blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. f vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungs⸗ 10 Pfg., Lokale Geſchüfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pf Berlin, 23. Juli. Der Kaiſer Wilhelm und die Kaſſerin Auguſta Vectoria haben ihre Oſtſeekahrt beendigt und ſind bereits am Sonnabend Abend auf dem Kalſerſchiff „Hohenzollern“ nach Kiel zu⸗ kckgekehrt. Als das bemerkenswerteſte Ereignis von dieſer Kaiſerreiſe muß hervorgehoben werden, daß das kaiſerliche Paar am Donnerſtag und Freitag in Tullgarn eine ſehr herzliche Begegnung mit dem Koͤnige Oskar und dem Kronprinzen und der Kron⸗ 0 ö Corpuszeile. Reclamen 20 Pfg. Für die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Ladenburg, Druck und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg. Nr. 59. Mittwoch den 26. Juli 189 Foritiſches. den Grundſätzen einer ſoliden Finanzwirkſchoft durch⸗ doch einſpringen. Der Finanzminiſter Dr. Miquel aus unvereinbar iſt. Wie ſoll bezüglich der Befried⸗ igung einzelſtaatlicher Bedürfniſſe jemals die Auf⸗ zu keiner Zeit vorauszuſagen iſt, wie hoch die Ueber⸗ weiſungen vom Reich und wie hoch die Matrikular⸗ beiträge ſich belaufen werden. Wenn die einzelſtaat⸗ lichen Finanzverwaltungen nicht wenigſtens auf einige Jahre hinaus im allgemeinen darüber im Klaren ſein können, wie ſie ſich einzurichten haben, find ſie auch naturgemäß gar nicht in der Lage, nach irgend welcher Richtung Verſptechungen abgeben oder ihre Mithilfe für die Herabminderung von notoriſchen ihnen ſelbſt anerkannten Mißſtänden in Ausficht ſtellen zu können. Um hier Abhilfe zu ſchaffen, wird es nöthig ſein, daß die Finanzminiſter der Ein⸗ zelſtaaten mit dem Reichsſchatzſekretäe darüber zu einer Verſtändigung zu gelangen trachten, welche Mittel und Wege ſich wohl als die geeignetſten em⸗ pfehlen mochten, um an Stelle der bisherigen Un⸗ ficherheit in der Finanzgebahrung des Reiches und, im Zuſammenhang damit, auch derjenigen der Ein⸗ zelſtaaten eine gewiſſe Stabilität treten zu laſſen. Würden die Matrikularbeiträge auf eine Reihe von Jahren fixiert werden, ſo wüßten die Einzelſtaaten ſchon in ganz anderem Sinne als bisher, woran ſie in finanzieller Beziehung ſeien, und wie ſie ſich am beſten einzurichten hätten. Andererſeits aber be⸗ fände ſich auch der Reichsſchatzſekretär in einer gün⸗ ſtigeren Lage, als zur Zeit der Fall iſt, denn er könne dem Reichstag gegenüber auf ſeinem Schein beſtehen, daß dieſer ihm helfen und ſich mit ihm über die betreffende Deckung neu entſtehender Laſten verſtändigen müſſe, und nicht, wie bisher, ſich damit getröſten könne, daß die Einzelſtaaten ja ſchließlich ſtellung eines Geſamtplans und ein geregeltes Fort⸗ ſchreiten von Etappe zu Etappe möglich ſein, wenn hat ſchon vor Jahr und Tag ſeine Meinung dahin abgegeben, daß ebenſo wie ganz beſtimmte Arten von Steuern dem Reiche, andere am beſten den Einzeln⸗ ſtaaten und wiederum andere den Kommunen zuzu⸗ weiſen ſeien. Die ſoeben im preufiſchen Landtag be⸗ endete große Aktion, durch welche ermoglicht wird, daß der Staat die