blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. Für die Kedaktion verantworlich: Karl Malitor, nt jeden Dienstag und Freitag Abend. Preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhalfungs⸗ Ladenburg. Mittwoch Die Reform der Reichs finanzen nach 0 der Finauzminiſter⸗Conferenz. Nach nur draltätigen Beratungen hat die Con⸗ ferenz der deutſchen Finanzminiſter in Frankfurt a. M. ihr, wie von allen Seiten verſſchert wird, be⸗ ſtiedigendes Ziel erreicht und wir erfahren nun offlelös, daß die im Reichshaushalt fehlenden hundert Millionen neuft Einnahmen durch die Börſenſteuer, Tobakfabrikalſteuet und Weinſteuer in erſter Linie, und wenn es notwendig iſt, in zweiter Linie auch noch durch eine Quittungsſteuer und Inſeratenſteuer ermant nen ſſer ermaun Verſtändigungen der deutſchen Finanzminiſter keine geſetzliche Kraft befſtzen, ſondern ſolche erſt durch die Abstimmungen des Bundesrates und des Reichstages in der Frage erlangen können, ſo darf man wohl mit Reht darauf aufmerkſam machen, daß alle Er⸗ gebniſſe der Finanzminiſterkonferenz gewiſſermaßen nur eite einheitliche Anregung der Reichs finanzreform bedeutet, und es deshalb ganz übetfläſſig iſt, ſchon jetzt det Verſuch zu machen, dieſe Flnanz⸗ und Steuer eform genauer angeben zu wollen, aber eine wichtige Unterſuchung iſt moglich, nämlich die, ob die Richtung der eingeſchlagenen Finanzreform mit e dem während den Kämpfen um die Milttärvorlage alter 5 gegebenen Verſprechen, durch die neuen Steuern . f keine Mehrbelaſtung der unteren Volksklaſſen ein- iſt treten zu laſſen, und mit den allgemeinen wirtſchafl⸗ lichen Intereſſen in Einklang zu bringen iſt. Man darf nun da wohl ſagen, daß die geiſtigen Ur⸗ heber der Ergebniſſe der Finanzminiſter⸗Conferenz, ger aufgebrecht werden ſollen. Da die Beſchlüſſe oder ſteuerpolitiſch Richtige getroffen haben. So wird zweifellos die Erhöhung der Börſenſteuer die unbe⸗ mittelten Volksklaſſen nicht treffen. Zweifelhaft könnte dies allerdings bei der Tabakfabrikatſteuer und auch bei der Weinſteuer ſein, denn Tabak raucht auch der arme Mann, u. in Süddeutſchland trinken in den Wein bauenden Gegenden auch die unteren Volks⸗ klaſſen Wein. Man darf wohl erwarten, daß ſo⸗ wohl die Tabaksfabrikatſteuer als auch die Wein⸗ ſteuer eine ſolche Faſſung erhalten werden, daß ſie die weniger bemittelten Volksklaſſen ſo gut wie nicht treffen. Auch kommt dabei in Betracht, daß Tabak und Wein ſchleßlich doch in ganz anderer Weiſe als luxuriöſe Genußmittel aufgefaßt werden müſſen, wie etwa Bier und Branntwein. Ziemlich verfehlt halten wir dagegen die Reichsſteuerprojekte wegen Ein⸗ führung einer Quittungs⸗ und Inſeratenſteuer, denn ſolche Steuern greifen doch tief in das geſamte ge⸗ ſchäftliche Leben hinein und werden nicht nur als Abgabe, ſondern auch als geſchäftliches Hinternis empfunden. Auch müßte eine Quittungsſteuer und dann auch eine Inſeratenſteuer erſt recht nur von hohen Beträgen erhoben werden, wenn ſie nicht den unbemittelten Mann treffen ſoll. Die Quittungs⸗ und Inſeratenſteuer wird deshalb, falls ſie wirk⸗ lich vor den Reichstag kommen und nicht bereits im Bundesrate bꝛanſtandet werden ſollte, wohl den wenigſten Beifall im Reichstage finden. Volitiſches. Karlsruhe, 14. Auguſt. Nach offteieller Mittheilung trifft Kaiſer Wilhelm erſt am 10. Sep⸗ tember Abends hier ein und wird die Parade am 11. September abhalten. Straßburg, 12. Auguſt. Zu Ehren S. Anzeigen: die 1⸗ſpaltige Corpus⸗Zeile oder deren Raum 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Druck und Verlag von Karl Moliter, Ladenburg. von Riedel nennt, in mehreren Hauptpunkten das K. H. des Großherzogs von Baden fand heute 5 des Johanniterordens, Landeshauptmann der Provinz Poſen, Mitglied der Generalſynode der evangeliſchen Corpuszeile. Reclamen 20 Pfg. 1803 Abend militäriſcher Zapfenſtreich ſtatt, an welchem ſämmtliche Mufikkorps der hiefigen Garniſon theil nahmen. Derſelbe bewegte ſich von der Manteuffel kaſerne aus nach der hintern Front des Statthal⸗ terpalaſtes, wo drei Mufikſtücke, die Retraite und das Gebet geſpielt wurden. Der Großherzog befand ſich zu dieſer Zeit im Statthalterpalaſt, wo aus Anlaß ſeiner Anweſenheit eine Feſttafel ſtattfand. Die überaus impoſante Kundgebung nahm der Großherzog an der Seite des Kaiſerl. Statthalters vom Balkon des oberen Stockes aus entgegen, ein zahlreicher Damenflor und mehrere Offiziere hatten in den Fenſtern rechts und links des Balkons Poſto gefaßt. Gegenüber dem Palaſt hatte ſich ein zahl⸗ reiches Puplikum aufgeſtellt. Der Großherzog reiſt morgen weiter und zwar nach Saarburg, wohin ihn ebenfalls militäriſche Beſichtigungen rufen. a Berlin, 12. Augnſt. Der Reichsanzeiger meldet: Der Kaiſer ertheilte dem Schotzſekretür von Maltzahn die nachgeſuchte Dienſtentloſſung vom 1. September, verlieh ihm den Kronenorden I. Klaſſe und ernannte den Landeshauptmann der Provinz Poſen, Grafen Poſadowsky⸗Wehner, zum Schatzſe⸗ kretär. (Im Gothaiſchen genealogiſchen Taſchenbuch finden wir folgende Ausführungen: Arthur Adolf Graf Poſadowsky⸗Wehner, iſt geboren am 3. Juli 1845 zu Groß⸗Glogau, Doctor juris, Ehrenritter Landeskirche Preußens und der Probinzialſynode, ſowie des königlichen Konfiſtoriu inz Poſen.) Verſchiedenes 5 — Heidelberg, 13. Auguſt. D Wan⸗ dervberſammlung deutſcher, öſterreichiſcher und ungar⸗ 2 als welche man den Staatsſekretär des Reichsſchatz⸗ l dien amtes von Maltzan, ferner den preußiſchen Finanz⸗ miniſter Miquel und den baieriſchen Finanzminiſter 2 Die Tochter des Meeres. hel Roman von A. Nicola. lingen. 26. „Es kann für mich von wenig Intereſſe ſein, doch wenn Sie es wünſchen, höre ich gern, was Sie mit zu ſagen haben,“ entgegnete Cora mit halbab⸗ gewandtem Geſicht. „Dann will ich mich kurz faſſen,“ ſprach er. „Um des Todten wie um meiner ſelbſt willen werde ich nicht auf Einzelheiten eingehen, die beſſer be⸗ graben bleiben. So viel aber muß ich ſagen, daß don meiner Kindheit, ja, von Netta's Geburt an Pläne zu einer Vereinigung unſerer Familien ge⸗ acht wurden ... und ich im thöͤrſchten Stolz der Tugend, hatte beinahe Freude an dem Gedanken, das Schickſal eines jungen hübchen