klatt Mt. 1.40 frei ins Haus. in fru in Mik r. 25 urge Allgemeiner Anzeiger Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. Preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungs⸗ Fin die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Ladenburg. ſir Geben 10 Pfg., ochenblall Amzeiten: die l. ſpaltige Cerput-Zelle sder deren Raum Druck und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg. 3 e Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Corpuszeile. Reelamen 20 Pfg. e Mittwoch 1893 Abonnementseinladung. Mit dem 1. April beginnt das 2. Quartal dieſes Blattes und laden zu Beſtellungen hiermit freundlichſt ein Die Expedition. JCCCCCCCCCCCCcTbTTTT Volitiſches. Berlin, 27. März. Auf parlamentariſchem Gebiete, ſoweit es ſich um die geſetzgeberiſchen Ar⸗ beiten im Reiche und in Preußen handelt, herrſcht öſterliche Stille, da am Freſtag das preußiſche Her⸗ tenhaus nach Erledigung des Etats dem Reichstage und dem Abgeordnetenhauſe in die Oſterferien nach⸗ gefolgt iſt. Für die beiden letzteren parlamentariſchen Körperſchaften bringt dic eingetretene Oſterpauſe eine ſehr willkommene Ruhe⸗ und Erholungszeit nach langen Wochen angeſtrengter Thätigkeit, denn ſeit Neujahr hat mon im Reichsparlamente wie in der preußiſchen Volksvertretung tüchtig gearbeitet, ſei es f im Plenum, ſei es in den Ausſchüſſen. Was das Acdgeordnetenhaus anbelangt, ſo ſind hier bis jetzt die meiſten der ihm vorgelegten kleineren Geſetz⸗ entwürſe zur Erledigung gelangt, ferner der Etat und das neue Wahlgeſetz fertiggeſtellt worden, auß r⸗ dem iſt die Vorberatung der 3 Steuerreformgeſetze im der Commiſſion zum Abſchluſſe gebracht. Verhält⸗ nismäßig wenig hat man im Reichstage während des zurückgelegten Seſſionsabſchnittes vor ſich ge⸗ bracht. Es find zwar eine Anzahl kleiner Vorlagen zur Annahme gelangt, von den wichtigeren Arbeits⸗ ſtoffen iſt aber nur der Etat definitiv aufgear⸗ beitet. Alle übrigen bedeutungsvolleren Vorlagen da⸗ gegen ſtecken entweder noch in den Comm ſſionen, oder ſie harren doch wenigſtens noch der dritten Leſung. Die wichtigſte Materie der gegenwärtigen Reichstagsſeſſion jedoch, die Militärvorlage, iſt in der Commiſſton böllig geſcheitert, ihre Ausſichten für die nach Oſtern bevorſtehende Plenarberatung find ver⸗ ſchwindend geringe, ſo daß alſo die Ablehnung der Militärvorlage auch im Plenum und hiermit die Auflöſung des Reichstages als ziemlich wahrſcheinlich gelten können. Selbſtverſtändlich wären bei einer etwaigen Auflöſung des Reichstages alle bis dahin noch nicht erledigten Vorlagen als unter den Tiſch gefallen zu betrachten, während anderſeits fraglich erſcheint, ob der preußiſche Landtag in den beginnen⸗ den Wahltrubel noch im Stande ſein würde, die ſchwebende Steuerreform zum endgiltigen Abſchluſſe zu bringen. Jedenfalls eröffnen fich für bie nach⸗ öſterlichen Seſſionsabſchnitte in beiden Parlamenten vorerſt keine beſonders rofigen Ausblicke. — Der Bundesrat wird erſt kurz vor dem Feſte ſeine Osterferien antreten, da er noch über derſchiedene