Mal dle zur beſſeren Sſcherung unſeres Vaterlandes geforderte Verſlätkung der Armee abgelehnt. Die Reichsregierung beantwortete diele Ablehnung mit Auflöſung des Reichstags. Am 15. Juni wird das deutſche Volk in ſeiner Geſammtheit vor die Frage geſtellt werden, ob es bereit ſei, die Laſten, die zur Erhaltung und Be⸗ feſtigung des mit ſo ſchweren Opfern errungenen jungen Reiches erforderlich find, auf ſich zu nehmen oder ob es ſchon nach ſo kurzer Zeit die ganze nationale Errungenſchaft durch kurzſichtige Rechtha⸗ berei und engherzigen Parteigeiſt wieder gefährden laſſen will. Der für unſere nationale Weiterentwickelung ſo nothwendige innere und äußere Friede iſt ſchwer bedroht und gar manche trübe Anzeichen dürften uns mahnen, auf der Hut zu ſein. Die geforderte Verflärkung unferer Wehrkraft ird indeſſen nicht blos Laſten, ſie wird auch die rfüllung langjähriger Wünſche bringen — Er⸗ ichterung der perſöhnlichen Mititärlaſt durch Ein⸗ hrung der zweijährigen Dienſtzeit, vollkommenere urchführung der allgemeinen Wehrpflicht und vor allem Verjüngung der Armee unter Schohnung der elteren und Verheirathet'n.] b Der nüchſte Reichstag muß eine Verſtändigung ber dieſe Lebensfrage der Nation bringen. Geſpannt land und das Ausland auf die Entſcheidung. Wir Badener vor Allem, eingedenkt der hundertjährigen erwüſtungen, müſſen mit allen Kräften beſtrebt in, die Macht des uns ſchützenden Reiches gefeſtigt nd damit den ſo werthvollen Frieden thunlichſt ge⸗ fichert zu ſehen. a Wenn wir unſere Landsleute ernſt und dringend ermahnen, in dieſem Sinne zur Wahlurne zu treten, ſo können und wollen wir doch nicht verſchweigen, daß im Reiche und in Preußen gerade in den letzten Jahren ſo Manches geſchehen iſt, was uns liberal denkende Badener ſchmerzlich berührt. Die Liebe zum denken unterdrücken. Nicht einzelnen Perſonen, der großen Schöpfung einer großen Epoche find unſere Kräfte geweiht. Was uns eine herzliche Zeit überliefert, wollen wir in Dankbarkeit und deutſcher Treue unſeren Nachkom⸗ men ungeſchmälert hinterlaſſen. Jeder Badener, mag er ſonſt und in einzelnen Fragen denken, wie er wolle, beurkunde bei der 8 Vaterlande muß aber in dieſem Augenblicke alle Be⸗ Volksabftimmung dom 15. Jun, daß er, wie zur Zeit der Errichtung des deutſchen Reich's, auch heute wieder keinem Paterlandsliebe und Opfer⸗ willigkeit hinter keinem deutſchen Stammesgenoſſen zurückſtehe ! Der Landesausſchuß der nationalliberalen Partei Badens. — Mannheim, 13. Maj. Herr Rechtsan⸗ walt Stadtrath Ernſt Baſſermann hierſelbſt iſt geſtern Nachmittag don etner aus allen Theilen des Wablkreiſes ſehr zahlreich beſuchten Vertrauens⸗ männer⸗Verſammlung der nationalliberalen Partei einſtimmig zum Reichstagskandidaten für den Wahl⸗ kreis Mannheim⸗Weinheim⸗ Schwetzingen gewählt worden. Verſchiedenes. — Flehingen, 12. Mai. Von einem ſchweren Unglück wurde die Familie des Landwirts Jakob Steidle hier betroffen. Während die Ehefrau und die zwei älteſten Kinder in der Scheuer mit Abladen eines Wagens Stroh beſchäftigt Haren, brach der Strick, mit welchem die Rolle des Scheuerſeils oben befeſtigt war, infolge deſſen die Rolle mit Seil her⸗ abffürzte und die Frau ſo unglücklich auf den Kopf traf, daß ſie ſofort todt zuſammenbrach. blicken, freilich mit verſchiedenen Wünſchen Deutſch⸗ — Aus der Baar, 13. [Mai. Angeſichts des in Folge anhaltender Trockenheit entſtandenen FJuitermangels ſowohl im Unterlande als bei uns, machen wir darauf aufmerkſam, daß in unſerer Ge⸗ tieren Erfahrungen durch kriegeriſche Einfälle und gend noch bedeutende Mengen Korn (Spelz) aufge⸗ ſpeichert find, und wie wir glauben, der Zentner zu 7 M. bis 7 M. 50 Pf. zu kaufen wäre. Es wird jedem denkenden Landwirth