Hatt Mk. 1.40 frei ins Haus. Nr. 27, Feſcheint jeden Dienztag und Freitag Abend. — vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungs⸗ bur die Redaktion derantwortlich: Karl 9 Ladenburg. Anzeigen: Dru und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg die 1⸗ſpaltige Corpus⸗Zelle oder deren Naum 5 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Corpuszeile. Reelamen 20 Pfg. . —— Das Italiener Huhn. Von Landwirtſchaftsinſpektor Römer in Ladenburg. I. Lichtſeiten. Vor etwa 20 Jahren wurde von einzelnen Ge⸗ flügelzüchtern das Italiener Huhn eingeführt, fort⸗ gezüchtet und von den Nutzg flügelzüchtern ob ſeiner hervorragenden Legfähigkeit ſehr liebgewonnen. Den Liebhabern von Hühnern mit auffallendem Aeußern aber wollte das Italiener Huhn mit ſeinem einfachen und beſcheidenen Ausſehen durchaus nicht gefallen. . Es fand deshalb auch bei Ausſtellungen und Prämi⸗ f irungen wenig oder gar keine Beachtung. N er Etwas mehr Gnade vor den Augen der Lieb⸗ haber und Preisrichter fand dagegen das faſt gleich ⸗ hacken zeitig aus Amerika und England zu hohem Preis inin eingeführte ſog. Leghorn Huhn. Bald aber wurde dul klargeſtellt, daß das in Amerika und England ſo bochgeſchätzte Leghorn Huhn eigentlich nichts anderes n 10 iſt, als ein gut gezüchtetes Italiener Huhn. Infolge deſſen kam auch letzteres bei Ausſtellungen und Prämiirungen ſowie dei den Liebhaberzüchtern zu Ehren. Insbeſondere fand aber dasſelbe bei den Nutzg⸗ flägelzlchtern durch ſeine großen wirtſchaft⸗ lichen Vorzüge als Cierleger immer freundlichere Aufnahme. Durch die ſtetig wachſende Nachfrage ſteigerte n bil ſich die direkte Einfuhr von Jahr zu Jahr. Der Verfaſſer gehört ſelbſt mit zu den erſten Züchtern welche vor 15 Jahren ſolche Hühner in ſchönen ausgewählten, rafſen⸗ und farbenreinen Exemplaren . zu mäßigen Preiſen direkt aus Italien in größerer Zahl bezogen und fortgezüchtet haben. kommene Aufnahme das gute und billige Italiener Huhn bei den Nutzgeflägelzüchtern fand, um ſo un⸗ liebſamer wurde die Einfuhr und Züchtung dieſes So will⸗ billigen Huhnes von den Züchtern und Händlern der wittſchaftlich weniger empfehlenswerten aber theuern Luxus⸗ und Moderaſſen vermerkt; denn die Zeit der unwirtſchaftlichen Preſſe von 10 — 20 M. für ein Stück Nutzg flügel von unbewährter Leiſt⸗ ungsfähigkeit mit oft noch ſehr vorgeſchrittenem Alter und ſehr bedenklichem Raſſenmiſchmaſch war vor⸗ über. Die lange Zeit ohne beſonderen Erfolg von den Liebhabern, Züchtern und Händlern der Mode⸗ raſſen verbreitete und von den angeblichen Förderern der Geflügelzucht unterſtützte Meinung, daß alles alte und veraltete, d. h. das außer Mode gekommene Geflügel, ſowie die nicht raſſereinen Tiere und die zufällig entſtandenen Kreuzungsproduckte von ſehr fraglichem Nutzungswert, alſo kurz geſagt: aller Ausſchuß der Luxusgeflügelböfe zur Hebung der Nußg'flügelzucht gut genug ſei und als ſog. ver⸗ beſſertes Landhuhn zu unverbältnismäßig hohen Preiſen ſeinen Abſatz auf den Bauernhöfen finden ſollte, wurde bald durch die Einführung des guten und billigen Italiener Huhnes gründlich beſeitigt. Kein Wunder, wenn von dieſer Seite über die böſe Konkurrenz Zeder und Mordio gerufen und das Italiener Huhn in Acht und Bann erklärt wurde. Aber auch hier hat ſich bewahrheitet: „das Gute bricht ſich ſelbſt Bahn.