Tßüren und Schränke in den berſchlezenen Schreib⸗ ſtuben, entnahm aus einer Schatulle die filberne Amtskette des Bürgermeiſters und noch verſchiedene Wertgegenſtände, worunter ein gefundenes goldenes Armband. Man iſt dem frechen Einbrecher, der von der Straße aus durch ein Fenſter des zweiten Stockes eindrang, leider noch nicht auf der Spur. — Mosbach, 16. Okt. Wie aus Billigheim gemeldet wird, find daſelbſt unter dem Verdochte, den Mord an dem Fabr kanten Gerſon Herz von Billigheim ausgeführt zu haben, die Frau des Er⸗ mordeten und der Buchhalter der Firma v'rhaftet worden. Die Beiden unterhielten ein Liebesverhältniß und ſollen dieſelben den Mord begangen haben, um das ihrer Verehelichung entaegenſt⸗hende Hinderniß zu beseitigen. Nähere Nachrichten fehlen bis jetzt noch. Nach einem der „Frkf. Ztg.“ zug⸗gangenen Tele⸗ gramm iſt ferner in dem wülrktembergiſchen Orte Langenau bei Ulm eine Frauensperſon in Haſt ge⸗ nommen worden, welche früher bei dem Ermordeten in Dienſten ſtand. Dieſelb hat im Arm eine Biß⸗ wunde, welche nach ihrer Angabe von einem Pferde berrübren ſoll. Dieſe Ausſage ſoll jedoch nicht mit der Wirklichkeit übereinſtimme. Vielmehr heißt es, daß der Biß von einem Menſchen verurſacht worden ſein müſſe. Das Mädchen war ferner am Tage des Mordes ortsabweſend. Wie unſern Leſern erinnerlich ein wird, hatte ſich der Verdacht des Mordes auf eine Manns und eine Frauensperſon gelenkt, welche am Tage des Mordes in der Gegend von Billigheim geſehen worden waren. — Berlin, 16. Okt. Im Reichsgeſundheits⸗ mte finden Unterſuchungen über das Verhalten der Cholerabazillen auf Nahrungs- und Genußmittel ſtatt, deren Ergebnis demnächſt ausführlich veröffent⸗ icht wird. Auf dem Fleiſch von Johannis-, Preiſel⸗ nd Himbeeren ſtarben die Bozillen bei Zimm'rtem⸗ eratur in 1 bis 3, im Fleiſch von ſauren Kirſchen, i Pfirſiſchen, einigen Sorten Birnen, flaumen und Aepfeln in 3 bis 6 Stunden, auf em Fleiſch von Aprikoſen, Erdbeeren, Stachelbeeren, ein'clauden aber erſt nach 20 bis 24 Stunden und in ſüßen Herzkirſchen. Birnen, einige Sorten Pflaumen und Gurken hielten ſie fich mehrere Tage. uf der Oberfläche der Früchte bleiben ſie weit nger lebensfähig. Im angekrockneten Zuſtande arben ſte auf der Oberfläche von Kirſchen, Stachel⸗ eeren Aprikoſen, große Pflaumen und weißen Jo⸗ annisb'eren erſt nach einem, auf der Oberfläche on Pfirfichen erſt nach 2 Tagen. Im feuchten Zu⸗ ſtande lebten ſie auf Kirſchen, Johannisbeeren und Gurken 5 bis 7 Tage. Wurden die Bazillen in⸗ deſſen auf der Oberflache von Johannisbeeren, Kir⸗ ſchen, Rein⸗clauden, Aprikoſen und Pflaumen dem direkten Sonnenlicht (33 Grad R'aumur) ausge⸗ ſetzt, ſo ſtarben ſie ſchon nach ſpäteſtens 5 Stunden. Von zur Unterſuchung herang⸗zogenen Getränken wurden die Bazillen vernichtet durch Weißwein in 5, Rotbwein in 10, Apfelwein