ttlauchte Monarch durch ſeine Gegenwart auszeich⸗ nete, zu einer erneuten Kundgebung in Sachen der Görlitzer Rede des Kaiſers kommt, wie ſchon in ſeiner bekannten Anlprache auf dem Tempelhofer Felde die unerſchütterliche Ueberzeugung des Monarchen von der Notwendigkeit der erſtrebten Verſiä kung der deutſchen Wehrkraft widerum zum Ausdruck. Be⸗ ſonders wohlthuend berührt die Rede duecch den warmen patriotiſchen Appel, welchen der kaiſerliche Herr in ihr an die Einigkeit und die Vaterlands⸗ liebe der Deutſchen unter Hinweis auf die großen Errungenſchaften der Ruhmesjahre 1870 und 1871 richtet. Hoffentlich wird letztere ſo zeitg mäße Erin⸗ nerung aus dem Munde des Kaiſers ihr Echo in den Herzen aller Deutſchen finden, welche ihr Vater⸗ land wahr und aufrichtig lieben. Verſchiedenes. — Mannheim, 17. Mai. Aus Furcht vor einer zu Hauſe erwarteten Strafe hat ſich das zwölf Jahre alte Töchterchen des Bureau⸗Aſſiſtenten Rupp im Neckar ertränkt. Die am Ufer des Fluſſes zurück⸗ gelaſſenen Kleidungsſtücke führten auf die Spur des Selbſtmordes. Karlsruhe, 24. Mal. Eine ſchauderhafte Mordthat, welche ſich in der Nacht vom Samſtag auf Sonntag bier abspielte, haben wir heute zu verzeichnen. In der kleinen Spitalſtraße im ſog. Dörfle, wo der Fuchs den Enden predigte, wurde grober Unfug verübt und als die Thäter zur Feſt⸗ ſtellung ihrer Perſönlichkeiten — es waren Arbeiter — von 2 Schutzleuten mitgenommen werden, ſetzte ſich der Lärm bis zum Hotel Geiſt fort. Hier kam ein dritter unbetheiligter ſetzte dem einen Schumann, Namens Haß, Vater von fünf Kindern, drei wuchtige Meſſerſtiche in den Halz, wodurch die Klinge des Meſſers abbrach und Haß ſofott eine Leiche war. Der and re Schutzmann Namens Gegenwart, ſetzte mit dem zweiten Ver⸗ hafteten, welcher de! Säbel des ermordeten Schutz⸗ mannes ſich ang eignet hatte, das Gefecht fort, es wurde beiderſeits auch von Schußwaffen Gebrauch gemacht, jedoch ohne Erfolg. Schutzmann Gegenwart erhielt Schäͤdelhiebe und eine Anzahl Stiche, ſodaß er lebensgefährlich verletzt darniederliegt und bis Sonntag Abend noch nicht zum Bewußkſein gelangt war. Der Karlsruher Polizei gelang es, die Haupt⸗ thäter noch während der Nacht zu ermitteln und dingfeſt zu machen. Derjenige, welcher den Schutz⸗ mann Haß ermordete, iſt ein vierundzwanzig⸗ — — dazu und dieſer ver⸗ jähriger Burſche, Namens Nertinger iſt aus Bay'⸗rn gebürtig. — Auf der Statian Gehren bei Ilmenau (Thürigen) ereignete ſich am Dienſtag ein ſchweres Eiſenbahnunglück, indem ein Zug in vollem Lauf und da die Bremſen berſagten auf einem Kohlen⸗ wagen auffuhr und dieſe überſtieg, wobei die der Maſchiene folgenden Gepäck⸗ und Perſonenwagen in die vorausſtehenden hineinbohrten und dabei zer⸗ ttümmert wurden. Ein Mann, aus Goldisthal ſtammend, iſt kot, eine Frau und ein Mädchen aus Altenfeld ſind durch die Lokomotiefe ſchrecklich ver⸗ brübt und zerfleicht worden und es iſt wohl wenig Hoffnung auf Rettung vorhanden, eine Frau und ein dreijähriges Kind aus Großbreitenboch haben arge Brandwunden erlitten, der Lokomotivführer hat ſchwere Verletzungen an einem Bein und am Kopfe, zwei weitere Beamte wurden ebenfalls getötet. — Gleiwitz, 20. Mai. Wolkenbruch iſt hier niedergegangen und eine große Ueberſchwemmung, verurſacht. Mehrere Hauptver⸗ kehrsſtraßen ſtehen meterhoch unter Waſſer. Hun⸗ derte von Arbeſtern ſind von ihren Wohnungen ab⸗ geſchnitten. — Petersburg, 20. Mai. Stand des Win⸗ ter⸗Getreides am 15. Mai in 604 Kreisen des europäiſchen Rußland: 54 noch unüberſehbar, 124 vorzüglich, 303 befriedigend, 87 mittelmäßig, 26 unbefriedigend, 10 ganz ſchlecht. Das Sommerge⸗ treide iſt bisher nur in der ſüdlichen Hälfte