— Erfurt, 17. Dezember. Der Fuhrmann Schmidt in Schloßvippach ermordete heute bier den Oekonom Käſtner aus Heldrungen. Die That iſt m Säuferwahn begangen worden. Schmidt wurde verhaftet. Mainz, 17. Dez. Eine Pfründnerin des Invalidenhauſes hat ſich geſtern auf eigene Art das Leben genommen; ſie geriet durch Zufall in den Beſitz einer gefüllten Petroleumkanne und trank den Inhalt vollſtändig aus. Die Frau wurde in das Hospital verbracht, es gelang aber nicht, ſie am Leben zu erhalten. 8 — Maul burg, 16. Dezbr. Ein überaus techer Betrug wurde dahier verübt. Zu einem Wirt, deſſen Frau aus dem nahen Kanderthale ſtommt, kam geſtern ein Mann und meldete, die Schwiegermutter ſei geſtorben, und er ſei beauftragt, Tochter und Schwiegerſohn zu benachrichtigen. Die Wirtsleute gaben dem Hiobsboten ein gutes Eſſen, auch noch 3 Mark, die der Schlaue unter dem Vor⸗ ehen, in Baſel Einkäufe machen zu müſſen, ver⸗ angte, und ſetzen ſich in Trauerkleidern in den Wagen, um in's Kanderthal zu fahren. Dort an⸗ gelangt, kommt ihnen die Todtgeſagte friſch und rüſtig entgegen. Unſere guten Leute merkten, daß ſie einem Gauner in's Garn gegangen woren. off entlich gelingt es der Polizei, den frechen Be⸗ trüger in Nummer Sicher zu bringen. — Würzburg, 16. Dez. Ein recht bedauer⸗ icher Unglücksfall ereignete ſich geſtern in dem hönort Oberwaldbehrungen. Der 16jäbrige Sohn s dortigen Lehrers verſuchte mit einem alten erroſteten Gewehr, das er vorher geladen, zu chießen. Durch unvorſichtige Handhabung entlud ch dasſelbe und drang die Kugel dem in der Nähe ſtehenden gleichaltrigen Freunde des Schützen in die Kinnlade und zerſchmetterte dieſe vollſtändig. Dieſer orfall wirkte auf den unglücklichen Schützen derart, aß er irrfinnig wurde. — Hamburg, 18. Dez. Der Exekutivaus⸗ ſchuß des Nolſtandskomites veröffenilicht ſoeben ſein 20. Gabenverzeichniß, nach wel em bei deſſen Sammel⸗ ellen allein (auch andere Ausſchüſſe weiſen mehrere underttauſend Mark in ihren Liſten auf) bisher ins⸗ efammt 3,219,101 Mk. 90 Pf. an Beiträgen zur inderung der durch die Cholera heimgeſuchten Be⸗ ölkerung eingegangen find — gewiß ein ſchönes eichen für den deutſchen Wohlthätigkeitsſinn — Einem ganz neuartigen Schwindel find in den letzten Monaten große Pariſer Kaufleute Indußprielle zum Opfer gefallen. Auf dem Boulevard, Roch chouart hette ſich ein Herr V.. . . als General⸗Agent der Minen von Lancafbiere etablirt und ein mit allem Luxus ausgeſtattetes Bureau errichtet, in dem er drei Comkoiriſten beſchäftigte. In den Zeitungen machte derſe be bekannt, daß er in momentaner Zablungsverlegenheit befindlichen Kaufl-uten und Induſtriellen Darlehen von 50 000 60 000 Franks zu einem mäßigen Zinsfuße gebe. Die Folge davon war, daß ſich Hunderte von Clienten fanden, welche ein falchts Darlehen wünſchten. „Ich habe kein baares Geld“ erklärte der General- Agent, „aber ich liefere Euch aus den geſellſchaft⸗ lichen Gruben um den Betrag von 50 — 60 000 Francs Kohlen, durch deren Verkauf Ihr Euch das Geld verſchoffen könnt. Ihr habt nur die Zollaus⸗ legen zu bezahlen.“ Die in Verlegenheit Beſindlichen nahmen dieſen Vorſchlag mit großen Vergnügen an, uud wenige Tage ſpäter wurden ſie bereits durch eine Depeſche angenehm überraſcht, welche lautete: „Kohlen in Boulogne angekommen, Zollſpeſen im Betrage von 1800 Franks einſenden. Komm morgen um fechs Uhr früh an, um mich mit Ihnenſwegen Uebernahme der Kohlen auf den Bahnhof zu be⸗ geben.