rauf hin, doß dieſe reichetrsuen und monarchiſtich gefinnten Volksſchickten ſich von der Regierung ab⸗ wenden würden, falls dieſe der antiſemitiſchen Be⸗ wegung ſchärfer entgegentreten ſollte. Der Brief iſt eine Antwort auf die gegen die Antiſemiten und Extrem Conſervativ'n gerichteten kürzlichen Aeußer⸗ ungen des Grafen Caprivi im Reichstage und wenn er mit Wiſſen und Zuſtimmung der leitenden Kreiſe dieſer Parteien verfaßt worden ſein ſollte, ſo wäre ſeine politiſche Bedeutung nicht zu unterſchätzen. E Berlin. 22. Dez. Die Nordd. Allg. Ztg. ſchreibt, den verbündeten Regierungen erſcheine die zweijährige Dienſtzeit ohne Etatserböhungen und Kadre⸗Vermebrungen ausgeſchloſſen. Im Folle der Ablehnung müſſe man zur allgemeinen dreſjäbrigen Dienſtzeit zurückkehren. Eine abſchnittsweiſe R form ſei undurchführbar. Die Vorlage beruhe auf der Ucberzeugung, daß die deutſche Wehrkraft ſeit 1871 nicht in gleichem Maße geboben worden ſei, wie bei den öſtlichen und weſtlichen Nachbarn, ſowie daß in einem künftigen Krieg bei ſchwierigen Verhält⸗ niſſen relativ geringe Kräfte ſich gegenüberſtehen den. Verſchiedenes. Plankſtadt, 21. Dez. Geſtern Vormittag ereignete ſich an dem Bahnübergange zwiſchen Eppelheim und Heidelberg ein bedauernswerter Un⸗ fall. Mehrere bieſige Landwirte wollten gerade den offene Bahnübergang paſſtren, als eine durch den dichten Nebel nicht ſichtbare Gütermaſchine heran⸗ brauſte, das Fubrwerk des Phil. Helmling zertrüm⸗ merte und das Pferd tödtete. Der Fuhrmann kam zum großen Glück mit dem Schrecken davon. Ein weiteres Fuhrwerk wurde zur Seite geſchleudert, ohne jedoch größeren Schaden zu nehmen. Wen die Schuld an dieſem Unglück trifft, wird die eingeleitete Unterſuchung ergeben. — Karlsruhe. Am 19. Dezember hat im Miniſterium des Innern eine Verſammlung des er⸗ weiterten Verwaltungsrats der Generalbrandkaſſe ſtattgefunden, welcher auch Herr Miniſt⸗rialpräftdent Staatsrat Eiſenlohr anwobnte. Auf der Tagesordnung ſtanden die Berathung des Voranſchlaas für 1893 über den Verwaltungsaufwand, die Beſchlußfoſſung f über Vorerhebungen zur Repiſion des Feuerver⸗ ſicherungsgeſetz:s, für welche eine angem⸗ſſene Summe bewilligt wurde die Erörterung des Antrags des; Freiherrn von Hornſtein, die Koſten der Feuerſchau betreffend, die Berechnung des Umlagebedürfn'ſſs für 1892 zur Deckung der Laſten vom Jahre 1891 und das Rechnungsergebnis für 189 1. Ferner wurde wie der „Bad. Korr.“ mitgetheilt wird, darüber berathen, wie den vielfach in der Preſſe laut ge⸗ wordenen Klagen über der Verſicherung des Ge⸗ bäudefünftels und der Fahrniſſe, etwa durch eine Vereinbarung mit den . ellſchaften, abgeholfen werden könnte. ö 165 A eue 22. Dez. Nach den Vor⸗ ſchriften in 8 54 und 8 62 des Geſetz über den Elementarunterricht vom 13. Mai l. J, find vom Tage des Inkrafttretens des Geſetzes. d. i. vom 1. Mai l. J. an, die öffentlichen