u innt „Un itglieder u and. euſcheint jeden Dienstag und Nerdeg mbenbd. Preis diertelfaährlich Mark 1.—, mit Huſtriertem Unterhaltungs- blatt M. 1.40 frei ins Haus. ei die Redaktion derantwortlich: Karl Molitar, Ladenburg. für Folitiſches. Berlin, 14. Febr. Im Reichstage veranlaßt die Poſitten „Gebalt des Staatsfekretärs“ belm let des RNeichsamtes des Innern noch immer aus⸗ gedehnſe Debatten über verſchiedene Fragen. So entſtand am Freitag eine lebhafte Debatte über die Ausfübeung des „Sonntaasruhegeſetzes“, angeregt durch den natlonalliberalen Abgeordneten Dr. Möller. Leßterer nahm fich beſonders der durch die Beſtimm⸗ ungen über die handelsgewerbliche Sonntags ruhe empfindlich geſchädiaten Cigarrenhändler an und auch Aeg. Dr. Stöcker (konf,) erkannte die Berechtigung der don den Cigarrenhändlern erhobenen Klagen an. Sozialdemokratiſcherſeits ſtellte ſich dagegen Abg. Bebel voll auf den Boden des Sonnkagsruhegeſetzes, enerziſch gegen die Verſuche zur Durchbrechung ſeiner Beſtimmungen Front machend, ja, Herr Bebel ver⸗ langte ſogar noch eine Verſchärfung derſelben. Die Veribgerung im Erlaſſe der Vorſchriften über die induftrielle Sonntagsruhe beklagte der ſozlaldemokra⸗ tiſche Redner aber ebenſs entſchleden, auch bemängelte er die Durchfübrung vieler auf Grund der neuen Sewerbeordnung erlaſſenen Arbeitsordnungen. Der preußiſche Handelsminiſter v. Berlepſch betonte, daß berechtigten Klagen der die Sonntagsruhe durch die verfügten Ausnahmebeſtimmungen abgeholfen worden ſeli, weiter verteidigte er im Großen und im Ganzen das Geſetz über die handelsgewerbliche Sonntagsruhe überhaupt; bezüglich der Verzögerung in der Ein⸗ führung auch der induſtriellen Sonntagsruhe wies der Miniſter auf die zu überwindenden Schwierig⸗ keiten hin. Aus der ferneren Freitagsdebatte iſt noch eine merkwürdige Aeußerung des Abgeordneten Bebel hervorzuheben. Herr Bebel erklärte nämlich, die Loͤveſche G⸗wehrfabrik habe auf höhere Anwelſung 497 ihrer beſten Arbeiter entlaſſen müſſen, lediglich wegen ihrer Beteiligung an der Feier des erſten Mai; die zum Erſatz eingeſtellten Pfuſcher hätten dann die Judenflinten fabrizirt. — Die umlaufenden Gerüchte über eine ſchon erfolgte vorläufige handelspolitiſche Vereinbarung zwiſchen Deutſchland und Rußland werden von der „Nat.⸗Zig.“ als der Thatſachen vorauseilend bezeich⸗ net. Das genannte Blatt verſichert, es ſtehe in den nächſten Tagen lediglich erſt die endgiltige Formu⸗ ltrung der deutſchen Vorſchläge auf Grund der ſtatt⸗ gefundenen Vernehmungen von Intereſſenten zu er⸗ warten. Verſchiedenes. mals die beteiligten Kreiſe auf die am Samſtag, den 18. d. M. ſtattfindende Abſtimmung wegen Ertichtung einer Ortsviebverſicherungsanſtalt beſonders aufmerkſam machen, bemerken wir, daß die nicht abſtimmenden Viebbefltzer, alſs diejenigen, welche im Fermine überhaupt nicht erſcheinen, als zustimmend an⸗ geſehen werden. Wie wir aus zuverläſſiger Quelle erfahren, wird Herr Landwirlſchaftsinſpektor Römer den ein⸗ leitenden Vortrag in der Tagfahrt übernehmen. B. — Ladenburg, den 14. Febr. Nach dem Invaliditäts- und Altersverficherungsgeſeß