des Reichs aufgegangen und iſt mit wenig Ausnahmen 00 „ von Fohlen und Rindern auf dee Wide fiat. g — Der Ausſchuß der Deutſchen Turnerſchaft vorzüglich. ſchaft hat die Einladung des Nordamerikaniſchen Turnerbnudes zur Beteiligung der deutſchen Tur⸗ nerſchaft beim Bundesturnfeſt in Milwauke abgelehnt. In dem vom Vorſitzenden entworfenen betr. Schreiben an die amerik. Turnerſchaft heißt es: „Wenn auch die übrſgen Pirbälinſſſe in der Deufſchen Turnerſchaft eine entſprechende Vertretung geſtatten würden, was indeſſen nicht der Fall iſt, ſo würde dieſe doch dadurch unmoglich gemacht werden. daß das amtliche Organ des Nordamerika⸗ niſchen Turnerbundes, die „Amerikaniſche Turnz'it⸗ ung“, wiederholt Schmähartikel gegen das Deulſche Reich gebracht hat und erſt wieder in der Nr. 13 an ihrer Spitze einen Artikel brachte, der ſich in den gröbſten Beſchimpfungen der Gründer des Deut⸗ ſchen Reiches und des jetzigen deutſchen Kaiſers er⸗ Ein furchtbarer ging, Das Fehlen jedes mißbilligen Wortes ſelteng der Leitung der „Amerlkaniſchen Turnzeitung“ über ſolche Aeußerungen läßt auf ein Vorwiegen ſolcher Gefinnungen in den Kreiſen des Nordamerikaniſchen Turnerbundes ſchließen. Die Deutſche Turnerſchaft hängt dagegen mit inniger Liebe an ihrem Vater⸗ lande, freut fich des neuerſtandenen Deutſchen Reiches und verehrt deſſen Gründer und Leiter. Sie kann daher nichl Hand in Hand mit denen gehen, die das verunglimpfen oder verunglimpfen laſſen, worin die Deutſche Turnerſchaft die Verkörperung von Deutſchlands Größe und Ehre erblickt. Daß dſeſe Verunglimpfungen von Spiößlingen des deulſchen Volksſtammes ausgehen, erfüllt ſie überdies mit tiefem Bedauern.“ — (Weidegang.) Die lang andauernde Trocken⸗ heit hat das Wachsthum des Futters ſehr zurückge⸗ halten. Der landw. Bezirksverein Mannheim, der ſeine Weide alljährlich am 15. Mal eröffnete, hat mit Rückſicht auf dieſe ungünſtigen Verhälkniſſe den „Termin für die Eröffnung in dſeſem Jahre auf den 23. verſchoben. Wie der Verein nun heute bekannt gibt, iſt ihm auch die Einhaltung dieſes Termins nur für die Fohlen moglich, für welche durchweg eine Haferfütterung von täglich 7 Pfund vorge⸗ ſchrieben iſt. Pferde werden vorerſt nur aufgenom⸗ men, wenn ſte an der Haferfütterung teilnehmen. Die Eröffnung der Rinderwelde bleibt einer ſpäteren Bekanntmachung vorbehalten. Dagegen findet die auf Donnerſtag, 25. Mai, Vormittags 9 Uhr, feſtge⸗ per Stoff zur kompleten Robe und beſſere Qual täten — ſowie ſchwarze, weiſe und farbige Seſden. ſtoffe von 75 Pf. bis Mk. 18.65 per Metet glatt, geſtreift, karrirt, gemuſtert, Damaſte ele, (ca 240 verſch. Qual. und 2000 verſch. Farben Deſſins etc.), Porto⸗ u. zollfrei. Muſter umgehend. Seidenfahril G. Henneberg k. u. f. Hfl)., Zürich dazu erworben,“ ſagte er lachend. „Sie find mein Schützling, kommen Sie!“ Corta konnte es ihm nicht verweigern. Sie wollte auch gar nicht als die herrliche Mufik ihr Ohr traf, und das anſteckende Beiſpiel der tanzen⸗ den Paare ſie entlud. ſich ebenfalls in den Strudel zu ſlürzen. Und im nächſten Augenblick bewegte fie ſich mitten unter den Tanzenden, mit Lord Belforts kräftigem Arm um ihre Taille. Es war ein herrliches Gefühl, dieſerf aufregende Tanz, inmitten der Mufik und des Lichterglanzes, und ihre elegante Toflette war ihr etwas Neues, daß es ſehr verzeihlich war, wenn ſie für den Au⸗ genblick die Vergangenheit vergaß — ſogar Rupert vergaß — und ſich dem Zauber des Augenblicks hingab. Es entſtand ein leiſes Geflüſter von Bewun⸗ derung und Fragen, als die reizende Fremde ſich mit dem reichſten und angeſehenſten jungen Mann er ganzen Geſellſchaft im Saale herumdrehle, und n dem Herzen mancher jungen