. gehen Frankreichs gegen Siam ſſt das kaum auzu⸗ nehmen. Ahnliche Entichädigungsanſprüche werden vorgeſchützt, ähnliche beruhigende Erklärungen wur⸗ den abgegeben, als die Franzoſen ihre Feſtſetzung in Tunis und in Tonkin vorbereiteten. Frankreich will nicht nach ſeinen Worten, ſondern nach ſeinen Thaten beurteilt ſein. . Politiſches. Stockholm, 20. Juli. Das Kaiſerpaar kam um 7˙% Uhr geſtern Abend in Tulgarn an. Das ſchwediſche Kronnrinzenhaar war ſeinen hohen Gäſten entgegengefabren und um 6 ¼ Uhr mit ihnen zu⸗ ſammengetroffen. Der Kaiſer trug ſchwediſche Ad⸗ mirals⸗ und der ſchwediſche Kronprinz preußiſche Generalsuniform. An der Landungsſtelle war eine große Vollsmenge angeſammelt, welche die hohen Herrschaften jubelnd begrüßte. Auf der Brücke ſtreu⸗ ten bei deren Ankunft junge Mädchen Blumen Verſchiedenes i — Mannheim, 19. Juli, In den Straßen Mannbeims erregt derzeit ein mit einem blau und weiß angeſtrichenen eiſernen Keſſel beladener Wagen Aufſehen. Es iſt dies ein ſogenannter Petroleum⸗ Tankwagen, mittelſt welchem den Detailliſten das Petroleum zugeſahren wird. Der Keſſel wird im Engros⸗Lager gefüllt. Vor den Geſchäften der De⸗ talliſten hält ſodann der Wagen, damit das verlangte Quantum aus dem Keſſel abgezapft werden kann. Da das Petroleum in ſog. Tankſchiffen loſe nach dem Lager gebracht wird, und nun auch loſe den Detailliſten zugefahren wird, find Fäfſer ganz über⸗ flüfſig geworden. — Karlsruhe, 19. Juli. Der Herr Staats⸗ ſetretär des Innern hat, entſprechend dem Antrag der großh. bad. Regierung, auf Grund des 8 2 der kaiſ. Verordnung vom 4. d. M., die Aus⸗ fuhr von Streu⸗ und Futtermitteln betr., ausnahms⸗ weiſe die Ausfuhr von Heu, friſchem und getrock⸗ neten Futterkräutern, Stroh und Häckſel aus dem badiſchen Zollgrenzbezirke geſtattet und zwar: 1) nach den Zollausſchlüſſen, wenn von der Ortspolizeibe⸗ hörde des Herkunfts oder Beſtimmungsortes unter Bezeichnung von der Art und Menge der auszu⸗ führenden Futtermittel für den eigenen Bedarf eines in dem Ausſchlußgebiet anſäſſigen Betriebs beſtimmt find; 2) nach dem benachbarten Gebiet des Aus⸗ landes, wenn von dei Ortspolizeibehörde des Her⸗ kunftsortes unter Bezeichnung der Art und Menge der auszuführenden Futtermittel beurkundet wird, entweder a. daß die Futtermittel von inländiſchen N Grundſtücken herrühren, welch ein im benachbarten Auslande ange ſſener Landwirth beſitzt oder ge⸗ pachtet hat, oder⸗ b. daß fie von einem im benach⸗ barten Auslande anſäſſigen, jedoch uſcht über 10 Kilometer von der Grenze entfernt wohnenden Landwirth für den eigenen Bedarf angekauft wor⸗ den find. . Karlsruhe, 19. Jul. Teuer bezahlte Gefälligk⸗it. Geſtern früh gegen 6 Uhr erſuchte ein Fremder in der Bahnhofwirkſchaft ein Kellner ihm 120 Doll arſcheine auszuwechſeln mit dem Vorgeben er ſei ein Pferdehändler, habe Pferde in Mannheim ſtehen, welche er