“ Während die ſchon ſeit 25 Jabren empfohlenen und mit vielen Mühen und Opfern von Vereinen und Behörden einge⸗ führten fremden Geflügelraſſen und deren Kreuzungen nur wenig oder keinen Eingang bei den Landwirten fanden, ſowie die eingeführten Tiere bald dem alten Landhuhn wieder den Platz räumen mußten, hat das Italiener Huhn in den entlegenſten Orten auf allen Bauernhöfen das Landhuhn verdrängt. Es kann nunmehr als feſtſtehend betrachtet werden, daß das Italiener Huhn unbeſtritten eine 5 7 888 Npril vorzügliche Eierlegerin iſt. Die Jungen vertragen unſer Klima gut, entwickeln und befidern ſich raſch und find in 5—6 Monaten zur Leg eife herange⸗ wachſen, ſo daß die in der Zeit vom März bis Ma erbrüt-ten Hühner ſchon im Oktober mit dem Legen beginnen und dieſes Geſchäft bei reichlicher und naturgemäß er Nahrung, bei guter Pflege und be einem vor großer Kälte geſchützten Stalle den ganzen Winter über fortſetzen. Früh erbrütete Hühner wechſeln ihr Federkleid auch in den folgenden Jahren ſchon im Auguſt bi Oktober, alſo noch in der beſſeren warmen Jahres zeit, weßhalb die Mauſer gut und raſch vorübergeh und dieſe Hühner wiederum im Spätjahr und Winter legen. Das gewöbnliche Landhuhn iſt ein an und fü ſich recht gutes Leghuhn, ſeine Eier find aut un wohlſchmeckend. Es iſt abgehärtet gegen die Unbilde der Witterung, bleibt leiſtungsfähig und geſund im rauhen Klima, iſt anſpruchslos bezüglich der Fütter⸗ ung und Pflege, auch find die Jungen leicht auf zuziehen. Durch ſorgloſe Zucht, Fütterung und Pflege, durch ungünſtiges Klima und insbeſondere durch ſchlechte, plan⸗ und verſtändnißloſe Kreuzung iſt dasſelbe jedoch in ſeiner Leiſtungsfähigkeit ſehr zu⸗ rückgegangen. Es liefert nur wenige und kleine Eier. Ein Ei des Landbunes wiegt nur 40 — 50 g, während die Eier beſſerer Leghübnerraſſen 60 — 70 g ſchwer find. Es wiegen ſomit 2 Eier beſſerer 25g. hühner ſo viel als 3 Landhühnereier. Der ſtete Rückgang in der Nutzleiſtung des Landhuhns liegt in folgendem: Der Landwirth oder vielmehr die Landwirthin wählt nicht von den beſten Hühnern die Eier zur Brut; die kräftigſten Jungen werden als Schlacht 5 „Das Letztere will ich nicht gerade bee und das Erſtere nicht gerade in Abrede stellen, ob⸗ wohl es nicht wie Beſcheidenheit ausſchaut, wenn ein ſo junges, unbedeutendes Mädchen ſeine Augen auf einen Herrn von Windeck wirft.“ „Daß iſt nicht wahr, ſie hat mir gegenüber at im Gegenteil durch ihr beſcheidenes, ſchlichtes, wahres weibliches Weſen Eindruck auf mich gemacht. Ich kann keine große, vornehme Dame zur Frau brauchen, und mag auch keine ſolche lieben, weil dergleichen Damen ſich für einen ſolchen fimpeln. lahmen Menſchen wie ich einer bin, überhaupt nicht intereſſiren, oder wenn ſie ohne Vermögen find, nur durch eine Ehe mit mir eine Verſorgung haben wollen, und dafür muß ich danken.