fü 11 reis viertelfähslich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungs⸗ Natt Mk. 1.40 frei ins Haus. Nr. 8. mul Dar die Wedaktien derantwortlich: Karl Molitor, Ladenburg. 115 Druck und Verlag von Karl Molitor, Jadenburg. Anzeigen: die 1⸗ſpaltige Corpus⸗Zeile oder deren Naum 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Corpuszeile. Neelamen 20 Pfg. Politiſches. Berlin, 26. Januar. Seit Dieaſtag Abend gehört auch der Großfürſt⸗Thronfolger Nikolaus von Rußland zu den fürſtlichen Gäſten des deutſchen Kaſſers anläßlich der Vermählungsfeier der Prin⸗ zeſſin Margarethe von Preußen und des kaiſerlichen Geburtsfeſtes. Der jüngſte Beſuch des Czarenſohnes om Berliner Hofe trägt durchaus nicht die Bedeu⸗ tung einer politiſchen Haupt⸗ und Staatsaktion, einer ſolchen würde ſchon der familiäre Charakter der beiden Feſte im Schooße des deutſchen Kaiſer⸗ hauses wiederſprechen, denen der erlauchte ruſſiſche Gaſt jetzt beiwohnt. Wenn trotzdem das nun zur Thatſache gewordene Erſcheinen des ruſſiſchen Thron⸗ erben in Berlin vom deutſchen Volke mit Genug⸗ thuung begrüßt wird, ſo geſchieht dies, weil“ man in weiten Kreiſen unſeres Volkes dieſes Ereignis als ein Unterpfand für die Einleitung beſſerer Bezieh⸗ ungen zwiſchen den Höfen von Berlin und Peters⸗ burg erblickt, welche Beſſerung ſchließlich auch dem geſamten politiſchen Verhältniſſe zwiſchen Deutſch⸗ land und Rußland zu Gute kommen würde. Es wird denn auch verfichert, daß Großfürſt Nikolaus dem Kaiſer Wilhelm ein Gratulationsſchreiben des Czaren überbracht habe, das in den herzlichſten Ausdrücken abgefaßt ſei und wiederholte Verficher⸗ ungen aufrichtiger Freundſchaft enthalte. Die Ankunft des ruſſiſchen Thronfolgers in Berlin erfolgte am Dienſtag Abend 9 Uhr 12 Min. Zu ſeinem Empfange waren am Bahnhofe der Kaiſer, ſämtliche Prinzen des Königshauſes und die meiſten der zur Zeit in Berlin weilenden fremden Fürftlichkeiten erſchienen. Der Kaiſer und der Groß⸗ 15 umarmten ſich wiederholt. Nach den im großen thle Samſtag den 28. Januar. und Erledigung der üblichen Vorſtellungsceremonien geleitete der Kaiſer den Großfürſten⸗Thronfolger im offenen Wagen nach dem Abſteigequatiere desselben, der raſſiſchen Botſchaft, auf dem ganzen Wege wurden dem Kaiſer und dem Großfürſten von der dichtgedrängten Menge ſtürmiſche Ovationen dar⸗ gebracht. Später erſchien der Großfürſt⸗Thronfolger im Königlichen Schloſſe zur Begrüßung der Kaiſerin und der erlauchten anderen Damen. — Am Mittwoch Nachmittag fand im Ber⸗ liner Reſidenzſchloſſe die feierliche Vermählung des Prinzen Friedrich Karl von Heſſen und der Prin⸗ zeſſin Margarethe von Preußen in Gegenwart des Kaiſerpaares, ſämtlicher Mitglieder des Kaiſerhauſes und der anweſenden fürſtlichen Gäſte ſtatt. Abends ging dann der hiſtoriſche „Fackelzug“ der Miniſter vor ſich. — Der Reichstag hat mit Anfang der lau⸗ fenden Woche ein etwas raſcheres Tempo in ſeinen Verhandlungen eingeſchlagen. Am Montag erledigte er in zweiter Leſung die Vorlage über die