blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. Ffir die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Ladenburg. Allgemeiner Anzeiger für Ladenßurg und Almgegend⸗ 55 . EGrſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. . Peres biertelfahrch Mart 1.—, mit iuſtriertem Unterhaltungs- 5 10 Pfg., Anzeigen: die 1⸗ſpaltige Corpus⸗Zeile oder deren Naum Druck und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg. Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg Corpuszeile. Reelamen 20 Pfg. 19. November. 55 — 1892. Nr. 98. Volitiſches. da denburg, 16. Nov. Kaiſer Wilhelm wird den ſoeben ſtattgefundenen Beſuch des Königs von Sochſen am Betliner Hofe gelegentlich der Hof⸗ I dvon Königs Muſterhauſen alsbald durch in ih Auen Ausflug nach Moritzburg, dem berühmten IN Jogoſchloſſe der ſächfiſchen Herrſcher, erwiedern. Wie ee man aus Dresden meldet, hat der Kaiſer die Ein⸗ b h a fledung des Königs Albert zu einer am 2. Dezember * dee falffindenden Hofjagd in Moritzburg angenommen, een des Nähere über dieſe abermalige Zuſammenkunft 4 der beiden verbündeten und befreundeten Monarchen N kenſte politiſche Dinge gehandelt hat und daß i ierbei die Jagden in Muſterhauſen gleichſam nur e e Folie dienten, kann durch den ſo raſch nach⸗ l folgenden Gegenbeſuch des Kaiſers nur eine Ver⸗ ee a farkung erfahren, wenn auch Berliner Blätter * ien wollen, daß die Reiſe des Königs nach A bb Wonigs⸗Muſterhauſen mit der Politik nichts zu thun f gehabt habe. — — Der Bundesrat hielt am Dienſtag aus⸗ f Hahmswelſe eine Plenarſitzung ab. In derſelben at! Wurde zunächſt der Antrag Bayerns, betr. den Ent⸗ dwues eines Geſezes wegen Abänderung der Ge⸗ Daa Werbeordnung (Gewerbebetrieb im Umherziehen), den Aftönvigen Ausſchüſſen zur Vorberatung überwieſen. dete e Alsdann erörterte der Bundesrat den Entwurf, be⸗ uch u keffend erleichternde Vorſchriften für die Beförderung „ dbeſinmter Gegenſtände im wechſelſetigen deutſch⸗ 50 vit Ierreichiſchen Eiſenbahn⸗Verkehr; der Entwurf wurde 0 E lleßlich angenemmen. 8 10 85 — Die ſeit einiger Zeit ſchon angekündigten i 4 5 erſonalverände rungen in den oberſten Verwaltungs⸗ besten von Deutſch⸗Oſtafrika treten allmälich in die Samſtag den Gouverneurs von Deutſch⸗Oſtafrika, Corvetten⸗Capitain Rüdiger iſt jetzt der Abſchied mit Penfton erteilt worden. Gouverneur v. Soden ſelbſt wartet nur das Eintreffen des Nachfolgers Rüdiger's, bekanntlich eines Oberſten im Großen Generalſtab, in Oſtafrika ab, um dann ſeinerſeits in Urlaub zu gehen, von welchen er ſchwerlich wieder nach Afrika zurückkehren dürfte. Eie Entſcheidung über die eventuelle Neube⸗ ſetzung des oſtafrikaniſchen Gouverneurspoſten iſt indeſſen wohl noch nicht ſo bald zu erwarten. Berlin, 17. Nov Der Voſſ. Ztg. zufolge iſt dem Bundesrate das Reichs haushaushaltgeſetz zuge⸗ gangen. Der Reichshaushalt balanziert in Einnahme und Ausgabe mit rund 1277 Milionen. Die fort⸗ dauernden Ausgaben betragen 1 Milliarde und 6 Millionen, die einmaligen Ausgaben des ordentlichen Voranſchlags 82 Milionen, des außerordentlichen 188 Millionen. Mit dem Haushaltgeſetz wird dem Reichstag gleichzeitig wie in