ian Sn Wg er m HA er ae a 5 din . 11 I. Auth i huhn f eſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. eis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungs⸗ katt Ml. 1.40 frei ins Haus. Nr die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Ladenburg. . für Ladenburg und Almgegend. Anzeigen: die 1⸗ſpaltige Corpus-Zeile oder deren Naum 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Corpuszeile. Neclamen 20 Pfg. Druck und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg. Nr. 87. Samftag den 29. Oktober 1892 Politiſches. Ladenburg, 28. Okt. Die neue Militärvor⸗ Age, wie ſie nunmehr durch die betreffenden Mitteil⸗ Ihen der „K. Z.“ zur öffentlichen Kenntnis ge⸗ langt ift, kann ich leiner ſympatiſchen Aufnahme lens der Tagespreſſe rühmen. Wenn man ſich auch faßt allſeitig mit dem Zugeſtändnis der zwei⸗ Iheigen aktiven Dienſtzeit für die Fußtruppen ein⸗ derſtanden erklärt, ſo ſtimmen die Anſchauungen Aber die Vorlage anderſeits darin überein, daß dieſe Coneeſſion noch lange nicht die ſchwere Mehrbelaſt⸗ ung wett mache, welche das neue Militärgeſetz dem Neuſchen Volke bringe. Man findet, daß die vor⸗ geschlagene Vermehrung der deutſchen Truppen, um e, 86,0000 Kampfer eine viel zu hohe ſei, als daß das Reich die finanziellen Rückwirkungen dieſer Militäriſchen Maßregel nicht auf das Bedenklichſte Anpfinden ſollte. Auch die mitgeteilte Begründung der Vorlage findet in der öffentlichen Meinung durch aus nicht in allen Punkten Billigung, namentlich il man nicht glauben, daß die militäriſch⸗politiſche Loge ſich ſo ſehr zu Ungunſten Deutſchlands ver⸗ ſchoben habe. Im Uebrigen ſtellen die Veröffentlich ⸗ ungen der „K. 3.“ augenſcheinlich nur einen Aus ⸗ zug aus der eigentlichen Militärvorlage dar, man ed darum die letztere wohl erſt bei ihrer Einbringung im Reichstage vollſtändig kennen lernen. — Die altberühmte Lutherſtadt Wittenberg bord am bevorſtehenden Montag die Stätte einer bebentſamen und glanzvollen Feier ſein, der Ein⸗ weihung der erneuten hiſtoriſchen Schloßkirche Die Mittenderger Lutherfeier vollzieht ſich an dem Tage in welchem vor nun 375 Jahren Martin Luther eine berühmten 95 Sätze an die Wittenberger Shloßkirche anſchlug, jene flammenden Kundgeb⸗ ungen des einfachen Mönches, welche die Epoche der Reformation und hiermit einen für alle Zeiten hoch⸗ bedeutſamen Abſchnitt in der Weltgeſchichte einleiten ſollten, die Verlegung der Mttenberger Feſtlichkeit auf dieſen Tag, der ein ſo welthiſtoriſch's Datum trägt, läßt ihre Bedeutung darum beſonders her⸗ vortreten. Die Gegenwart des deutſchen Kaiſer⸗ paares, wohl faſt aller evangeliſchen Bundesfürſten und der Vertreter der ausländiſchen proteſtantiſchen Herrſcherfamilien wird der feierlichen Einweihung der Schloßkirche einen ſpeclellen Glanz verleihen, während daneben ein großer hiſtoriſcher Feſtzug und die Maſſenaufführung des Herrig'ſchen Lutherfeſt⸗ ſpieles zur Verherrlichung der Feier vor ſich gehen werden. Nach Beendigung des Feſt pieles dürften das Kaiſerpaar und die übrigen Fücſtlichkeiten Wit⸗ tenberg wieder verlaſſ en. — Dem Bundesrale find dem