Abgaben, welche von der einem Hauptlehrer zugewieſenen freien Wohnung wie auch von den Benutzungsgütern, den Gefäll⸗ und Rentenbezügen des Schuldienſtes zu entrichten find, nicht mehr vom Lehrer, ſendern von der Ge⸗ meinde zu tragen. Inſolange ober ein Umichreiben der Steuerkapftalien auf den Namen der Gemeinden im Steuerkataſter nicht ſtattgefunden, iſt der Steuer⸗ verwaltung gegenüber der Lehrer als zohlungspflchtig zu betrachten mit der Maßgabe jedoch, daß ihm für den auf die Zeit nach dem 1. M. l, J. entfollen⸗ den Steuerbetrag ein Anſpruch auf Rückerſatz aus der Gemeindekaſſe zuſteht. Zur Vermeidung von Weiterungen bezüglich der Zahlung der in gegen⸗ wärtiger Zeit zur Anforderung gelangenden Steuer bedürfniſſe werden der „Bad. Korr.“ zufolge die Gr. Bezirksämter, die Gemeind⸗ hörden und Lehrer des Amtsbezirks hievon entſprechend verſtändigen und die Gemeindebehöͤrden überdies noch anweiſen, bei dem nächſtjährigen Ab⸗ und Zuſchreiben für die Umſchreibung der betreffenden Steuerkapitalien auf den Namen der Gemeinde Sorge zu tragen. — Karlsruhe, 21. Dez. In einer der letzten Nacht klopfte es wiederholt ſan den Laden eines in der K. . ſtraße wohnenden Junggeſellen und eine gedämpfte Stimme rief: „Heinrich mach auf, es iſt dringend!“ Heinrich, der ſchon einge⸗ ſchlafen, hörte dieſe öfters wiederbolte Aufforderung endlich, ſprang aus dem Bekt, öffnete raſch Fenſter und Laden und — erhielt eine ſaftige Backpfeifell Bis er ſich von dem Schreck und dem Hieb erholt war Alles ſtill, kein lebendes Weſen zu ſehen und zu hören. Herr Heinrich ſoll am andern Morgen den Zahnarzt con ſuliert haben. Karlsrube, den 22. Dezember. Die Rhein⸗ iſche Hypothekenbank hat der „Bad. Korr.“ zufolge den Zinsfuß für ländliche Darl⸗hen auf 4% f. ſtge⸗ ſetzt, obwobl der Selbſtkoſtenpreis der ländlichen Dar⸗ lehen mit Rückſicht auf den Kursſtand der im Um⸗ lauf b findlichen Pfandbrief⸗ z. Fböherer . — Osnabrück, 20. Dez. Die „Osnabrücker Zeitung“ ſchreibt; Der Bildhauer Heinrich Mei krup iſt geſtern abend 9 Uhr hier berhaftet worden, Es wurde mit Rückficht auf die umlaufenden Ge⸗ rüchte, wonach Weſentrup ſich als Thäter des Lau⸗ tener Knabenmordes bekannt haben ſollte, bon hier bereits am Sonntag nach Kanten Mittelung gemacht und angefragt, ob Meſendrup zu verhaften sel. geſtern abend traf der Haftbefehl hier ein, der un⸗ tzüglich ausgeführt werden konnte. ſoße 2 1 1 22. Dez Auf dem Kernwerk ſtet 5 ſeit heute früh die Montirungskammer des 46. In bu volt fanterie Regiments in Flammen. Der bis jezt an⸗ pelt gerichtete Schaden iſt ſebr bedeutend. 