70 blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. Fin die Redaktion berantwortlich: Karl Molitor, Nr. 34 Volitiſches. ö — Berlin, 26. April. Die glanzvollen Feſt⸗ tage in Rom baben mit der großen Truppenparade vom Montag Bo mittag offenbar ihren Höbepunkt berzeichnen gehabt, denn gerade dieſes imposante miltläriſche Scha uſpiel gab der Bevölkerung Rom's erneut Gelegenheit, in ganz beſonderem Maße ihren Sympathien für die vornehmſten Gäſte des italieni⸗ chen Königspaares, für Kaiſer Wilhelm und Kaiſerin rade frenetiſcher Begeiſterung begrüßte die hundert⸗ tauſendköpfige Zuſchauermenge das Kaiſerpaar und deren Erſcheinen auf dem Paradefelde, die Nücklehr aber der allerhöchſten Herrſchaften geſtalt⸗te ſich flür ſie zu einem wahren Triumpfzuge, denn unun⸗ terbrochen wurden dem Kaiſerpaare und dem Koͤnigs⸗ paare die ſtürmiſchſten Ovationen ſeitens der freudig regten Volksmenge dargebracht. — Am Montag Nachmittag hatten die kalſerlichen Majeſtäten einen Ausflug nach dem berühmten Tivoli bei Rom un⸗ rnommen, am Dienſtag ſtattete der Kaiſer Vor⸗ mittags dem Fütſten und der Fürſtin Torlonia in Villa Albain einen Beſuch ab, während die Kaiſerin zur ſelben Zeit die Ausgrabungen auf dem Palatin befichtigte. Mittags frühſtückte das kaiſerliche Paar in der deutſchen Botſchaft, beſuchte aber ſpäter die capitoliniſchen Muſeen und wohnte dann dem Feſt⸗ turnjer in Villa Borgheſe bei. Daſſelbe ſtellte Scenen aus der Geſchichte des Hauſes Savoyen dar und nahm einen glänzenden Verlauf; in den einzelnen Gruppen wirkten die Prinzen des Königs⸗ bauſes mit. Am Mittwoch unternahmen die deuifchen Majeſtäten einen Ausflug nach Albano, Genzang und Frascati. Allgemeiner Anzeiger Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. Preis viecteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungs⸗ uguſte Victoria und zugleich auch für Deutſchland den denkbar wärmſten Ausdruck zu verleihen mit ge⸗ die daſelbe begleitenden italieniſchen Majeſtäten bei gadenburg. 0 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Druck und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg. Corpuszeile. Reclamen 20 Pfg. Samstag den 29. Rpril — Kaiſer Wilhelm hat dem Cardinal⸗Staats⸗ ſekretär Rampolla den Schwarzen Adler⸗Orden ver⸗ liehen. Dieſe hohe Auszeichnung des verantwortlichen Leiters der vatſcaniſchen Politik deutet darauf bin, daß dem Monarchen bei ſeiner vertraulichen Unter⸗ redung mit dem Papſte ſehr befriedigende Eindrücke geworden find. — Der Reichstag muß einen abermaligen „Ahlwardt⸗Tag“ in ſeine Annalen verzeichnen — leider! Am Montag berieth das Haus den dring⸗ lichen Antrag des Abg. Ahlwardt auf Einſetzung einer beſonderen Comm ſſion behufs Prüfung der dem Reichstage von Ahlwardt übergebenen „Akten.