3) Die Einbebung der Beſtragsſchuldigk ten (örtlichen Umlagen und Verbandsumlagen) erfolgt durch die örtlichen Steuerbehörden und nach den für die Erhebung und Eintreibung der Staatsabgaben geltenden Vorſchriften (Art. 45.) 4) Die Entſchädigungepflicht im Verband iſt eine erweiterte, derart, daß a) im Falle eines Orts⸗ wechſels verſicherter Tiere die Bewilligung der Ent⸗ ſchädigung an den Ablauf der in Art. 23 Zff. 6 des Geſetz's geſetzten Friſten geg nüber der Verſich⸗ erungsonſtalt des neuen Aufenthaltsorts nicht ge⸗ bunden ift. (Art. 39 des Geſ. u. 8 8 d. V. -B.) b) im Foll der Schlochtung polizeilich als ungenieß⸗ bar mit Beſchlag belegte Fleiſch gel⸗iſtet wird, mit der Einſchränkung, daß das Tier zum Zweck der Schlochtung verkauft wird, die Ungenießbarkeits⸗ erklärung auf einen geſetzlichen Währſchaftsmange ſich gründen muß und daß in allen Fällen bei der Schlachtung die im Geſetz beſtimmten Friſten und Auflagen beobocht⸗t worden find. (Art. 40 d. Gef., § 9 ff d. V. V.) 5) Mit der Bildung des Verbands können zur teiſweiſen Deckung des Verbandsaufwands die Mittel des Reſervefonds (200000 M.) beigezogen werden. — Verlin, 30 Nov. Die Influenza tritt bier wieder auf. Es find bereits mehrere ſehr ſchwere Fälle vorgekommen. — Breslau. 29. Nov. Der „Schlef. Ztg.“ zufoſge iſt heute früh vier Uhr der Keſſel der Kokesonſtalt Poremba bei Zabrze explodiert. Neun Perſonen wurden getöt⸗! und vier derwund'et. — Sag alu, 30 Nov. Ein ſchreckliches Unglück bat ſich auf dem Bied'ritzer Teich zugetragen. Eine Anzahl Kinder find auf der Eisdecke durchgebrochen und fünf derſelben ertrunken. — Eine arauenbafte Geſchichte erregt in Baden bei Wien berechtiates Aufſehen. Man ſchreibt darüber: Eine woblbopende Frau, die dos Unglück bat, zwei irrfinnige Tochter zu befitzen, hiell die ältere von ibnen ſeit Jahren in einem engen Verſchlage ein⸗ geſperrt, in welchem die Geiſteskranke in ihrem Schmutze faſt erſtickte und in ſchrecklich berabgekom⸗ menem Zuſtande aufgefunden wurde. Das Gendar⸗ merit⸗Commando in Baden erhielt die Anzeige, daß die Hausbeſitz in und Koaufmanswittwe Josefine Forſtr ihre 32jäßrige Tochter ſchon ſeit längerer Zeit verborgen halte, denn Niemond bekomme ſi⸗ zu Geſicht. und jede Auskunft über den Aufenthaltsort des Mädchens werde verweigert. Der Bezirkswacht⸗ meiſter und der Wachtoberinſpector b'gaben ſich in die Wohnung der Frau Forſter und befragten die Witwe um ihre Tochter, Nach einigen Ausflüchten, welche die Amtsperſonen nicht gelten ließen, führte fie die Frau in ihr nach dem Hofe zu gelegenes Schlafzimmer. An der rückwärtigen Wand deſſelben war ein an die Decke reichender, etwa drei Meter langer und einen Meter breiter Holzverſchlag ange⸗ bracht, deſſen Thür verſchloſſen war. Sie öffnete dieſelbe es herrſchte faſt Dunkelheit in dem kleinen Raume, der von dumfer, übelrichender Luft erfüllt war. Auf einer Holzbank knauerte eine gänzlich ver⸗ wahrloſte, von Schmutz ſtarrende, halbentkleidete Frauensperſon, zum Skelett abgemagert, mit bloͤden Augen in das Tageslicht blickend. Aus dem fahlen Gefichte, von wirren Haarbüſcheln umflaktert, traten die eckigen Backenknochen hervor, die Augen lagen tief in ihren Hohlen, und dem zahnloſen Munde eniquollen unarticulierte Laute. Entſetzt wandten ſich die beiden Männer von dem Verſchlage ab, der, gelinde geſagt, einem Stalle glich. Es wurde ſofort das Bezirksgericht verſtändig, die Irrſinnige einer eingehenden Reinigung unterzogen, das Zimmer ge⸗ lüftet und der Verſchlag desinfteirt. Eine Gerichts⸗ kommi 'ſion fand ſich ein und verfügte die Einliefer⸗ ung der gefangen gehaltenen Tochter der Frau Forſter in das Krankenhaus. Es wurde ermittelt, daß die Schwaochfinnige ſeit dreieinhalb Jahren in dieſen Zuſtande