früheren Jahren ein Anleihegeſez für Zwecke der Armee, der Marine und der Reichseiſenbahn, ſowie zur Regelung des Be⸗ triebsfonds der Reichskaſſe zugehen. Die Höhe der Anleihe dürfte ſich auf 14 Millionen belaufen. Verſchiedenes. — Wiesloch, 15. Nov. Der 19 Jahre alte Sohn des Rathſchreibers Herrn E. Brecht in Michelfeld, welcher z. Z. als Poſtgehilfe in Mann⸗ heim angeſtellt iſt, wurde Samſtag abend 9 Uhr zwiſchen Wiesloch und Rauenberg von zwei Strolchen angefallen, mit dem Fahrrad, auf dem er ſich be⸗ fand, zu Boden geworfen und ſeiner nicht unbe⸗ trächtlichen Baarſchaft beraubt. Einer der Räuber kniete auf ihn und hielt ihm die Hände, während der andere den Raub ausführte. Herr Brecht war auf dem Wege nach Michelfeld, um ſeinen Eltern 1 0 K Eiſcheinung. Dem bisherigen Stellvertreter des 97 Herzens kämpfe. „ 4 18 Roman von Theodor Schmidt. 5 ö Dieſe leichthin geſprochenen Worte vernichteten en letzten Hoffnungsſtrahl in Martbas Bruft; mit 5 5 dem Tage ward das ſchöne junge Geſicht bleicher 1 ud ſchwermütiger, daß ihr Gemahl bald ernſtlich 5 orgt wurde und einen berühmten Arzt von W. 1 f. Inlulirte, aber auch dieſer hatte keine Erklärung ar das Leiden der Gräfin. „Sie meinen, die Gräfin habe keinen Kummer, den die auf ihr laſten lönnten?“ fragte er den Arafen. „Ich glaube, fie weiß gar nicht, was Kummer der Serge heißt,“ entgegnete der Graf, über des Aiztes Idee lächelnd, „was ihr auch fehlen mag, Kummer iſt es jedenfalls nicht.“ Teoß all, seiner Geſchicklichkeit konnte der Arzt Ane Löfung für das Rätſel, keinen Grund für die Schwäche und das allmälige Hinſchwinden ſeinet chönen Patientin finden. Er verordnete Luf tver⸗ nderung, und noch einiger Zeit begab der junge Graf ſich mit ſeiner Gattin auf Reiſen, die dieſer, wie er hoffte ihre frühere Kraft und Geſundheit wiedergeben ſollt en. 17. Capitel. 1 In einem traulichen Zimmer in einem der reizendſten Häuſer der Breſlenſtraße der Refidenz ſaß Frau von Grabau mit ihrer Freundin und Geſell⸗ ſchafterin, Fräulein Loben, Frau von Grabau war mehr elegant als ſchön; Niemand wußte, wie alt ſie war, ja, noch mehr — Niemand konnte es raten, für Dreißig ſab ſie zu alt, für Vierzig ſah ſie jung aus. Ihr dunkles Haar war noch ſtark und üppig, ihre Wangen färbte noch eine zarte Röte, ihre dunklen Augen ſprühten noch Feuer und Leben, und noch keine Falte oder Runzel verunzlerte ihre hübſchen angenehmen Züge. Als ihr Gemahl, ein in der Reſidenz ſeiner Zeit hochangeſehener Mann, ſtarb, ließ er ſeine Frau in den beſten Verhältniſſen zurück, und die junge Wittwe, noch in der Blüte ihrer Jahre, in der beſten Geſellſchaft aufgenommen, fühlte fich wohl in ihrer freien, unabhängigen Stellung. Die Damen waren von Einkäufen aus der Stadt zurückgekehrt, und irgend etwas hatte Frau Grabau beſonderts Vergnügen verurſacht, denn ihre Augen funkelten, und ein frohes Lächeln erhellte ihre üge. 125 „Ich verſichere Ihnen,“ ſagte ſie zu Fräulein Löben, „ich habe nie einen ſo feinen eleganten Herrn geſehen; Doktor Wildung iſt ja ganz nett, aber mit Jenem nicht zu vergleichen. Frau Räthin Peterſen ſagte mir, er habe ſie neulich mit Bitten beſtürmt, höre, iſt