direkten und die Kommunen die Ertragsſteuern ihret Eigenart und den Anforderungen der Zeit entſprechend ausbauen können und ſich ent⸗ wickeln laſſen, ſcheint nicht geringe Bürgſchaft dafür zu bieten, daß es mit der Zeit auch gelingen dürfte, den beſten Weg einer ſchiedlichen und friedlichen Aus⸗ einanderſetzung zwiſchen Reich und Einz⸗lſtaaten in finanzieller Beziehung zu beſchreiten und damik einen Zuſt and herbeizuführen, bei welchem ſich alle Be⸗ teiligten wohler fühlen dürften als dies unter den obwaltenden Verhältniſſen möglich iſt.“ L Bekanntlich werden in vielen Kreiſen Kla⸗ gen über Nachteile, welche mit dem Inbaliditäts⸗ und Alters⸗Verſicherungsgeſetze verbunden find, er⸗ hoben. Ein anſcheinend off ziöſer Artikel der N. A Z. befaßt ſich nun mit din im Reichstage eingebrachten Antrage des Centrums und der Konſervativen zur Abänderung gewiſſer Beſtimmungen des Inbalidi⸗ täts⸗ und Altersverficherungsgeſetzes. Der Artilel kommt darauf hinaus, daß die Regierung an eine grundſätzliche Aenderung des Geſetzes nicht denke, mit dem ja auch die Sozi ldemoktatie ſich inzwiſchen befreundet habe, daß aber ein Geſetzentwurf in Vor⸗ beratung ſei, der wohl nicht im Umfang, aber im Sinne der vorerwähnten Antragſteller den vielen Klagen über die formale Handhabung des Geſetzes Rechnung tragen ſollte. Ee IJn den deutſch⸗ruſſiſchen Handelsvertrags⸗ verhandlungen wird gemeldet, daß die deutſche Ne⸗ welche peinzeſſin von Schweden gehabt hat, ficherlich ein n Frei⸗ neuer Beweis für die guten Beziehungen zwiſchen 0 Deutſchland und Schweden. erſuch — Die angekündigte Besprechung der Fnanz⸗ ) Uht Minißter in Frankfurt a. M. wird betreffs ihrer erſchei⸗ Ziele bereits lebhaft in der Preſſe erörtert, da ſie die Grundlage für die zukünftige Finanzpolitik der wart Regierung bilden dürfte. Die Herrn Miquel in dieſem Falle naheſt⸗hende „Nordd. Allg. Ztg.“ be⸗ ſchäͤftigt ſich damit an leitender Stelle und meint, die Beſprechungen werden fich vorausfichtlich nicht U allein auf die Beantwortung der Frage beziehen, N wie die Deckung der durch die Heertsreform berur⸗ achten Koſten zu bewerkſt⸗lligen ſei, ſondern auch riet darüber hinaus gehen müſſen. „Es leuchtetvon Jahr 8 zu Jahr mehr ein, daß die bis jetzt in vielen Fällen übliche Art, vorhandene Bedürfniſſe im Reiche an⸗ en duerkennen, ohne von vornherein ſicher zu ſein, ob und wie die Deckung zu beſchaffen ſei, einen unhalt⸗ baxen Zuſtand bedeutet. Die Leben bon der Hand Kiel. in den Mund erweiſt ſich aber beſonders in dem — Falle bedenklich, wenn mangels der Möglichkeit, einen underen Weg zu beſchreiten, kurzer Hand auf die 1 Olfe der Einzelſtaaten zurückgegriffen wird. Das führt zu einer Unſicherheit in den letzteren, die mit l, Die Tochter des Meeres. . Roman von A. Nicola. „Nein, nicht in das Zimmer. Ich öffnete es Stenz. aus Verſehen und wollte es ſoeben wieder verloſſen. — Es thut mir leid wenn mein Irrthum irgend welche N 1 Unannehmlichkeit verurſacht,“ entgegnete das Mädchen, N. a indem ſte ſich halb ſpöttiſch in dem ung wöhnlichen Zimmer umſah. 