Mädchens in Händen zu halten, mich nach Belieben um ſie be⸗ werben zu dürfen oder nicht. Ich hätte es vielleicht ausgeführt, hätte vielleicht mit Netta's Eltelkeit be⸗ ftiedigt und ſchließlich im Einklang mit meiner thö⸗ kichten Phantafie gehandelt, wenn ich fie nicht ge⸗ ſehen hätte, Cora. Das genügte. Von der Stunde an wußte ich, daß Netta nie mein: Gemahlin wer⸗ den würde. Lord Faros Gedanken ſtimmten bald mit den meinigen zu ſehr überein. Er ſah, daß ich nicht die Abficht hatte, mich um die Hand ſeiner Tochter zu bewerben. Ebenſo ſcharf war ſein Auge in Bezug auf meine Gefühle Ihnen gegenüber Cora, iſt es moglich, daß Sie blind geweſen wären für Lord Faro's Zuneigung, die er für die Geſell⸗ ſchafterin hegte? Jetzt begreifen ſie doch die ganze es war das erſte Mal, daß es in Worte gekleidet wurde, und es ergriff und ſchmerzte ſie tief. , e Eine Nacht und ein Tag war über die zwei Flüchtlinge in ihrem ſeltſamen Verſteck hinweggezogen und noch hatte fich in ihnen weder Hilfe noch die geringſte Gefahr der Entdeckung genähert. Belforts kranker Fuß war nicht beſſer gewor⸗ den; der Schmerz und die Geſchwulſt hatten ſich eher verſchlimmert, und Cora hatte kein anderes Hilfsmittel als den Bach, der zu ihren Füßen dahin⸗ floß. In diefen tauchte ſie fortwährend das Tuch, das ſie um das entzündete verletzte Glied wand. Auch die Lebensmitel nahmen raſch ah nur noch etwas Zwieback und Wein waren übrig geblieben .. . und auch dieſe konnten kaum noch vietrunzwanzig Stunden ausreichen. Bei Belforts Zuſtand war an ein Weitergehen gar nicht zu denken, und nun drohte ihnen eine neue Gefahr ... der Hunger. Affaire und das verhängnißvolle Duell zwiſchen uns.“ Des Mädchens Kopf war tief herabgeſunken. Das Gehörte war ihr vielleicht nichts Neues, aber überzeugt?“ ſagte Cora zu ihrem Gefährten. ö „wenn auch eine hilfloſe Gefangenfchaft an einen ſolchen Ort ſogar das flärkſte Herz mit Bangigkeit Was war zu thun? Woher konnten fie etwas eſſen bekommen? Auf dieſe Feage gab es nur eine Antwort; Cora mußte ſich an irgend einen argloſen Hütten⸗ bewohner in der Nähe wenden. Und ſie konnten keine andere Vorſicht beobachten als eine Stunde zu wählen, wo die Männer bei der Arbeit außer dem Haufe ſein würden. „Es ängſtigt Sie doch nicht, wenn ich Sie allein laſſe? Sie find doch von meiner Rückkehr „So undankbar bin ich nicht,“ entgegnete er, erfüllen muß. Aber ich verdanke Ihnen mein Leben, Cora! Sie werden mich nicht verhungern laſſen.“ „Niemals!“ antwortete ſie und begann ihren mühſeligen Weg. 5 Vor ihr führte ein ſchmaler Pfad nach dem Waſſerfall, hin und wieder über ſteile Stufen und gebrechliche Brücken. Dort war vielleicht eine Hütte zu finden, bevor der Weg über den grünen Bergen abbog, und dorthin lenkte Cora ihre Schritte. Furchtlos eilte ſie den ſchmalen Pfad hinab, bis ſie in die Nähe eines weißen Häuschens gelangte, deſſen untere Fenſter durch dichtes Buſchwerk verdeckt wur⸗ den. Die einfache, einſam gelegene Wohnung ſah vielverſprechend aus, und als Cora das Ziel ihres Laufes vor ſich ſehen konnte, verdoppelte ſie ihre