1 10 klatt Mt. 1.40 frei ins Haus. * 1 Nr. 88. Geſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. Preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungs⸗ J 85 r die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Ladenburg. —— — — Druck und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg. Anzeigen: die 1⸗ſpaltige Corpus⸗Zelle oder deren Naum 10 Pfg., Lolale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Corpuszeile. Reelamen 20 Pfg. Mittwoch den 2. November — 1892 „ Alerfeelen. U Janaß ging ein Wort von Mund zu Munde, dne , ein Sängerwort, gar hehr und licht, ohne iind heut noch klingt's in weiter Runde: I Pergeßt der theuren Todten nicht! — Amel. Auherbſtlich wenn die Blätter fallen, Nen , Wenn dd“ die Fluren weit und breit, Sturm und Reif, des Herbſt's Vaſallen Finn ies mahnen an die Flucht der Zeit, f uit da Da pocht auch ſtets der Mabnruf leiſe, „Doch ernſt an jene Menſchenbruſt: Atun zi Ward nicht auch dir auf rauhe Weiſe en ein Schmerz bereitet, ein Verluſt? — % aid wenn ein Herz dir ward genommen, Alle Das treu und forgend für dich ſchlug, Des, eh des Lebens Höh' erklommen, Feber a Man ſchon zum ſtillen Friedhof trug. 15 Hanke Dann eile hin zum Ort der Trauer i 4. J Dort spricht das ſchlichte Immergrün: — A ftd'ſches Sein iſt kurzer Dauer, mia det droben gibt's ein Welterblübn! Des ſollſt du nimmermehr vergeſſen, . —— Ne ſchmerzgebeugt auch ſei dein Herz, 10 Nil durch das Weh, oft unermeſſen 5 . I fin das Kreuzlein himmelwärts. lian eht auch die Sonne auf und nieder 0 Sa manchesmal, eh' wir auch ruh'n, — 304 ſehen einſt ſie alle wieder, ſclummern jetzt von ird'ſchen Thun! er aber, der zu allen Zeiten besten weiß, was uns gebricht, Der Herr für alle Ewigkeiten Miegißt auch unſrer Toden nicht!! - — Cle Anu 2 e Helle f. Die Pfandeinträge und Pfandſtriche in Baden. II. Pfandſtriche. Nach den Erhebungen des Statiſtiſchen Amts wurden im Jahre 1890 62 349 Pfandeinträge geſtrichen. Der Geldbetrag dieſer Einträge war 108 239 000 % Nach der Art des Pfandeintrags betrugen die geſtrichenen Summen 35 383 000 % (326 o) an bedungenen, 8 933 000 / (85/6) an Vorzugspfandrechten. Die letzteren laſſen ſich nicht vollſtändig in Kaufſchillinge und Gleichſtellungen zerlegen, da bei den allgemeinen Bereinigungen eine durchgängige Ermittlung nicht thunlich iſt, Von den 63 974 000 % kamen 58 984 000 % auf Beſon⸗ dere Bewilligung und richterliche Verfügung und 6 189 000 % Kaufſchillinge und 8071000 / Gleichſtellungsgelder. Darnach waren der durchſchnitt⸗ liche Betrag des geſtrichenen Eintrags im Allgemeinen 1736 /, bezw. für die drei Streichungsarten 2469 , 2175 % und 521 / und für die drei Arten von Pfandrechten 4871 /, 827 , 1508 / Nach dem Berufs⸗ oder Erwerbsſtande, welchem der Schuldner angehörte, für den ſeiner Zeit der Pfandeintrag gemacht wurde, kamen von der auf beſondere Bewilligung und auf richterliche Verfügung geſtrichenen 99 469 000 / betragenden Summe 25 471000 4246 ) auf Landwirte, 56 228 000 % (566 „%) auf Gewerbe⸗, Handel⸗ und Verkehrtreibende, 17 770 000 % (17% %)) auf Sonſtige. Für die im Wege allgemeiner Be⸗ reinigung geſtrichenen Einträge läßt ſich der Berufs⸗ ſtand vollſtändig ermitteln. Gegenüber dem vorher⸗ gegangenen Jahre 1889 hat die Zahl ſowohl der Streichungen als auch der geſtrichenen Beträge ab⸗ genommen. Von den geſtrichenen bedungenen und richterlichen Einträgen bilden die Darlehen regelmäßig den weit überwiegenden Teil, ebenſo von den Vor⸗ zugsrechten die Kaufſchillinge. Die weſentliche Bedeutung der Pfandeinträge und der Pfandſtriche ergiebt ſich erſt aus deren gegenſeitiger Vergleichung und der darnach ſich er⸗ gebenden Zu⸗ und Abnahme der liegenſchaftlichen Verſchuldung im Betrage von 77391 000 ½ ſtatt, welche fich durch den bereits oben erwäßnten a⸗⸗ ringeren Umfang der allg⸗meinen Bereinſgungen nur zum kleineren Teil erklären läßt. Die bedung ⸗ ne und bevorzugte Schuld hat um 40 298 000 %, bezw. 37 049 000 / die richterliche nur um 44 000 % zugenommen. Durch den geſamten Zuwachs an liegen⸗ ſchaftlicher Schuld iſt jeder Einwohner durchſchnitt⸗ lich um 46,7 % mehr belaſtet, auf je 100 % Grund⸗ und Häuſerkapital kommen davon 32 /. An dieſer Bewegung der liegenſchaftlichen Verſchul⸗ dung zeigen ſich nun die größeren Städte in weit größerem Maße beteiligt als die übrigen Gemein⸗ den; die letzteren find überhaupt erſt ſeit 1888 in dieſelben eingetreten indem für ſie bis dahin die Strichſumme die Eintragſumme überſtieg und ſomit zunächſt eine Abnahme der Schuld, erſt neuerdings eine Zunahme derſelben erfolgte. Aus den Zahlenverbältniſſen läßt ſich schließen, daß die Zunahme der Pfandſchuld weſentlich die Gebäude trifft, bezw. mit der geſteigerten Bau⸗ thätigkeit, welche vornehmlich in den Stäßten unter ſtarker Inanſpruchenahme des Kredits vor ſich geht, im Zuſammenhange iſt, während das land⸗ und forſt⸗ wirtſchaftliche Gelände im Großen und Gonzen da⸗ von wenig berührt wird. Mit Rückficht dorauf, daß die hypothekariſche Bewegung bei den Landwirten von Jahr zu Jahr ziemlich gleichmäßig verläuft, Herzens kämpfe. Roman von Theodor Schmidt. Eine ſchwere Wolke hing über dem Scherwiz⸗ Beſittum. Die dienerſchaft ging geräuſchlos ein⸗ und ſprach nur im Flüſterton. In dem Z mmer n dem Krankenzimmer fand eine eruſte Berat⸗ berühmter Aerzte ſtatt. Mie Kranke ſelbſt lag bleich regungslos auf n Lager, über die farbloſen Sippen kam nur ſchwacher, matter Athem. Die ganze Nacht hindurch hatte Martha an m Bett gekniet und der Kranken Kopf und Hand heißen Thränen genetzt und ſie bei den zärt⸗ en Namen gerufen; aber alles Weinen und hen war umſonſt die Gräfin ſollte nie wieder den ug dieſer ſo innig geliebten Stimme hören. „Muß ſie denn ſterben ?“ rief Martha ganz 1 „giebt es denn nichts, das ſie retten 7 10 Die Perſonen, welche Martha ſo fragte, wandten mit bekümmertem Antlitz von ihr, denn ſie wußten, die junge Dame allein in der Welt ſtand, wenn Giäfin nicht mehr war. 1 Martha war faſt von Sinnen über den ſo Vohlich äber ſie hereingebrochenen Kummer. Geſtern Miten noch Hoffnung und Liebe ſie ſo beglückt, wie goldener Strahl hatte es ſich, wie es ſchien, vom Himmel auf ſie herabgeſenkt. In demſelben Augenblick, wo ſie nur daran dachte, ihr neugefun⸗ denes Glück mit ihrer Adoptivmutter zu teilen, hatte ſie ein heftiges Klingeln gehört, dann einen lauten Schrei, und wie ſie und die Dienerſchaft herbeige⸗ eilt waren, hatten ſie die Gräfin bleich und befinn⸗ ungslos am Boden gefunden. „Hat die Gräfig keine Angehörigen, die man benachrichtigen könnte?“ fragte der Arzt. „Meines Wiſſens nicht,“ antwortete Martha. „Mama hat mir ſchon öfters geſagt, daß ſte keinen einzigen Verwandten in der Welt b ſitze.“ Als der Abend kam, bat der junge Graf ſeine Mutter, daß ſie ihn begleite. „Die Gräfin liegt im Sterben,“ ſprach „und Martha hat Niemand zur Seite; wir müſſen gehen, ſie zu tröſten, Du darfſt mir dieſe Bitte nicht abschlagen, Mutter.“ * * 1. Der entſcheidende Moment war gekommen. Die Sonne war in ihrer ſchonſten Pracht zur Ruhe gegangen, die abendlichen Schatten hatten ſich ſchon leicht herabgeſenkt, als Martha, wie ſie ſich über das bleiche Antlitz beugte, ſah, wie die ge⸗ ſchloſſenen Augenlieder und Lppen leicht erzitterten. Die dunklen Augen öffneten ſich mit einem ex, „Martha,“ hauchte die Kranke, „was iſt mit mir, mein Liebling? Muß ich ſterben?“ „Mama,“ ſtieß das zitternde Mädchen hervor, „laß mich mit Dir gehen.“ „Ich muß Dir etwas ſagen,“ hauchte die Gräfin, „etwas — gebt mir Luft! Mehr Luft! Ich kann nicht atomen! Ich muß Dir don Deiner wirklichen Mutter erzählen, mein Liebling. Viel⸗ leicht that ich Unrecht — aber ich hatte Dich ſo innig lieb — Du warſt mir wie mein eigen Kind — Luft! Mehr Luft!“ Martha verſuchte die Sterbende ein wenig auf⸗ zurichten. „Ich wollte Dir ſagen, meine Geliebte —“ weiter kam die Gräfin nicht; ein plötzlicher Schleier legte fich über ihre Augen, eine fahle Bläſſ' bedeckte ihr Geſicht und der halbaufgerichtete Kopf fiel ſchwer in Marthas Arm Zurück. than Die Gräfin hatte den letzten Athemzug ge⸗ Faſt ſo bewußtlos wie die Gräfin, die nun ö für immer Ruhe hatte, ward Martha in das Neben⸗ ernſten verwunderten Blick, der Martha bis ins Herz drang. „Führen ſie uns zu ihr.“ zimmer auf die Chaiſelongue gelegt. Wenige Minuten ſpäter kam die Geaͤfi; von Roddeck mit ihrem Sohn und voll Beſtürzung ver⸗ nahm ſie die Nachricht von dem ſo ſchnell eingetre⸗ tenen Tode. „Wo iſt die Comt'ſſe?“ fragte der junge Graf.