auslöſen müſſe, und brauche dazu deutſches Geld, jetzt aber noch kein Banker ſein Geſchäft auf habe. Da derſelbe Fremde vorgeſtern früh bei demſelbden Kellner 3 Dollarſcheine auswech⸗ ſen ließ, welche ſpäter auch ein Bankier auswechſelte, ſo trug der Kellner kein Bedenken dem Fremden die Gefälligkeit zu erweiſen und gab ihm den rich⸗ tigen Betrag von 485 Mk. für die Scheine. Als der Kellner dieſe Scheine indes beim Bankier um⸗ wechſeln laſſen wollte, erfuhr er zu ſeinem Schrecken, daß die Dollarſcheine zwar echt, aber ſchon längſt außer Kurs geſetzt und ganz wertlos ſeien, und iſt nun der Kellner für die Gefälligkeit um die 450 M. betrogen. — Karlsruhe, 18. Juli. Das Nichtbeleuch⸗ ten einer Treppe zog dem Gaſtwirth Leopold Decker in Lahr eine Anklage wegen fahrläſſiger Körperver⸗ letzung zu und er wurde deßhalb vom Landgericht Offenburg am 3. Mai zu einer Geldffrafe von 200 Mark verurteilt. Er legte dagegen Berufung ein. Der erſte Strafſenat des Reichsgerichts berwarf die Reviſton und legte dem Beſchwerdeführer die Koſten des Rechtsmittels auf. — Freiburg. 19. Juli. Zum Kreisturnfeſt find bis jetzt 94 Vereine als ſicher angemeldet. Man rechnet auf etwa 2000 Turner. Der F ſtplatz an der Saulier'ſchen Allee iſt bereits abgeſteckt und die Plätze für die Wirthſchaften ſind vergeben. — Am 5. Auguſt geht von Mannheim ein Sonderzug hirher. Für Feſtthellnehmer gelten einfache Fahrkarten zu⸗ — gleich als Rückfahrkarten mit Aufenthaltsverlängerung bis 9. Auguſt. — Eberbach, 19. Juli. Ueber die ſchon von hier gemeldete Blutthat wird noch berichtet: Der erſchlagene Metzgergeſelle Frey hatte lam Sonntag Abend ein Rind in Reichenbuch geholt und daſſelbe im „Schiff“ in Eberbach eingeſtellt. Er ſelbſt begab ſich in die Wirtſchaft. Als er glaubte, daß es Zeit — . . 5 n 5 tel zur Helmreſſe, ſagte er zu 2 in der Meeißſchaßt mitanweſenden Burſchen (dim 28 Jahre alten Milh, Schifferdecker und dem 23 Johre alten Tag löhner Ludw. Eiermann vom Zwingenb. Hof) in ſcherzhaf⸗ ter Welſe: „Buben, wie viel Uhr iſt es denn de Die Beiden geriethen wegen dem Ausdruck „Buden“ außer ſich, verließen nach einigem Wortwechſel die Wirthſchaft und lauerten auf den Frey, um dileſen gehörig zu züchtigen. Als dieſer nach einiger Zelt mit ſeinem Rind an der Stelle angelangt war, oo die Beiden ſich verſtickt gehabt hatten, warfen die Genannten mehrere Prügel in der Stärke von 19 Centimet'r Umfang nach ihm, und zwar von einer 7,40 Meter hohen Böſchung herab, Eſner dſleſer Prügel traf den Frey ſo unglücklich auf den Ropf, daß ihm die Hirnſchale zerſchmettert wurde und bald darauf der Tod bei ihm eintrat. 