in 10 Minuten, durch 4 Proz. erkalteten Aufguß von cheneſiſchem Thee in 1, durch 6 Proz. erkalteten Kaffeeaufguß, ſowie durch Berliner Weißbier in 2, durch Münchener Patzenhofer und Pilſener Bier in 3, durch 5 Proz. Kaffteaufguß mit Zuſatz von Roggen und Zichorien in 5, nicht ſterfliſtrte Milch und 3 Proz. Aufguß von chineßiſchem Thee in 24 Stunden, 2 Proz. Theeaufguß in 4, durch einffündiges Kochen ſterili⸗ firter Milch in 10 Tagen. Auf Rollen-, Kau⸗ und Schnupftabak ſtarben die Cholerabozillen in 1 bis 2 Stunden; auf dem angefeuchteten Mundende von Cigarren werden ſie nach 7 Stunden vernichtet. Auf Zucker⸗, Mandel⸗ und Chokoladenkonfekt waren die Bazillen nach 24 Stunden, auf Bie quitkonfekt nach ſpäteſtens 4 Tagen abgeſtorben. Auf Salz und geräuchertem Häring gingen die Cholerabazillen in weniger als 14 Stunden, auf friſchem Flunder, Schellfiſch und Karfen in weniger als 2 Tage zu Grunde — Frankfurt, a. M., 15, Okt. An aſia⸗ tiſcher Cholera verſtarben hierſelbſt zwei Glieder einer Schifferfamilie, ein dreijähriges Kind und ein ſech⸗ zehnjähriges Mädchen. Das Polizeipräſtdium warnt vor dem Genuſſe von Mainwaſſer. — Dresden, Auf einem Felde der Seidnitzer Flur bei Langebrück wurde Abends der in der Dres⸗ dener Gasanſtalt beſchäftigt geweſene jtalieniſche Maurer Leonardo Fratte ermordet und ſeiner Baar⸗ ſchaft von 350 Mark beraubt. —. Drenkop a, 24. Okt. Ein Bohrſchiff, welches bei den Arbeitern beim eiſernen Thore in Verwendung ſtand, wurde mittels einer Dynamit⸗ patrone in die Luft gefprengt. 9 Arbeiter find ver⸗ unglückt, einer blieb ſofort tot. — Würzburg, 17. Okt. Heute Nacht find zwei gefährliche Verbrecher, Schneider Eckert und ausgebrochen, nachdem ſie ſechs Thüren geöffnet hatten. — Ottenſen, 15. Okt. Heute Nacht iſt die Georg Haller'ſche Erdölfabrik niedergebrannt. Schaden beträgt 400,000 M. 9 — W ien, 15. Oktober. In Folge heftiger Wolkenbrüche ſtürzten bei Genua fünfzehn Bräch n ein. Der Bahnverkehr Sondrio⸗Colilo iſt untere brochen. — Der Vetter vom Rhein, ein neuer Kalender aus Lahr, iſt für das Jahr 1893 erſchienen. Neu iſt nun eigentlich! dieſer Kalender nicht mehr, ſon⸗ dern er hat ſich ſchon einer Reihe von Jahren in vielen Familien eingebürgert und empfielt ſich auch heuer wieder durch ſeinen gediegenen Inhalt, ſeine ſaubere Ausſtattung und ſeine guten Illuſtratonen jedem Freunde einer volkstümlich ſchlichten und un⸗ terhaltenden Kalenderliteratur. Der im Druck und Verlag von Chr. Schömperlen in Lahr erſcheinen de „Vetter vom Rhein“ (Preis 30 Pfg.) bietet wie⸗ derum eine wohlaſſortierte Sammlung von Erzüh⸗ lungen ernſten und erheiternden Inhalls, Erörterungen wichtiger Zeitfragen, Anekdoten, kleine Gedichte und eine kurze, gut abgefaßte Ueberficht über die Welte begebenheiten, illuſtriert durch die wohlgetroffenen Porträts fürſtlicher Perſöhnlichkeiten. Im Anhang finden wir Münz⸗ Maß⸗ und Zinstabellen, Mitteil⸗ ungen aus dem Poſt⸗ und Telegraphen⸗Tarſf, ein Verzeichnis der Meſſen und Jahrmärkte, und ge⸗ meinnützige Notizen für Haushaltung und Geſund⸗ heitspfleae. eas ahn. Verfälschte schwarze Seide. 