Vernehmen nach ein Geſetzentwurf, betr. die Regelung des Ab⸗ zahlungsgeſchäfts, ſowie eine auf Verſchärfung des Wuchergeſetzts zielende Vorlage zugegangen. Ange⸗ ſichts bekannter mißlicher und ſchon längſt be⸗ ſtehender Zuſtände kann man die beiden Entwürfe wohl nur auf höchſt zeitgemäß bezeichnen. — Konig Georg von Griechenland und ſeine Gemahlin, Königin Olga, feierten am Donnerſtag im Kreiſe ihrer Kinder und der Vertreter der mit dem griechiſchen Königshauſe europäiſchen Fürſten⸗ familien das ſchöne Feſt ihrer filbernen Hochzeit. Zur Verherrlichung des filbernen Ehejubiläums des griechiſchen Königspaares fand im Piräus, der Hafenſtadt von Athen, eine impoſante internationale Flottendemonſtration ſtatt, an welcher franzöͤfiſche, engliſche, italieniſche, däniſche und ruſſoche Kriegs⸗ ſchiffe, ſowie ſelbſtverſtändlich auch die griechiſche Flotte teilnahmen. Herzens kämpfe. 7 Roman von Theodor Schmidt. „Das iſt ſehr liebenswürdig von ihm,“ ent⸗ gegnete Curt erregt. „Ich kann auch nicht bedauern, daß Jbre Mama in Anſpruch genommen iſt, da ich Fouptſachluch gekommen bin, Sie zu sprechen.“ Mich ?“ wiederholte Martha, Herz heftig klopfte. „Ja Sie! — um Ihnen zu ſagen, daß ich meine Coufine Melanie nicht heirate,“ ſtieß Curt in leiſem Flüſtertone hervor. Da bedeckten ſich ihre ſchönen Züge mit dunk⸗ let Röt⸗, in ihren klaren Augen leuchtete es freudig auf, aber ihre zitternden Dppen vermochten leine Antwort zu ſtammeln. „Martha, ahnen Sie nun, was ſch Ihnen zu ſagen habe ?“ hauchte Curt. Aber dieſe hielt den Blick feſt zu Boden geſenkt, und die Roſen zitterten in ihren kleinen Händen. „Die Blumen machen mich eiferſüchlig,“ ſprach Curt ungeduldig und nahm ſtie ihr fanft aus den Handen. „Sie ſollen Ihre ganze Aufmerkſamkelt mir ſchenken, — nur für wenige Minuten. Martha, knnern Sie ſich an jenen Morgen in den Bergs ⸗ dorfer Wäldern?“ Sie nickte ſtumm. „Wiſſen Sie, daß ich Sie damals Leben und meine während ihr Hon liebte?“ fuhr er erregt fort, „daß ich mich damals gar nicht losreiſen konnte vor dem lieblichen Bilde, wie Sie da mit dem Strauß blauer Glockenblumen im Walde ſtanden? Schon da drängte es mich, vor Ihnen auf die Knie zu finken und Ihnen, wie jetzt mein Liebe anzubieten. Seit jener Stunde habe ich keinen anderen Gedanken gehabt als Sie! Mein Leben war, bis ich Sie wiederſah, ein langer, ſchwerer Traum. Martha! Geliebte! Reden Sie — darf ich hoffen?“ Mehrere Minuten lang herrſchte tiefe Stille, dann klang es leiſe und zaghaft: „Wie konnten Sie mich lieben, während Sie mit einer Anderen verlobt waren?“ Da erzöhlte Curt, wie er mit dem Gedanken groß geworden war, daß er ſeine Coufine heirate. „Damals kannte ich Sie noch nicht, Martha,“ fuhr er fort, „Als ich Sie ſah, da erwachte ploͤtz⸗ lich mein Herz, und doch dachte ich nicht daran mein Wort gegen Melanie zu brechen. Ich gedachte, mein trauriges Loos zu tragen und meine heiße Liebe zu Ihnen aus dem Herzen zu reißen. Aber Melanie hat mich frei gegeben — unſere Verlob⸗ ung, ſagte fie, ſei ein Jertum geweſen, unter dem ich nicht leiden ſolle. Ich bin frei — frei, mein ganzes Herz der Einzigen zu Füßen zu legen, die ich lieben kann, Martha, haben Sie kein Wort für mich!