der letzten Reichstagsbeſchlüſſe fich zu entſcheiden hat. Am Sonnabend hielt der Bundes⸗ rat eine außerordentliche Sitzung ab, in welcher der Reichsetat auf Grund der betreffenden Reichstags⸗ beſchlüſſe beraten worden, dem Vernehmen nach ge⸗ nehmigte der Bundesrat den Etat in der Faſſung des Parlaments. — Erzbiſchof Dr. Crements von Köln traf am Freitag in Berlin ein, wo er dann am Sonn⸗ tag vom Kaiſer empfangen wurde. Bekanntlich hat auch Fürſtbiſchof Dr. Kopp von Breslau vor einigen Tagen die Ehre eines Empfanges ſeitens des Kaſſers gehabt. Bei beiden Audienzen handelt es ſich um die Vorſtellung der genannten Kirchen⸗ fürſten in ihrer neuen Cardinalswürde vor dem Landesherrn. — Der Großberzog von Hiſſen iſt von ſeinem Rundb'ſuch an den Höfen von München, Stuttgart und Karlsruhe am Sonnabend wieder nach Darm⸗ ſtadt zurückgekehrt. Der jugendliche Monarch hat an allen 3 Hofen einen ebenſo auszeichnenden wie herz⸗ lichen Empfang gefunden, welcher den intimen freund⸗ ſchaftlichen Beziehungen, die das großherzogliche heſ⸗ ſiſche Haus mit den drei andern ſüddeutſchen Herrſcherhäuſern längſt verbinden, völlig entspricht. — Der deutſche Pilgerzug nach Rom anläßlich des Biſchofsjubiläums des Papſtes iſt vom 18. April auf den 8 Mal verlegt worden. Maßgebend für dieſe Hinausſchiebung der Wallfahrt iſt die Räſck⸗ ſicht auf den in der zweiten Aprilhälfte ſtattfinden⸗ den Beſuch des deutſchen Kaiſerpaares in Rom geweſen. Verſchiedenes. * Ladenburg, 27. März. Heute wurde in der Induſtrieſchule die Preisverteilung durch den Vor“ ftand des Frauenvereins vorgenommen. Im Auf⸗ trage desſelben begrüßte Herr Profeſſor Metzger die zahlreich erſchienenen Schülerinnen und wies beſon⸗ ders darauf hin, daß von Ihrer Kgl. Hoheit der Großherzogin dem Vereine auch in dieſem Jahre wieder drei Preiſe huldvollſt zur Verfügung geſtellt wurden. Letztere übergab alsdann die Vorſt⸗herin des Vereins, Frau Dr. Wilk, drei Schülerinnen der achten Klaſſe. Aus Mitteln des Frauenvereins wur⸗ den 14 Preiſe an die Schülerinnen der verſchiedenen Klaſſen verteilt. Mit einigen Worten liebevoller Er⸗ mahnung und Aufmunterung beſchloß Frau Dr. Wilk die ſchöne Feier. 8 Ladenburg, 28. März. Geſtern ſchloß die Am Abgrunde. Nopbelle von Walter Hogarth. 90 0 555 11. Ich ſah bald ein, daß ich wegen meiner äußeren Berunſtaltung und wegen der Unmöglichkeit in den Salons den Löwen zu ſpielen, ſchwerlich das Herz einer ſolchen ſtolzen Dame gewinnen würde und be⸗ ſchloß deshalb auf weiblichen Umgang künftig zu ver⸗ sichten. Da lernte ich durch die Gunſt des Schick⸗ beſcheidenes und wohlerzogenes Mädchen kennen. Mein Herz ſagte mir ſofort, daß Sie die rechte Frau für mich werden könnten, denn Sie find nicht ſtolz, nicht hoffährtig und wiſſen jedenfalls an einem ehrenwerthen Manne mehr Tugenden zu ſchätzen als äußere Eleganz, Reichtum und vornehmen Namen. Aber zu meinem großen Schmerze ſcheinen Sie meine 5 Liebe nicht zu erwidern, denn ſonß würden Sie nicht . ſo viele Zweifel und Bedenken hegen.“ . 