gehalten wurde. Das Eſſen wurde ihr durch eine Lucke im Verſchlage gereicht, das Lager des unglücklichen Geſchöpfes beſtand aus einem halb⸗ verfaulten Strohſack und einem ſchmutzigen Oberbett. Frau Forſter, welche drei Häuſer und “etwa zwanzig Vauplätze befitzt, ſoll, um ihre Tochter nicht im Irrenhauſe erholten zu müſſen, in ſo verabſcheuungs⸗ würdiger Weiſe gehandelt haben. Die jüngere Tochter der Forſter, welche wie ihre ältere Schweſter geiſtes⸗ krank iſt, wird in den nächſten Tagen von Amts⸗ wegen einer Heilanſtalt überg⸗ben werden. — Heiteres. Neue Grammatik. In einer Berliner Gemeindeſchule läßt die Lehrerin die kleinen Mädchen das Wort „ ſich ſetzen“ konjugieren. „Alſo fange Du an!“ ſagte zu dem kleinen Lieschen. Vieschen, eine mit Spreewaſſer getaufte Berlinerin, beginnt: „Ick ſetze mir, Du ſetzeſt Dir“ „Aber, Kind,“ unterbricht ſie die Lehrerin, „ſo ſagt man doch nicht: Ich ſetze mir! Wer weiß es beſſer?“ Keine Antwort. Endlich hebt das Töchterchen des reichen Hausbeſitzers Lehmann einen Finger zum Zeichen, daß ſie die Löſung der Frage gefunden. . i „Nun, kleine Lehmann, wie ſagſt Du. wenn du Dich binſetzeſt?“ „Ick bin ich frei und ſetze mir de — Bei der Entlaſſung. Gefängnis ⸗Inſpellor; „. . . . So, hier haben Sie Ihre Papiere und nun werden Sie wieder ein ordentlicher Mensch.“ Sträfling (nachdem er die Dokumente durchgelefen hat): „Deck ick ſiebenmal beſtraft bin ſteht bein, aber wie oft ſie mir haben freiſprechen müſſen davon is nicht j⸗ſagt.“ : — Der „Bazar“ ſchreibt im Heft 43 pre 1891 über Richters Anker⸗ Steinbaukaſten folgendez: 1 50 l. „Richters Ste inbaukaſten gehört zu den Geſchenlen e für den Weihnachtstiſch, welche nicht aus der Mode kommen, keiner geſteigerten Empfehlung bedürfen, aber es wohl verdienen, beim Herannahenkder ſchönen Kur Weibnachtzeit der Eltern aufs neue ins Gedächtnis 5 zurück gerufen zu werden. Die Firma F. Ad, „ln Richter u. Cie in Rudolſtadt, die Erzeugerin dieses ſogenannten Anker⸗ Steinbaukaſtens ſo benannt nach 100 u dem Anker, welcher als Fabrikmarke gilt, iſt in um⸗ . fichtiaſter Weiſe bemüht, allen möglichen Wünſchen des Publikums hinſichtlich der Größe der Kaſten und Preiſe entgegenzukommen. Sie hat circa 23 Original 3 Ausgaben der Steinbaukaſten von 30 Pf. bis 80 Mark aufſteigend in den Handel gebracht und ver⸗ f kauft daneben nach Ergänzungs⸗ oder Bergrößerungs⸗ 0 kaſten durch welche früher gekaufte Orginallaſten, in regelrechter Weiſe vergrößert werden. inf Ueber den erziehlichen Wert von zeitgemüßen Bau⸗ 1611 kaſten für die Kinderſeele herrſchen keinerlei Mein⸗ ungsverſchiedenheiten mehr: freuen wir uns, daß die techniſchen Fortfchritte der Neuzeit es ermöglicht blunt haben, den Holzboukaſten durch den billigeren und N al vielſeitigeren Steinbaukoſten zu erſetzen.“ 1 Dem Urteile des 7 7 0 ſchließen 1 uns gern n an; Richters Anker⸗Steiabaukaſten find in der Tat . das mertvollſt⸗ Mech nk für flein ⸗ und oroß⸗ inder litt THEE-MESSMER Db 8 e e ee raden ee Fare een ener Zu baben bei C. X. Stenz. Un en. Ball-Seidenſtoffe v. 75 Pfge. bis 18.65 p. Met. — ſowie ſchwarze, weſße und farbige, Seidenſtoffe von 75 Pf. bis Ml, 18.65 1 . per Meter“ — glatt, gſtreift karrirt, gemustert, 0 0 Damaſt⸗ etc.) Porto und zollfrei. Muſter umgehend Seideu fabrik G. Henneberg (k. u. k), Ho Zürich. Warum wurde ſie obnmächtig? In Deinen Worten lag doch nichts ſo Erſchreckendes“ 1 22. Copitel. 