* 39 tag nzulreten. Die Nodelle über den Wucher wil, wäbrend die bishetigen Vorſchriften zu einſeitig gegen den Kieditwuchet gerichtet waren, auch andern omen gewerbs- oder gewohnheitsmäß'ig betriebener ücheriſcher Ausbeutung entgegentreten, den Wucher⸗ griff auf Rechtsgeſchäfte jeglicher Art erſtrecken, ner Verſchleierung wucheriſchen Vorg⸗hens vor⸗ gen. Der andere Geſetz entwurf bezweckt, be⸗ mmten, bei Abzohlungsgeſchäſten üblichen Ab⸗ den die Wirksamkeit zu verſagen. Dahin gehören je Verwirkungsklaufel, die Vereinbarung über die vom Käufer im Fall der Zurücknahme zu ( iſtende ergültung, die Feſtitzung einer üb rmäßigen Ver⸗ asftrofe und die Verabredung der ſofortigen igkeit der Reſtſchuld im Fall des Verzugs. Die ichtigſte Beſtmmung iſt, daß der Beifall der be⸗ its geleiſt⸗ten Teilzablungen beſeitigt wird. Da⸗ gen uiſt der Eigentumsvorbehalt des Verkäufers bei cht ordnungsmäßiger Abzablung nicht angefochten; Verkäufer foll in dieſem Falle bei Riſcknaßme 8 Gegenſtand? nur Anſpeuch auf an em ſſene iſchädigung für Gebrauch und Abnutzung baben. an wird ja im Allgemeinen die wohlthätig n ſolcher Vorſchläge nicht überſchätz n ten, man wird auch darauf achten müſſen, daß cht durch allzu dehnliche Faſſung der Beſtimmun⸗ n möglicherweiſe auch ein ſolider und nützlicher eſchäftsverkehr getroffen wird, vielleicht mehr als r unreelle und ausbeuteriſche, der eher üb⸗rall interthüren findet. Die Grundeinrichtung der Vor⸗ ſchiäge aber wird man als verſtändig und zweck⸗ mäßig anerkennen müſſen. g Verſchiedenes — Mannheim, 2. Januar. Der Artilleriſt, welcher vor einigen Tagen dadurch verunglückte, daß in der Nähe des Koſockenſtalles zwei vor einem Wagen gebannt Pferde durchgingen, wobei der Kanonier ſich mit den Sporen verſing, eine Strecke weit geſchleift wurde, um am Schloßgartenausgang schließlich unter die Räder zu ger ten und über⸗ bren zu werden, iſt ſein en ſchweren Verletzungen egen und bereits geſtern bierdigt worden. Der glückliche Soldat, der im dritten Jahre diente, aus Ladenburg gebürtig. — Mannheim, 2. Januar. Der flüchtige Kaſſier Hänsler wird heute oder morgen hier ein⸗ treffen. Derſelb⸗ iſt, wie aus ein m an ſeine An⸗ rigen gericht⸗ten Privothriefe hervorgeht, am 20 zember in New⸗Mork nach Deutſchland eingeſch fft rden. Is dem Briefe ſoll Hänsler noch die Ab⸗ 2 ſicht kundg⸗g⸗ben haben, wäßrend der Ueberfahrt bel einer ſich ihm darbietenden Gelegenheit über Bord licht Angaben aus hundert angeblichen Welfenfond⸗ zu pringen. An der Ausfübrung dieſer Abſicht werden ihn wohl aber ſeiner Begleiter zu verhindern wiſſen. — Heidelberg, 31. Dez. Der Bürge raus⸗ ſchuß beſchloß die Aufhebung des Volksſchulgeld 8 ſowie den Ankauf und die Niederreißung verſchie⸗ dener das Heidelberger Schloß umgebenden Gebäude behufs Freilegung des Schloſſes. Pforzheim, 1. Januar. Der