klar ſein, daß man mit 1 Zentner dieſes ausgezeichneten Futtermittels viel beſſer auskommt, als mit Heu, von dem der Zentner den gleichen Preis oder bei weiter Entfernung noch mehr koſtet. Mögen dieſe Zeilen beherzigt werden! — Frankfurt a. M., 12. Mai. In der Nacht auf heute hat im benachbarten Bockenheim ein junges Liebespaar in einer mit Waſſer gefüllten Steingrube gemeinſchaftlich den Tod geſucht und gefunden. — Berlin, 15. Mai. Die große Berliner Kunſtausſtellung wurde geſtern im Auftrage des Kaiſers von dem Prinzen Friedrich Leopold eröffnet. Berlin, 15. Mai. Fürſt Bismarck wurde am Himmelfahrtstage in Friedrichsruh von 260 Lübecker Turnern begrüßt. Die Anſprache des Turnwarts Ewers beantwortete der Fürſt mit einer kurzen Rede, in welcher er, anknüpfend an elne elgenen Jugenderlebniſſe, die Bedeutung der körperlichen Uebungen für die Entwickelung der germaniſchen Völker hervorhob. Er ſchloß mit einem Hoch auf die deutſche Turnerſchaft als die Trägerin des na⸗ tionalen Gedankens und fügte hinzu: „Wir gehen Zeiten entgegen, in welchen jeder Betrag in diefer Richtung dankbar begrüßt werden muß.“ Jubeln Zuruf und der Geſang des Liedes „Deutſchland Deutſchland über Alles“ begleiteten den Fürsten, als er rüſtig und hoch aufgerichtet von dannen ſchritt. — Gießen, 13. Mal. Hier verſuchten 2 Studenten einen Zug der oberheſſiſchen Eiſ ndahnen dadurch zum Entgleiſen zu bringen, daß ſie eigen Baumpfahl auf die Schienen warfen. Der Zug fuhr über das Hinternis hinweg. Die bald ermitlelten Thäter wurden verhaftet; der Eine machte im Ge⸗ fängnis einen Selbſtmordverſuch, indem er fich ait einer Glasſcheibe die Pulsadern durchschnitt. er wurde in die Klinik gebracht, wo er unter ſtrenget Beobachtung ſteht. — Trier, 16. Maf. In Nerdlen, find 14 Mohnhäuſer, Oekonomiegebäude und ferner die katholiſche Kirche abgebrannt. — Metz. 14. Mai. Heute Nicht fand in der engen nur von ärmeren Leuten bewohnten Paradſes⸗ ſtraße ein entſetzliches Brandunglück ſtatt, bel dem 4 Perſonen das Leben verloren. Das Feuer eniſtand im Erdgeſchoß und verzehrte bald die hölzernen Treppen, ſo daß die in den oberen drei Stockwerken Wohnenden nur von außen gerettet werden konnten, Ein Mann und eine Frau verbrannten im Belle eine Mutter warf ihre 1 1jährige Tochter drel Sog hoch aus dem Fenſter und ſprang ſelbſt nach, Die Tochter erlitt nur einen Armbruch, die Mutter da⸗ gegen war ſofort kot, da ſie mit dem Kopfe a das Steinpflaſter ſchlug. Eine andere 13fährige Tochter derſelben Familie — der Vater war alg Hauficer abweſend — wollte den Sturz nicht wagen und iſt ebenfalls verbrannt. Die beiden abgebrannten Häufer waren von etwa 30 Perſonen bewohnt, von denen noch mehrere fehlen ſollen, da man nicht weiß, ob ſte zu Hauſe waren oder nicht. — London, 15. Mai. Nach einer Meldung des Bureau Reuter erfolgte in Swanſeg bel Lund (Briefſtolkanal) ein Zuſammenſtoß⸗zwiſchen den Dam⸗ pfern Cuy of Hamburg und Conteß Ebelin of Bl bao. Letzterer iſt geſunken und acht Reſſende fol ſechzehn Mann der Beſatzung find ertrunken. „Ja, ich bin anders, ganz anders! antwortete ſie bitter. „Und gerade Das macht mir Kummer.“ „Cora, warum thun Sie mir mit ſolchen Wor⸗ ten weh?“ ſagte Faro und verſuchte in ihre abge⸗ wendeten Augen zu ſehen, die ſich mit Thränen füllten. Genügt es Ihnen nicht, daß ich Sie als meinen Pflegligg. .. mein Mündel wenn Sie wollen .. . anſehe? Was wollen Sie noch mehr?“ „Ich bin Ihnen ja auch dankbar daftär. Nur, bitte, lafſen Sie mich in Ruhe und Frieden!“ ent⸗ gegnete ſie ungedultig. Es iſt unrecht ſehr unrecht, ich weiß es wohl,“ fuhr ſie in ſanfterem Tone fort, der ihrer Schönbeit noch mehr Reiz verlieh, „doch ich bin beklagenswerth eigenfinnig und unlenkſam, wenn es mich bisweilen überkommt, welch ſeltſamts Schickſal in meinem Leben liegt, als namenloſer Findling bei fremden Leuten zu fein.