“ Ablwardt „begründete“ den Anttag in der dem Vertreter für Arnwalde⸗Friedberg eigenen confuſen Weiſe und brachte er hierbei eigentlich nur die ſatt⸗ ſam bekannten Anklagen gegen die rumäniſche Eiſen⸗ bahngef Uſchaft und die Berliner Diskonto⸗Geſellſchaft ſowie gegen die Herren Dr. Miquel, Dr. v. Ben⸗ nigſen u. ſ. w. wiederum vor. Nunmehr erhob ſich Finanzminiſter Dr. Miquel zu einer Gegenrede, in welcher das ganze Gebahren Ahlwardt's in der ſchwebenden Aktenaffaire als verlogen und verläum⸗ deriſch in ſchärfſter und eindrucksvollſter Weiſe kenn⸗ zeichnete und in der er ſchlagend die Behauptungen Ablwardts in Sachen der Diskonto⸗ Ge ſellſchaft wi⸗ derlegte. Der Reichsſchatzſekretär v. Maltzan erklärte hierauf kurz und bündig, daß der Invalidenfonds nur Hannover⸗Altenbekener Prioritäten gehabt und nichts daran verloren gehabt, alsdann ließ Miniſter Dr. Miquel noch einige weitere Bemerkungen ſar⸗ kaſtiſcher Natur gegen Ahlwardt folgen. Nun erhob ſich Abg. v. Bennigſen, um entſchieden zu erklären, er habe von ſeiner Stellung im Aufſichtsrate der Hannover⸗Altenbekener Bahn nicht den mindeſten Votteil gehabt. Nachdem hierauf die ſreifinnigen 1893 Abgeordneten Richter, Rickert und Dr. Har witz ihr Verachtung des Treibens Ahlwardt's auch in dem vorliegenden Falle Ausdruck verliehen hatten, nahm Ahlwardt nochmals das Wort, um noch allerhand Zeug vorzubringen, u. A. ſt⸗lte er die freche Be⸗ hauptung auf, die Hannover⸗Altenkenner Bahn habe eigens eine Meile Umweg machen müſſen, um nur das Gut Bennigſen's berühren zu können. Dies rief im Hauſe einen wahren Entrüſtunasſturm gegen Ablwardt hervor, dem die Rufe: „Lump. Schuft, hinaus!“ entgegengeſchleudert wurden. A s der wei⸗ teren Diskuſſion verdient die V'rſicherung des Prä⸗ fidenten v. Levetzow, er werde künftig mit Ahlwardt nur in Gegenwart von Zeugen verhandeln, hervor⸗ gehoben werden. Der erwähnte Antrag wurde faſt einſtimmig angenommen. Rom, 27 April. Die deulſchen und italieniſchen Maj fſäten traten heute Vormittag um 9 Uhr 20 Minuten, von der zahlreichen Bevölkerung be⸗ geiſtert begrüßt, die Reiſe nach Neapel an. Verſchiedenes. — Ladenburg, 27. April. Am Freitag den 26. Mai l. J. Vormittags 8 Uhr findet hier eine Prämiirung von Zuchtvieb ftatt. — Aus Baden, 26. April. Eine Feuers⸗ brunſt zerſtörte faſt den ganzen Ort Klengen im Amtsbezirte Villingen. Hilfe war von Vl lingen und Donaueſchingen, ſowſe den umliegen Orten berbei⸗ geeilt. Trotz energiſcher Löſcharbeit griff des Feuer faſt unaufhaltſam weiter. — In den Waldungen bei Mörſch bei Ettlingen wütete heute nachmittag ein großer Waldbrand. — Villingen, 26. April. Seit Jahrzehnten hat kein ſolches Brandunglück die Bewohner unſerer Umgegend ſo erſchüttert, wie der Heutige Brand in gtoßn 2 0 5 f 5 5 N l Vielleicht war es aber ſo doch das Beſte. murmelte ſie, „und ſt⸗he mir, ſeinem geliebten Find⸗ 1 a Die Tochter des Meeres. Vielleicht machte die beleidigte Liebe, der angeborene ling, in der bitteren Scheideſtunde bei!