1 — Ludwigshafen, 19. Juli. Heute Abend ereignete ſich im hiefigen Schlachthauſe ein bedauer⸗ 0 licher Unglücksfall. Der 14 jährige Sohn des Meh⸗ 2 germeiſters Fichtel ſtand gerade im Begriff, an 8 einem am Thürpfoſten hängenden Handtuch fein Schlachtm⸗ſſer abzutrocknen, als der bei ſeinem alex 0 im Dienſt ſtehende 20jährige Metzgerburſche dee Thüre hinein kam und direkt in das Meſſer rannte, Daoſſelbe traf den Miczgerburſchen ins Herz und konnte der herbeigerufene Arzt nur din Tod konfla⸗ tieren. Der 14 jährige Junge hat ſich auch erheb⸗ lich verletzt. An dem Unglück trägt Niemand die Schuld. i — Ulm, (Dongu) 19. Juli. Nach voraus⸗ gegangenem häuslichen Zwiſt hat ein Schuhmachen in Almendingen ſeinen Schwiegervater erſchlagen, Der Mörder wurde verhaftet. — Oberndorf, 17. Juli. Nach Miteilungen aus Konſtan tinopel hat Kommerzienrat Mauſer, der ſeit einigen Monaten daſelbſt'weilt, mit dem fürkz⸗ ſchen Kriegsminiſter einen Vertrag über Lieferung weiterer 156 000 Mauſergewehre des verbeſſerten türkiſchen Modells abgeſchloſſen. Nach deren Abliefer⸗ ung wird die Türkei 700 000 Magaziengewehre, ſämtlich von Maußer geliefert, befitzen. 8 — Venedig, 19. Juli. Ueber Voghera ging geſtern eine fürchterliche Windhoſe nieder. Kein Haus blieb unbeſchädigt, der Turm des Palaſtes Maraglſans iſt eingeſtürzt, wobei drei Perſonen getötet wurden; (ape der bintere Teil des Domes iſt arg derwüſtet Sech? dab zig Perſonen find ſchwer verletzt. 1 terung war ihr verſagt ... aber ſie ſtöhnte voll bitterer Entrüſtung und Verachtung. Wie ſie Beide hoßte, Beide verachtete! Sie haßte ſie wegen der Herzlofigkeit, daß ſie Alles, was ihnen am theuerſtn geweſen war, ſo bald vergeſſen konnten .. fie verachtete ſie wegen der Schwäche, daß ſie Reiz und Anziehungskraft in der Theilnahme und Huldigung eines Fremden finden konnte, wäh⸗ rend ſie, die Waiſe, ihrer erſten Liebe trotz aller Perſuchungen treu geblieben war. Dieſer Gedanke, der ihr wild durch den Kopf fuhr, gab ihr plötzlich Mu th und Kraft. Sie ſprang auf. „Er ſoll trotzdem gerettet werden! Um jeden Preis!“ rief ſie. „Wie groß auch ſeine Fehler ſein mögen, er bereut ſie, er iſt aufrichtig und muthig. Und es iſt ja Niemand da, den Tod des unglück lichen Mannes zu rächen und ihm Thränen nachzu⸗ weinen, die nur durch die Strafe des armen Ueber⸗ lebenden getrocknet werden können. „Wenn es mir geling ſo habe ich doch Etwas, wofür ich leben, Etwas, woran ich ſpäter in meiner Einſamkeit denken kann. Seltſames Mädchen!... Während Rupert Falkner noch der Liebling ihrer Seele war, gelobte ſie, fich der Sicherheit ſeines Rvalen zu widmen .. ein Gelübde, das nur der bitterſten Ver⸗ zweiflung entſprang, und das ſpäler auf eine ſo harte Probe geſtellt wurde! Sie eilte weiter, bis ſie gegen Abend, als die untergehende Sonne die Gegend in herrliche Beleuch⸗ tung ſetzte, ſich wieder heimlich dem Hauſ⸗ näherte das den verfolgten Flüchtling barg. Sie bemerkte dunkle Geſtalten, die in der Nähe des Hauſes auf und abpratrouillirten. Getäuſchlos glitt ſie durch das Gebüſch und ſprag lachend auf die Brüſtung eines offenen Fenſters an der Seite