8 * n. ſich das deutſche Volk gefunden, es hat zuſammen geſtanden, wie ein Mann und hat gethan, wie es ſeine Pflicht war. Mir und meinen Verbün⸗ deten, insbeſondere dem Großherzog war es da⸗ durch ermoglicht auch unſererſeits unſere Pflicht zu thun, den europäiſchen Frieden zu bewahren. Ich danke Ihnen nochmals recht herzlich, Ihnen und der geſamten Bürgerſchaft für den ſo ſchönen Empfang.“ n Hierauf wandte ſich auch Seiner Königlichen Hoheit der Großherzog an den Herrn Ober- bürgermeiſter mit den Worten: „Ich ſchließe mich dem Danke Seiner Majeſtät an und freue mich ebenfalls ſehr über den wohlgelungenen Empfang. Im Schloſſe wurde der Kaiſer von der Groß⸗ herzogin und der Erbgroßherzogin, umgeben von dem geſauten Hofſtaat, empfangen. Bei eintretender Dunkelheit wurde die Stadt feſtlich beleuchtet. Um 9 Uhr abends begannen im Schloßpark die Mufik⸗ aufführungen der geſamten Militärkap⸗llen, insge⸗ ſamt 1150 Mann Mufiker und Spielleute. 5000 Eintrittskarten waren ausgegeben, die je für zwei Perſonen giltig waren. Die höchſten Heriſchaften hötten die Aufführungen von den Fenſtern des Schloſſes an. Im eiſten Teil wurden Militärſtücke geſpielt, im zweiten Teil der große Zapfenſtreich. Die Mufikaufführung wirkte in der klaren Nacht unter den Parkbäumen bei dem Schein der Fackeln überwältigend. Reichskanzler Graf Capcivi war vor dem Kaiſer hier eingetroffen. i Verſchiedenes — Ladenburg, 12. Sept. Das Geburtsfeſt Unſeres hochverehrten Großberzogs wurde auch hier a feſtlicher Weiſe gefeiert. Böllerſchießen und Glock n⸗ geläute betlündeten am Vorabend den Feſttag. Auch am Morgen des hohen Tages ertönten Boͤllerſchüſſ⸗ und am 8 Uhr war Feſtgottesdienſt in der kath. 5 legte den Feſtgottesdienſt auf Sonntag. Abends fand infolge Einladung des Gemeinderats Feſtbankett in dem neuerbauten äußerſt geräumigen Saale des Zaſthauſes zum Anker ſtalt, welches ſehr gut beſucht bar. Herr Bürgermeiſter Hartmann begrüßte de feſtverſammlung und erteilte hierauf Herrn Profeſſor Netzger das Wort zur Feſtrede. Wie bei früheren Anläſſen, ſo verſtand es der Herr Redner auch dies⸗ mal einen Stoff zu wählen, welcher in weiteren Entwickelung des Vaterland. 8. Gott ſei Dank hat Krelſen wenig bekannt Kirche, die evangl. und altkath. Kechengemeinde ver⸗ mern) das Tagesgeſpräch. Vor 25 Jahren lebte 08. iſt und infolge deſſen immer die volle Aufmerkſamk/it der Zuhörer feſſelt. In meiſterhafter Weiſe entwickelte Herr Prof. Mißger die Geſchichte der badiſchen Verfaſſung und ſchloß ſeine lehrreichen Ausführungen mit einem begeſſtert aufgenom enen Hoch auf unſern Landes fürſten. Herr Stadtpfarrer Sievert warf einen geſchicht⸗ lichen Rückblick auf die Ahnen des Großh. Hauſes, det Zähringer und der Hohenzollern, deren Vater⸗ landsliebe detonend und endete ſeine intereſſante Rede mit einem Hoch auf das Großherzogliche Haus. Die Geſangsvorträge des Geſangvereins, welche auch an dieſem Abend hervorragende Leiſtungen aufwieſen, ſowie die Geſangsvorträge der „Sängereinheit“ fanden allgemeinen Beifall. Die Mufik der Kapelle Hertel bewies, daß ſt: ſtets beſtrebt iſt, b. ſſeres zu leiſten und wurde ihr hierfür auch die verdiente Anerkennung gezollt. — Karlsruhe, 10. Sept. Der bekannte Llederkomponiſt Wilhelm Kalliwoda iſt hier im Alter von 66. Jahren geſtorben. Der Verſtorbene wurde als Sohn des Komponiſten Joh. Wenzel Kalliwoda am 19. Juli 1827 in Donaueſchingen geboren, erhielt ſeine muftkaliſche Ausbildung am Konſervatorium zu Leipzig, wurde 1848 Mufikdirektor an der kath. Kirche zu Karlsruhe, ſpäter Hofkap lmeiſter hier und iſt ſeit 1875 penſtonirt. Wilh. Kalliwoda kom⸗ ponierte Quveituren, Sinfonien, Lieder ꝛc., in denen er weſentlich der Mendelsſohn'ſchen Richtung folgte. — Freiburg, 9. S pl. Der 14 Jahre alte Sohn ds Waldhüters