9000 , 11 180d 8 blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. ir die Nedaktſon deran wortlich: Karl Molitor, Ladenburg. Nr. 78 Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. Preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuftriertem Unterhaltungs⸗ r —— — ů ůů ů Samstag den 30. September ————ů er für Ladenburg und Amgegend 0 Ne 5 b Anzeigen: die 1⸗ſpaltige Corpus⸗Zeile oder deren Naum a e 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Druck und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg Corpuszeile. Reclamen 20 Pfg. Abonnemenkseinladung. Das VI. Quartal d. Bl. beginnt mit dem 1. Oktober und laden zu Neubeſtellungen hierauf er⸗ gebenſt ein, der Preis iſt am Kopfe des Blattes exfichtlich. Gleſchzeitig machen wir auf das „Illuſtrirte Unterhaltungsblatt“ aufmerkſam, welches ſich ſtets der größten Beliebtheit erfreut. Für die uns zu Teil gewordene Unterſtützung unſeres Unternehmens danken wir beſtens und bitten auch um fernere Gewogenheit. Beſtellungen beliebe man in der Expedition, oder auch bei den „Zeitungsträgern“ machen zu wollen. Ladenburg, im September 189g. Die Redaktion. Volitiſches. Berlin, 28. S ptember. Der Wortlaut der jüngſt zwischen Kaiſer Wilhelm und Fürſt Bismarck gewechſelten Depeſchen iſt jetzt von offtziöſer Seite veröffentlicht worden; wir laſſen ihn in Anbetracht des weittragenden Intereſſes, welches die ganze An⸗ gelegenheit befitzt, nachſtebend folgen. Die Depeſche des Kaiſers iſt datirt Güns, den 19. September und lautet: An Fürſt Bismarck, Kiſſingen. Ich habe zu meinem Bedauern jetzt erſt erfahren, das Eure Durchlaucht eine nicht unerhebliche Erkrankung durch⸗ gemacht haben. Da Mir zugleich, Gott ſei Dank, Nachrichten über die ſtetig fortſchreitende Beſſerung zugegangen find, ſprech⸗ Ich Meine wärmſte Freude hierüber aus. In dem Wunſch, Ihre Geneſung zu einer recht vollſtändigen zu geſtalten, bitte ich Eure Durchlaucht bei der klimatiſch wenig günſtigen Lage von Varzin und Friedrichsruh für die Winterzeiten in einem Meiner in Mitteldeutſchland gelegenen Schlöſſer Ihr Quartier aufzuſchlagen. Ich werde nach Rückſprache mit Meinem Hofmarſchall das ge⸗ eignetſte Schloß Euerer Durchlaucht namhaft machen. Wilhelm. — Die noch am gleichen Tage von Kiſ⸗ ſingen abgegangene telegraphiſche Antwort Bismarcks lautet: An Se. Majeſtät den deutſchen Kaiſer, Güns. Euerer Majeſtät danke ich in tiefſter Ehrfurcht für Allerhöchſtero huldreichen Ausdruck der Teilnahme an meiner Erkrankung und neuerlich ein⸗ getretener Beſſerung und nicht minder für die Ab⸗ ſicht gnädiger Fürſorge für die Förderung meiner Geneſung durch Gewährung eines klimatiſch günſtigen Wohnſitzes. Meine ehrfurchtsvolle Dankbarkeit für dieſe huldreiche Intentlon wird durch die Ueberzeug⸗ ung nicht abgeſchwächt, daß ich meine Herfiellung, wenn ſt⸗ mir nach Gottes Willen überhaupt in Ausſicht ſteht, am wahrſcheinlichſten in der allge⸗ wohnten Häuslichkeit und deren Zubehör an Ein⸗ richtung und Umgebung zu