90 — Hamburg, 22. Dez. Amtlich find heute diene u. vier Cholerafälle feſtgeſtellt worden und zwar ze! einem Mann in der Stadt, einem Knaben in pam⸗ merbrook, welcher im Krankenhauſe ſtarb und zel Rindern von einer Familie in Sankt Seorg⸗ — Metz, 20. Dez. Einen ſonderbaren rund zur Auswanderung giebt ein ſchon ſeit 25 Jahren bier wohnender Schneider an, der mi feiner aus 10 Köpfe beſtehenden Familſe nach Naneh über⸗ fledeln wird. Er hat noch 6 ſchulpflichtige Kinder für welche er hier in der Mittelſchule ewa 209 Mark jäßrliches Schulgeld zahlen muß, wüßrend in Frankreich der Schulbeſuch frei ſſt. Feiner anz man hier bis zum 14. Jahre in die Schule gehen, während man dort bereits mit 12 Jahren auskreten kann. — Kopenhagen, 22. Dezember. Im An⸗ kleidezimmer der Statiſtinnen des Volkstbesters ge⸗ riethen geſtern die Kleider von ſieben jungen Damen in Brand; ſchwer verletzt, wenn nach dem Urtbeil des Theaterarztes Di. Sommerfelt auch nich lebens⸗ gefährlich, wurden olle nach dem Commune boſpiial geſchaft. Bei den Bemübungen, das Feuer zu löschen, hat ein größerer Theil des Theaterperſonals geringere Brandwunden erlitten. — Rom, 20. Dezember. In Pia ſind zwei vermögende alte Domen Nomens Menſei in ihrer Wohnung überfallen und ſommt ihrer Kammerfrau ermordet worden, die Thäter ſind unbekannt. ih mein L un- und Dem Juhemde Banner habe ich gefocht⸗n, Melanie darf ich jetzi um meinen Lohn bitten?“ 5 „Ich verſtehe mich nicht auf Schmeichelworte,“ gab dieſe ruhig zur Antwort, „aber ich muß Sie luoben, Herbert; Sie haben Ibre Aufgabe treu er⸗ füllt, und ich bin ſtolz auf Sie. Fordern Sie Ibren Lohn, und wenn es in meiner Macht liegt, Ihnen denſelben zu gewähren, ſo ſoll er Ihnen ein,“ . Herberts Geſicht erblaßte vor Freude über dieſe Hoffnung v' rheißenden Worte. Wie ein Thränen⸗ ſchleier ſchwamm es ihm vor den Augen, und ſeine Stimme zitterte, als er ſprach. und die eine Hand in Melanies zarte, juwelengeſchmückte Rechte l gend, ſagte er: f „So werden Sie die Meinige, Melanie,“ In ihrem errötetetem Geſicht und den beredten Augen las er ſeine Antwort. „Sie find das edelſte aller Mädchen,“ fuhr er lebhaft fort, lehren Sie mich des Glückes, Sie zu befitzen, wert zu ſein!“ 5 „Stellen Sie mich nicht gar zu hoch,“ er⸗ wiederte ſie lächelnd, „damit ich nicht falle. Doch noch eins — ich muß offen mit Ihnen reden. Ich T ja ich liebe Sie, Herbert; aber ich kann mich unſerem Glücke nicht völlig bingeben, ſo lange eine inſter drohende Wolke über Roddeck ſchwebt. Helfen Sie uns, dieſe ver reiben, und dann wollen wir wieder von uns reden.“ . „Gut, es ſei Melanie,“ hauchte Herbert, in⸗ dem er die zarte Geſtalt an ſich zog nnd den erſten jebeskuß auf ihre weiße Stirne drückte. 27, Capitel. Drei Jahre glitten dahin, ohne daß ſich au er Roddeck'ſchen Befitzung viel geändert hätte. Selbſt die Gräfin, Curts Mutter, hatt alle Hoffnung aufgegeben; ſelbſt gegen Melanie ließ ſie mit keinem Worte ihre Vermutung laut werden; im Stillen aber glaubte ſie, Martha ſei todt; wie hätte man ſich ſonſt ihr anhaltendes Schweigen erklären koͤnnen ? Curt hatte noch nichts über ſeine Rückkehr ver⸗ lauten laſſen. Er ſchien ganz vergeſſen zu haben daß er eine Heimat hatte. Oft