“ „Iſt fie — unglücklich?“ drang es leiſe don Berlin, 27. Okt. Die Nordd. Allg. Zig: ſchreibt anläßlich der Koſten der Mil tä vorlage, betreffend die Mehrb⸗laſtung des Tabaks. Obwohl die Borberathungen noch nicht abgeſchloſſen ſeien, nehme ſie an, daß weder eine Werthbeſteuerung, noch eine Fabrikatſteuer, noch eine Kontingentirung des Tabaks in Frage komme, ſondern daß nur eine Zollerhöhuag und eine Inlandſteuer auf Tabak derart vorgeſchlagen werde, daß dadurch das auslän⸗ diſche Produkt höher als das inländiſche zur Deckung der aus der Tabakſteuer erforderlichen Nehreinnahmen herangezogen werde. — Leipzig, 26. Okt. Der bekannte Nichts lehrer Profeſſor Windſcheid iſt in der vergangenen Nacht geſtorben. Windſcheind genoß den Nuf als erſter Kenner des röͤmiſchen Rechts in Deutſchland Sein „Lehrbuch des Pandektenrechts,“ das in vielen Auflagen verbreitet iſt, weiſt eine erſtaunliche Ge⸗ lehrſamkeit und geiſtige Durchdringung des Stoffes auf. Bekannt iſt auch die Mitwirkung Wndſcheids an den Arbeiten der Kommiſſion zur Ausarbeitung des bürgerlichen Geſetzbuchs. Verſchiedenes. — Mannheim, 27. Oktober. In Speier verſammelten ſich geſtern auf Beranlaſſung des Comites der tabakbauenden Gemeinden der Pfalz die Ver⸗ treter faſt ſämmtlicher Gemeinden, welche an dieſem Bau beteiligt find. Dr. Bürklin verbreitete ſich in längerer Rede über die Beſtrebungen der Tabakſt⸗uer in den letzten Jahren und über die bedauerlichen Mißerfolge im Reichstage. Sprecher zur Tagesord⸗ nung Zollerhöhung ohne Echoͤhung der Steuer, war Bürgermeiſter Baumann von Hoͤrdt. Er ſchilderte eingehend und zutreffend die Lage und die Folgen, welche eine gleichzeitige Zoll⸗ und Steuererhöhung J haben würde. Dieſelben beſtünden in der Vernicht⸗ des Mädchens Lippen. „Ah, Martha!“ rief Curt, „laſſen Sie dieſen Schatten nicht zwiſchen uns treten. Glauben Sie, wenn ſie j tzt hier wäre, ſie würde mit für mich bitten. Martha, wäre es möglich, daß ich mich ge⸗ irrt hätte, daß Sie nichts für mich füdlten?“ Da ſchaut⸗ fie zu ihm auf, und er las die Antwort in ihren Zügen. Und während die Blumen ringsum blüten und ihre köſtlich duftenden Grüß ausſandten, da erzählte er ihr dieſelbe ſüße Geſchichte, welche die Welt schon ſeit Jahrhunderten hört und ihrer nimmer müde wird — dieſelbe Geſchichte von Liebe, Glück und Hoffnung. Und das junge Mädchen lauſchte ſtumm dem Klang dieſer Worte und wähnte ſich m 8 en⸗ lande. „Ich glaube, Martha,“ ſprach Curt mit dor Erregung zitternder Stimme, „ich glaube, ich köante das Leben ohne Dich nicht ertragen. Mit Dir an meiner Seite will ich Alles dulden, doch ohne Dich wäre das Leben mir eine traurige öde Wüſte.“ 0 Die Zeit kam, wo dieſe Worte in Curt von Roddecks Bruſt wie Trauergeläut wiederklangen. a „Dein Leben ſoll ebenſo hell und glänzend ſein, wie das Leben dieſer Blume,“ ſprach Curt „kein Schatten, kein Sturm ſoll Dich berühren Doch nun ich meinen Schatz errungen habe, dräng es mich auch, ihn mein zu nennen; wann darf ich Deine Mutter sprechen? Morgen!“