finden glaube. Da mein Leiden nervöſer Natur iſt, ſo glaube ich mit meinem Arzte, daß das ruhige Winterleben in den gewohnten Umgebungen und Beſchäftigungen das Förderlichſte für meine Geneſung ſein würde und daß dieſelbe durch den Uebergang in neue, mir bisher fremde Umgebungen und Verkehrskreiſe, wie es die Folge einer Verwirklichung der huldreſchen Abſicht Euerer Majeſtät ſein würde, in meinem hohen Alter im Intereſſe der Beſeitigung der vorhandenen Stör⸗ ungen meines Nervenſyſems zu vermeiden ſein würde Profeſſor Schweninger behält fich vor, dieſe ſeine und meine Ueberzeugung in ſchriftlichem Berich fachlich zu begründen. v. Bismarck. — Der Mandver⸗ und Jagdbeſuch Kaiſe Wilhelms in Ungarn iſt am Montag zu Ende ge⸗ gangen. Hieran reihte ſich ein eintägiger Beſuch de Monarchen beim Kaiſer Franz Joſef in Schloß Schönbrunn; der Aufenthalt des deutſchen Kaiſers daſelbſt trug jedoch lediglich einen privaten Charakter. Am Dienſtag Vormittag reiſte Kaiſer Wilhelm vom Nordbahnhofe in Wien aus nach herzlichſter Verab⸗ ſchiedung vom öſterreichiſchen Kaiſer weiter; am Spätabend des Mittwoch wurde die Ankunſt des Kaiſers in Swinemünde erworlet, von wo aus der hohe Herr an Bord der Pacht „Hobenzollern“ ſo⸗ fort die Reiſe nach Gothenburg in Schweden anzu treten gedachte. — Die Arbeiten der Berliner Tabakſteuerkom⸗ miſſion haben endlich ein vorläufiges Ergebnis ge⸗ zeitigt. Die „Süddeutfche Tabakszeitung“ erführt don angeblich zuſtändiger Seite Folgendes über die Grundzüge des neuen Tabakſteuerentwurfes. Er ent⸗ hält eine Fakturaſteuern von 40 pCt. auf Cigarren und von 100 pCt. auf Cigaretten, Schneidetabak u. ſ. w., ferner Herabſetzung des Tabakzolles auf 45 M., Aufhebung der Inlandſteuer, Nachverſteuer⸗ ung fertiger Rohtabake und Fabrikake, Rückvergüt⸗ ung von Zoll⸗ und Steuerdfferenzen, Aufhebung der Controle der Inlandlager und Einführung der Buchkontrole bei den Tabakspflanzern, Händlern und Fabrikanten. Die von der Commiſſſon gebörten Sach⸗ verſtändigen ſollen ſich einhellig gegen dieſen Ent⸗ wurf eines Tabakſteuergeſetzes ausgeſprochen haben, diſſen Aufrechterhaltung trotzdem von der Commiſſion beſchloſſen worden iſt. Vorausſichtlich wird er jedoch im Bundesrat erheblichen Abänderungen unterzogen werden. Auffälliger Weife iſt über die Grundzüge Die Tochter des Meeres. Noman von A. Nicola. 39. , „Run, ich bin eigentlich recht froh, daß ſie nicht hier iſt, denn ich wollte mit Dir berathen, was wir nun thun ſollen. Natürlich müſſen wir uns für den Dienſt, den ſie uns erwieſen hat, angemeſſen revan⸗ chiren.“ „Das verſteht ſich,“ bemerkte Frau Diaby er⸗ leichtert aufathmend. „Es wird mir zum Lohn für Teſſſa's Leben kein Opfer zu groß ſein. Aber, Onkel, es iſt durchaus nicht freundlich von Dir, ſo gering⸗ ſchätzend von meiner Tochter zu reden.“ „Na, na, Nichte, Du ſollteſt mich doch nun endlich kennen,“ ſogte Sir Fulke. Ich unterſtütze zwar verzog 'ne Mädchen nicht gern, aber ich gebe ja zu, daß Triſſa ſehr hübſch, ſehr munter und auch nicht dümmer als Andere in ihrem Alter iſt. Und gerade weil ich ſo von Herzen glücklich bin über die Rettung des Kindes, ſuche ich nach dem Rechten als Belohnung.