hat das im Reſchs⸗Verſicherungsamt errichtete Nechnungsbu⸗ reau auch an den im Vollzuge des Geſetzes derzu⸗ ſtellenden ſtatiſtiſchen Arbeſten mitzuwirken. Die erſte Frucht dieſer Arbeiten auf ſtatiſtiſchem Gebiete liegt nunmehr vor. Es iſt eine Darſtellung der Verhält⸗ niſſe der Altersrenten Empfänger aus dem Jahre 1891 nach Geſchlecht, Beruf, Alter und Wohnort, ſowie nach der Höhe der bewilligten Renten. Was — Ladenburg, 14. Febr. Indem wir noch ⸗ Anzeigen: bie 1⸗fpeltige Corpus- Zelt oder bern Nan 10 Pfg., Lekale Seſchüfis⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Cotuszelle. Neelamen 20 Pfg. Druck und Verlag von Rarl Moliter, Ladenburg. 1893 er Statifit am meiſten intereſftert, iſt der nunmehr auch ziffermäßig genau erbrachte Beweis, daß die Landwirtſchaft von der Altersrente im Ver⸗ hältnis zu der Kopkzabl der in ihr beſchäftigten Perſonen weit mebr Vorteile hat, als die Induſtrie. Von den 126 397 Altersrentenempfängern des Jahres 1891 entfallen mehr als die Hälfte nämlich 66.338 allein auf die Landwirtſchaft und 27256 auf die Induſtrie. Von den übrigen find 4052 Handel und Verkehr, 22 007 häuslicher Dienſtleiſtung und 6744 Perſonen dem Staats-, oder Gemeinde⸗, Kirchen⸗ u. ſ. Dienſt, ſowie den ſogenannten freien Berufsarten zuzurechnen. Auch nimmt das Verhält⸗ niß der von der Geſamtzahl eines G⸗burtsjahrganges auf die Landwirtſchaft entfallenden Rentenempfänger mit dem höheren Alter ſtetig zu. Es find alſo vor⸗ wiegend in landwirtſchaftlichen Betrieben Perſonen bis zum höchſten Alter erwerbstbätig. Es iſt des⸗ dalb auch leine befremdliche Erſcheinung, dad von der Geſamtzahl der Altersrentenempfänger des Jahres 1891 nicht weniger wie 107834 auf dem Lande und in Städten mit weniger als 10 000 Einwoh⸗ nern leben, während nur 18 563 in den größeren Städten wohnen. Die Stakiſtik giebt außerdem noch Üder die verſchiedenſten Punkte Aufklärung. Erwäh⸗ nen möchten wir nur die Ergebniſſe der Ermitte⸗ lungen über den durch ſchnittlichen Jahresarbeitsver⸗ dienſt der Altersrentenempfänger in den Jahren 1888 bis 1890, welcher der Berechnung der Renten zu Grunde gelegt iſt. Danach betrug dieſer Verdienſt in den größeren Städten in dem oben angegebenen Sinne für den Mann 669, auf dem Lande 441 M., für die Frau 412 bezw. 326 M. In der Land wirtſchaft betrug der Verdienſt 414 M. für den Mann, 305 M. für die Frau, in der Induſteie 580 bezw. 377 M, im Handel 642 bezw. 346 M. Dunſeele Mächte. Nobelle von H. von Limpurg. Auch kann ich Dir nur verfichern, Miemand je gewagt hat, mich zu beleidigen. Der Marcheſe Fuentos ſpricht oft mit mir, aber ſtets daß noch it Achtung und Zurückhaftung. Antwort auf Deine Worte.