0 Man verbrenne ein Müſterchen des Stoffes ſacheein von dem man kaufen will, und die etwaige Ver⸗ fälſchung tritt ſofort zu Tage: Aechte, rein gefärbte litertzsche 2 Seide kräuſelt fofort zuſammen, verlöͤſcht bald und g vel, vers hinterläßt wenig Aſche von ganz hellbräunlicher E Farbe. Verfälſchte Seide (die leicht ſpeckig wird bricht) brennt langſam fort, namentlich glimmen die („Schlußfäden“ weiter wenn ſehr mit Faſtöroff erſchwert) und hinterläßt eine dunkelbraune Aſche die ſich im Gegenſatz zur üchten Seide nicht kräuſelt ſondern krümmt. Zerdrückt man die Aſche der ächten Seide, ſo zerſtäubt ſie, die der verfälschten nicht, Man been von ſeinen ächten Seidenſtoffen an Jedermann u, Schloſſer Langguth, aus dem neuen Juſtizarreſt einer Anderen angehören. Melanie ſtand vor ihm nd blickte ihm mit ernſtem traurigem Ausdruck in die Augen. „Nicht wahr, Curt,“ ſagte ſie ſanft, „Du kannteſt räulein von Scherwiz ſchon? Du lernteſt ſie nicht erſt heute kennen?“ 5 Da ſiel ihm ein, daß Mel nie jenes Bil geſehen hatte, und verwirrt und verlegen entgegnete 72 i „Ein einziges Mal habe ich ſie früher ſchon geſehen und zwar,“ ſetzte er in dem Gefühl, daß er Melanie irgend eine Erklärung ſchuldig ſei, hinzu, „unter ſo eigenthümlichen Umſtänden und in ſo öner Umgebung, daß ich eine Skizze entwarf. Du aſt ſie ja geſ⸗hen!“ „Ja,“ lautete deren Antwort, „das Bild iſt ausgezeichnet, Du haſt Dir ihre Züge wunderbar ngebrägt, wenn Du ſi: nur einmal geſehen hätteſt.“ Sie konnte ſich dieſe kleine Bosheit nicht ver⸗ „En ſolches Gicht läßt ſich nicht ſo leicht ver⸗ geſſen,“ entgegnete er ruhig. „Aber komm Melanie, laß uns diefen Walzer zuſammen tanzen.“ gen ——— —— 8. Capitel. Curt von Roddeck hatle den Muth, die Energie ſeiner Vorfahren geerbt. Er ſagte ſich, daß ihm durch ſeine Liebe eine Gefahr drohe, der er entfliehen müſſe, und koſte es ihm, was es wolle — er blieb ſeinem Entſchluſſe treu. Jede Einladung zu Bällen, Geſellſchaften und anderen Feſtlichkeiten, wo er gewärtig ſein mußte, begleitete die beiden Damen. So vergingen volle vier Monate, ohne daß Curt die ſchöne junge Comteß wiedergeſehen hätte. Inzwiſchen ward die ſchöne, reiche Erbin von einer großen Zahl Verehrer umgeben; aber all' die Schmeicheleien und Huldigungen hatten keinen Reiz für ſie, mit Freuden hätte ſie für ein einziges Wort von dem Grafen Roddick auf alle die Huldigungen verzichtet. Eines Tages fand ein großes F⸗ſt im Bota⸗ niſchen Garten ſtatt. Melanie von Selten hatte den Wunſch geäußert, das Feſt zu beſuchen, und Curt Es war ein herrlicher Tag im Juli. Kein