“ Die verlangten Zollſpeſen wurden einge⸗ ſandt, doch erhielt der Betreffende ſofort ein Telegramm daß die für den nächſten Tage angekündigte Ankunft des Herrn General- Agenten einige Tage ſpäter erfolgen könne. Unter allen moglichen Entſchuldig⸗ ungen wurden dieſer Tag immer und immer wieder auf einen ſpäteren Zeitpunkt virrückt, und es be⸗ durfte merkwürdigerweiſe voller drei Monate, um die betreffenden Darlehnswerber zu der Ueberzeugung zu bringen, daß ſte einem großen Betrüger auf den Leim gegangen waren. Die Zahl derjenigen, welche in den dre Monaten der Geſchäftstbätigkeit des Herrn General- Agenten der Lancaſhire⸗Kohlenwerke je 1800 Frankes Zollſpeſen in ſeine Taſche lieferten und nun Anzeige bei der Polizei erſtatteten, ſoll eine ganz bedeutende ſein, ſo daß der mittlerweile verſchwundene Induſtrieritter ein brillantes Geſchäft gemacht hat, — (Ein neues Opfer von Monte Carlo.) An der „Promenade des Anglais“ wurde geſtern in Nizza, wie den Berl. N. N. von dort telegraphiſch gemeldet wird, der Leichnam eines jungen Mannes von den Wellen an den Strand geworfen. Man fand bei ihm goldene Uhr und Kett, zwei Brillant⸗ ringe, aber keinen Heller Geld. In der Bruſtlaſche ſeines Rockes ſteckte ein offenes Schreiben, aus dem zu entn bmen war, daß der Seſbfimörder Sieh heiß aus Karlsruhe ſtammt und an der Sp eſdg in Monto Carlo ſein ganzes, 150,000 Mark tragendes Vermögen verloren hatte, ehe er in de Tod ging. — Reinigung der Eſer vor dem Aufbewahren. W man den natürlichen Wohlgeſchmack der Eier die Dauer erbalten, ſo iſt vor der Aufbewahrnn gründliche Neinigung unumgänglich nötig. Ma muß ſich hierbei vor allem klar machen, daß d Schale des Eies ſehr durchläſſig iſt, daß ſonach al Gerüche von außen leicht hindurch in das Inner gelangen und fich hier feſtſetzen werden. Dieſer Ur ſtand muß zunächſt veranlaſſen, die Schale fe ſauber don anhaftendem Hühnerkot und Schm durch Anwendung von Waſſer zu reinigen, el Arbeit, die aber meiſt als überflüſſig vollkomme überſehen wird; in dieſem Falle ſchlägt ſich der e ruch des Hühnerkotes in die Eier hinein. — (Merkwürdig) Sonntagsjäger: „Weiß de Teufel, ich hab eine Jagdkarte wie die Andern, hab ein Gewehr wie die Andern, ich labe wie d Andern, ich drücke ab wie die Andern, aber — fe tr⸗ff' nie wi⸗ andere!“ Verfälschte schwarze Seide. Man verbrenne ein Müſterchen des Sfoffe von dem man kaufen will, und die etwalge Be fälſchung tritt ſofort zu Tage: Aechte, rein gefäͤr Seide kräuſelt ſo fort zuſammen, verlöſcht dald un hinterläßt wenig Aſche von ganz helldräunlich Farbe. Verfälſchte Seide (die leicht ſpeckig wie bricht) brennt langſam fort, namentlich glimmen d („Schlußfäden“ weiter wenn ſehr mit Faſtdrof erſchwert) und hinterläßt eine dunkelbraune Asch die ſich im Gegenſatz zur ächten Seide nicht kräuſe ondern krümmt. Zerdrückt man die Aſche der üchben Seide, ſo zerſtäubt ſie, die der verfälſchten nich Der Seidenfabrikant G. Henneberg (K. K. Hoflief.) Zürich verſendet gern Muſte von feinen ächten Seidenſtoffen an Jedermann liefert einzelne Roben und ganze Stücke porto⸗ und zollfrei in's Haus. Doppeltes Briefporko nach de Schweiz. Baden, kurt a. TIEE-MESSMER empflehlt vorzügl. Theemischungen à M. 2.80 u. M. g. 50 pr. Pfd. Probe packete 80 Pf. u. M. 1.- fo, Doppelbrief) sehr beliebt u. verbreite Zub habenz beiß C. K. Stenz Kals. Kgl. Hof. Baden „Wiſſen Sie, wo ſie ſich befindet?“ Urt. „Nein,“ lautete die Antwort, „vermutlich auf illa Roddeck. Das iſt ja nicht ſo weit. Wenn ofort zu ihr geſchickt wird, kann ſie bald hier ſein,? Dieſer alſo wußte nichts von ihrer Flucht — in Verdacht war alſo ein falſcher geweſen. a „Was veranlaßt Sie zu dem Wunſch, meine Frau zu ſehen ?“ ſagte er, „ſagen Sie es mir — bertrauen Sie mir.“ „Ja, das will ich,“ berſetzte Lambrecht. „Ich eiß nicht, was Ihnen von der Herkunſt Ihrer Gattin bekannt iſt. Ich muß ſie ſehen — ach, err Graf von Roddeck, ich muß ſie noch einmal hen, denn ſie iſt mein einziges Kind.“ „Ihr Kind?“ wiederholte Curt in höchſtem rſtaunen. 