Ein⸗ führung einer einheitlichen Zeitbeſtimmung in Deutſch⸗ land, ſowie die dazu gehörige Reſolution, worauf das Haus noch in die erſte Leſung der Novelle zum Wuchergeſetz eintrat. Am Dienſtag wurde die Gene⸗ raldebatte hierüber, welche ergab, daß die Vorlage mit bedeutender Mehrheit angenommen werden wird, obſchon unter einigen Abänderungen, beendigt, wo⸗ rauf der Entwurf an eine beſondere Commiſſion von 21 Mitgliedern ging. Es folgte die erſte Leſung des Geſetzentwurfes, betr. die Begründung der Re⸗ vifion in blürgerlichen Rechtsſtreitigkeiten, doch fand keine beſondere Debatte ſtatt, die zweite Beratung wird ebenfalls im Plenum vor ſich gehen. Auch bei der ſich anſchließenden erſtmaligen Etörterung der Vorlage, betr. den Verrat militäriſcher Geheim⸗ niſſe, beliebte das Haus keine Diskuſſion; die Vor⸗ lage wurde an eine beſondere Commiſſion verwieſen. Der Reſt der Dienſtagsfitzung wurde durch Wahl⸗ prüfungen ausgefüllt, bei denen fich jedoch ſchließlich die Beſchlußunfähigkeit des Hauſes herausſtellte. Am Mittwoch befaßte ſich der Reichstag zunächſt mit dem Antrage Rintelen, betreffend die Verjähr⸗ ung des gerichtlichen Verfahrens gegen Reichstags⸗ mitglieder. Die Choleraepidemie in der Irrenanſtalt Nietleben gilt noch immer als auf letztere beſchränkt. Einige verdächtige Erkrankungsfälle, welche ſich in der Stadt Halle und im Vororte Trolha ereigneten, ſollen ſich als Brechdarchfall herausgeſtellt haben. Angeſichts des eingetretenen milden Wetters erſcheint aber die Gefahr einer Weiterverbreitung der gefähr⸗ lichen Seuche von Nietleben aus doch wohl noch nicht als ganz ausgeſchloſſen. Verſchiedenes. — Mannheim, 24. Jan. (Schwurgericht.) In der heutigen Sitzung wurde über der Billig⸗ heimer Mordaffaire, d. ſ. Z. ſo viel Aufſehen erregt hatte, verhandelt. Die ſeltſamſten Gerichte knüften ſich an die grauſige That und mancherlei Verhaftun⸗ gen kamen vor die ſich aber bald als ungerechtfertigt erwieſen. Nach langen ſehr eifrigen Nachforſchungen lenkte fich der Verdacht der Thäterſchaft, bezw. Bei⸗ hilfe auf die 21 jährige Marie Chriſtine Schempp aus Langenau und ihren Bruder Johannes Schempp ebenfalls von dort. Der Verdacht fand volle Beſtäti⸗ gung. Der eigentliche Mörder, Joh. Schempp. ent⸗ zog fich, durch Selbſtmord dem irdiſchen Richter. Die Schempp dagegen wurde in Haft genommen und ſie erſchien heute vor den Schranken des Gerichts. Mit ihr nahmen noch auf der Anklagebank Platz ihre Duniele Mächte. Nodelle von H. von Limpurg. „Nun denn,“ ſagte er leiſe, nach ſchwerem Kampfe mit fich ſelbſt, „ſo ſei es denn!“ Und er zog ſie abermals ſtürmiſch in die Arme, bedeckte fie mit heißen Küſſen und murmelte leiden⸗ ſchaftliche Liebesworte, denen Thereſe ſelig lächelnd mit geſchloffenen Augen lauſchte; dann, ſte noch im⸗ mer feſt im Arm haltend, hob er plotzlich die aus⸗ gebreitete Hand mit dennach innen gerichteten Finger⸗ ſpitzen in halbkreiſender Bewegung bis zu Thereſens Gefichte, während ſein Blick ſtarr in ihre Augen ſich zu bohren ſchien. Eine entſetzliche, athemraubende, wenn ſchon kurze Pauſe krat ein; ein Schauder nach dem andern ſchüttelte das blaſſe Mädchen im Arm des jungen Arztes, dem ſelbſt) dicke Schweißtropfen von der Stirn perlten, dann ward ſie mit einem Male ſteif und ſchwer wie eine Leiche. Arthur hob den Körper auf und legte ihn aufs nächſte Ruhebett. In ſeinen Zügen arbeitete eine erſchütternde Bewegung. „Thereſe.