F. in Herdern ſpielte geſtern mit dem Gewehr ſeines Baters und legte zum Scherz auf die 15 Jahre alte Tochter der Wittwe K. an. Die Waffe entlud ſich und in's Herz getroffen ftürzte das Mädchen todt zu Boden. Der Junge, der ge⸗ glaubt hatte das Gewehr ſel nicht geladen, ging 55 durch, wurde aber erreicht und feſtgenommen. — Eine ſeltſame Geſchichte, welche dringend in gleichen Fällen zur Nachahmung empfohlen wer⸗ den kann, bildet in dem Städchen Ratzebur (Pom⸗ dort der Gutsbefitzer Rehbem. Trotz aller Mühe und Arbeit konnte ſich die Familie auf dem Gute nicht halten, und der Befitzer verſchuldete total. Das Gut wurde verkauft und drei große Grundſtücke aus demſelben gemacht. Die Kaufſumme langte jedoch nur für einige Gläubiger aus. Die Anderen erhiel⸗ ten die Verſicherung von R., daß er nach Amerika ziehe und ihnen von dort aus die Schuld bezahlen N n woll-, wenn er noch einmal zu etwas käme, M wenigen Mitteln verſehen, zog die Familie in die neue Welt. Dort mußte ſi: von der Pike gus gr⸗ beiten. Durch Sparſamkeit gelangten die Leute wieder zu Vermögen. Eine Reihe von Jahren berging, und die Gläubiger hatten bereits einen Strich duech die Schuld gemacht. Vor etwa drei Jahren ſtarb N, Kurz vor ſeinem Tode theilte er ſeinem zlteſten So ine ſein Versprechen mit und äußerte den Wunſch, daff be den Gläubiger gegenüber einzulsſen. Der Sohn gelobte es. Geſtern nun traf der Sohn per⸗ ſöhnlich in Ratzebur ein, von Keinem erkannt, und bezahlte die Schulden des Vaters auf Heller und Pfennig. Wahrlich, eine Ehrlichkeit, die wohl micht alle Tage vorkommt. — Der Herr Rentier aus Deutſchland. Im Hotel zum Rebſtock in Emmishofen (Turgau) logieie ſeit mehreren Tagen ein unbekannter Herr, weſche fich als Karl Hartmann, Rentier aus Deulſchland, ausgab. Derſelbe veranſtaltete auf eigene Roſten ein Abendunterhaltung, engagirte auch eine Blechmuft und lud Vereine und Perſönlichkeiten ein, deren Bewirthung der Gentlemann auf ſeine Rechnung nahm. Der wohlthätige Herr wurde bald bekannz, und ſeine mildthätige Hand war überall; gu ſchenkte derſelbe dieſem und jenem bares Geld, was ſehr auffallend wurde. Der reiche Mann hatte ſich natürlich auch alsbald eine Geſellſchaftern gusge⸗ ſucht und ſich bereits mit einer Wirtstochter aus einer Nachbargemeinde verlobt. Da p öͤtzlich ſtellte es ſich heraus. daß der berhängn ßvolle Wohlthäter ein ſtickbreflich verfolgter Verbrecher Namens. Rar Ficher aus Bay ern iſt, welcher in ſeinem Hemaih⸗ lande einen Diebſtahl von vielen Tauſend Mark vaübt hatte. — Budapeſt, 11. Sept. Großes Aufſehen erregt das Verſchwinden des Vertrelets unſerer Re gierung auf der Chicagoer Weltausſtellung Bogner, Derſelbe war nach Earopa zurückgereiſt, weil er das Klima nicht vertragen konnte. Seine Spur ging in Sontampton verloren und befürchtet man, das i einem Verbrechen zum Opfer gefallen iſt, 1 THEE-MESSMER ka U Aalntle dez ſtauner A nſegelte Flas Ae len 30 Pf., 60 Kals. Kgl. Hofl. Baden- Baden, Frankfurt a. M. altrenommirte Firma, empfiehlt vorzügl. Theemischungen à M. 2. 80 u. M. 8.50 pr. Pfd. Prode⸗ S art packete 80 Pf. u. M. 1.- feo. Woppelbrief) sehr beliebt u, verbrsttef⸗ an 10 6 95 i C. ten ang del Heorg 180 Zu haben bei C. . Stenz. 1 a 5 kann, Georg ſich faſt in ihrem Tone verrieth, als ſie das Aner⸗ bieten annahm. „Ich glaube, Sie zu verſtehen, Madame, er⸗ widerte ſie ſtolz. „Sie haben vollſtändig recht, für etwas, diſſen Werth Sie noch nicht kennen, die niedrigſte Summe zu geben. Dieſelben Gründe ver⸗ anlaſſen mich vielleicht, die Stelle anzunehmen.“ „Mein Gott, wie Sie reden!