brachte ſeine Mutter Stunden und Stunden in der Bildergallerie zu; ihr Sohn, ihr edler Sobn, deſſen Zukunft ſie ſich ſo voll Stolz und Hoffnung ausgemalt hatte — er war der letzte Graf, dort hing ſein Bild. — Wer würde einſt die leere Stelle daneben einnehmen ? Niemand würde ſeinen Namen, ſeinen Titel erben — das alte, edle Geſchlecht ſtarb aus; ſo lange der geringſte Zweifel über das Schicktal ſeiner Gattin blieb, würde Curt ſich nicht wieder vermählen, und ſelbſt wenn er ſichere Kunde von ihrem Todte er⸗ hielte, würde ihm keine Andere ie feſſeln, — er hatte ſeine Martha zu ſehr geliebt. Das alte, edle Geſchlecht mußte ausſterben! Dieſe Ueberzeugung erfüllte die ſtolze Gräfin mit tiefer Betrübniß. Statt, wie ſie gehofft, den jungen Erben von Roddeck noch bevor ſiie ſtarb, in ihre Arme ſchließen zu können, irrte ihr Sohn einſam und kinderlos umher. Sie wülnſchte — ach, und ſie wünſchte vergebens — ſie wäre freundlicher gegen die Gattin ihres Sohnes geworfen, ſie hatte dem armen, mutterloſen Kinde gelehrt, ſie zu lieben und ihr zu vertrauen. Wie anders wäre jetzt Alles Da wäre Martha in ihrer Angſt und Not zu ihr gekommen — nun war es zu ſpät. Das dunkle Haar, auf das die Gräfin ſo ſtolz ge⸗ weſen war, ward vor der Zeit weig bon Kummer; 1 Porter THEM sSMER ENB altrenommirte Firma, n in: empflehlt vorzügl. Theemischungen & M. . 80 u. M. . 50 pr. Pfd. Probe⸗ packete 80 Pf. u. M. 1.- foo. Doppelbrief) sehr beliebt e, Verbreitet N Herren Zu haben bei C. . Stenz. Ju 2 8 . bracht tiefe Furchen auf dem ſchönen, flolzen Geſichteſprachen Nin Beſtrb von ſchweren Sorgen und langen, ſchlafloſen Noch ten,. de Preiſe Mehrmals hatte ſie an ihren Sohn geſchrieben, und ihn flehentlich gebeten, heimzukehren; aber er erwiderte, daß er den Anblick von Schloß Noddeck nicht ertragen könne, und nicht eher in die Heimat zurückkehren würde, bis er etwas über das Schich⸗ ſal ſeiner Gattin wußte. Eines Abends, als Melanie unerwartet in das Zimmer ihrer Tante trat, fand ſie dieſelde in Thränen aufgelöſt; ſie erſchrack heftig bei dieſem An⸗ blick, erinnerte ſie ſich doch nicht, in dieſen ſtelzen Augen je Thränen geſehen zu haben. „Ach, Melanie,“ ſchluchzte die Wräfin, „mie bricht das Herz, womit können wir Curt bewegen, heimzulehren?“ „Ich weiß es nicht,“ verſetzte dieſe ratſoz „daß Du aber den Mut, die Hoffnung verllerſt, f das Letzte, was ich ertragen kann — das darf nicht ſein. „ „Ich kann es nicht ändern.“ ſprach die Gräfin troſtlos, „meine Kräfte find erſchöpſft; wenn Curt Peil An in nicht bald kommi, ſteht er mich niemals wieder.“ 1 „Soll ich ihm ſchreiben und ihm das ſagen, 41 Tantchen?“ fragte Melanie zärtlich. a 81 „O nein; er ſchreibt, er könne den Anblick der t Heimat nicht ertragen. Wenn er nun meinethalben Kc zurückkehrte und es ein Unglück gäbe, könnte ich mir das nimmer vergeben, Geduld muß hier daß dee: den Nele Ungswort ſein.“