“ Und mit vollendeter Ruhe ſchritt ſie an dem elferſüchtigen Gitten vorüber, der hinter ihr drein die Fauſt ballte und murmelte: „Immer dies Ueber⸗ gewicht, dieſer unfinnige Stolz; wenn ich ſie doch einmal demüthigen und über ſie triumphiren könntel“ * 2 ** Der Feſttag war gekommen. Die weiten Räume der Kunflakademie ſchwammen in einem Meer von Glanz und Licht, und eine zahlreiche, glänzende Geſellſchaft wogte plaudernd und lächelnd umher. Ein eenſter ſtaatlicher Mann befand fich inmitten derſelben, der von vielen Herrn und Damen zuvorkommend und herzlich begrüßt wurde, ſich aber auffallend zurückzog. Es war Doklor Arthur Fels, der junge Arzt, der durch ſeine Geſchicl chkeit und Gewandheit mehr denn je bei der Aeiſtokralle „in Mode“ kam ohne indeß ſonderlich davon berührt zu werden. Er wußte Das iſt meine hören. wer heute das Dornrbschen gab und, obwohl er bis heute ſtrengſtens vermieden hatte, der ehemaligen Geliebten zu begegnen, trieb es ihn diesmal mit räthſelhafter Gewalt, die Vorſtellung zu ſehen, Mehr als einmal hatte er munkeln und laut reden hören, daß die Fürſtin Sereco nicht glücklich ſei, ach, das wußte er ja ſelbſt, wie ſie wie eine geknickte Roſe neben dem Fürſten hinlebte, Weshalb Fels heute hier war, hätte er wohl nie erklären können — viel⸗ leicht war es der eine Gedank⸗, Thereſe zu ſehen und zu ſprechen, ihre geliebte Stimme wieder zu Aber wie, brach das nicht von Neu 'm die unſelige, liefe Herzenswunde auf, die er bislang mit eiſernem Willen zugehalten? — Der Vorhang flog auf und die Borſtellung begann. Bild um Bild zog unter Mufikbekleidung vorbei; Doktor Fels unterſchied kaum die einzelnen Figuren, er wußte nur, daß Thereſe noch alcht er⸗ ſchienen war. Und endlich ſollte das letzte Bild ge⸗ zeigt werden: Dornröschen! „Die ſchöne Fürſtin Sereco,“ ging es von Mund zu Mund. Weiche, ſehnſuchtsvolle Töne er⸗ ſchollen vom Orcheſter — und dann teilte ſich der verhüllende Vorhang. Ein allgem ines „Ah“ der Verwunderung wurde laut beim Anblick dis ſüßen⸗ Mädchenbildes, welches dort unter üppigem Roſene gerank auf ſchneeigem Lager ſchlummerte. Thereſe hatte die Augen geſchloſſen, eine feine Rothe lag auf den zarten Wangen, denn fie mochte keine Schminke darauf leiden, und dort rechis oben lauschte der Retter, der Prinz ganz verſunken in den holden Anblick hernieder. Mit verſchränkten Armen und ſeſtgeſchloſſenen Lippen ſtand Doktor Fels an einen Pfeiler gelehnt, und ſtarrte Dornröschen an. War's denn wirkkich die Geliebte, welch⸗ er auf ewig derloren? Weshalb durfte nicht er ſelbſt hineilen um ſie zum Leben — zum Glück wach zu küſſen ? Aber, nein, es war ja alles nur ein Traum, ein Wahngebilde, das ihn täuſchte, um ihn dann erſt recht verzweifelt in die dunkle, öde Gegenwart zurückzuſchleude rn! Mieder und nach einmal der Vorhang fich oͤffnen, um Dornröschen den entzuftaſtiſch Befall klatſchenden Gäſten zu zeigen, und als daun die Vorſtellung vorbei war, wogten die Damen und Herren aufgeregt plaudernd durcheinander. : Am Arm ihres Gemahls erſchien bald darau die Fürſtin Sereco, und nun drängten Alle um ſie her, daß für den jungen Arzt keine Möglichkeit war, ſich ihrer zu nähern. Nach dem Souper wurde getanzt, und die älteren Herren, unter ihnen Fürſt Sere co. zogen ſich zum Spielen in einen der N⸗benſäle zurück, Doktor Fels hatte furchtbar mit ſich gerungen und der Entſchluß ſtand feſt in ſeiner Seele, er wollte beichten, die Geliebte ſollte ſein Verbrechen erfahren — und ihn verdammen oder ihm vergeben! Aber wie zu ihr zu gelangen 7 Sie war noch imme