geflügel verkauft und die Schwächlinge zur Weſter⸗ zucht behalten. Die Auswabl, der Umtauſch und die Haltung guter Zuchtbähn :] findet gor keine Beachtung, indem der Hahn als unnützer Freſſer betrachtet wird, in Folge deſſen ſich neben den ſchweren Folgen der Verwandſchaftszucht auch viele andere körperliche und wirthſchaftliche Erbfehler einſtellen. Die Jungzucht verkümmert bei ungenügender Fütterung und ſchlechter Pflege, die Hauptbruten werden zu ſpät ausgeführt, wodurch das noch un⸗ entwickelte Junggeflügel bei ungünſtiger Herbſt⸗ und Winterwitterung verkrüppelt. i Der fich erſte Weg zur Forderung der Geflügel- zucht behufs Eiergewinnung liegt zunächſt in der Verbeſſerung des Landhuhns durch beſſere, verſtändige Auswaßl der Zuchthahnen und Hühner, in der beſſeren Fütterung und Pflege der Junazucht, in der Frühzitigen Brut und in dem bäufigen Brutwechſel, indem man j⸗weils noch 2—3 Jahren einen friſchen Hahn aus einer andern gu en Zucht beigeſellt. 5 Außerdem empfiehlt es ſich, das Italiener Huhn aus guter, reiner Zucht und in ausgewählten Zucht⸗ ſtämmen einzuführen, ſorgfältig fortzuzüchten mit dem Landhubn zu kreuzen. 0 II. Schattenſeiten. Der Verfaſſer erhält von Geflügelzüch In- und Auslandes ſeit 20 Jahren faſt täglich An⸗ fragen aus allen Gebieten der Geflügelzucht zur mündlichen und ſchriftlichen Beantwortung. Vor der allgemeinen Verbreitung des Italiener Huhnes be⸗ ogen fich dieſe Fragen ſelten auf Ge flügelkrankheiten, o daß ſch ſetztere früher in der von mir heraus⸗ gegebenen Zeitung, in den von mir verfaßten Schrif⸗ en und in meinen Vorträgen über G flügelzucht kurz gelkronkbeit zur Sprache, und dies auch nicht einmal ine Krankbeit, ſondern nur die Erſcheinung einer olchen: „der Pips“. Bald aber nach der allgemeinen Einführung es Italiener Huhnes, insbeſondere ſeit der zahlrei⸗ en Verbreilung deſſelben durch umh'rziehende Händler mehrten ſich die Mittb⸗Aungen über roſches — — — — — ie Wiſſenſchaft Klar heit, in die Sache und ſtellte eſt, daß durch das eingeführte Italiener Geflügel die ſeitber in Deutſchland noch unbekannten anſtek⸗ kenden Ge flügelkrankbeiten oder Seuchen: Diphtheritis und Hühnercholera, eingeſchlept und weiter verbreitet —üä—ä4 z — ebandeln konnte. Es kam damals nur eine Geflü⸗ nd zahlreiches Abſterben des G flügels. Nicht ſelten urde in der erſten Zeit ein V'rgiften der Thiere urch böſe Nachbarn vermuthet. Bald aber brachte wurden. Die Erfahrung hat weſter gezeigt, daß dieſe Seuchen nahezu als unheilbar zu betrachten ſind. Ganz gefährliche Verbreiter dieſer Seuchen find die von den Haufirern wochenlang in engen, un⸗ reinen und verpeſteten Käfig n, bei ſchlechter Füt⸗ terung und Pflege herumgeführten Hühner; indem nicht nur dieſes neueingeführte G flügel ſelbſt, ſon⸗ dern, durch dieſes angeſteckt, auch das heimiſche Ge⸗ flügel ein Opfer der ſchlimmen Seuche wird. Nicht ſelten wurde durch ein einzelnes neu zugekauftes Italiener Huhn alles übrige Geflügel eines Hofes, ja oſt ſchon kämmtliches Geflügel eines ganzen Dorfes dahingerafft. Dieſe ſchlimme Thatſache macht folgende Vor⸗ beugungsmaßregeln zur Notwendigkeit: Die Eiſenbabnwagen und Behälter, in welchen ausländiſches Geflügel eingeführt wird ſollten — wie dies für andern Viehtransport vorgeſchrieben iſt — gründlich gereinigt und entſecucht und der Ge⸗ ſundheitszuſtand des Handelsgeflügels, wie dies beim Handelsvieh geſchieht, tierärztlich kontrolirt werden Beim Ankauf von G flügel achte man ſorg⸗ fältig auf den Geſundheitszuſtand der Thiere. Auch bei einer in der Nachbarſchaft ausgebrochenen Seuche unterſache man Täglich ſeine Thiere, ob die Rachen⸗ und Naſenſchleimhaut die geſunde, roſenrothe Färbung habe. ob aus Schnabel, Naſe und Augen nſcht etwa ein Ausfluß beſteht, ob der Kot ſeine richtige Be⸗ ſchaffenheit habe, nicht zu hart oder zu dünnflüſſig oder gar reiswaſſeräbnlich oder blutig ſei. Ferner beobachte man das Allgemeinb finden der Thiere, die Freßluſt und den Zuſtand des Geſieders. Traurigkeit, Mattigkeit, verminderte Freßluſt, Glanzloſigkeit und Sträuben des Gefi ders deuten gewöhnlich darauf hin, daß die Thiere krank find. 8 Tage vom alten Beſtande getrennt, füttere nur gutes Weichfutter, bringe auf je 1 Ltr. des Trink⸗ waſſers 5—6 g Eiſeavitriol und beobachte in diſſen Umgebung die vorſtehend bezeichneten Maß⸗ regeln. 