonſum iſt ja in erſter Linie mit dazu guserſehen, diejenigen Steuererträgen zu liefern, welche zur Deckung der Mehrkoſten des deutſchen Peres aufzubringen find. Nach dem neuen Ent⸗ wurfe fällt die bisherige auf dem Tabakbau liegende Steuer weg und entſprechend ſoll der Zoll auch auf gusländiſchen Rohtabak vermindert werden. Dagegen affen⸗Fabtl solingen, 1 derrmann. 41 werden einer Steuer unterworfen inländische, für 5 den inländiſchen Verbrauch beſtimmte Tabakfabrikate gerieben, und ſoll die Steuer nach Prozenten der Fabrilpreiſe ürſten, bemeſſen werden. Dieſe Prozentbeſteuerung ſoll auch niße, die b ſſ ren Fabrikate entſprechend hoher treffen und acke ſoll dadurch bezweckt werden, die wohlhabenderen Fathen Kreiſe mehr als die unde mittelten zu der Steuer „ heranzuziehen. Auch ſoll dadurch einer Verteuerung —— der billigeren Tabakfabrikate vorgebeugt werden. Die rter Fabrikatſteuer hängt ferner auch von der Höhe der 0 Joelle gezahlten Arbeitslöhne ab. Die Verſteuerung hat ö b einzutreten, ſobald die Tabakfabrikate, als Rauch⸗ er 189. fabak, Kautabak, Cigarren und Cigaretten die Fa⸗ gen: brik verlaſſen. Für ausländiſche Fabrikate wird neben de dem Zoll auch noch eine Steuer erhoben. Für in⸗ mitte fländiſche Fabrikate muß der Fabrilant die Steuer ie viele bezahlen, für auswärtige Fabrikate derjenige, der zur Zollzahlung verpflichtet iſt. Den Fabrikanten ſoll übrigens bei der Bezahlung der Tabakſteuer eine den Creditvereinbarungen mit den Händlern Gewinn nk. Samst entſprechende Creditfriſt eingeräumt werden. Zu dieſen Grundzügen der geplanten neuen Tabakſteuer ſei noch bemerkt, daß der Tabakban, die Tabakeinfuhr und die Fabrikation der Controlle der Steuerbehörde unterliegen, doch ſoll die Controlle moglichſt wenig beläſtigend ſein. Der inländiſche Tabakbauer muß auch nach wie vor ſein Produkt amtlich wiegen laſſen, dagegen wird die bisherige Controll? auf dem Felde, die Blätterzählung u. ſ. w. aufgehoben. Der Tabakbauer iſt in ſeinem Geſchäfte nur noch inſoweit beſchränkt, daß er nur an angemeldete Tabakbauer, Händler und Fabrikanten verkaufen darf. Die Lager der Rohtabakhändler werden koſtenfrei von der Steuerbehörde kontrollirt und für die Fabrikanten ſoll im Weſentlichen eine einfache Buchkontrolle ein⸗ geführt werden. Für kleine Fabrikanten ſoll die Buchkontrolle erleichtert werden. Zur Gegenkontrolle haben auch die Händler einen Geſchäſtsausweis über ihren Ankauf⸗ und Verkauf an Tabakfabeikaten zu erbringen. Man darf wohl ſagen, daß dieſer neue Tabak⸗ ſteuerentwurf mit Beifall zunächſt wohl nur von den Tabalpflanzern begrüßt werden wird, denn dieſe würden dadurch die läſtige Gewichtsſteuer und eine Menge anderer Controllen los. Eine gewaltige Oppofition wird dieſe Fabrikatſteuer aber wohl in den Kreiſen der Tabakfabrikanten und Händler, reſp. Importeure ausländiſchen Tabaks hervorge⸗ rufen, da ſie die neue Steuer bezahlen müßſen. Endlich dürfte es auch in weiten Volkskreiſen doch ſo ſcheinen, daß Tabak und Cigarren theurer durch die neue Steuer werden dürften, zumal die Steuer⸗ ſätze der neuen Steuer noch gar nicht bekannt wurden. Indeſſen muß ader auch hervorgehoben werden, daß die Tabakſteuer auf einen Gegenſtand fällt, der mehr oder weniger als Luxus bezeichnet ag den 7. Gütober 1898 werden kann und dieſer Umſtand dürfte auch Viele mit der Vorlage befreunden, Politiſches. — Berlin, 4. Ott. Die „Nordd. Alg. Ztg.“ tellt heute die Grundzüge des Weinſteuergeſetzent⸗ wurfs mit. Darnach iſt eine prozentuale Wertbe⸗ ſteuerung vorgeſehen. Diefelbe trifft den Wirtshaus⸗ verbrauch und den Privatverbrauch. Beſteuert werden Naturwein, Schaumwein und Kunſtwein. Die Steuer wird in Form einer Verkehrsſteuer vorgeſchlagen, welche die Empfänger der Sendungen entrichten. Die Art der Steuerberechnung werde ſo geregelt, daß die Reichsweinſtzuer nur den Wein treffe, deſſen Wert beim Eintritt der Steuerpflicht über eine ge⸗ wiſſe Werthgrenze hinausgeht. Die Biſteuerung min⸗ derwertiger Weine wird den Bundesſtaaten überloſſen. Der Bundesrath ſtelt die Mertgrenze feſt. Den Kommunen wird die Beſteuerung des Weins bis zu einem gewiſſen Moximalſatz freigegeben. Verſchiedenes () Ladenburg, 7. Oktbr. Geſtern Abend fand im Saale zum Hirſch eine Theatervorſtellung ſtatt, in welcher zum Bent fic