“ frug er, ſich über die im Hypentis⸗ mus Liegende beugend, „hörſt Du, daß ich mit Dir ſpreche? Antworte mir.“ „Ich — höre,“ gab ſie matt zurück, ein ſchwerer Ahemzug hob ihre Bruſt, gehaltenen militäriſchen Ehrenbezeugungen „Haſt Du mich lieb?“ O — ſehr lieb — wie — ſonſt — nichts auf Erden.“ „Und willſt Du thun, um was ich Dich bitten will.“ „Ja 7 ich will,“ Du wirſt mich lieb behalten tief im Herzen.“ Immer — und immer!“ „Aber — Du wirſt den Fürſten Sereco hei⸗ raten, weil Dein Vater es befiehlt. Du wirſt es dem letzteren noch heute freiwillig erklären.“ Ich — werde es thun!“ 5 O, meine Geliebte, meine Thereſe,, ftöhnte der Arzt und ſank wie gebrochen neben der Schlafen⸗ den zu Boden, „was habe ich gethan! Ich bi ein Elender, ein Verbrecher der Dein Leben vernichtet — und doch dabei nur Dich — Dich allein liebt, und nur Dein Wohl will, weil wir Beide nicht glücklich ſein können.“ Er beugte ſich vor, um das liebliche Geſichichen mit glühenden Küſſen zu bedecken, es ſchien ihm un⸗ möglich, von Thereſe zu ſcheiden und doch, die Zeit drängte — es mußte ſein' „Lebewohl, mein Liebling und Er, deſſen Name ein Mann wie ich nicht auszusprechen wagen darf, bshüte Dich — und laſſe uns nie mehr zuſammen⸗ ſreffen!“ „Arthur,“ murmelte Thereſe traumhaft, ſchwer athmend, „ich liebe — Dich allein.“ N Wie von Furien gejagt ſtürzte der unſelige junge Mann hinaus, die Treppen des Schloſſes hin⸗ ab und ins Freie. Dem Arzte war als ſolle der Himmel über ihm zuſammenſtürzen, als dürfe er keinem Menſchen mehr vor Augen treten und nicht einmal emporfehen zu dem allmächtigen Gotte. Mit wirrem Haar und ſtierem Auge eilte er weiter durch die Felder dem Walde zu. Er wußte eine Stelle wo das Plateau in Abgründe endete, dorthin ſtrebte er. Dem fluchbeladenen Seelenmörder des geliebteſten war der Gedanke an Selbſtmord nicht abschreckend. Gnade konnte ihm doch nie mehr werden! Solche Gedanken verfolgten ihn wie Furien! Schon ſtand er an der verhängnißvollen Stelle, noch einmal die ſonnbeglänzte Welt betrachtend. in die er mit ſerner Verzweiflung nicht länger hinein⸗ gehörte. ols eine nur zu wohlbekannte ernſte, drohende Stimme ihm zurief: „Arthur, mein Sohn, was haſt Du vor? Zu⸗ rück wenn ich Deine Gedanken errathe. Halt, denn Du biſt im Begriff ein Verbrechen zu begehen.“ „Ich habe es ſchon gethan,“ murmelte der junge Arzt verzweifelnd, „Vater, halte mich nicht zurück; mit dem fluchbeladenen Herzen kann ich nicht weiter leben.“ „Der Menſch kann Alles, was er will.“ ent⸗ gegnete ber Oberförſter ſtreng, „wenn Du zum Selbſt⸗ morder wirſt — fluche ich Deinem Andenken, und