5 9 „Das Zimmer iſt wie Sie ſehen, verlaſſen und 3 unbenutzt.. außer von den Todten,“ ſagte Frau 118 „Langſam, aber feſten Schrittes, trat fie näher a . doch, nicht ohne vorher vorſichtig die Thür zu — ſchließen, als ob ſie das Eintreten irgend eines Dritten verhindern wollte. „Iſt ſie todt 2, fragte Cora und wandt ſich dem Bilde wieder zu. „Glauben Sie, das Porttät einer ſo ſchönen „tau würde derart vernachläſſigt werden, wenn ihm tenz nicht Tod oder Unehre anhafkete 2“ entgegnete die 5 Haushälterin ſcharf. 5 „Welches von beiden iſt der Fall?“ fragt Cora 8 voll Intereſſe. „Es iſt ſo ſchön!“ „Meinen Sie, Schönheit ſei Alles?“ ſagte“ erbel. Frau Aſton ſchnell. „Sie find hübſch, Miß Netta iſt ſchön und meine eigene liebe junge Herrin iſt nicht ſo hübſch wie ſie beide, aber ſie wird glücklich und geehrt ſein, wenn Sie vergeſſen und unglücklich find, oder wohl auch Reue über Ihre Handlungsweiſe empfinden.“ C0ora ſchauerte unwillkürlich zuſammen, als die alte Frau dieſe bitteren Worte in einem ſo ſcharfen zornigen Tone ſprach, als ob fie das Schickſal be⸗ einfluſſen konnte. „Warum trauen Sie mir ſo viel Schlechtes zu?“ ſagte das Mädchen etwas gereizt, als ihre ſchon vorher erſchütterten Nerven ſich von dem ernſten Schrecken erholt hatten. „Wiſſendlich füge ich weder Ihnen noch einem Andern ein Leid zu.“ „So hat das Original dieſes Bildes vielleicht auch gedacht oder geſagt,“ war der alten Dame kühle Antwort, als ſie nun ihrerſeits das Bild um⸗ kehrte. „Und doch verurfachte fie Sünde und Buz⸗ vergießen und einen unnatürlichen Streit, und ſie iſt daran gewöhnt, daß ihr Bild aus den Hallen verbannt wird in welche ſie Kummer und Elend ge⸗ bracht hat.“ „Wer war ſie? Was that fie hier 2“ fragte Cora raſch. „Wie kann ſie das intereſſteren? Was küm⸗ mert Sie dieſe Frau? Und Sie haben auch nichts in dieſem übelberüchtigten Zimmer zu ſuchen,“ ent⸗ gegnete Frau Aſton ungeduldig. Doch während ſie ſo ſprach, wanderten ihre 1 Augen mit beſtürzter, halb entrüſteter Miene von dem Bilde zu Cora. „Ich will hier nichts als meine Pflicht thun und die Befehle ihrer Herrin ausführen,“ antwortete Cora ſtolz. „Und wenn Sie nicht noch mehr Schrecken und Elend wünſchen, ſo laſſen Sie mich meinen Vorſatz ausführen .. und ſtehen Sie mir darin bei.“ „Ich werde helfen, Sie und Alles, was mit der unglückſeeligen Angelegenheit zu thun hat aus dem Hauſe zu treiben,“ verſetzte die Haushälterin mürriſch. „Es iſt mehr als ich ertragen kann, zu ſehen, wie ein ſo liebes Geſchöpf, wie meine junge Herrin, der Thorheit eines Mannes und der Eitel⸗ keit eines Mädchens wegen unglücklich wird. Nun gehen Sie aber fort von hier ... und wenn Sie ſagen, was ſie wünſchen, helfe ich Ihnen, wenn ich 8 recht halte.“ XX. „Hüten Sie ſich, daß Niemand erfährt, daß Sie mir geholfen haben.“ Cora ſagte zu Frau Aſton dieſe Worte mit ſpöltiſchem Stolz. Und vielleicht beruhigte dieſer un⸗ verhohlene Stolz, der ſich auf ihrem ſchönen Geſicht zeigte, find aus dem Ton in dem fie die Worte ſprach, hervorklag, die alte Haushälterin mehr als die demüthigſtzn Vetficherungen und Entſchuldigungen.