4 Das junge Mädchen, welches mit wachſendem Intereſſe den Worten Pauls gelauſcht haute, ſchlug ſchwieg, während ein leiſes Zittern ihren Körper bewegte und ein dunkeles Roth ihr Antlietz bis auf den Scheitel hinauf färbte. Paul, welcher gſepannt auf eine Antwort wartete, war dieſe Bewegung in Luiſens Seele nicht ent⸗ zarten fals Sie kennen, Luiſe, und lernte ſie als ein braves, jetzt betroffen ihre ſchönen blauen Augen nieder und weißes gangen und dieſelbe zu ſeinen Gunſten deutend, rief er freudig aus: „Täuſche ich mich nicht, Luiſe, ſo lieben Sie mich, den armen Krüppel doch?“ „Ja!“ kam es ſaſt ſchluchzend von Luiſens Lippen und ſie reichte Paul ihre kleine Hand, die er zärtlich an ſeine Lippen zog und dann wie jauch⸗ zenden Herzen ausrief: „Alſo hat mich meine wahre Liebe doch nicht betrogen! Du biſt meine liebe Braut, Luiſe, und ſo Gott will, wirſt Du nächſtes Jahr meine Frau.“ Er zog jetzt das junge Mädchen an ſeine Bruſt und gab ihr den erſten Kuß auf ihre reine Stirn. In ſeliger Liebe, Hand in Hand ſtand das junge Paar dann einige Minuten finnend vor dem Waldteiche und nur zärtliche Blicke und ganz leiſe 1 0 Worte tauſchten das gefundene Liebes- glück. Plötzlich richtete ſich dann Paul in die Hoͤhe, ſtrich ſich haſtig über die Stirn, als wenn er einen Schatten verſcheu chen wollte, und ſagte dann ernſt: „Leider muß unſere Verlobung noch geheim bleiben, Luiſe, denn ich bin noch nicht mündig und möchte nicht, daß mein Vormund und meine Ver⸗ wandten den rauhen Verſuch machten unſere Liebe zu ſtören. Die Welt denkt über den Herzensbund junger Leute ja ganz anders als dieſe, und wir erſparen uns vorausſichtlich manchen Verdruß, wenn wir unſere Verlobung noch ein ganzes Jahr oder wenigſtens bis zu meiner in fünf Monaten eintretenden Großjährigkeit geheim halten. „In dieſer Hinſicht füge ich mich ganz Ihren Wünſchen, Herr don Windeck,“ entgegnete Luiſe ſanft. „Ich albernes Ding kann überhaupt noch gar nicht recht an dieſes große, unverdiente Glück glauben.“ g „Großes und unverdientes Glück!“ rief Paul und lachte aus vollem Herzen. „Dieſes Glück be⸗ ruht doch wohl bei uns auf Gegenſeitigkeit, Luiſe, und ich bin durch Deine Liebe ebenſo beglückt als Du durch die meinige, Uebrigens verfolge ich mit Dir ernſte Pläne, Luiſe, wir wollen nicht nur, ſo Gott will, nächſtes Jahr heiraten, ſondern ich be⸗ abfichtigte auch ein ſchönes Rittergut zu kaufen, wein mir das Landleben ſo recht zuſagt, und da brauche ich natürlich eine Frau, welche von der Gutswirt⸗ ſchaft etwas verſteht. Du mußt Dich alſo in ſolchen Kenntniſſen noch recht vervollkommenen, Luiſe, denn Du warſt bisher noch zu jung, um die Leitung einer Wirtſchaft zu lernen.“ „Ich werde bemüht ſein, eine iüchtige Haus⸗ frau zu werden,“ gab das junge Mädchen errötend zurück, „und ich boffe, daß es mir gelingen wird, denn die natürlichen Anlagen dazu ererbte ich von meinen Eltern, und das I hr, während welchem ch in Penſton in der Stadt war, hat mich nicht hoch- mütig gemacht.“ 8 „Ja, ich weiß, daß Du brav biſt, Luiſe, und