“ verſetzte Miß Minchin. Ich kann Ihnen verfichern, daß Hunderte froh über eine ſolche Ausficht wären, beſonders 00 ſie wie ſie ohne alle und jede Empfehlung n 552 bin,“ antwortete Cora. „Gut denn! So wollen wir Sie prüfen, ſprach Miß Minchin heiterer. Sie werden nicht ſo lange drei bis fünf — inzwischen unternehmen Sie viel⸗ leicht einen kleinen Spaziergang und am Abend können Sie die Bücher der Kinder corrigieren.“ Cora neigte den Kopf. Sie wollte nicht über die Arbeit klagen, ſo groß dieſelbe auch ſein mochte, da ſie ja Schutz in dieſem einfachen Hauſe finden ſollte. Und wenn ein bitteres Lächeln um ihre Lippen ſpielte bei dem Ge⸗ danken an den Unterſchled zwiſchen einer ſolchen ſo blieb es doch unbemerkt von Miß Minchin, die durch die Ausfichten auf eine ausländiſche Lehrerin und auf eine große Ecleichterung ihrer Arbeit durch das getroffene Arrangement freudig erregt war. „Vielleicht würden Sie noch etwas genießen?“ fragte Sie dann im ltebenswürdigſten Ton. Das Lebensweiſe und jener, die ſie bisher geführt hatte, aber ich will nachſehen, ob ich Ihnen etwas geben „Ich habe Ihnen ja geſagt, daß ich zufrleden kann.“ Sie kehrte bald mit Brod, Fleiſch und einem Kruge dünnen Bieres zurück, das der Adoptivtochter Lord Faros ein Fremdes getränk war. Aber Cora war geiſtig und körperlich erſchoͤft und ſie ſprach der Einfachen Koſt tapfer zu. 8 Feine Damen eſſen ſehr wenig, war immer Miß Minchin's Lehre und Sie nahm ſich im Stil⸗ len vor, dies der neuen Lehrerin recht bald einzu⸗ prügen. Ihre nächſte Sorge war, Cora nach dem ein⸗ zigen Zimmer zu geleiten, in dem ein Bett bereit ſtaad. „Sie werden natürlich nicht erwarten, daß dies unterrichten — von neun bis eins und dann von auch in Zukunft de Simmer bleibe,“ faßt it nt triumphierendem Blick auf das kleine, einfach möb⸗ lirte Zimmer, in welchem eine eiſerne Bettſtelle, eine Kommode, einige Stühle und ein Filzteppich die ganze Einrichtung bildeten. „Unmöglich könnte ich Ihnen ein Zimmer überlaſſen, das mir fünfzehn Schillinge wöchendlich einbringt. Oben im Haufe iſt ein anderes kleines Zimmer, das ganz gut für Sie paßt.“ Cora dachte an den Smyrnaer Teppich, an die feidenen Gardinen und an die Möbel von Ro⸗ Dienſtmädchen iſt aberdings ſchon ſchlafen gegangen, ſenholz in ihrem Zimmer in Villa Faro, und ſie lächelte bitter. Aber ſie blieb tapfer und feſt. Sie war mer ſtolz auf ihre Unſchuld und Treue, als auf die Leidenſchoften, die ſie erweckt hatte, und die Siege, die ſie hätte erringen konnen. Und Cora ſchlief in ihrem einfachen Bett ſo ruhig, wie in den Eiderdaunen der früheren Heimath. — — XXXIII. Graf Trevpille blieb ſeinem Worte treu. Allez was er angeordnet wurde ſo genau beobachtet wie in einem Kloſter. Doch war eine Veränderung mit ihm vorgegangen. Alle ſeine Diener ſahen es und einige der älteren und bevorzugteren sprachen unter einander davon oder zeigten es durch Zeichen, Worte und Blicke, die vielleicht eine doppelte Bedeutung hatten. Und unter dieſen war der kühnſte und doch auch der vorſichtigſte der alte Diener des Grafen, der ihn in früheren Jahren auf ſeinen Reifen bez gleitet hatte. Dieſer Diener Namens Ponsford war wohl einer der wenigen ſeiner Claſſe, die ſich fe lange und ununterbrochen des Grafen Gunst er? freuten. Er war ſchweigſam, zurückhaltend und wie die Erfahrung lehrte, ſeinem Herrn in allen Logen treu und ergeben. Einige Wochen nach der Ankunft der beiden Fiat Damen war er eben dabei die Toſlette seines Herzſ Wit Rich für das Mittageſſen zurecht zu legen, als der Geaf 6 ſo plötzlich und doch ſo geräuſchlos eintrat, daß der an Diener heftig erſchrack. dd NI „Was iſt Ihnen, Ponsfort 2 Man ſollie el nen, Sie hätten ein Geheimniß zu verbergen, be. merkte Graf Treville mit einem Lächeln, das man nur ſelten auf ſeinem ſtrengen Geſichte ſah. „Vielleicht iſt es auch wirklich ſo, Mhlord, und ich werde es ſo lange als möglich verbergen, lautete die bedeutungsdolle Antwort, welche die Hie terkeit von des 4 11 6 *