“ „Paul, ich muß mich wirklich darüber wundern, wie Du in Deinem Alter zu ſolchen abgeſchloſſenen Urteilen oder vielmehr Vorurtheilen gegenüber unſeren Damen gekommen biſt,“ antwortete der Baron. „Gewiß gibt es in unſeten Kreiſen manche ſtolze Dame, aber dies beweiſt doch noch lange nicht, daß nicht die Kokette geſpielt,“ rief Paul unwillig, „ſtie e alle hochmüthig find, und noch viel weniger iſt es ein Beweis dafür, daß in adeligen Kreiſen keine paſſende Frau für Dich zu finden ſei!“ „Nun, ich habe keine gefunden, die auch nur Theilnahme für mich gezeigt hätte, wenn mich Deine Frau in Geſellſchaften führte.“ „Und deshalb biſt Du gleich ein abfälliger Kritiker und Peſſimiſt in Bezug auf die vornehme Damenwelt geworden. Paul, das iſt ſehr thöricht von Dir.“ „Von Deinem Standtpunkte magſt Du ja Recht haben, Harry und wenn ich einen anderen Charakter beſäße, wenn ich nicht durch ein koͤrper⸗ liches Leiden verhindert wäre, den feinen Kavalier in den Sa ons zu ſpielen, und wenn ich vor allen Dingen nicht große Sehnſucht nach einer eigenen ſtihen ländlichen Häuslichkeit hätte, ſo würde ich Dir vielleicht ſogar ſelbſt Recht geben. Bei mir liegen aber die Verhältniſſe anders als bei anderen Herren meines Standes und werde die Heirat machen, die mir gefällt.“ U doch „Du willſt alſo wirklich die Inſpektors heiraten, Paul?“ „Da wir einmal in unſeren Erörterungen ſo weit gekommen find, daß ausweichende Anworten ein unnützes Vorſteck piel ſein würden, ſo erkläre ich Dir, daß ich allerdings die feſt Abficht habe, mich mit Luiſe Riemann zu verheiraten.“ „Das iſt ja ganz unmöglich, Paul! Bedenke Deinen Stand. Deine Jugend, Deine Bildung, Tochter meines Dein Vermögen und Deine natürlichen Ansprüche auf eine ebenbürtige Frau. Du untergräbſt ja für Dich und Deine Nachkommen die ganze geſellſchaft⸗ liche Stellung und deren ſämmtliche Vorzüge, wenn Du dieſe thörichte Heirat mit dieſem weit unter Dir ſtehenden Mädchen machſt. Was beſitzt ſie weiter als ein hübſches friſches Geſicht und ein Bischen zußeren Schliff, während Rang, vornehme Abkunft und Vermögen ſo gut wie nicht bei Deiner Aus⸗ erwählten zu finden find. Lieber Paul, was kann Dir ein ſolches armes Ding für Dein ganzes Leben bieten?“ „Harty, beleidige mich in meinen ehrlichen und heiligen Gefühlen nicht!“ rief jetzt Paul in zorniger Aufwallung. „Es iſt mir unerträglich, daß Du in meiner Gegenwart das Mädchen. das ich nun ein⸗ mal liebe, herabſetzt und mein Verhältniß zu ihr mit Spott übergießt. Du haſt dazu gar kein Recht!“ „Kein Recht einem minderjährigen, unerfahre⸗ nen Vetter gegenüber, deſſen Glück mir am Herzen liegt,“ entgegnete der Baron ſcharf. „Wer ſoll Dir die Wahrheit ſagen, wenn ich es nicht thue. Ich bin ſtebenzehn Jahre älter als Du und Du biſt ein unreifer Knabe gegen mich.“ „Was ſagſt Du von mit?“ ſchrie jetzt Paul in hellem Zorne auf. „Ich ſei ein unreifer Knabe. Dieſe Beleidigung wirſt Du ſofort zurücknehmen oder ich muß Genugthuung verlangen.“ „Ich nehme die Bemerkung zurück, Paul, weil r ĩðV Pen I e 777 8 a *