Wölkchen war am Himmel zu ſehen, und die Luft war mild und balſamiſch. Die Gärten waren köͤſtlich hergerichtet, die Blumen ſtanden in ſchönſtem Flor, und die Roſenausſtellung entlockte jedem Beſchauer einen lauten Ausruf der Verwunderung. Als Curt mit ſeiner Braut und ſeiner Mutter einen ſchmalen ſchattigen Weg hinabging, ſtießen ſie plötzlich auf die Gräfin Scherwiz in Begleitung ihrer Adoptivlochter und mehrerer Herren. Man begrüßet ſich, man plauderte, und bald ſah ſich Curt — er wußte ſelbſt kaum wie — an Matthas Seite; mit bangklopfendem Herzen richtete er ein paar leiſe Worte an ſie. Der Weg war nur Gräfin von Roddeck: „Wir können doch hier nicht ſtehen bleiben! Ich muß jetzt zu den Roſen gehen. Curt, Du woll⸗ teſt Dir doch die Geranien anſehen, die find dort.“ Curt wandte ſich mit Martha der bezeichneten Stelle zu, und bald ſah er ſich mit ihr allein, denn ſchmal, und bald ſagte die die Gräfin Scherwiz mit ihrer ſchönen Adoptiptoch⸗ ter treffen, ſchlug er aus. Keiner der Geſellſchaft war ihnen gefolgt. „Die Ausſtellung macht Ihnen gewiß viel Der Seidenfabrikant G. Henneberg (K. . K. Hoflief.) Zürich verſendet gern Mutes zollfrei in's Haus rieſporto nach det 1 ral Schweiz. . 43 Höft Vergnügen,“ brach Curt endlich das läſtig werden Inis . Schweigen. g 1 Mariha ſah zu ihm auf ihre Blicke begegneten n ſich, und er bemerkte, daß ihre Augen feucht waren; mann ſelbſt b than eben, es entging ihm auch nicht, daß ihr ſchönes Geſicht ang kü etwas von ſeiner Jugendfriſche verloren halte und daß fi errſt und beftmmert ausſab. f W en ihn „Warum haben Sie uns nicht einmal besucht?“ n, der fragte ſie, als Anlwort auf ſeinen ſtummen Blic, 9 Vrſuchs „Sie waren mir, als ich Sie neulich auf dem Balle aten bol wiederſah, wie ein alter Freund.“ anz Keroffalne Aten In der Reſtdenz iſt es ſo ganz anders als wenne wie ich es gewöhnt bin,“ fuhr Martha in ſchwwer⸗ Aedenrn M ö 3 1 U an abonitt müthigem Tone fort, als ihr Begleiter nichts erw derte. „Jeder ſpricht daſſelbe, man hört nur Com, Mannen plimente und Schmeicheleien! Nur ſelten ſcheint Einer oe praßttf für den Anderen wirkliches Inter eſſe zu haben Se Sie, Graf Roddeck, find hier ein Anderer,“ ſpeach ſſe mit mattem Lächeln weiter, „in Bergsdor unterhiles ten Sie ſich mit mir, hier aber haben Sie mich ver geſſen.“ Nie vergaß Martha den angſterfüällten Blic, mit dem er ſich, als ſie dies ſagte, zu iht herab beugte. b Nl ö Un Gotkssuiden, Fruulen, luke bauch , mumir „Sie martern mich mit ihren Vorwürfen; ich will er Würth Ihnen ſagen, warum ich Sie meide, weil ich auf Wen Wunſch meiner Mutter meine Coufine Melanie bee hl n Ir. wauhen ſon und wel mit uns ſchon als hemiige e, d d lobte betrachten. Es ißt ein Verhangnß, an weiches 1 Syndüt man uns ſchon als Kinder gebunden hat. „Gelen 0 1 ben 0 5 ö üg (Fortſetzung folgt.) an 0 0 1 . r