Dame, die eine jede ihrer Bewegungen beobachtete, ſtieg ein Gefühl des Neides und der Bitterkeit auf. Cora wußte, daß ſich in Lady Emily eine ganze Lawini des Zornes anſammeln würde. Sie war auf Netta's Spötteleien und Beleidigungen vorbereitet. Aber fie wußte nicht, daß an dem offenen Fenſter, das unverhüllt geblieben war, um die kühle Sommerluft eindringen zu laſſen, ein Mann mit dülſter zuſammengezogener Stirn und vorgebeugten Kopfe ſtand und ſie ſcharf beobachtete. g Auf ſeinen ſinſteren Zügen lag Verzweiflung zusgepügt, und in dem Blicke ſeiner Außdrucks⸗ vollen Augen verrieth ſich ein innerer, bitterrer Kampf, als er auf die glänzende Geſtalt des ge⸗ liebten Mädchens ſtel. Rupert Falkner war es, und er ſah' Cora's Taille von dem Arm des ſchönen jungen Mannes umſchlugen, er ſah ihre Hand in der ſeinen, er be⸗ merkte das in die Höhe gerichtete Geficht das auf eine Bemerkung des Tänzers mit einem halb ſchüch⸗ ternem Lächeln antwortete. Nie war ihre Schönheit ſo aufgefallen als jetzt, wo ſie mit allen Künſten der Toſlekte ausgeſtatlet war, aber Rupert hätte es auch nie für moͤglich ge⸗ halten, daß Cora, ſein findelkind, ſeine Gelieble, einen ſo tiefen Schmerz — und ach! eine ſolche Ver⸗ achtung in ſeiner Vruſt erwecken könnte. „Undankbare!“ murmelte er. Undankbare! Das ſollen mir Jene verantworten, die ſie vorführten, wenn ich ihr ihre Untreue um ihrer Jugend und Unerfahrenheit willen verzeihe! Aber Rupert Falkner wird dieſe befleckte Hand nicht wieder drücken, auch jenes Mädchen in ſeinem Herzen treu bewahren und er wird nicht ruhen bis er gerächt ißt, und fie gedemüthigt ihm zu Füßen liegt! Ich ſchwöre es bei der Liebe die ich einſt für fie hegte!“ Er verweilte noch, als wollte er den biltern Kelch der Enttäuſchungen bis auf die Neige leeren, obgleich jeder Augenblick die Gefahr der Entdeckung erhöhte. Aber endlich verſtummte die Mufik, und die Paare promenſrten im Saale auf und ab. Cora und ihr Begleiter näherterten ſich dem offenen Fen⸗ ſter, an welchem der Lauſcher ſtand. „Amüfiren ſie fich, liebe Cora?“ flüſterte Lord Belfort mit ſanfter Stimme, indem er ſich zu dem ſchönen Mädchen an ſeiner Seite niederbeugte. „O herrlich herrlich!“ erwiederte ſte. „Soll man dies unſchuldige Vergnügen nicht genießen, ſo lange es ſich Einem bietet?“ e „Für Sie iſt es erſt der Anfang,“ erwiederte der junge Edelmann. Sie haben ein glänzendes, glückliches Leben vor ſich, liebe Cora, wenn ich ein⸗ fluß auf ihr Schickſal baben darf. Und Netta fol nicht meinen, daß ſie Jemand quälen kann, den ich beſchützen will.“ g Rupert konnte die letzten Worte nicht hören, denn ein Geräuſch in ſeiner Nähe zwing ihn, ſich, zurückzuziehen, und als er ſich wieder herauwogte waren die beiden vom Fenſter Weggetreten. Ruperis Augen ſuchten forſchend in dem Zimmer umher, aber weder Cora noch ihr Begleiter waren zu ſehen, Seine erhitzte Phantafte molte ſich die möglle chen Urſachen ihres Verſchwindens aus. Vielleicht flüſterte ihr der Verhaßte im Schah⸗ ten des Gartenzimmers, hinter ſchweren Gardinen, von üppigen Blumen umgeben, zärtliche Works zus Ohr? a Der Gedanke macht Rupert faſt wahnfiunig, und der junge Mann knirſchte mit den Zähnen und flob dann den Ort, als ob ein Feind ihn verfolge . . . weit, weit fort von ihr, deren kreues Heiz den Glanz, der ſich umgab, und die Schmeichelelen, die ihr in's Ohr geflüſtert wurden, hingegeben hätte für einen Blick, ein wort von Dem, den ſie mit ſo wahrer und ernſter Liebe liebte, wie ſie eines jeden Mädchens Herz nur ein Mal empfindet. „Wo iſt Cora?“ fragte Lord Far, als de Walzer zu Ende war und ſeine Tochter einen Augen⸗ blick in der Nähe ſtand. Gortſetzung folgt.)