des Hauſes, wo Lord Belfort gefangen war, und unbemerkt war, und unbemerkt wie ſie glaubte, betrat ſie das Haus Doch es war keine ſo leichte Aufgabe, ihren Weg durch das Gewirr altmodiſcher Corridore, Treppen und Gänge zu finden. Eine Thür nach der andern öffnete ſie leiſe und ſchloß ſie wieder, wenn ſie nicht mit dem Zimmer in Verbindung ſtand, das fie ſuchte. Endlich aber gelangt ſie in ein Zimmer, das dem eichengetäfelten ſo ähnlich war, daß ſie ſich verſucht fühlte, einzutreten und es näher in Augenſchein zu nehmen. Da bemerkte ſie, daß die Möbel noch unbenutzter ausſahen als in Ernſt Bel⸗ forts geheimen Verſtecke. Die Stühle waren über einander geſtellt, die Tapeten hingen zerriſſen von Wänden herab. Das ganze Zimmer ſah wüſt und verwahrloſt aus „Cora's ſcharfes Auge bemerkte das ſofort, und ſie wollte das Zimmer ſchon wieder verlaſſen, als ihr Blick auf ein großes Bild fiel, das mit der Bildfläche gegen die Wand lehnte, und zwar ſo ſchief daß es jeden Augenblick umſtürzen konnte. Sie trat näher, um es gerade zu richten; dabei ſoh ſie, daß es das Porträt einer ſchönen jungen Frau war, deren Züge ſie an irgend ein bekanntes Giſicht erinnert 'n. Sie kehrte das Bild dem Lichte zu und ſah es genau an. Der Kopf war unvergleichlich in ſeiner ſtrah⸗ lenden Schönheit, von einer Anmuth wie fie Cora nie geſehen hatte. Sie zog raſch das Medaillon glich es mit dem Gemälde. hervor und ver⸗ ö vertrat. Die Züge waren dieſelben und Cora konnte nicht zweifeln, daß dieſelbe Frau auch dem Maler dieſes Bildes geſeſſen hatte. Aber wer war es War es denn moͤglich, das die Geliebte Lord Faro's eine Tochter des Biddulphs geweſen? Und wenn dem ſo war, warum war dem Porträt eines ſo ſchönen, edeln Geſchöpfes ein ſo unwürdſger Plaß angewieſen worden ? 1 Cora fühlte ſich wiegefeſſelt von dieſen großen Augen, während in dem Lächeln ein koketter Muh⸗ wille lag, der von grauſamen Triumph über Herden ſprach, die ſich von den firenenhaſten Reizen hallen fangen laſſen. 8 Weelleicht konnte Cara das nicht begreifen, aber ſie wußte, daß ſie das Bild hätte Stunden lang betrachten und einen ganzen Roman aus dem Aus? druck des Geſichtes weben konnen. 9 Aber ein leiſes Geräuſch von Fußtritten n ihrer Nähe weckte ſie aus ihren Gedanken. Rasch ſtellte ſie das Bild wieder an ſeinen Plaß und ſchritt der balboffenen Thür zu, die aber zu ihrem Schrecken — in demſelben Augenblicke von einem Schatten verdunkelt wurde, der ihr den Ausweg „Was thun Sie hier, Mißk“ fragte Frau Aſton mit rauer Stimme. „Hier iſt kein Oet, wo Fremde nach Belieben herumſtreifen dürfen.“, 8 „Ich bin auf Lady Martans Wunſch hier, um ihre Befehle auszuführen,“ lautete die feſte Antwort, in derem Ton trotz der zweifelhaften Stellung det 9 Sprecherin eine gewiſſe Würde lag. 1 „Hat Lady Marian Sie bither geſchickt!“ fragte die Haushälterin ungläubig. f (Fortſetzung folgt.) .