“ 5 5 . Roman von A. Nicola. S olz für den Augenb ick den tiefen Schmerz des Arme Coral Sie ahnte in ihrer kindlichen Un⸗ bah 3 Abſchieds verſtummen, und das Mädchen bewegte ſich ſchuld ncht, wie Zeit und Trennung die heiße ſe 5 . „ wie in einem ſchreckichen Traum, als ſie endlich Liebe frübeſter Jugend ändern und ſchwächen, noch 2 — Würde er darüber mehr böſe ſein als daß zur Befinnung und zum Bewußtſein ihrer momen⸗ wie die Verſuchungen und Püfungen der großen 4 er die Trägerin der Kleider nicht mehr findet?“ tanen Lage kam. Welt die Erinnerungen der Kindheit ſchnell in Ver⸗ Kis, fragte Faro mit leichtem Spott. „Doch Sie müßen ⸗Einen Augenblick,“ ſagte ſie, als Faro nach geſſenbeit geraten loſſen! i am beſſen wiſſen, welchen Werth er auf Beide legt. der Thüre wies. „Ich bin ſogleich wieder da!“ Sie hatte den letzten großen Schmerz ertragen 5. Vielleicht bin ich bei meinem nächſten Beſuch in Sie eilte die Treppe hinauf nach dem Zimmer, und hatte Ruperts Mutter, die bisher Mutterſtelle 5 Bremen ſo glücklich, dieſen irrenden Ritter zu treffen in welchem Adele ſaß. bei ihr vertreten, Leb⸗wohl geſagt. 5 4 88 und ſeine Beute zu kaufen.. Noch eines! Wie Dort warf ſie ſich dem erſtaunten Mädchen an Stark und furchtlos ertrug fie die Liebkoſ⸗ ſoll ich mein neues Mündel nennen? ſetzte er mit die Bruſt und küßte ſie leidenſchaftlich. ungen der ihren Entſchluß faſt ſchon bereuenden fragendem Blick hinzu. 1 „Adele, lebe wohl!“ ſagte ſie ſchluchzend. „Ich Dame mehr, als daß fie dieſelben erwiderte und f „Mein Sohn nannte ſie Cora vom Meere, gehe fort. Sage Rupert, daß er mich nicht haſſen verließ das Haus, das ihr bisher Schutz gewährt E weil ſie bei Santa Cruz im Meere gefunden wurde,“ möge, und ſei gut zu ihm. Mache ihn glücklich. hatte, mit einem kalten Schauder. für b, erwiederte die alte Dame kühl. „Und im Uebrigen Verſprich mir Das, Adele, und ich kann Alles Zum Glück für ſie konnte Lord Faro ihre können Sſe verfichert ſein, daß mein Rupert kein Alles ertragen!“ ae e 165 15 ſie durch 1 ten Goldjäger iſt. Im Gegenteil! Er iſt ſtets eher „zu beläſtigen, führte er ſie ſchweigend nach oem . bereit zu geben als zu nehmen, Das werden ſie en e e ee Hotel und von dort auf das Schiff. d 1 an ſich ſelbſt erfahren, wenn Sie ihn zu weittreiben,“ e i 1 0 fügte ſie mit einer vorwurfsvollen Kopfbewe gung „Wirklich Cora? Du mußt von Sinnen ſein. 1555. Was ſoll das bedeuten ?“ ſprach ſie kalt. „Um's 1 i 1 b bobte 1 5 inzu. Amt 0 „Alſo die Tochter des Meeres iſt bereit mir 4 u folgen?“ fragte Faro, ohne weitere Antwort auf das ſoeben Geſagte. 110 Frau Falkner bejahte dieſe Frage und ſchwieg dann einige Augenblicke wie überwältigt von dem denbuß? Flötlichen Wechsel in des Mädchen Schichal. Himmels Willen laß dieſe Thorheiten beiſeite und mich in Frieden.“ Cora erhob ſich wieder — denn in ihrem Un⸗ geſtüm war ſi“ vor Adele auf ihre Kniee geſunken — und zog ſich langſam zurück. „Gott nehme ſich meines armen Rupert an,“ 185 r 1 N S 2 r Netta, meine Liebe, hier ft Briefe * Deinem Papa,“ ſagte die ſtattliche Lady Emily Faro, in das Schulzimmer ihrer Nichte tretend. „Was ſteht darin, Tante?“ fragte die Ange⸗ redete, die ſich gerade mit den letzten Seiten einer