Jaden bel. Veror ue m don lug chen Mi til d. 3 l L808, lufſchuſt ir daß lch rz 1899, ö —— lete fire terndt Ls nstotſ, nt mache erſcgeint jeden Dieabtag blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. ub Feeiiag Abend. reis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungs⸗ Für die Redaktion perantwortlich: Karl Molitar, Ladenburg. Anzeigen: die 1⸗ſpaltige Corpus⸗Zeile oder 10 Pfg., Lolale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Corpuszeile. Neelamen 20 Pfg. Aittwoch den 15. März . Die Kriſts, der wit entgegentteiben, hat begonnen. In der Mi⸗ litärkommiſſion iſt die Regierungs⸗Vorlage abgelehnt worden, desgleichen der Antrag Richter, es bei der bisherigen Friedensſtärke zu belaſſen, und der An⸗ trag Bennigſen, die vierten Bataillone wenigſtens jetzt ſchon zu bewilligen. Was nun? Man hatte bisher ziemlich allgemein dem Gedanken nachgegeben, daß im weiteren Ver⸗ lauf der Verhandlungen eine Vereinbarung zwiſchen Regierung und Zentrum noch ſtattfinden könne. Nun aber hören wir in letzter Stunde, daß that⸗ ſͤchlich für klerikale Handelspolitik nichts mehr zu exwarten ſei. Wenn auch die dermaligen verantwort⸗ lichen Lenker des Reichsſchiffes geneigt geweſen wären, noch ein Opfer auf Koſten des Reichsge⸗ danlens zu bringen: bei den im Bundesrat vertre⸗ tenen höheren Inſtanzen beſteht eine ſolche Neigung wie die B. B.⸗Z. beſtimmt und zuverläfßig verfichert durchaut nicht mehr. Graf Balleſtrem mochte darüber ſchon am Donnerſtag genaueſte Informationen ge⸗ wonnen haben, als er einwilligte, daß vor der Ab⸗ ſtimmung in der Kommiſſion eine Ueberlegungspauſe nicht mehr gewährt würde. Das Zentrum hat damit das Spiel aufgegeben, es zieht ſich zurück, möge daraus werden, was da wolle. Für diejenigen; die noch immer hofften, das Zen rum werde ohne höhere Gegenleiſtung zu Leiſtungen im Dienſte der Reichspolitik zu gewin⸗ nen ſein, iſt dies die allerbitterſte Enttäuſchung. So herb die Enttäuſchung, ſo heilſam iſt ſie für Gegenwart und Zukunft; ſo zwingend führt ſie zurück auf den Standpunkt, daß die Reichs polikit auf die Dauer nur geſtützt und gefördert werden kann mit dem Reichselement. Wise fieht es aber nun mit der Dispofition aus, in der ſich jenes Reichselement befindet, ver⸗ möge deſſen allein ſolche Reichsfragen förderlich er⸗ ledigt werden können. Leider ſo beklagenswert, als unter den gegebenen Umſtän den nur denkbar. Graf Caprivl hat am Freitag, am Schluſſe der Commiſ⸗ fionsverhandlung, ſeine Umkehr markiert und — um annehmbare Vermittlungsvorſchläge gebeten. Wir glauben nicht zu irren, wenn wir dieſen ſchüch⸗ ternen Appel an das Reichselement zunächſt dahin auslegen, daß eine Auflöſung des Reichstags nicht mehr zu beſorgen iſt. Wenigſtens nicht, ſo lange der gegenwärtige Reichskanzler ſeines Amtes waltet. Er allein war es, der nicht nur dem Parlament, auch dem Bundesrat gegenüber aufs Beharrlichſte den Glauben vertrat, alles durchſetzen zu können. Es wäre denkbar geweſen, daß er mit dieſem Glauben ſtehen und fallen würde. Sobald er aber freiwillig ſeinen