blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. Allgemeiner Anzeiger leben Dienstag unb Freitag Abend. Preis vierteljährlich Mark 1.—, mit luſtriertem Unterhaltungs⸗ Dir die Redaktion derantwortlich: Narl Molitor, Ladenburg. cger 10 Pfg., Nr. 35. Mittwoch den 3. Mai für Ladenburg und Amgegend. Anzeigen: die 1⸗ſpaltige Corpus⸗Zelle oder deren N Druck und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg aum Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Corpuszeile. Reclamen 20 Pfg. 1893 1 in Chicago. Am geſtrigen Montag, als dem 1. Mai hat ſt hit z in Chicago, der ſo mächtig, ja unvergleichlich em⸗ ent porgeblübten Städtekönigin des amerikaniſchen Weſtens 9 die Eröffnung des jüngſten Weltausſtellungsunter⸗ 5. nehmens ſtattgefunden. In Hinblick auf die berſchie⸗ — denen unangenehmen Zwiſchenfalle, von denen die b örtlichen Vorbereitungen zur Chicagoer Ausſtellung betroffen worden find, erſcheint es allerdings fraglich, ob ſich dieſelde an dem offiziellen Eröffnungstage wirklich als in allen Teilen v llendet präſentiren allgemeinen Culturintereſſen zwiſchen den Völkern handelt, ſo dürfte das Wort, wonach ſich die Welt⸗ ausſtellungen überlebt haben ſollen, ſchwerlich noch aufrecht erhalten werden können. Dies wenigſtens ganz gewiß nicht in Bezug auf die Weltausſtellung in Chicago. Gerade ſte iſt aus allen Weltteilen außerordentlich reich beſchickt, da auf ihr faſt alle Länder Amerikas und Europas, weiter die auſtraliſchen Colonien, die en wickelteren Staaten Aſiens, wie China, Japan, Korea Perfien, Siam, das indo⸗britiſche Reich u. ſ. w., von af i⸗ kaniſchen Ländern, ſoweit bekannt, Egypten, Algerien Teipolis, das Capland, der Kongoſtaat und Mada⸗ gaskar vertreten find und zwar keilweiſe durch ſehr reichhaltige Sammlungen des verſchiedenſten Charak⸗ ters. Da iſt es denn für uns Deutſche doppelt er⸗ freulich, zu ſehen, daß das deutſche Reich in Chi⸗ cago durchaus würdig vertreten iſt und dies kann nur mit Genugthuung begrüßt werden. Hat doch gerade die deutſche Induſtrie auf amerikaniſchem Boden gewiſſermaßen eine Scharte auszuwetzen, denn noch iſt das abfällige Urteil, welches Profeſſor Reuleaux anläßlich der Weltausſtellung in Philadel⸗ phia vom Jahre 1876 über die Leiſtungen der deutſchen Induſtrie fällt: „Billig, aber ſchlecht!“ nicht vergeſſen. Nun ſeit jener Zeit hat die deutſche Induſtrie auf allen Gebieten mit Ernſt und Fleiß wacker gearbeite und trotz der vielfachen Ungunſt der wirtſchaftlichen Verhältniſſe immer ſteigende Aner⸗ kennung auch im Auslande gefunden, ſo daß ſie j'zt geſtroſt in den an den G' ſtaden des Michi⸗ ganſees anhebenden friedlichen Völkerwettſtreites ein⸗ treten kann. Alle über die Beteiligung Deutſchlands an der Chicagoer Ausßellung bislang vorliegenden Berichte bekunden, daß es daſelbſt einen hervorra⸗ genden Platz einnimmt und ſpeziell ſteht ſchon jetzt — — in Seene geſetzt orden. treter in Chicago zuſammen, um gleichſam daſelbſt feſt, daß die Gruppe der ſächfiſchen Texki induſtri eine der gelungenſten und beſten der geſamten Aus ſtellung iſt. Wir Deutſche dürfen uns daher de frohen Zuverficht hingeben, daß unſere Induſtri mit Ehren in dem großen internationalen