5 Iſt in einem Nachbarſtall eine Seuche ausge⸗ brochen, ſo dulde man keine Beſuche der G flügel⸗ wärter im Geflügelhofe. Das eigene G, flügel laſſe man dann nicht mehr frei umherſchweifen. ) ) Weiteres über die Geflügelſeuchen findet ſich in meiner Schrift: „Die Zucht und Pflege des landw. Nutzgeflügels,“ neue Auflage bei E. Ulmer in Stuttgart. — — — Neu zugekauftes Geflügel halte man mindeſtens 1 Die Geftüägelſeuche iſt ein fehr unlſebſomer 94 welchen die Italiener Hübner mit ſich bringen, und kann deshalb der ſtändigen Einfubr dieſez Huhnez troß ſeiner anerkannt guten Nutze igenſchoften daz Wort nicht geredet werden. Aber auch aus andern Gründen iſt der fortaeſetzte Ankauf der Italienei Leghühner nicht zu empfehlen, und zwar: 1. Das gewöhnliche Italiener Landhuhn wächſt in Italien meiſt ohne beſondere Zuchtwahl und ohne beſondere Fütterung und Pflege heran. Die beſſeren, ichöneren, raſſen⸗ und farbenreinen Hühner un Hähnen werden von ſachkundiger Hand ſchon in Italien ausgeleſen und an Olebhaberzüchter zu hoͤberem Preiſe verkauft. Die gewöhnlich ⸗ Handels. waare besteht deshalb aus dem Ausſchuß der 48g Zuchtgeflügel untaualich befundenen Tiere. 6 ſſt Geflügel ohne jegliche Garantie für Noſſen⸗ In Farbenreinbeit; es entſpricht nicht in Form a Größe und zeigt nicht ſelten die Merkmale plan⸗ und verſtändnisloſer Kreuzung berſch edener Roſſen. Wenn auch nicht beſtritten werden kann, daß ſich trotzdem unter der gewöhnlichen Händlerwagre recht fleiſige Eierleger befinden, ſo übertrifft die Mehrzahl in ihrer Legfäbigleit unſer gewöhne einheimiſch⸗s Landhubn nicht. Auch als Fleiſchhubn hat das Italſener Huhn keinen höheren Werth als das deutſche Londhuhn, indem es nur wenig, zäbes, mageres, trockenes aud unſchmackhaftes Fleiſch liefert und die dicke gelbe Haut deſſelben bei Tafelg flügel nicht beliebt ißt. Durch die moſſenhafte Einfubr des gewöbnlichen Jlalſener Hubnes wird ſomit die Einträglichkeit der Geſſage zucht nicht vermehrt, was doch in erſſer Rehe erſtreben iſt, weil ſich die Gu flägelhaltung bel den landläufigen durchſchnittlichen Ertrag überhaupt nich oder doch nur ſebr gering renkirt. Durch die Einfubr des g⸗ wöhnlichen Jlallene Landhußnes finkt die Leiſtungsfähigkeſt des Land geflüg ls immer mehr. Das gewöhnliche Niallene Huhn ſtammt aus ſchlechter, ſorgloſer Zucht, di Elternthiere d⸗ſſelben be fitzen nicht immer die eh eigenſchaft im böchſten Grade, oft waren deſelbe mit weniger auten Naſſen gekreuzt und ſo erhalſen die etwaigen Züchter nur geringwerthige Noch zu Auch jene Zächter der Landort⸗, welche recht gu Leghühner beſitz n und viel beſſer mit dieſen d weiter züchten würden, erhalten bei dem in Vond orten üblichen freien Lauf des G- flügels durch d eingeführten minderguten Italiener Hühner Kreuzun gen von geringem Werth. ich Dich als meinen Vetter nicht kränken wollte und ich ſelbſtverſtändſich auch nicht mit will,“ ſagte der Baron und biß ſich auf die Lippen. „Hier nimm meine Hand zum Zeichen der Ver⸗ öhnung.“ 5 „Dieſes Wort will ich Dir verzeihen. Harry.“ rwiderte Pa ernſt. „Voll und ganz nnen wir uns aber nur dann, wenn Du meiner eabfichtigten Verlobung mit Luiſe Riemann nicht en Charakter einer Mißheirat beimißt.“ i „Das kann ich nicht, Paul, denn es iſt gegen meine Überzeugung.