8 Stacten könnten ſich trotz ibrer nationalen Kraft und ihrer wirtſchaftlichen Hilfsmittel nicht mit den unerbittlichen Geſetzen der Finanzen und des Ver⸗ kehrs in Widerſpruch ſetzen. Er hoffe, die Geſetzge⸗ bung werde ein weiſes und wirkſames Heilmittel nalcredit zu beſchwören. Das Verdict der Wähler ſei gegen die Aufrechthaltung des Schutzzollſyſtems einzelnen Intereſſenten zu Gute kommende Vortheile zu erwarten, und mißbilligt die Prämien, Subven⸗ tionen und Syndikate (Truſte). Die Tarifreform müſſe weiſe ohne Rach gelüſte unternommen werden. Zum Schluſſe der Botſchaft heißt es: „Unſere Miſ⸗ ſion iſt nicht, Irrthümer zu beſtrafen, ſondern zu berſchtigen. Die Nothwendigkeit, die zur Erhaltung der Regierung erforderlichen Mittel aufzubringen, liefert die einzige Rechtfertigung der vom Volke er⸗ hobenen Steuern. — Zanzibar, 6. März. Nach einer Reu⸗ termeldung vom 5. März iſt der Sultan von Zon⸗ zibar geſtern geſtorben. Der engliche Konſul prokla⸗ mirte Hamed bin Thwa'in zum Sultan. Alles iſt ruhig. Verſchiedenes. — Mannheim, 4. März. Eine ollgemeine Brauer⸗ und Gewerkſchaftsverſammlung beſchloß Ar⸗ beilsniederlegung in der Badiſchen und Eichbaum ⸗ Brauerei und zugleich deren Boykott. — Karlsruhe, 2. März. In einer ſo⸗ eben erſchienenen Broſchüre „Reform des Wahlrechts im Reich und in Baden“ tritt Staatsanwalt Karl Gageur in Freiburg für Proportional⸗Wahlen ein,. Er ſchiägt vor, dem böberen Lebensalter als ſolchem einen erweiterten Einfluß auf die Wahlen einzu⸗ räumen. Der Vorzug des höheren Alters ſei ein ſolcher, der ſich, wie kein anderer, zur Abſtufung der Wahlberechtigung deshalb eignet, weil er — im Gegenſatz zu Reichtum und Biidung — von der Notur verliehen wird. Gageur will keine neue Kloſſenabteilung nach Art der bisher üblichen. Die Altersbevorzugung wäre den einzelnen älteren Wählern in der Art beizul gen, daß jede von ſolchen abg⸗⸗ gebene Stimme doppelt würde abgezäblt werden. Als den Zeitpunkt, mit welchem die Bevorzugung „„ finden. Inzwiſchen werde die Executive alle in ihrer Macht ſtehenden Mittel gebrauchen, um den Natio⸗ ſo daß bei gleichzeitiger Einführung der geweſen. Eleveland verurtheilt die populaire Tendenz, von der Thätigkeit der Regierung individuelle, nur den 862 488 Wählern in Baden 238 888 auf die erſte und 122 649 auf die zweite Altersklaſſe. Zähle man nun in der erſten Klaſſe jede Kopfſtimme als eine Wahlſtimme, in der zweiten Klaſſe jede Kopf⸗ ſtimme als zwei Wahlſtimmen, ſo würden den, 288838 Stimmen der jüngeren die 247198 der aͤlterren Wähler ſo ziemlich das Gleichgewicht halten Propor⸗ tional⸗Wahlen die Zuſammenſetzung der gefitzgeben⸗ den Körperſchaften jede Gewähr gegen blinde Ueber⸗ ſtürzung bieten würde. Durch das fetzige Wahl⸗ ſyſtem blieben große Minoritäten in der Volksver⸗ tretung unvertreten. Gageur will das Allgemeine der Wahl beibehalten wiſſen, weil er darin das ſicherſte Bollwerk gegen die Revolution