Conkur renzſtreite von Chicago beſtehen und daß es ihr darum borausfichtlich beſchieden ſein wird, durch die zu erwartenden Ausſtellungserfolge ihren Absatzmarkt namentlich auf amerilaniſchem Boden ſelbſt nicht nur zu be eſtigen, ſondern auch noch beträchtlich zu erweitern. Die Weltausſtellung in der Millionenſtadt des amerkaniſchens Weſtens knüpft gleich der ihr vor⸗ angegangenen Weltauſtellung von Paris im Jahre 1889 äußerlich an ein hervorragendes Ereigniß an. In der franzöſiſchen Hauptſtadt beging man durch die Veranſtaltung der Ausſtellung die Centennarfeier der erſten franzöſiſchen Revolution, die Wü ltausſtell⸗ ung in Ch cago indeß geht von einem noch weit bedeutſameren weltgeſchichtlichen Ereigniſſe aus, d nn das Unternehmen iſt bekanntlich anläßlich der vier⸗ hundertjährigen Jubelfeier der Entdeckung Amerikas So finden ſich denn die Culturnationen des Erdballes jetzt durch ihr⸗ Ver⸗ Ne e ee die Nachfeier des Erinnerungsfeſtes jener unver⸗ gleichlichen Großthat eines Chriſtopb Columbus durch ein friedliches Ringen auf den hervorragendſten Ge⸗ bieten des öffentlichen Lebens zu begeben. Hoffent⸗ lich wird darum auch die Chicagoer Weltausſtellung das ihrige dazu beitragen, die Nationen geiſtig einander immer näher zu bringen und ein neues Band wechſelſeitiger Sympathien um ſie zu ſchlingen Verſchiedenes. — Mannheim, 29. April. Geſtern fand Nannhen wird. Aber ſelbſt eine hie und da undollkommene , Ziußerliche Seſcheinung des gewaltigen Unternehmens eſit an dem genannten Termine würde an ſeiner Be⸗ deutung als der des neueſten friedlichen Wettſtreites 5 0 der Culturvölker beider Hemiſphären nicht das Min⸗ 1 deſte ändern. Mon mag zugeben, daß vielleicht für hn, eine ganze Anzahl von Induſtrien und gewerblichen um Zweigen die Beteiligung an derartigen internationalen ul Concurenzſchauſpielen nach wie vor unzweckmäßig ist, us ae namentlich in Erwägung des faſt allgemeinen wirt⸗ 8• ſchaftlichen Niederganges in Europa während des . lezten Jahrzehntes. Anderſeits jedoch ſteht wiederum darchit! feſt, daß zahlreiche induſtrielle Branchen gerade durch Ofpnlt die Weltausſtellungen den Impuls zu einer kräftigen n Weiterentwickelung empfangen haben und daß jene Haun infolge der Beſchickung der letzteren vielfach ein we⸗ — ſentlich erweitertes Abſatzgebiet errangen. Wenn man dann noch bedenkt, daß ſolche internationale einm Veranſtaltungen über den Rahmen des rein indu⸗ aft a, ſtriellen und volkswirtſchaftlichen Intereſſes der be⸗ öfter, teiligten Nationen entſchieden hinausgreifen, daß es 1 ſich hierbei ſchließlich auch um die Förderung von . ein . gefühl. 2 , Die Tochter des Meeres. ohn 1 70 1 Roman von A. Nicola. 5 lit bm ,, noh, 5 III 1 9 25 „Cora, mein liebs Kind! Faſſen Sie ſich!“ dne ſagte Lord Faro während der ſtürmiſchen Ueberfahrt 1 9 von Bremen nach London iu dem oft leiſe weinen⸗ . K. den Mädchen. „Wir nähern uns jetzt raſch Ihrer zu ⸗ — 85 künftigen Heimath. Sie find begabt. Werden Sie 7 ſich ſelbſt gerecht in Ihrer neuen Stellung, und für 10 das Uebrige ſorgen.