“ „Nun, ſo ſind wir von heute ab geſchiedene Leute. Leben Sie wohl. Herr Baron. laſſe noch heute Ihr Schloß und die Stellung, die ich als Volontär bei Ihnen inne hatte.“ aul von Windeck auf ſein Pferd und ritt ſchnell von. „Er ift ein Tollkopf, ein Eiſenkopf!“ murmelte der Baron ſehr ärgerlich. „Ich weiß, ein einziges gutes Wort von mir, würd⸗ ihn wieder verſoͤhnen, denn er iſt ſonſt ein guter Menſch, Aber ich kann und mag ihm nicht nachlaufen, er iſt der Jüngere Warnungen dank⸗ und ſollte mir für wohlmeinende bar ſein. Freilich ſollte ich es nicht ganz mit ihm verderben, er iſt immer mein Verwandter und be⸗ ſitzt ein anſehnliches Vermögen, womit er mir belfen könnte, wenn es mit mir ſchlimm werden ſollte. Vielleicht rede ich noch einmal mit ihm, ehe er das Schloß verläßt. Jtzt muß ich leider erſt zurück in die Tannen, um mein Pferd zu holen. verſöhnen Ich ver⸗ 1 . Sehr raſch ſchwang ſich bei den letzten Worten koſtet mir drei tauſend Mark. Es wäre ein dummer Spaß, wenn das herrliche Thier auf eine ſolche Art i zu Schaden kommen würde.“ Mit dieſen Gedanken verſchwand Baron Windeck im Walde. * Der heutige Nachmittag war für die Baronin von Windeck voller Aufregung und Sorgen. Weder ihr Gatte, noch Vetter Paul trafen zur üblichen Zeit zum Diner im Schloſſe ein, und als nahezu eine Stunde verfloſſen war, ohne daß fich einer der Herren hätte ſehen laſſen, da wurde die nerven⸗ ſchwache Schloßfrru von einer großen Angſt ge⸗ packt, denn nur ein Unglück, dachte ſie, kann das ſacht haben. Die Baronin ließ den alten Adminiſtrator die Felder und Wälder abzuſuchen. Kopfſchüttelnd ging Riemann an dieſe ver⸗ drießliche Arbeit und murmelte dabei in den Bart: „Der Herr Baron könnte wieder einmal drüben bei dem falſchen Thümen ſein, aber daß Herr Paul auch nicht nach Hauſe gekommen ſſt, ſehr auffällig.“ Als Riemann mit den Knechten ungefähr fünf hundert Schritt vom Schloſſe fort war, ſah er auf einmal das reiterloſe Pferd des Barons ſchäumend und ſchnaubend über die Felder raſen. „Um des Himmels willen, das feuerige Pferd rennt ohne den Herrn herum. Da müſſen wir wirklich ein Unglück befürchten, denn der Herr Baron iſt ein zu guter Reiter, um ſich leicht aus das iſt doch 1 5 Wenn die 5 feuerige Vollblutſtute ſich nur nicht von dem Aſte . losgeriſſen hat und weggelaufen iſt. Das Pferd dem Sattel bringen zu laſſen,“ rief er den Rnechten zu. „Haltet aber auch das Pferd auf, es iſt ſchon Riemann rufen und befahl ihm, mit einigen Knechten tüchtig ermüdet und wird leicht zu bändigen feln, Mit boch erbobenem Kopfe ſtutzte jet de edle Thier vor einm der Knechte, der die Ain aufhielt und das Pferd heranzulocken fuchte. war wie im Schweiße gebadet und zitterte an ganzen Leibe, war alſo ſchon längere Zelt ahh ſeinen Reiter in den Feldern herumgeſprung n. de Knecht wagte einen kübnen Sprung nach den an Boden hängenden Zügeln des Pferd⸗s und e Augenblick ſpäter bielt er das ſchäumende Thier a ſeinen kräftigen Fäuſten. „Es ſcheint weiter keinen Schaden genochme zu haben,“ ſagte der auf ſeinem ſchweren Gall berbefgalopplrende Adminiſtrator und beſah die 5 unerklärliche Fernbleiben der beiden Männer verur⸗ des eingefangenen Pferdes. „Führen Sie es nog dem Wirwerk. Karl,“ gebot er dann dem Knechte „denn wir müſſen der gnädigen Frau vorläufig bez ſchweigen, daß wir das Pferd ohne den Dag Boron gefunden haben, fie könnte ſonſt vor Scheel krank werden.“ f „Dort auf dem Feldwege kommt ein Nele der wie Herr Paul ausfleht,“ meldete jetzt ein ah derer Knecht. f Riemann richtete ſein Fernglas auf den Weg und ſagte dann: „Seltſam, ſeltſam! Es iſt das Pferd dag Herrn Paul, aber der Reiter iſt ein anderer Man, Ich will ihm entgegenreiten, vielleicht erfahre ii etwas Näber⸗s von ihm über den Unglücksfall. J wartet einſtweileu hier.“ In wenigen Minuten hielt Riemann vor dem Reiter, welcher der Verwalter von Vorwerk war, (Fortſetzung folgt.) rest 8 15 7 nen re * r: A 2