Optimismus preisgiebt und um — annehmbare Gegenvorſchläge bittet, wie es jetzt geſchehen, hat er betreffs der Führung in dieſen Dingen zu Gunſten des Reichstages abgedankt und es giebt nunmehr nur noch 2 Möglichkeiten: entweder bewilligt der Reichstag etwas für den Grafen Caprivi Annehmbares, dann können ſie beide miteinander weiter die Wirtſchaft des Reiches ver⸗ ſorgen; oder der Reichstag bewilligt nichts für den Kanzler Annehmbares, dann muß dieſer einem Nach⸗ folger überlaſſen, beſſere Geſchäfte mit dem Parlament ö zu machen. Es iſt aber kaum mehr denkbar, daß der Reichstag noch für ein brauchbares Verſtändigungs⸗ werk zu bereden iſt. Dazu iſt die Situation zu ſehr verfahren. Vierzehn Tage früher wäre es noch mög⸗ lich geweſen; hätte damals der Kanzler, ſelbſt kräftig führend, ſich bereit gefunden, von links und vom Zentrum her die ſachlicher Erwägung zugäng“ lichen Elemente mit den Mittelpartejen zu vereinigen, — dann hätte die Verſtändigung wohl getroffen werden können. Jetzt kommt die Erklärung, auf ein Kompromiß einzugeſtehen, zu ſpät, und da ſie ver⸗ bunden wird mit einem förmlichen Verzicht auf die weitere Führung in dieſer Sache, alſo mit der Be⸗ kundung einer weitergehenden Ratlofigkeit, fühlt fich das extreme Element naturgemäß verſtärkt und übt eine mächtige Anziehungskraft auch auf diejenigen Beſtandteile, die vorher abzuſplittern bereit waren. Das find eben auch Urſachen und Wirkungen, die von der wahren Staatskunſt berechnet werden, ehe eine große Unternehmung begonnen wird. Diesmal find ſie augenſcheinlich nicht berechnet worden. Die Militärvorlage, oder richtiger die dem Grafen Caprivi beliebte Vertretung der Militärvor⸗ lage hat in eine Sackgaſſe, auf den toten Punkt geführt, und man verſchließt ſich in den höheren Inſtanzen der Thatſache nicht mehr, daß dies der Fall iſt, auch daß mit einer Auflöſung des Reichs ⸗ kags die geſchaffene mißliche Lage nur verſchlimmert werden könnte. Welche Konſtquenzen demnächſt daraus gezogen, werden, — das vorausſagen zu wollen, wäre Ver⸗ meſſenheit. Uns will aber ſcheinen, es wäre das Richtigſte, dieſe Vergangenheit mit ihren Irrungen und Verwirrungen in Gottes Namen abzuſchließen und die Vorbereitung der Militärvorlage auf den Punkt zurückzuführen, wo ſie genau heute vor drei Jahren ſich befand, als Bismarck im Preufiſchen Staatsminiſferium vor allen Dingen das Gutachten der Finanzreſſorts im Reiche und in Preußen darüber verlangen ließ. Volitiſches. Dar-es⸗Salaam, 13. März. Nach amt⸗ Am Kbgrunde. Novelle von Walter Hogarth. „Sehen ſoll er mich heute Abend bei ſeiner Unkunft aber doch,“ murmelte die Baronin dann. Sie nahm hierauf ein Buch in die Hand, ſetzte ſich an den Tiſch und ſuchte ſich die trüben Gedanken durch die Lektüre zu vertreiben. Es gelang ihr aber ſchlecht, denn ſehr oft ſah ſie von dem Buche in die Hohe ſtreut in das La mpenlicht. So kam die Mitternachtsſtunde herbei und nach weiterem peinlichen Warten die Frau hörte endlich von Ferne das Rollen des Wagens, der ihren Gatten brachte. Trotz aller Verdrießlichkeit