“ 10 N Dann nahm Faro die ſchlanke, ſchöne geformte 20 „Hand Cora's in die ſeine und drückte ſie mit der 30 % fteundlichen Zurtlichkeit eines väterlichen Freundes. Mate Cora richtete den Kopf auf, den fle in ihrer front Angſt und ihrem Kummer hatte in die Hände finken nin loſſen, und ein lebhaftes Feuer, wie Faro es ſchon — geſehen hatte, als er ihren Muth und ihren Stolz aufzuſtacheln verſuchte, leuchtete in ihren Augen auf. affe „Ich bin töricht, ſchwach,“ ſprach ſie mit cm, einer ungeduldigen Bewegung, „aber es iſt mir Alles ö 90 ſo ſeltſam. Auch meine ſprache wird Ihrer Tochter 1 9 0 unangenehm ſein, den ich Spreche nur gut deutſch und herzlich ſchlecht Engliſch. Außerdem iſt Ihre orf, Tochter eine feine Dame, ich ein unbekannter Find⸗ Abu ling. Sie befitzt viele Kenntniſſe, und ich bin un⸗ wiſſend. Was kann es da Gemeinſames zwiſchen uns geben? .. Doch ich will nicht verzagen. Ich will thun, was in meinen Kräften ſteht, Aber wenn ich nicht dem Erwarteten entſpreche, werden Sie ſich rgern und bereuen, daß Sie Mitleid mir mit ge⸗ habt haben.“ „Ich kann wenigſtens berſprechen, daß ich Ihnen keine Vorwürfe machen werde, Cora, wie auch das Experiment ausfalle, das ich jetzt ve ſuchen will,“ ſagte er mit einem leiſen Anflug von Ernſt. „Es war mein Plan, und ich kann ſie nicht tadeln, daß Sie meinem Zureden nachgegeben haben. Aber nicht war, meine Cora, Sie werden Alles thun, was in Ihrer Macht ſteht, um glücklich zu ſein. „Sagen Sie,“ hub Cora, ohne auf ſeine Frage einzugehen nach einer kleinen Weile wieder an, „ſoll ich Ihrer Tochter Dienerin ſein?“ „Durchaus nicht! erwiederte er, und die An⸗ muth ſtieg ihm bis an die Stirn. „Sie ſollen Theil an Netta's Unterichtsſtunden ſowie an ihren V'irgnügungen und Erholungen nehmen. Und wenn Netta in die Welt eintritt, werden wir einen an⸗ dern Plan für Ihre Zukunft finden. Es bedarf Ihrerſeits vielleicht Muth und Geduld, Cora, aber um meinetwillen werden Sie Ihre edle Natur zeigen, nicht wahr?“ „Ja“, ſagte ſie entſchloſſen. „Sie find jetzt mein einziger Freund. Ich werde Sie befriedigen, wenn ich kann: gelingt es mir nicht, ſo kommt es wenig darauf an, was aus mir wird. Kein Menſch würde die arme Cora bermiſſen oder betrauern.“ Er erwiderte nichts und die Reiſe wurde weiter fortgeſetzt. Endlich kam der von Cora ſo gefürchtete Au⸗ genblick. Der Poſtwagen, welcher den Lord nebſt ſeinem Schützling nach deſſen Landfitze gebracht hatte, hielt vor einer hohen breiten Trppenflucht, die nach einer großen Texrraſſe führte. Der Diener öffnete den Wagenſchlag und nahm das Gepäck in Empfang. Lord Faro reichte ſeiner jungen Gefährtin die Hand, faſt ohne einen Blick nach den gegenüberlie⸗ genden Fenſtern zu werfen. Und doch glaubte er in dem Bibliotekzimmer ein ihm wohl bekanntes Geficht zu bemerken. Und er wandte ſich dem anmuthigen Mädchen an ſeiner Seite zu, um aus ihrem Liebreiz Muth zu ſchöpfen, während er ſie raſch dem Eingange zuführte. Sie mußte alle Herzen für ſich gewinnen, ſo ſehr dieſelben fich gegen dieſe hilflofe Unbekante ver⸗ ſchließen mochten. Langſam aber ſichern Schrittes ging er an ſeiner Dienerſchaft vorbei, und es entging ihm nicht, wle dieſelbe mit forſchendem, fragendem Blick die Fremde betrachtete, die anmuthig und ruhig neben ihm ging.“ Und in wenigen Augenblicken war die gefürchtete