5 „Ja. mein Kind,“ ſprach der Kranke. „Ihre utter, meine Frau, war einſt das ſchönſte Mädchen der ganzen Provinz. Als ich Ihre Gattin ſah, a war mir, als ſei mir meine Magdalene wieder⸗ egeben worden, ſo jung und ſchön wie damals, als ſie kennen lernte, Ihre Gattin iſt meine Tochter. raf Scherwiz war mein beſter Freund, die Gräfin Scherwiz war die Milchſchweſter meiner Frau, dieſe adoptirte unſer Kind.“ Darauf folgte mehrere Minuten langes Schweigen, tauſenderlei Gedanken ſchwirrten dem Grofen durch den Kopf. Was er ſoeben gehört, erklärte das ganze Gehe imniß, die Briefe und — vielleicht auch die abendliche Zufommenknnft. „Warum hat man mir das verschwiegen?“ fragte er traurig, „es wäre uns vielleicht viel Kum⸗ mer erspart geblieben.“ „Ich will Ihnen ſagen, Graf,“ fragte ſprach der Sterbene. „meine Tochter wollte Ihnen das Ge⸗ beimniß anvertrauen, weiles ihr das Leben verbitterte; ſte erfuhr ja überhaupt erſt davon, als ihre arme Mutter kurz vor ihrem Tode zu Ihrer Gattin kam und dieſer Alles erzäblte. Und ihre Mutter nahm ihr das feierliche Gelöbniß ab, daß ſie es nie ver⸗ raten wolle, und Martha hatte dieſen Schwur treu gebalten. Es war wie eine Fügung des Himmels, daß ich gerade nach Roddeck kommen und da das Grab meiner Frau und mein lebendes Kind finden mußte. Erinnern Sie fich, wie zuerſt ihr Bild fah?“ „Sehr gut,“ erwiderte Curt, traurig mit dem Kopfe nickend, „warum ſagten Sie mir da nicht die Wahrheit?“ „Das wagte ich nicht. weil mein ganzes Leben eine elende Lüge war. Jitzt, im Sterben kann ich wagen, es auszusprechen: mein wahrer Name, Graf, iſt Werner Horſt. Ich war don Jugend auf ein böfer Knabe und vergendete in kürzeſter Zeit das Erbe meines Vaters. Heute kann ich Ihnen ſagen, was geſtern nicht um Alles in der Welt über meine Lippen gekommen wäre. Ich machte mich einer großen Fälſchung ſchuldig und erhielt Gefängnißſtrafe. Wenden Sie ſich nicht von mir ab, ich bin für meine Sünden genugſam ge⸗ ſtraft worden,“ „Aber noch verſtehe ich nicht,“ unterbrach ihn der Graf in mildem Tone, „warum wollten Sie mir das Geheimniß verbergen?“ „Weil ich, ſobald ich Anſprüche an mein Kind erhob, hätte ſagen müſſen, wer ich bin. Unter Tränen bat ſie mich, es Ihnen ſagen zu dürfen. aber ich mochte nicht.“ „O Gott, ſie iſt ein Opfer ihres Ehrgeſühles geworden!“ flüſterte der Graf; „ſagen Sie mir noch das Eine: haben Sie ſich an dem Abend vor Ihr Abreiſe mit meiner Frau in dem Laubgang getroſſe ? „Ja, lautete die Antwort, „ich bat ſie darum und obwohl widerwillig, ſtellte ſie fich nach Dunk werden da ein.“ „Hat ſie je Briefe von Ihnen fragte Graf Curt mit matter Siimme⸗ „Zweimal,“ entgegnete Werner Horſf. „de woher wiſten Sie das? Und wozu dieſe Fragen! „Weil Sie dazu beigetragen haben, meine arn Martha zur Verzweiflung zu treiben,“ ſagte Fur und darauf erzählte er all' das Traurige, das ff während der letzten kurzen Zeit auf Villa Rodd zug. tragen hatte. „Machen Sie mir keine Vorwürfe,“ empfangen! mir. Ich hätte leichter ſterben können, wenn ich f nach einmal geſehen hätte: uun iſt mir durch mei eigene Schuld auch dieſe meinezletzte Hoffnung be ſagt.“ — — 2 Breiten wir einen Schleier über dieſes Sterb bett, das die, welche während der letzten Augenbli des Sterbenden zug⸗gen waren, nie bergaſſen. 26. Capitel, Erſt als Werner Horſt, der ſich Paul Lan brecht genannt hatte, ſchon mehrere Stunden kodt war, ward es licht in des Grafen Innern, erſt fiel ihm der verhängnißvolle Irrtum ſeiner Galt ein; erſt jetzt entſann er fich der Unterhaltung der ſo wenig Wext beigelegen hatte — wie er der armen Martha auf ihre Fragen geantwortet halte „eine ſolche Frau muß zu ihren Verwandten rückgeſchickt werden.“ L.d;ortſetzung folgt.) pra der Sterbende, „meine Sünden laſten ſchwer a %% 1 1 7 1 77 77