für Frau Martha Boshammer und Frl. Johanna Dietrich das Charaktergemälde „Mein Leopold“ zur Aufführung kam. Der Beſuch des Theaters war für die Künſtler⸗ inen gewiß ein ehrenwerter, denn der ganze Saal war vollßändig beſetzt. Die Leiſtungen entſprachen aber auch voll und ganz den gehegten Erwartungen und wird der Abend wiederum dazu beitragen, den guten Ruf der Theatergeſellſchaſt in immer weitere Keeiſe dringen zu laſſen. Am näͤchſten Dienſtag wird zum Ben fix für Bruno und Anna Dietrich „Precioſa“ gegeben werden. Machen daher heute ſchon die hieſigen wie auswärtigen Kunſtfteunde dara ef aufmerkſam und Emily wünſcht? Ich wäre ſo unglücklich, wenn ich Sie beleidigte und wenn Sie auf mich böſe wür⸗ 5 Die Tochter des Meeres 11 N Roman von A. Nicola. 155 den!“ 41. „Nein, Netta, nicht Midleid,“ verſetzte er ernſt. „Der Himmel weiß, dat — zu meinem Kummer — mir eine ſolche Freiheit von den Qualen der Liebe nicht beſchieden iſt. Das iſt ſtets mein Unglück geweſen. Netta von dieſem Augenblick an erkläre ich mich für Ihren Ritter, der Sie vor all' dem ſchäd⸗ lichen Einfluß ſchützen will, der Sie umgiebt. Und ich verlange nichts von Ihnen als Vertrauen.“ „Und wenn ich in der Noth zu Ihnen ſchicke, wollen Sie dann meine Partei nehmen, Rupert?“ ſagte ſie in dem kindlichen Tone, den fie noch immer annahm wo es ihr paßte. „Sie lönnen auf mich vertrauen,“ erwiederte er liebevoll. „Wollte Gott, ich nähme eine gleich bei Ihnen Glück zu finden hoffen. Aber ich bin von niederer Herkunft. Meines Vaters erinnere ich mich Aber ich habe das Herz und den Kopf auf den techten Flecke, und befitze einen ſtarken Arm und einen feſten Willen, der meiner Netta einſt zu ſtatten kommen kann.“ „Wollen Sie mir versprechen, mir nicht böſe ein zu wollen, wenn ich thun muß, was Tante hohe St lung im L ben ein wie Sie, und ich könnte Ihre weſße Hond lag auf ſeinem Arm und ihr liebliches Kindergeficht blickte innig fragend zu ihm auf. Die rothen Lippen waren halb geöffnet, und die blauen Augen mit den langen ſeidenen Wimperm entfalteten die klare Schönheit ihres tief dunkeln Glanzes. „Sie find ein Engel, liebe Netta! Ich wäre ein Unmenſch, wenn ich in dem, was Sie thun, ſagen oder denken etwas zu kadeln fände,“ antwor⸗ tete er. „Vertrauen Sie mir, und Sie werden bald die Folge davon ſehen,“ fuhr et fort und wagte ihre Hand in die ſeine zu nehmen, was ſie ihm nicht wehrte. „Es iſt wenigſtens ein heller Sonnen⸗ gar nicht, obwohl ich oft ſein Bild geſehen habe. ſtrahl für mich, giebt mir Intereſſe am Leben, wenn ich über Ihr Glück wachen darf, während Andere Se quälen und tyranniſiren. Sie werden nicht die Wolke vergrößern wollen, die über meiner Zukunft ſchwebt, indem Sie mir dieſes Glück verſagen?“ „Nein!“ ſagte ſie mit leiſer, ſanfter Stimme. „Aber verlaſſen Sie mich nicht .. vergeſſen Sie nicht Ihr Versprechen! Ich bin vereintſamt, ſo un⸗ glücklich! Wollen Sie in meiner Nähe bleiben, ge⸗ liebter Ropert. und es mir ermoglichen, Sie rufen laſſen zu können, wenn ich in der Noth bin? Onkel Treville iſt ein düſterer Tyrann, und Tante Emily iſt ſo launiſch, daß ich zu keinem von Beiden Ver⸗ trauen habe.“ Er zog einen filbernen, mit Perlen beſetzten Pfeil hervor, ungefähr acht Zoll lang und außeror⸗ dentlich gearbeitet, und ſagte: „Wenn Sie dieſen Pfeil in den großen Nuß⸗ baum ſtecken, den ich am Ende von Ihres Oakels Beſitzung dicht am Teiche ſah, ſo werde ich ſtets in wenigen Stunden bei Ihnen fein. Ich werde täglich mehrmals nach dem Baume ſehen, und ſobald ich das Zeichen bemerke, ſofort zu Ihnen eilen.“ Netta betrachtete dus Kleinod voll Intereſſe. „Wie hübſch und eigenthymlich!“ ſagte ſtie, ſcheinbar mehr mit der Schönheit des Pfeils als mit den Worten ſeines Eigenthümers beſchäftigt. „Wollen Sie ihn mir ſchenken. Rupert? Es ff gar zu reizend!“ Rupert ſchüttelte den Kopf. „Ich erfüllte gern j den Ihrer Wünſch⸗, Netta.“ ſprach er, „aber dieſen Wunſch zu erfüllen liegt außer meiner Macht. Ich habe verſprochen, den Pfeil niemals wegzugeben, und ich wage nicht, mein Wort zu brechen.“ „So iſt es ein Licbespfand?“ fragte ſie eſfer⸗ n „Ein Liebespfand! Vielleicht... wenigſtens hoffe ich es!“ ſagte er mit mattem Lächeln. „Aber nicht in dem Sinne. wie Sie es meinen. Es war ein Geſchenk meiner Mutter, als ich zum erſten