erblicke. — Worms, 6. März. Ein rercht bedauer⸗ licher Unfall ereignete ſich auf der Bahnlinie Mann⸗ beim⸗Worms. Der in Mainz ſtationirte 26jährige Wagenwärter Schmelzeiſen aus Langenſchwalbach, der auf dem Deck eines Wagons. während der Zug ſchon in raſcher Fahrt begriffen war, an der Zugleine zu thun hatte, ſcheint auf den zu durch⸗ fahrenden Viadukt nicht geachtet zu haben. Er wurde deshalb durch den ploͤtzlichen Anprall an den⸗ ſelben niedergeſchleudert und auf dem Flecke getödtet. — Danzig. Im hieſig n Rathaufe findet am 18. und 14. April die Ziehung der ſtebenten Marienburger Geld⸗Lotterie ſtatt. Die Looſe haben den Preis von drei Mark und find außer in Preuſſen, in Baden, Braunſchweig, Bremen, den Reichslanden, Hamburg, Heſſen, Lübeck, den beiden Mecklenburgs, Oldenburg, Sachſen⸗Meiningen, Lippe⸗ Schaumburg, Schwarzburg Rudolfſtadt und Wal⸗ deck⸗Pyrmont zum Vertrieb zugeloſſen. Ueber den Verein für die Wiederherſtellung und Ausſchmückung der Marienburg in Marienburg in Weſtpreuſſen, dem Sitze des großen Deutſchen Ritterordens, hat Seine Mejeſtät der Kaiſer Wilhelm II. — wie ſeiner Zeit Weiland die Kaiſer Wilhelm 1. und Friedrich III. — das Protectorat übernommen. Die Mittel zur Wiederherſtellung des Schloſſes, des gothiſchen Bauwerks, das zuletzt im ſiebenjährigen Kriege durch die Ruſſen ſehr mitgenommen wurde, liefern die zehn Lotterien, von je 350 000 Looſen 4 3 Mk., die ſämmtlich von dem General ⸗Debit Carl Heintze in Berlm W. übernommen ſind. — Brüfſel, 4. März. Ein ſonderbarer Un⸗ glücksfall hat ſich in Rumbeke creignet. Ein dortiger zu beginnen hätte, ſchlagt er den Eintritt des fünf⸗ zigſten Jahres vor. Im; Jahre 1895 entfielen von Kaninchenzüchter hat in einem Stalle gegen nächt liche Diebe eine kleine geladene Kanone angebracht 1 N mit der Mindung nach der Thllre; mittels e Verbindung, die jeden Abend hergeſtellt wurde, ging ſie los, wenn ein Unberufener die Thüre fg Die Frau des Bauern, die jeden Morgen die Na⸗ ninchen fütterte, vergaß nun dieſer Tage vor ihrem Eintritt die verbindente Schnur zu löſen zals ſie die Thüre öffnete, ging ihr die Kanonenladung in den Leib und ſie ſtarb unter den ſchrecklchſten Schmerzen, — Petersburg, 6. März. Der Regierungz bote veröffentlicht eine amtliche Mitteflung, welch beſagt, die Regierung ſprach mehrmals über die Um wälzung in Bulgarien und über die Prinzipien dee Regierung in Sofia ſeitdem Prinz Ferdinand zu Macht gelangte. Nachdem die Regiernng die branje einzuberufen beabſichtigt, um Art. 88 Verfaſſung abzuändern, kann die kafſerliche Regierung wenn ſie auch im Prinzip Nichtintervenſion bezgll der inneren Angelegenheit des Fürſtentums befolgt Verſuchen gegennüber, welche einer energiſchen Oh pofitſon unter der bulgariſchen Bevöllerung begegnen nicht ein ſtummer Zeuge bleiben. Die kaſſerliche e gierung wünſcht aufrichtig, daß die Stimmen, welche ſich unter der Geiſtlichkeft und unter den gu