er auch reich: er ſoll ſich in Amerika ein einen Beſuch abzuſtatten, infolge der großen Aufreg⸗ ung aber außer Stande, die Fahrt fortzuſetzen, und war deshalb gendtigt, in Rauenberg zu übernachten. Die polizeilichen Nachforſchungen werden energiſch betrieben und hofft man, daß die Ergreifung der Miſſethäter recht bald ermoglicht werde. — Karlsruhe, 16. Nopbr. Die Einfuhr der italieniſchen Verſchnittweine hat in den Monaten Februar bis Juni auf den Verkauf der inländiſchen geriagen Weine ſehr günſtig gewirkt da viele ältere Breisgauer⸗, Kaiſerſtühler⸗ und Seeweine zum Ver⸗ ſchneiden mit italieniſchen Weinen angekauft worden. Auf den Verkauf der diesjährigen badiſchen Weine haben, wie die „Bad. Korr.“ von ſachverſtändiger Seite mitgeteilt wird, verſchiedene Umſtände einge⸗ wirkt: 1) Die Weine waren im allgemeinen ſehr gut; 2) es fehlte an guten alten Weinen; 3) (in⸗ folge d's neuen Weingeſetzes konnten die etwas ge⸗ ringeren Weine etwas verbeſſert werden; 4) durch talieniſchen Weine konnten manche Weine markt⸗ fähiger gemacht werden. — Es läßt ſich noch nicht feſtſtellen, was am meiſten zu den im allgemeinen hohen Preiſen der diesjährigen Weine beigetragen hat; jedenfalls hat es ſich aber gezeigt, daß die Furcht, die Verwendung des Zuckers und die Ein⸗ fuhr fremder Weine werde den Preis der beſſeren inländiſchen Weine herabdrücken, nicht begründet war; gerade die beſſeren Rotweine, für welche man am meiſten fürchtete, hatten in dieſem Jahre bei gutem Abſatz einen ſehr hohen Preis. Die italieniſchen Weine haben ſich häufig nicht bewährt. Verſchiedene Mißſftände unrichtige Wahl der zu verſchneidenden Weine, G' balt der Verſchnittweine an Eſſigſäure und Zucker und in⸗ — find häuſig aufgetreten, ſo daß man oft klagen und daß er mir vorgeſtellt werde. Wie ich ſolgedeſſen geringe Haltbarkeit der Miſchung — — — großes Vermögen erwerben haben und bewegt fich hier in der beſten Geſellſchaft. Ich habe wirklich noch nie einen Mann mit ſo feinen Manieren und von ſo ſprudelndem Geiſte kennen gelernt. — Frau 1 Rätbhin Peterſen meinte, er werde mit vielleicht ſeine Aufwartung machen — ob er kommen wird? Was meinen Sie, kleidet mich beſſer das grüne Kleid mit den Spitzen oder das blaue mit der reichen Sammetgarnitur?“ * Es war ein klarer ſonniger Maltag, als Frau on Gltabau in eleganter Toilette, mit einer feinen Handarbeit ſich kokett in den Sammtfautenil zurück⸗ lehnte, während Fräulein Loben ihr vorlas. Davon jedoch hörte Jene kein Wort: all' ibre Gedanken koncentritten fich in der Viſite, die ſie ſo ſehnlch erwartete; und als es haſtig an der Haus⸗ thür klingelte und dann feſte, männliche Schritte den Corridor herabkamen, da ergoß ſich ein freudiges Ertöthen über ihre Züge, und ihre Hand zitterte faſt, als fie ihren Verehrer begrüßte. In ſiebzehn Jahren gehen große Veränderungen in der Welt vor, und Niemand bätte in dem ele⸗ ganten Herrn mit dem dunklen Vollbart den einſtigen Maler und Spieler Werner Horſt wiedererkannt. Er hatte ſich ein elegantes Haus gemiethet, es auf das Koſtbarſte ausgeſtattet und ſich in den beſten Geſellſchaften eingeführt. So bedurfte es nur noch