unſeligen Sitte des Schießens am Sy ' b'ſterabend iſt dahjer ein blübendes Menſchenl'ben zum Opfer gefallen. In der Wirtſchaft zum „Freiburger Hof“ handirten zwei junge Leute mit einem Revolver, derſelbe ent⸗ lu) ſich und die darin ſteckende Kugel traf den noch nicht 18 Jahre alten A. Bader von hier in die Schläfe. Bader ſtarb wenige Minuten darauf; die Thäter find verhaftet. — Dem Polizeiwachtmeiſt'r Haas wurde in den Fuß geſchoſſen; die Verl⸗tzung iſt nicht gefährlich. Ob Abſicht oder Fabrläſſigkeit votliegt, wird die Unterſuchung zeigen, — Im Laden des Kaufmanns H. in der w'ſtlichen Karls⸗ Friedrichſtraße explodirten ſämmtliche zum Verkauf ausgelegten Feuerwersförper, zum Glück ohne nennens⸗ werten Schaden anzurichten. — Gelſenkirchen, 31. Dez. In der v'r⸗ floſſenen Nacht 4 Uhr wurde auf den Wachtmeiſter Schultz ein Dynamit⸗Attentat ausgeführt. Eine Pa⸗ trone war auf die Fenſterbank des Schlafzimmers gelegt. Die Wand und eine Anzahl Fenſterſcheiben in der Nachbarſchaft wurden zertrümmert. Keine Perſon wurde verletzt. Der Thäter iſt un⸗ bekannt. — Berlin 31. Dez. Der Obe rtribunalrat a. D. und langjährig r Ab ordnet r Peter Reich ⸗ ns⸗ pergen iſt heute abend 7 Uhr geſtorben. (In Alt⸗ meiſter, die katholiſche Kirſche einen unermüdlichen Vorkämpfer verloren. Peter Reichensperger war am 28. Mai 1810 in Koblenz geboren, ſtudierte in Bonn und He delberg die Richte, war 1850 Apel⸗ lat onsgerichtsrat in Köln, dann Obertripunalrat in Berlin, 1848 Mitglied der preußiſchen Nationalver⸗ ſammlung, 1850 des Volkshauſes in Erfurt, ſeit 1858 des preußiſchen Abgeordnetenhauſes und ſeit 1867 des norddeutſchen, dann d's deutſchen Reichs⸗ tages. Früher zur lieberalen Oppoſition, dann zum Zentrum gehörend, wurde einer der Leiter der Frak⸗ togepolitik. Seine Reden zeigen aber ſtets das ö . 1 Berlin, 31. Dez. Der „Vorwörts peröffent 90 ö Quittungen. Die Qu'ttierenden werden ohne Nenn⸗ 6 1 ung des Namens karakteriſiert, den Daten und die 0 1 quittierten Summen angeführt. Unter den angeblich Quittirenden befinden ſich Zeitungsredakteure und * Parlamentarier. 1 — Ein Pendant zu dem Schickſal der Bar⸗ 5 bara Übrik bildet ein Verbrechen, demzufolge der * Bauernautsb'fitzer Latreille in Saint ⸗Amans bei Rodez (Frankreich) verhaftet worden iſt. Wie ehedem das obenerwäbnte unglückliche Weib circa zwölf Jahre in enger Zelle von der Welt abgeſchloſſen gebalten worden war, bis die Behörden das Ver⸗ brechen entdeckten und der inzwischen wahnfinnig Gewordenen die Freiheit wieder gaben, ſo hat La⸗ treille ſich in äbnliche Weiſe gegen den eigenen Bruder vergangen. Nur hat der Letztere dabei den Tod ge⸗ funden. Seit mehr als einem Jahre bildete das ſpurloſe Verſchwinden des 21 jährigen Mannes, eben jenes Bruder's, das Geſpräch feines Ortes, und noch mehr die Thatſoch⸗, daß der Letztere ſich am