finnten Bürgern bören loſſen, als Mahnung zi ah Bulgaren ohne Unterſchied der Partei dienen i die Gefahren beſeitigen, welche dem ganzen Pe dadurch drohen, daß es im Begriff ſteht, die gehe ligte hundertjährige Tradition zu verleugnen. — New⸗ York, 6. März. Geſtern wii in den Staaten Miffiſfippi, Alabama und Weog ein heftiger Wirbelſturm, welcher großen Schade anrichtete. Die Stadt Barmett und die Eſfenbahg ſtation Mifftſfippi find nahezu zerſtört. Die der Getöteten wird auf 14, die der Vermundeleg auf 20 beziffert. Auch an anderen Orten werde zablreiche Tode und Verwundete gemelnet. Ball-Stidenſtoffe v. 75 Pge⸗ bis 18.65 p. Met. — ſowie ſchwarze, weiße farbige, Seidenſtoffe von 75 Pf. bis Mk, 18 per Meter — glatt, geſtreift karrirt, gema Damaſte etc,) Porto und zollfrei. Muſter umgeben Seideu fabrik G. Henneberg (k. u, k) e, Zürich. Baden, rt 8, M. THE E-MESSME altrenommirte fta empfiehlt vorzügl. Tneemischungen à N. 2.80 u. M. 5.50 pr. Pfd. Probs: packete 80 Pf. u. M. 1.- foo. Doppelbrief) sehr belebt u. Verbrelis Zu haben bei C. &. Sten Kals, Kgl. Hof, Baden; 2 Sie klingelte dem Diener und befahl dieſem, den Herrn Adminiſtrator zu ihr zu bitten. Nach ungefähr einer halben Stunde trat der alte, Reſpect einflößende Herr in das Zimmer und ftellte ſich mit einer Verbeugung der Baronin zu Dienſten. ö „Bitte, nehmen Sie Platz, Herr Adminſiſt⸗ rator,“ ſagte die Baronin freundlich und winkte nach einem Stuhle, „ich möchte mit Ibnen eine ſehr wichtige Angelegenheit beſprechen. Wir ſchützen Sie als Ehrenmann und als Vertrauten unſeres Hauſes und deshalb kann ich mich Ihnen wohl anvertrauen.“ f „Gewiß, gnädige Frau,“ erwiderte der Adminiſt⸗ rator mit einer neuen Verbeugung. „ — — — — wie mein Gemahl und wir überhaupt von dem drohenden Verderben zu retten find.“ Der Adminiſtrator zuckte die Achſeln und ſchüttelte ſehr ernſt ſein graues Haupt. „Es iſt da immer ſehr ſchwer zu rathen und zu helfen, wenn der Rath ſchließlich nicht beachtet wird, gnädige Frau,“ ſagte er dann. „Es bleibt doch immer die Hauptſache, daß der Herr auf meine Rathſchläge hören würde und dazu iſt leider wenig Ausſicht vorhanden.“ „O, ich werde ihm vorſtellen, wie er fich an ſeinem Weibe ſeinen Kindern und an ſeinem Stande verſündigt, wenn die leichtfinnige Wirtſchaft ſo weiter geht,“ erklä⸗te die Baronin mit erhobener „Sie wiſſen,“ fuhr die Baronin fort, daß mein Mann kein guter Wirtſchafter iſt, daß er Schulden gemacht hat und daß wir rückwärts in unſeren Vermögensverhältniſſen gegangen find.“ yLeider iſt es die Wahrheit, gnädige Frau.“ antwortete der Adminiſtrator und auf ſeinem ehr⸗ würdigen Antlitze zuckte ein ſchmerzliches Lächeln. ö Zu ſeinem großen Nachteile iſt auch der Herr Baron in den letzten vier Jahren ganz taub gegen alle meine Bitten und Vorſtellungen geweſen, und wenn ich es nicht dem ſeligen alten Baron auf dem Sterbebette verſprochen hätte, treu zu dem jungen Herrn zu halten, ſo hätte ich ſchon längſt um meine Entlaſſung gebeten.