“ „Ich würde ihr zu gern ein ſchönes Geſchenk meinen Mitteln ang⸗meſſen machen.“ „Thorheit!“ unterbrach der Baron ſie haſtig. „Meinſt Du ein Werthpapier oder ein koſtbares Halsband könne ein ſo edles Mädchen für das Leben Deiner einzigen Tochter belohnen? Ich habe eine ganz andere Idee. Du mußt wiſſen, dotz ich geſtern zu der Dame ging, die fie, wie mir ſcheint, als eine Art Sündenbock zu ſich genommen bat, um fich nach ihrem Leben zu erkundigen, und ſoviel ich erfahren konnte, iſt es ein armes, verlaſſenes Geſchöpf, um das ſich ſeine natürlichen Beſchützer nicht kümmern und das die Natur in herrlicher Weiſe ausgeſtattet bot. Nun denke ich, Nichte, wir wollen ſie von dieſer Art Wanderleben retten; was meinſt Du dozu?“ ö „Mein lieber Onkel, damit würdeſt Du Dir eine entſetzliche Verantwortung aufbürden,“ erwiederte Frau Digby beſtürzt. „Unſinn, Helene!! Glaubſt Du, ich würde ein 1 1 Nein, ich habe einen ganz andern Vorſchlag. Laß fie zu Dir kommen und gieb ihr Ausſicht auf eine b ſſere Stellung, als fie jemals bei der alten geiz⸗ igen Frau haben kann. Ich werde Dir das Nöthige 1 15 geben, damit Dein Einkommen nicht darunter leitet. 2 Frau Digdy machte ein etwas beſtürztes, un entſchloſſenes Geſicht. Mein lieber Onkel, bedenke es wohl. Ein ſol⸗ cher Wechſel in ihrer ganzen Stellung, und dann.“ Sie ſtockte und ſah mit einem bedeutſamen Blick auf ihren Sohn, den Sir Fulke entweder nicht verſtand oder nicht verſtehen wollte. ſolcher Thor ſein und mir ein junges Mädchen wie dieſes ins Haus nehmen? Das würde, ſo alt ich ouch bin, zu allerhand Gerede Veranlaſſung geben. „Ich gebe zu,“ erwiederte er, „daß Du in Allem, was Du einwendeſt, Recht haben magſt, wenn Du Dich dabei an irgend welche Verwandten wen⸗ den müßteſt, aber da das Mädchen allein in der Welt ſteht, ſehe ich nicht ein, welche Unannehm⸗ lichkeit daraus erwachſen könnte. Sie iſt hübſch ge⸗ nug, um eine ganze Menge kleiner Fehler damit zu⸗ zudecken, und wenn ich nicht ſehr irre, wird ſie Teiſſa bei Weſtem mehr nützen, als ſchaden. Das Kind bedarf einer Arznei, die es von der ſchädlichen Verzärtelung heilt.“ „Und Du meinſt wirklich, daß ihr das Alles für dieſe einzige That zu Theil werden ſoll?“ meinte Frau Digby unentlchloſſen. „Ja, Mutter, und noch mehr, wenn es mog⸗ lich wäre!“ warf Granville ernſt ein. „Wie, wenn nun Triſſa als Leiche im Teiche lag. was dann?“ Das rührte das Mutterherz; bei all ihrer Ei⸗ lelkeit und ihrer Schwäche gegen ihr Kind war ſie eine warm fühlende Frau. „Nun, wir werden ja hören, was das Mäd⸗ chen ſelbſt dazu ſagt.“ fufir Sir Fulke fort. „Kann ich ſie ſehen, Helene?“ „Ich will ſie rufen laſſen, wenn Du es willſt,“ ſagte Frau Digby. „Nein, laß mich allein mit ibr ſprechen,“ er⸗ wiederte der alte Baron. „Ich mochte der Sache auf den Grund kommen. Vielleicht iſt ſie gegen