wenigſten um das wiederfinden ſeines nahen Bluts⸗ angehörigen zu kümmern ſchien. Das erweckte der Verdacht der Nachbarn, und jetzt, noch mehr aln 1% Jahren, faßten mehrere die Idee, im Hauſz Latreille's ſelbſt Nachforſchung zu halten. Dieſe nun ſollte das traurige Reſultat haben, daß der Vermißte 1 todt aufgefunden wurde, und zwar in einem kleinene h dunklen Holzverſchlag, d⸗ſſen Boden die naſſe Erde, bildete, und wo weder Luft noch Licht je eingedrun⸗ gen waren. Der Leichnam lag auf Stroh, die Klei⸗ 90 der hingen in Fetzen herab, und der Körper ſchien ö nur ein Gerippe zu ſein. Es wurde die Anzeige gegen jenen barbariſchen Bruder erſtattet, der auch ſofort verhaftet wurde und endlich im Verbör einge⸗ ſtand, daß der junge Latreille, der ihm geiftesgeſtör erſchienen ſei, in ſeinem Loche ſeit der Zeit ſeine! Verſchwindens bis vor drei Wochen gelebt habe. E⸗ hätte ibm täglich ein wenig Nahrung durch ein in der Holzwand angebrachtes Loch gereicht, bis er dies mehrer Tage verg ſſen, worauf das Opfer wohl dem Hungertod erlegen ſei. 10 5 Baden, Frankfurt a. M. THEE.MESSMER Fg empflehlt voxzügl. Theemischungen à M. 2. 80 u. M. 8. 50 pr. Pfd. Probe- packete 80 Pf. u. M. 1.- fœo, Doppelbrief) sehr beliebt u. verbreitet. Zu haben bei C. K. Stenz Kais. Kgl. Hof. Baden- Nein, es war kein Traum! — Sie war es, n Liebling, ſeine Gattin, die ibn mit zärtlichen men emſchlang und das ſchöne von Thränen erſtrömte Antlitz an ſeiner Bruſt barg. Es war n Traum lein Trugbild, nein, es war wahre ſtliche Wirklichkeit! Curt batte ſchon einmal geweint wie ein Kind das war, als er ſeine Gattin verlor /n hatte; ch jetzt wieder, ſchien ſeine Manneskraft ihn v'r⸗ n zu wollen, und heiße Thränen fielen auf ihr ldenes Haar. „Curt,“ hauchte ſie, „kannſt Du mir jemals 1 7 — daß ich an Dir zweifelte, daß ich Dich ieß ?“ „Mich trifft die Schuld,“ antwortete er „ich r eiferſichtig und ungeduldig.“ „Mit mir ſpricht Niemand,“ erklang da eine gende Stimm ⸗, aut vewundert auf. Da erſt erinnerte ſich Curt an den Knaben. „Mer iſt der Knabe, der Dich Mutter nennt?“ gte er mit ſtockendem Athem. Statt aller Antwort legte Martha daes Kind ſeine Arme. a „Dein Sohn,“ hauchte ſie, „Dein Sohn und meine.“ „Schilt mich nicht, Curt,“ ſprach ſie, nachdem r erſte Freudentaumel vorüber war, „ſchlt mich t, als ich Dich verliß, wußte ich nicht, welch' ſchätzbar 's Geſchenk der Himmel mir machen ede. Sieben Monate, nachdem ich von Dir ge⸗ ngen war, wurde der Knabe hier g⸗boren. Ich lte ihn Dir ſcheck n, wenn er alt genug war, nun iner nicht mehr zu bedürfen.“ „Still, ſtil, Martha!“ ſiel Curt ins Wort, und ein zartes Kudergeficht Streben nach Mäßigung und geſetzlicher Haltung.) „das ſſt eine goldene, eine ſelige Stunde, laß ſie uns nicht durch ſolche Worte trüben.