“ f „Ich danke Ihnen für die kreue Anhänglich⸗ keit an unſer Haus, Herr Adminiſtrator, denn mein Gatte weiß es leider nicht zu schätzen, was er an einem alten treuen Z Wirtſchaftsbeamten bat. Da Sie wiſſen, wie es um deu Schloßherrn von Windeck fleht, ſo mochte ich um ihren erfahrenen Rath bitten, f ſetzen. Stimme und ihre bleichen Wangen rdteten ſich vor innere Erregung Er muß umkehren von dieſem Wege nach dem Abgrunde, und er werd ſich meinen Bitten nicht verſchließen. Sagen Sie mir nur was in der Hauptſache zunächſt zu thun iſt, um das Verderben fern zu halten. Herr Adminiſtrator, und unterſtützen Sie, mich bei meinen Bemühungen.“ „Mit wenigen Worten iſt es geſagt, was Not taut, aber ſehr ſchwer iſt es auszufüheen.“ ent⸗ gegnete der alte Mann. „Der Herr Baron muß aus den Schlingen ſeines angeblich beſten Freundes, des Herrn von Thüſmen, befreit werden, er muß außerdem allen koſtſpieligen Paffionen entſagen und ein ſparſomes und arbeitſames Leben beginnen.“ „Sie ſprechen mir aus der Seele, denn eine innere Stimme ſagt mir ſchon ſeil Wochen, ſelbe gefchehen muß. allein dies nicht Alles 0 daß daf⸗ aber ich ſchwache Frau kann bei meinem Ge mahle durch⸗ l Um ihn aus den Schlingen Thümens zu befreien, wäre nicht nur noͤthig, daß lich ihm die Augen über die verhängnisvolle Richtung, die ſein 5 Baron Leben genommen hat, öffne, ſondern zu dem wel dürfte mein Gatte auch nicht mehr der Schuld des Herrn von Thümen ſein.“ „Fre lich, freilich,“ erwiderte der Admin rator, „aber wo ſchaffen wir glich die große Sung ber, um die bedeutende Schuld an Hern Thümen zu tilgen. Kennen Sie Perſonen, guad Frau, die uns in dieſer Hinſicht in großmälhig Weiſe helfen könnten.“ „Ich habe einen alten Onkel, den Heitz Major von Pleſſen, der als reicher Mann gilt, un mir vielleicht meine Bitte nicht abſchlägt, Ich wei noch heute an ihn ſchreiben.“ „Der Herr Major wird uns aber wohl nicht helfen wollen,“ bemerkte der Adminiſtrator billes, „denn der Herr Baron hat ſich mit ihm, wie S wiſſen, gnädige Frau, vor zwei Jahren berfeinde Aae und wie ich den Herrn Mafor kenne, wird er d 1 el Kränkung nicht vergeſten haben, die ihm der Het 15 Gd Baron durch die Entziehung der Entenjagd auf den 8 uin, lch Pommelsdorfer Teichen zugefügt hal. Außerden hat der Herr Major drei Sohne, die jetzt bel des Kavallerie als Off ziere dienen. Das kostet Geld, 1 Amden gnädige Frau, und da wagt man leine große Sum Lu an einen leichtſinnigen Reter.“ „Sie dürfen Recht haben,“ erwiderte die Frag Nan w Baronin niedergeſchlagen, „und ich will lleber gar Wehen nicht an Herrn von Pleſſen schreiben. Halſen St aber nicht für möglich, daß man von einem ſolſden Creditinſtitute oder einem rechtlichen Capftaliſten die Summe geliehen erhalten könnte, die nöthig iſt um die Feſſel loszuwerden, die meinen Mann an den falſchen Thümen bindet.“ (Fortſetzung folgt.)