17 Als Gräfin Martha die Augen wieder auf⸗ ſchlug und ihres Gatten Geſicht über ſich gebeugt ſoh, ſtieß ſie einen Anaſt⸗ und Schr⸗ckensſchrei aus. Die Züge Curts, die ſie nie ſo ernſt und ſtreng ge⸗ ſeben hatte, blickten zornig auf ſie herab; kein Locheln, wie ſonſt, ſpieſte um ſeine Lippen; ſeine umdüſterte Stirn verrieth Anaſt, Kummer und Zorn. Trotztem klang ſeine Stimme ſanft, als er ſagte: „Hobe ich Dich erſchreckt, Martha? Wie Deine Hände zittern! Was iſt Dir? — Ich bin Dir ja nicht böſe, Kind, nur, nur verſtehe ich nicht —“ 5 Sie wollte etwas erwidern, aber die Kräfte bverſacten ihr, und ſie brach in bittere, leidenſchaft liche Thränen aus. 5 Curt ſuchte ſie mit zärtlichen Worten zu be⸗ ruhigen, während ſeine Mutter das Zimmer verließ. 5 „Komm, ich will Dich jetzt nicht quälen,“ ſprach er, „ſpäter erzählſt Du mir, wie die ganze Sache ſich verhält; jetzt lege Dich noch ein wenig nieder und v'rſuche zu ſchlafen — Du ſiehſt blaß und an⸗ gegriffen aus.“ 5 Martha hörte auf zu weinen; ſie ließ den Kopf in die weichen Sophakiſſen zurückfinken und lauschte mit einem Gefühl der Verzweiflung ſeinen Worten. . Nachdem Curt der Jungfer ſtrenge Weiſung gegeben batte, ihre Herrin nicht zu ſtören, verließ er das Zimmer. Sine Mutter erwartete ihn inzwiſchen mit großer Spannung und fragte neugierig, als er bei ihr eintrat: a „Nun, Curt, was iſt los? Warum war Martha ſo erſchrocken?“ „Sie iſt ſehr krank,“ entgegnete dieſer traurig, „ſie war nervös, aber nicht erſchrocken. Was hätte ſie auch zu fürchten? Ich war zu ſchroff gegen ſie. „Hat ſie Dir gefagt, wie das Armband in den Laubgang gekommen iſt?“ „Nein, ſie fühlte ſich ſo krank und angegriffen, daß ich nicht weiter mit ihr darüber geſprochen habe. Ich bin ja auch überzeugt, daß die ganze Sache ſich ſehr einfach aufklären wird,“ ſetzte er ſchnell hinzu, als er den eigentümlichen Ausdruck auf dem Geſicht ſeiner Mutter gewahrte. Trotz, dieſer Verſich erung laſtete es dieſen Morgen ſchwer auf des Grafen Bruſt, er fand nicht Ruhe, bis das Rätſel mit den Briefen und dem Armband gelöſt ſein würde. b Zweimal ging er an Marthas Thüre und hörte theils voll Befriedigung, teils voll Ungeduld, daß fie noch ſchlief, endlich tam die Jungfer, ihm zu melden, daß ihre Herrin wach ſei, aber ſehr krank zu ſein ſcheine. 5 Mit ſprachloſem Erſtaunen ſah Curt, welcher Wechſel in einigen Stunden mit dem heiteren ſchönen Geſicht vorg⸗gangen war! Alle Farbe war aus demſelben gewichen, bis zu den L ppen war es todtenbleich, und unter den blauen Augen lagen tiefe, dunkle Schatten. — Konnte das nur Krank⸗ heit oderß Abſpannuug ſein? Worum faltete ſte, wie in ſtummer Todesqual, krampfhaft die Hände, als ſie ihn erblickte? „Martha,“ hob Curt an, Du flehſt aus, als ob Du entſetzlich litteſt, Sprich was iſt Dtre welcher Kummer kennte Dich bedrücken, von dem ich nicht wüßte? Was macht Dich krank? Warum ſtehſt Du mich ſo ſeltſam an? Was iſt zwiſche uns getreten?“ Er ſchwieg, doch es erfolgte keine Antwork, „Wenn ich nicht wüßte, daß Du kein Geheim niß vor mir haſt,“ fuhr er fort, müßte ich glauben, es loſte etwas furchtbar Schweres auf Dir. Scho doch nicht ſo traurig aus! Schau' mich an, Geliebt und wenn Dich irgend etwas drückt, ſo ſage es m — daß ſch es mit Dir teile.“ Curt legte den Arm um ſeine zog ihren Kopf an ſich. „Hat Dich Jemand beleidigt oder gekränkt! fragte er zärtlich. „Nein.“ verſetzte ſie, „wie kommſt Du an diefe Idee ?“ „Biſt Du deſſen ſicher,“ ſprach er dringlicher, „hat Dich keiner unſerer Gäſte irgendwie verletzt?? „Nein,“ ſagte ſie wieder, aber er ſah, wie f ſchmerzlich errdtete. „Meine Mutter glaubte geſehen zu haben, da Herr Lambrecht Dir mehrmals kleine Billete zuge ſchoben habe und Dich damit beleidigt haben mußt — iſt das wahr?“ Er ſah, wie ſie bei dieſer Frage lelcht zuſam⸗ menzuckte. i „Allerdings gab er mir zweimal ein kleines Briefchen,“ ſtotterte ſie verlegen, „aber beleidigt h er mich nicht damit.“ . Darf ich die Briefe ſehen?“ „Ich habe ſie vernichtet,“ gag zwungenem Ton zur Antwort. „Wilſt Du mir ſagen, was ſie fragte er weiter. Gattin un 5