“ 5 „Waren Sie auch ſo gegen Rupert?“ fragte er leiſe. a Sie wich erzürnt zurück. „Sptechen Sie nicht von ihm, wenn Sie mich nicht raſend machen wollen,“ ſagte fie. „Sie haben es mir verſprochen,, „Aber ich will ja nur ſeine Stelle einnehmen. Sie ſollen ſich unter meiner Obhut ſo ſicher fühl en wie bei ihm,“ betheuerte Lord Faro. 5 Sie ſchüttelte den Kopf. »ein! Nein! Das iſt unmöglich! Er liebte mich. . . der arme Rupert!“ 57. lieben Sie“ t ſtockte und ein blaſſes Geſicht bedeckte mit einer dunklen Röͤthe. 6 1 1 Doch raſch faßte er fich leiſem, ſchmerzlichen Ton: Cora!“ wieder und ſagte in „Und auch ich liebe Sie, Während er dieſe Worte langſam ſprach beo⸗ bachtete er ihr Geficht, um zu ſehen, welche Wir⸗ kung ſeine Worte auf ſie ausüben. Aber nur ungeduld und Spott zeigten ſich auf ihrem Geſicht, als ob eine Liebe, wſe ſie ſich die⸗ ſelbe von ihm ihr gegenüber vorſtellen konnte ihr nur eine Qual wäre. „Es iſt ſehr freundlich von Ihnen, ſo zu ſpre⸗ chen, aber ihre Worte werden ja nur von Güte und Mitleid dictirt,“ ſagte fi-. „Wenn ich ihre Tochter wäre, würde es anders ſein, aber ſo ...“ Und ſie entzog ihm mit ungeſtümer Bewegung ihre Hand, die er in die ſeine genommen hatte. „O, ich ſehe,“ rief er ärgerlich aus, „daß Sie die Liebe verſchmähen, die Ihnen durch Thaten be⸗ wieſen wurde! Sie laſſen ſich von der Jugend blen⸗ den und bethören. Und Sie werden unter Ihrer eidlen Thorheit leiden,“ fuhr er mit ſpöͤttiſchem Lachen fort, „und ich vielleicht für die meine.“ Sie ſah mit einer gewiſſen ſchmerzlichen Be⸗ fillitzung auf. In ihren Zügen war aber nichts von Verwirrung oder Reue zu entdecken. „Ich will wieder fortgehen,“ ſagte ſie einfach, „wenn Sie Ihre Großmuth bereuen. Ich will Sie von der Laſt der armen Cora befreien, die wie es ſcheint, nur dazu geboren iſt, Allen, die ſich ihrer annehmen, Schmerz und Not zu bereiten.“ Cora konnte ſich den Kampf in Lord Faro's feinen Zügen, das krampfhafte Zuſammenpreſſen ſeiner verſchlungenen Finger nicht erklären. Sie glaubte nur, er erwäge ihren Vorſchlag und ſchwanke zwiſchen Pflicht und Neigung. »Es wird wohl das beſte ſein!“ dränkte fte weiter. „Ich ſehe, daß Sie in peinlicher Verlegen⸗ heit find. Laſſen Sie mich wieder fort, lleber Freund!“ Der Ton, in welchem ſie die letzten Wore ſprach, entfeſſelte den ganzen Strom ſeiner Liebe. „Nimmermehr!“ rief er erregt. „Nimmermehr — ich kann mich nicht von Ihnen trennen! Corg, Sie lag U find die einzige Freude meines Daſein?s der 11 Sonnenſchein meines kalten, traurigen Haues! 8 Wenn Sie meinen, mir nur di: geringste Dan, barkeit ſchuldig zu ſein, ſo bleiben Sie bei ung! Sie können, Sie dürfen mich nicht verlaſſen! füße er mit einem Anflug von Heftigkeit fort, der daß Mädchen erſchreckte. „Wie Sie wollen,“ entgegnete Sie unterwärffg. „So lange ich Ihnen Gutes damit erweſſen kann, habe ich verſprochen, Ihren Schutz und Ihre Oe anzunehen. Ich will mein Wort haben.“ f . „Das iſt recht,“ ſprach er. „Ich könnte es 2 nicht vergeben, wenn ich eine Pflicht verſäumte, die ich einmal übernommen habe. „Sie find ſe log an mich und ich an Sie gebunden, bis Sie fich unter einen andern Schutz ſtellen werden. Und nun laſſen Sie mich nichts weiter darüber hören, daß Sie fort wollten, es erregt und verdrießt mich. Und ohne ein weiteres Wort oder guch mur einen Blick wandte er ſich zu Gehen und ließ Col mit dem Gefühl hoffnungsloſen Verdachtes und in großer Beſtintzung zurück, da ſie keine Aufklätung für das ſeltſame Geheimniß von Lord Fare eigenthümlicher, aber unverkennbarer Aufregung fin den konnte. (Fortſetzung folgt.)