“ „Komm, Albert,“ ſagte Martha und zog den Knaben dichter zu ihm heran. „Erinnerſt Du Dich was ich Dir von Deinem Papa erzäblt habe, wie lieb und gut er iſt? Sieh', das iſt Dein Papa, den Du ſehr lieb haben mußt.“ 5 „Ich habe ihn ſchon lieb, — ich hatte ihn ſchon g⸗ſtern lieb.“ ſagte der Kleine eifrig.“ „Ich bin ſchon ſo verwirrt, ſo im Taumel, daß ich Dich noch gar nicht gefragt habe, wie Du hierher gekommen bift?“ fragte Curt. „Das mögen Andere für mich erzählen. Drei Tage, nachdem ich Dich verlaſſen, beftel mich eine beftige Geh rnentzündung, und ſchon dickle hoher Schnee die Erde, als ich wieder zu mir kam.“ „Haſt Du keinen meiner Aufrufe geleſen?“ fragte Curt. „Nein.“ entgegnete ſte, „mit Dir verließ ich die ganze Welt. Als mir hier ein Obdach geboten wurde, nahm ich es unter der Bedingung an, daß Riemand mich je ſehen oder von mir hören dürfe und daß Alles von der Außenwelt von mir fernge⸗ halten werde. Ich dachte, ich würd: ſterben: ich ſehnte mich ja auch nach dem Tode, da ich nicht mehr bei Dir ſein konnte.“ „Armes Kind!“ ſagte Curt innig: „warum.“ Ein Klopfen an der Thür unterbrach hin, und in der nächſten Minute trat die Baronin mit glück⸗ ſtrahlendem Antlitz ein. „Nun, kanpten Sie die Dame 2“ wandte ſie fich lächelnd an Curt. „Mein Sohn moͤchte w ſſen, ob er näher treten darf.“ „Ein gerechter Wunſch!“ ſprach der Graf heiter, „da wir unſer Glück zum großen Theil ihm verdanken. Ach, Maſſoll,“ rief er dem Eintreten⸗ den zu, „wie ſoll ich Ihnen für Ihre große Güte danken! Iitzt aber erklären Sie mir, wieſo ich meinen verlorenen Liebling hier in Ihrem Hauſe wiederfinde.“ i „Das iſt eine lange Geſchichte,“ anwortete der Baron, doch ſie ſollen ſie hören. 5 „Vor etwa mehr als drei Johren, wenige Tage vor meiner Abreiſe nach Paris, gehe ich auf den Weſtbahnhof, mich nach etwas zu erkundigen. Es war eben ein Zug angekommen, und auf dem Perron herrſchte groß 's Gedränge. Da wurde ich auf eine Dame aufmerkſam, die aus einem Wagen erſter Klaſſe ſtieg. Sie trug einen großen Mankel, war dicht verſchleiert und wußte off enbor nicht recht, wohin ſie ſich wenden ſolle. Endlich begab ſte ſich in den Wartſaäl und verweilte da eine volle Stunde. Ich beobachtete ſie, fie ſchien auf Niemand zu warten, ebenſo wenig ſchien ſich irgend Jemand um ſie zu kümmern. Endlich ſtand ſie auf, doch ſichtlich noch ebenſo unſchlü fig wie bei ihrer Ankunft. „Ich will doch ſehen.“ denke ich, „ob ich ihr nicht irgendwie behilflich ſein kann!“ — Ich gehe auf ſie zu und biete ihr meine Dienſte an. „Anfangs ſcheint ſie mich nicht zu verſtehen; aN doch als ich meine Frage wiederhole, ſchlagt ſie den Ill Schleier zurück und ſieht mich mit wildem, verſtör⸗ a d tem Ausdruck an. „Stellen Sie ſich meinen Schreck vor, als ich Ihre Frau erkenne. „Frau Gräfin!“ rufe ich, „kennen Sie mich nicht? Boron Maſſol, der Freund Ihres G mahls?“ — „O ja, ich kenne Sie,“ ent⸗