und fatalen Umſtände zog jetzt doch eine leiſe, freudige Erregung in das Herz der edeln Dame. Harry kam alſo doch noch, und ſte wollte ihm wegen der großen Verſpätung nicht zürnen, aber ſehen ſollte ihr Herr Gemahl, daß es fie tief bekümmerte, wenn er zu ſo ſpäter Nachtzeit zu Hauſe kam und morgen und blickte zer ⸗ Vormittag ſollte er dann erfahren, was ihr das Herz ſchwer machte. Einige Minuten ſpäter ging die Thür auf und Baron Windeck's hohe, ſtattliche Geſtalt trat in das Zimmer. „Um Gottes willen, Du biſt noch auf. Adele, rief er bei dem Anblick ſeiner bleichen Frau. „Warum ſuchteſt Du nicht die Ruhe auf, die Du ſo dringend beda rfſt.“ „Weil ich mich um Dir ſo ſehr ſorgte, Harry,“ erwiderte ſte ſanft und blickte feſt und ruhig in das von Weintrinken geröthete Geficht ihres Mannes, ſodaß dieſer einen Augenblick verlegen mit ſeinen Augen zwinkerte. „Du haſt Dich um mich geſorgt, lachte er dann. „O ſei doch keine ſolche kleine Närrin! Ich komme allerdings ſehr ſpät nach Hauſe, aber paffirt iſt mir nichts. Ich war drüben bei Herrn von Thümen, einige Herrn aus der Nach⸗ barſchaft waren auch da und eine Spielgeſellſchaft fand ſich raſch zuſammen. Herr von Thümen nebſt Gemahlin und Fräulein Tochter verſtehen im Ueb⸗ rigen bezaubernde Gaſtfreundſchaft zu üben, und ſo wirſt Du verſtehen, Adele, daß ich faſt wider meinen Willen länger aufgehalten wurde.“ „Ja, ich verſtehe Alles, Alles,“ erwiderte die junge Frau mit ſeltſamer Betonung und warf auf ihren Gatten einen tieftraurigen Blick. Betroffen von dieſer unerwarteten Entgegnung ſchwieg der Baron einen Moment. Dann ſuchte er aber durch allerlei Entſchuldigungen und Betheuer⸗ ungen die Sorge und Traurigkeit von der Stirn ſeiner Gattin zu verſcheuchen. Aber das, was ihm ſchon hundert Mal gelungen war, gelang ihm Adele!“ heute Abend nicht, denn das Antlitz ſeiner Gattin blieb ernſt und traurig. „Aber was ängſtigſt Du denn ohne allen Grund um mich?“ frug ſchließlich der Baron auch ſeinerſetts verſtimmt. g „Morgen ſollſt Du die Gründe alle wiſſen, Harry,“ hauchte die Baronin. „Für heute wünſche ich Dir nur noch eine gute Nacht!“ g Bei den letzten Worten trat ſie aus dem Zimmer und der Baron blickte ihr verblüfft nach. Sollte Adele erfahren haben, wie viele Schulden ich habe?“ murmelte der Baron dann zwiſchen, den Zähnen. „Sie will mir morgen ſagen, warum ſie ſich ängſtigt. Oder ſollte ein ſogenannter guter Freund mich bei meiner Frau verleumdet haben. Nun, ich werde morgen Alles erfahren, und da ſie mich auf den Sturm vorbereitet hat, ſo werde ich Mittel ausfindig machen, um ihn abzuſchlagen.“ 8 * * * Am anderen Morgen trat Baron Windeck doch etwas befangen an den Frühſtücks tiſch, wenn er auch im hohen Grade leichtfinnig war, ſo beſaß er doch noch ſo viel Liebe zu ſeiner Frau⸗ um ſich innerlich zu ſchämen, daß er ihr Grund zu Sorgen und Betrübniß gegeben hatte. Aber ſoweit ging die Einficht und Reue allerdings noch nicht in ſeinem Herzen, um ſeine Fehler und Betirrungen offen einzugeſtehen und ein neues Leben anzufangen, denn